Zitat:
Dieses Buch will keine Anklage sein und keine Entschuldigung.
Es ist ein Tatsachenbericht, das Szenarium eines weltbewegenden Dramas, eines Titanenkampfes, an dessen Folgen man kaum zu denken wagt.
Es ist ein Buch, das nicht von heute auf morgen entstand.
Der Autor hetzte fünfmal um die Welt, immer nach einem Ausweg aus dem Chaos suchend, aus dem Wirrwarr, in dem wir alle befangen sind, zehn Jahre lang auf der Suche nach Klarheit, mit allen Mitteln sich bemühend, Zusammenhänge aufzudecken, sich ein Weltbild zu schaffen.
Und dabei fand er, daß fast all die blutigen Konflikte unserer Zeit, all der Kampf und die Unrast und das Ringen um Macht schließlich immer wieder von den gleichen, wenig zahlreichen Männern entfacht werden. Daß es immer um die gleichen, wenig zahlreichen Dinge geht, die sie sich gegenseitig abjagen wollen: Getreide, Eisen, Baumwolle. Und Öl. Öl vor allem.
Da warf ein Großer dieser Erde eine Bemerkung hin, und dort sprach ein Schatzsucher, ein alter verbrauchter Pionier von seinen Plänen.
Da erlebte man in Südamerika die Eintönigkeit des Lebens auf einem Petroleumfeld und in Kalifornien den Rausch eines Öl-Booms.
Da spielte einem in New York der Zufall fast vergessene Dokumente in die Hand und in Neu-Guinea die Aufzeichnungen eines Prospektors.
Da fuhr man auf Tankschiffen rund um Europa und saß in Direktionsbüros den Herren des »Flüssigen Goldes« gegenüber. Da traf man Männer, die geholfen hatten, die Weltmacht Öl zu schaffen, und andre, die am Petroleum zugrunde gegangen waren.
Da las man sich durch unzählige Bände von Finanzberichten hindurch und versuchte, in Prospekten von Aktiengesellschaften die Wahrheit zu finden. Und so entstand schließlich Stein für Stein das Mosaik dieses Berichtes, das Szenarium des Dramas Öl, das typischer erscheint als alle anderen Kämpfe um die Wirtschaftsmacht.
Ein Tatsachenbericht, nichts weiter.
Ein Bericht, der trotz aller Mühe nur skizzenhaft ist. Ein Bericht aber, aus dem hoffentlich klar hervorgeht, wie unnütz die Kämpfe unserer Zeit sind, der hoffentlich zeigt, daß es ohne großen Plan nicht weitergeht.
Ein Bericht, der erlebt ist, in dem M e n s c h e n aus Fleisch und Blut die Hauptrolle spielen, Wesen, die hoffen und fürchten und leiden, M e n s c h e n, und nicht Ziffern.
Anton Zischka, Mai 1934
Auszug aus dem 12. KAPITEL
Zitat:
Daß der Kampf um Öl das Leben von Männern wie Harding und Primo de Rivera zerbricht, ist erschreckend genug. Aber es handelt sich längst nicht mehr um einzelne, es handelt sich auch nicht nur mehr allein darum, daß Ländern wie Spanien der Willen Deterdings und der Standard Oil auf gezwungen wird, daß Bolivien und Nicaragua, Kolumbien und vielleicht sogar Mexiko nichts andres als verkappte Kolonien der Ölherren sind. Heute wird die Frage immer brennender, ob der Kampf um Öl nicht sehr bald zu einem offenen Weltringen, zu einem neuen furchtbaren Weltkrieg werden wird. „Krieg wegen Öl? Unvorstellbar!" sagen die Optimisten. Aber auch der letzte Weltkrieg wurde ja von den Politikern noch einen Tag, bevor die offenen Feindseligkeiten begannen, als ganz und gar unmöglich erklärt. Heute ist die Politik des Öls so sehr mit der allgemeinen Politik Londons und Washingtons verknüpft, daß trotz aller Freundschaftsreden die Gefahr eines offenen Konfliktes zwischen den beiden Reichen viel größer ist, als die Gefahr eines deutsch-englischen Krieges es um 1910 herum war.
Voneinander so verschiedene Persönlichkeiten, wie der General Ludendorff, MacDonald und der russische Kriegsminister Worochiloff, Henry de Jouvenel und der ehemalige Chef des britischen Generalstabs Marschall Robertson, sprechen von der Möglichkeit, nein, der Wahrscheinlichkeit eines englisch-amerikanischen Krieges mit einer Offenheit und einer Menge von Beweismaterial, die einen zum schwärzesten Pessimisten machen können.
Gewiß, beim Ringen Amerikas und Englands um die Vormachtstellung auf den Weltmärkten geht es nicht nur um Öl, da handelt es sich ebensogut um Kautschuk, um Zinn, um Baumwolle und die Weltfrachten. Öl aber wird der Anstoß zum Krieg sein. Wenn beim Kampf um die andern Rohstoffe die Privatinteressen isolierte Vorstöße unternahmen, beim Öl mischten sich schon seit Beginn des neuen Jahrhunderts offen die Regierungen ein. Seit 1902 erteilt das Staatsdepartement in Washington Befehle an die Konsulate und Gesandtschaften, die so ziemlich alle im Stil der Order vom 16. August 1919 gehalten sind: „Die lebenswichtige Bedeutung der Ölreserven sowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft der Vereinigten Staaten ist dem Staatsdepartement neuerlich nachgewiesen worden. Da die Suche nach neuen Feldern und der Ausbau bekannter Quellen von andern Staaten überaus aggressiv geführt wird, wird von Ihnen verlangt, daß Sie erschöpfende Informationen über diese Tätigkeit einholen, daß Sie regelmäßig vertrauliche Berichte über erteilte oder nachgesuchte Konzessionen, über alle Änderungen in der Kontrolle von Gesellschaften der Ölindustrie liefern. Die vorliegende Order beauftragt Sie, alle Schritte amerikanischer Ölindustrieller auf das tatkräftigste zu unterstützen. Wobei darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß es sich um wahre amerikanische Interessen handeln muß, nicht etwa um fremde Firmen, die nur nach amerikanischem Recht konstituiert sind."
Aber England arbeitete noch viel besser. Die Regierung besitzt nicht nur die Aktienmehrheit der Anglo Persien Oil. Seit dem Kriege besteht eine „Petroleum Imperial Policy Dommission", ein Organismus, der, mit Hilfe Deterdings gegründet, die Kontrolle aller englischen Ölfirmen durch rein englisches Kapital, die Leitung durch verläßliche pro-englische Direktoren garantiert und der rechtlich in der Lage ist, von einem Tag zum andern die Majorität all dieser Gesellschaften der englischen Regierung zu übertragen. Jederzeit kann wiederholt werden, was zwischen 1914 und 1919 geschah: Englands gesamte Ölindustrie in Staatsverwaltung zu übergeben: Konflikt zwischen Amerika und England also und durchaus nicht nur zwischen Deterding und der Standard Oil. Und als dritte Großmacht des Öls ebenfalls ein Staat, eine ganze Nation: Rußland.
Anzunehmen, daß die drei Riesen sich zu einer friedlichen Ölpolitik vereinen werden, wäre nach den Erfahrungen der letzten 30 Jahre falsch. Anzunehmen, daß Rußland, das bisher den englisch-amerikanischen Kampf nur allein durch sein Dasein milderte, ein friedlicher Schiedsrichter sein wird, auch, nachdem es seinen zweiten Fünf-Jahr-Plan vollendet, seine Ölproduktion zur bedeutendsten der Welt gemacht haben wird, wäre allzu optimistisch.
Krieg um 1940 herum also, wenn Amerikas Ölreserven erschöpft, England und Rußland allein alle Felder haben werden?
Was Zischa nicht wissen konnte: Der
Zitat:
Reichskraftsprit G. m. b. H.
Berlin-Charlottenburg 9, Adolf-Hitler-Platz 7-9.
Telefon: Berlin: Sammelnummer 936641. Telegrammadresse: Monopolin, Berlin.
Geschäftsführer:
Bernhard Herdt, Berlin-Schlachtensee,. Schopenhauerstr. 21.
Stellv. Geschäftsführer:
C. O. Ostwald, Berlin-Charlottenburg, Preußenallee 40.
Prokuristen:
Willy Schöneberg, Berlin.
Paul Betzold, Berlin.
Gerhard Fritz, Berlin.
Aufsichtsrat:
(Für den Staat)
Dr. Erhard Kaiser, Finanzpräsident, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein Berlin W 50, Nürnberger Str. 50.
Gerhard Wolf, Präsident, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin W'9, Schellingstr. 14/15.
Dr. Richard Fritzweiler, Geheimrat, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin W'9, Schellingstr. 14/15.
von Heemskerck, Ministerialdirigent, Reichswirtschaftsministerium, Berlin W8, Behrenstr. 43.
Oskar Lindermayer, Ministerialrat, Reichsverkehrsministerium, Berlin W 9, Voßstraße 35.
Rueff, Ministerialrat, Tabakregie, Wien, Porzellangasse.
Hinz, Ministerialdirigent, Reichspostministerium, Berlin W66, Leipziger Straße 15.
Dr. Ed. Jens Jacobsen, Ministerialrat a. D., Wirtschaftsgruppe „Spiritusindustrie", Berlin NW 87, Schleswiger Ufer 2.
Dr. Fritz Fetzer, Ministerialrat, Allgemeines Marineamt, Oberkommando des Heeres, Berlin W35, Tirpitzufer.
Ernst Becht, Oberstleutnant, Chef der Rohstoff-Abteilung b. Obenkommando des Heeres, Berlin W35, Tirpitzufer 72/76.
ARAL-West:
L. Schmidt, Direktor, Benzol-Verband GmbH, Bochum, Wittener Straße 45-47.
ARAL-Ost:
Dr. Hans Berckemeyer, Generaldirektor, Benzol-Vereinigung des Ostens, Berlin N65, Müllerstr. 170/2.
GASOLIN (IG-Farben 50%, ESSO 25%, SHELL 25%)
Wilhelm Ranft, Direktor, Deutsche Gasolin A.-G., Berlin-Charlottenburg 9, Adolf-Hitler-Platz 7-9-11.
ESSO (Rockefeller)
Spangenberg, Direktor, Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft,
Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 21.
BP
Georg Gubisch, Direktor, Olex Deutsche Benzin- u. Petroleum GmbH, Schöneberg, Martin-Luther-Str. 61/66.
SHELL
Hans Brochhaus, Direktor, Gewerkschaft Deutsche Erdöl-Raffinerie „Deurag", Hannover, Hindenburgstr. 29.
Adolf Richter, Oekonomierat, Lautitz bei Löbau (Sa).
Bankverbindung
Deutsche Bank, Dep.-K. S 2, Berlin.
Dresdner Bank, Dep.-K. 57, Berlin.
Postscheckkonto Berlin 11557.
Gründung:
29 Juli 1925.
Gegenstand des Unternehmens:
Vertrieb von Spiritus zu motorischen Zwecken sowie hilfsweise von anderen Betriebsstoffen zu Kraftzwecken, insbesondere Benzin, Petroleum, Gasöl, Mineralölen, Benzol, nebst verwandten und ähnlichen Produkten, für sich allein oder in Verarbeitung oder Vermischung Zu dem Vertrieb gehört auch der An- und Verkauf, die Verarbeitung solcher und verwandter Produkte sowie Transport, Lagerung und ähnliche Manipulationen. Die Gesellschaft kann alle Geschäfte vornehmen, welche mit diesen Zwecken unmittelbar oder mittelbar in Verbindung stehen. Sie ist insbesondere befugt, Grundstücke zu erwerben und technische Anlagen für ihre Zwecke einzurichten, sich bei gleichartigen oder ähnlichen Unternehmungen zu beteiligen oder solche zu erwerben oder Interessengemeinschaften einzugehen.
Vertrieb der Motortreibstoffe „Monopolin", „Albizol". Vertrieb von R. K. S.-Autoöl.
Geschäftsjahr: 1. 10. bis 30. 9.
Stammkapital: Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 1 Million RM.
Gesellschafter:
1 Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin.
2 Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.-G., Hamburg. (SHELL)
3 Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft, Hamburg. (ESSO)
4 „Olex", Deutsche Benzin- und Petroleum-Gesellschaft m. b. H., Berlin. (BP)
5 Deutsche Gasolin Aktiengesellschaft, Berlin. (SHELL, ESSO, IG-Farben)
6 Benzol-Verband G. m. b. H., Bochum. (ARAL)
7 Benzol-Vereinigung des Ostens G. m. b. H., Berlin.
Verbandszugehörigkeit:
Fachgruppe 14 Mineralöl, Leiter: Th. Laue, Senator a.D., SS-Standartenführer, in Firma Bick & Laue, Bremen
Fachuntergruppe I Mineralöl und Mineralölerzeugnisse. Leiter Friedrich Breme, Ministerialrat a.D. Direktor der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (DPAG [Esso]), Hamburg
Stand: Berlin im April 1940
(Quelle: Handbuch der Internationalen Petroleum-Industrie 1940, Die Deutsche Kraftstoffwirtschaft, Industrieverlag von Hernhaussen K.-G. Berlin)