AW: HETZE eines Bischofs.
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FranzKonz
Eben nicht. Von Gottes Gnaden Fürst (König, Herzog ...) von irgendwas war bis zur Aufklärung die Regel, die Gleichheit vor dem Gesetz war gerade nicht gegeben. Immer wieder gern genommen in diesem Zusammenhang die Allgemeine Schutzrede von Thomas Münzer:
Sicher hatten auch die Aufklärer eine christliche Prägung, es konnte zu dieser Zeit gar nicht anders sein. Fakt ist aber, dass das organisierte Christentum diese Entwicklung weder leisten wollte, noch konnte. Erst die Überwindung des Christentums führte zur Weiterentwicklung der westlichen Welt.
Das ist doch in seiner Entwicklung zu betrachten, soweit die Kirche ja Stück für Stück mächtiger wurde gegenüber dem alten Schwertadel. Die Entwicklung lief ungefähr so: Da die Kirchenleute die Leute der Schrift und des Wissens waren übernahmen sie die Bürokratie des Adels, aber u.a. auch die Technikgebiete. Mit sich weiter ausbreitender Schrift, weiterer Bürokartie, höherem Technisierungsgrad, höherer Rationalisierung aufgrund dessen usw. wurden die Funktionen der Kirche mächtiger. Soweit übertrug sich auch das christliche Menschenbild immer weiter in die Machtausübung und Gestzesauslegung hinein. Die Strafen wurden u.a. immer "milder" (Foucault hat dies eindrucksvoll in "Überwachen und Strafen" dargestellt), der Delinquent immer mehr in die formale, abstraktere Gesetzlichkeit überstellt und die willkürliche Rechtsprechung des Schwertadels nahm ab.
Mit steigender Macht der Gelehrten gingen nun auch langsam immer mehr Machtansprüche einher, als nunmehr der untere Schriftadel immer mehr gegenüber dem alten Schwertadel aufbegehrte, was dann zuerst zur tatsächlichen Entmachtung dessen führte, gipfelnd im zentralistischen Absolutismus Ludwig des 14. Auf der Insel ja anders. Daraus dann frz. Revolution und die Aufklärung, deren Revolutionäre sich v.a. aus denjenigen zusammensetzten, welche sich als "mittlere" Gelehrte benachteiligt empfanden und dann sowohl gegen die Kirchoberen (die die obere Bürokratie ausmachten) aufbegehrten, ebenso wie gegen den verbliebenen, mehr oder minder schon vorher entmachteten Restadel.
AW: HETZE eines Bischofs.
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Gärtner
Ich sagte ja schon, in vielerlei Hinsicht lesen sich die Verlautbarungen des leitenden kirchlichen Bodenpersonals wie Marx oder Woelki inzwischen wie Pressemitteilungen der Linkspartei.
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Gärtner
Nein, warum sollte ich? Ich bin nicht wegen irgendwelcher Bischöfe in der Kirche, sondern wegen des Herrn Jesus. Obwohl ich zugebe, daß die Herren es mir nicht gerade leichter machen, mich für die Kirche einzusetzen.
Der hl. Bernhardin von Siena hat mal gesagt:
"Ja, die Kirche ist eine Mutter. Manchmal ist sie auch eine Schwiegermutter".
Danke, das sehe ich sehr ähnlich.
Die Kirche hat schon ganz andere Krisen ausgestanden. Wenn ich Woelki oder Marx lese, fällt mir oft Dyba ein: "Wenn man am Rand eines Abgrunds steht, ist der Schritt zurück ein Fortschritt."
AW: HETZE eines Bischofs.
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John Donne
Danke, das sehe ich sehr ähnlich.
Die Kirche hat schon ganz andere Krisen ausgestanden. Wenn ich Woelki oder Marx lese, fällt mir oft Dyba ein: "Wenn man am Rand eines Abgrunds steht, ist der Schritt zurück ein Fortschritt."
Ach ja, Dyba. Den habe ich erst viel später, nach seinem Tod auch inhaltlich zu schätzen gelernt. Ich kannte ihn von klein auf, er war mit dem Bruder meines Vaters befreundet. Mein Onkel hatte in den 60ern mal eine Kreuzfahrt unternommen und Dyba fungierte auf dem Pott ebenfalls urlaubshalber als Schiffskaplan. Damals lernten sie sich kennen und besuchten sich von da an regelmäßig bis zum Tode des Onkels Ende der 90er. Im persönlichen Umgang war er sehr angenehm und freundlich, wie das bei konservativen Hardlinern ja erstaunlich oft der Fall ist.
AW: HETZE eines Bischofs.
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Gärtner
Ach ja, Dyba. Den habe ich erst viel später, nach seinem Tod auch inhaltlich zu schätzen gelernt. Ich kannte ihn von klein auf, er war mit dem Bruder meines Vaters befreundet. Mein Onkel hatte in den 60ern mal eine Kreuzfahrt unternommen und Dyba fungierte auf dem Pott ebenfalls urlaubshalber als Schiffskaplan. Damals lernten sie sich kennen und besuchten sich von da an regelmäßig bis zum Tode des Onkels Ende der 90er. Im persönlichen Umgang war er sehr angenehm und freundlich, wie das bei konservativen Hardlinern ja erstaunlich oft der Fall ist.
Was ich sagen wollte, ist: es fehlt irgendwie ein Gegengewicht von seinem Kaliber. Das Zitat oben finde ich einfach sehr passend. Einereseits, weil ich an der katholischen Kirche immer ihr anderes Verhältnis zur Zeit geschätzt habe (und schätze), was gegen ein Anbiedern an den Zeitgeist immunisiert und demütig macht, weil es die Illusion nimmt, die heutige Zeit wäre besser und ihre Menschen den früheren ethisch-menschlich überlegen; schließlich sind die Probleme der Menschheit seit mehreren Jahrtausenden in leichter Variation nahezu unverändert. Andererseits, weil ich selbst durchaus konservativ bin (wobei ich in meiner Selbstwahrnehmung kein Hardliner bin): Etwas ist nicht allein daduch gut, daß es neu ist. Natürlich muß die christliche Botschaft immer auch im Licht der Zeit, in der die Gläubigen leben, erklärt werden. Schließlich soll der christliche Glaube auch im alltäglichen Leben eine Leitschnur sein. Der Weg der EKD kann aber sicher nicht zur Nachahmung empfohlen werden: Das Verhältnis von evangelischen zu katholischen Christen, das direkt nach dem Krieg bei ca. 2:1 lag, ist - auf deutlich niedrigerem Niveau auf 1:1 gesunken. Eben, weil die Austritte auf evangelischer die auf katholischer Seite zahlenmäßig im langjährigen Mittel deutlich überwogen haben. Ihre anbiedernde Modernität hat die EKD nicht vor einer Erosion der Mitgliederzahlen bewahrt.
Und ja: in vielen Fragen fehlt m.E. Dybas Stimme eben als Gegenpol, nicht als absolutes Fixum, das 1:1 umgesetzt werden müßte.