AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Stasiballade von Wolf Bierman
Menschlich fühl ich mich verbunden
mit den armen Stasi-Hunden
die bei Schnee und Regengüssen
mühsam auf mich achten müssen
die ein Mikrophon einbauten
um zu hören all die lauten
Lieder, Witze, leisen Flüche
auf dem Klo und in der Küche
- Brüder von der Sicherheit
ihr allein kennt all mein Leid
Ihr allein könnt Zeugnis geben wie mein
ganzes Menschenstreben
leidenschaftlich zart und wild
unsrer großen Sache gilt
Worte, die sonst wärn verscholln
bannt ihr fest auf Tonbandrolln
und ich weiß ja! Hin und wieder
singt im Bett ihr meine Lieder
- dankbar rechne ich euchs an:
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Eckermann
Komm ich nachts allein mal
müd aus meinem Bierlokal
und es würden mir auflauern
irgendwelche groben Bauern
die mich aus was weiß ich für
Gründen schnappten vor der Tür
- so was wäre ausgeschlossen
denn die grauen Kampfgenossen
von der Stasi würden - wetten?! -
mich vor Mord und Diebstahl retten
Denn die westlichen Gazetten
würden solch Verbrechen - wetten?! -
Ulbricht in die Schuhe schieben
(was sie ja besonders lieben!)
dabei sind wir Kommunisten
wirklich keine Anarchisten
Terror (individueller)
ist nach Marx ein grober Fehler
die Stasi ist, was will ich mehr
mein getreuer Leibwäch
mein getreuer Leibwäch
mein getreuer Leibwächter
Oder nehmen wir zum Beispiel
meinen sexuellen Freistil
meine Art, die so fatal war
und für meine Frau ne Qual war
nämlich diese ungeheuer
dumme Lust auf Abenteuer
- seit ich weiß, daß die Genossen
wachsam sind, ist ausgeschlossen
daß ich schamlos meine Pfläumen
pflücke von diversen Bäumen
Denn ich müßte ja riskiern
daß sie alles registriern
und dann meiner Frau serviern
so was würde mich geniern
also spring ich nie zur Seit
spare Nervenkraft und Zeit
die so aufgesparte Glut
kommt dann meinem Werk zugut
- kurzgesagt: die Sicherheit
sichert mir die Ewig
sichert mir die Ewig
sichert mir die Unsterblichkeit
Ach, mein Herz wird doch beklommen
solltet ihr mal plötzlich kommen
kämet ihr in eurer raschen
Art, Genossen, um zu kaschen
seis zu Haus bei meinem Weib
meinen armen nackten Leib
ohne menschliches Erbarmen
grade, wenn wir uns umarmen
oder irgendwo und wann
mit dem Teufel Havemann
Wenn wir singen oder grad
Konjak kippen, das wär schad
ach, bedenkt: ich sitz hier fest
darf nach Ost nicht, nicht nach West
darf nicht singen, darf nicht schrein
darf nicht, was ich bin, auch sein
- holtet ihr mich also doch
eines schwarzen Tags ins Loch
ach, für mich wär das doch fast
nichts als ein verschärfter
nichts als ein verschärfter
nichts als ein verschärfter Knast
Nachbemerkung und Zurücknahme
Doch ich will nicht auf die Spitze
treiben meine Galgenwitze
Gott weiß: es gibt Schöneres
als grad eure Schnauzen
Schönre Löcher gibt es auch
als das Loch von Bautzen
http://scifi.pages.at/stasihalle/lyrik.htm
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Was soll die Ballade von Biermann beweisen?
Der Mann war gegenüber der DDR völlig negativ eingestellt. Und wenn die DDR so gewesen wäre, wie es einige User hier beschreiben, dann wäre Biermann erschossen oder in´s KZ gekommen. So viel erst mal zum Thema faschistische DDR.
Im Übrigen muss man sich heute nur in der ehemaligen DDR in eine Kneipe setzen und das Thema zur Sprache bringen.
Kaum jemand will die DDR, so, wie sie war, wiederhaben. Aber kaum jemand ist mit diesem Staat, in dem wir heute leben, zufrieden.
Die Erwartungshaltung war einfach viel zu hoch.
Für mich allerdings, der ich in der DDR im System der gesellschaftlichen Weiterbildung integriert war, kam kaum etwas überraschend. So hatte ich mir das System vorgestellt und deshalb bin ich auch nie in die allg. Einheitsbesoffenheit verfallen. Vielleicht geht es mir gerade deshalb recht gut??
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Manitu
Der Mann war gegenüber der DDR völlig negativ eingestellt.
vornweg:
ich mag weder herrn biermann noch seine lieder.
ich mag es aber noch weniger, wenn jemand, wissentlich, wie ich annehme, geschichte verdreht.
der mann war der "DDR" gegenüber natürlich nicht völlig negativ eingestellt.
er wäre sonst wohl nicht 1953 von hamburg übergesiedelt und hätte sich kaum 1961 als kandidat der SED beworben, was allerdings zwei jahre später mit seiner nichtaufnahme endete.
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Ein Rechtsstatt, idem der Faschismus ausgerottet war.
Nazis wurden dort auch sofort erschossen.
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Torfi
Ein Rechtsstatt, idem der Faschismus ausgerottet war.
Nazis wurden dort auch sofort erschossen.
Ja klar. Sofort. Deshalb wurde torfi zur Voll-Waise. Jemand zeigte mit dem Finger auf torfis Eltern und rief "Nazis".
Da wurden sie sofort erschossen. Hinterher stellte sich heraus, dass sie bloß in der CDU waren.
Dieses Versehen brachte torfi eine Jugend beim FDJ-Ortsgruppenleiter ein.
Seitdem ist alles kurz neben der KPD tiefster Faschismus.
Hätten die Denuntianten kurz mit torfis Eltern gesprochen, wären diese noch am Leben.
Das haben Kommunismus und Faschismus gemeinsam: -mus
Und wir finden die Wörte Kommunion und Fasching fast drin wieder.
Und wenn ich jetzt noch ein wenig weiter blabber dann nenne ich mich torfi2.
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Manitu
Was soll die Ballade von Biermann beweisen?
Der Mann war gegenüber der DDR völlig negativ eingestellt. Und wenn die DDR so gewesen wäre, wie es einige User hier beschreiben, dann wäre Biermann erschossen oder in´s KZ gekommen. So viel erst mal zum Thema faschistische DDR.
Im Übrigen muss man sich heute nur in der ehemaligen DDR in eine Kneipe setzen und das Thema zur Sprache bringen.
Kaum jemand will die DDR, so, wie sie war, wiederhaben. Aber kaum jemand ist mit diesem Staat, in dem wir heute leben, zufrieden.
Die Erwartungshaltung war einfach viel zu hoch.
Für mich allerdings, der ich in der DDR im System der gesellschaftlichen Weiterbildung integriert war, kam kaum etwas überraschend. So hatte ich mir das System vorgestellt und deshalb bin ich auch nie in die allg. Einheitsbesoffenheit verfallen. Vielleicht geht es mir gerade deshalb recht gut??
auch damals musste man sich nur in eine "DDR" Kneipe setzen um zu hören wie unzufrieden die Leute mit ihrem Land waren.
Nur musste man aufpassen, das es nicht in die falschen Ohren kam sonst.....Bautzen, Brandenburg, Cottbus uä. "Disziplinierungseinrichtungen"!
Heute kann man in der Kneipe laut sagen, was für ein "Scheißstaat" das hier ist, oder man kann die jeweilige Situation verändern.
Gefangen ist man jetzt nur noch in seiner eigenen Beschränktheit.
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
mix up :
>>>> Die Praxis des Gefangenenfreikaufes brachte der DDR zwischen 1964 und 1985 Einnahmen von etwa 2,5 Mrd DM (Aufstellung von Schalk-Golodkowski für KoKo). Honecker zog später die Verfügungsgewalt über das MfS-Konto an sich und spendete hier und da ein paar Millionen an linke Bewegungen.
>>>> Seit der letzten Amnestie im Jahre 1979 gibt es bei uns keinen einzigen politischen Gefangenen mehr.(Honecker, 1985, Aufsätze und Reden, Bd.7, Berlin(Ost)
>>>> vom Freikauf ausgenommen waren Geheimnisträger, Fluchthelfer, §213'er (Republikflucht) mit Folgeschäden durch Selbstschussanlagen o.ä.
>>>> freigekauft wurden in den 70er Jahren etwa 1000 Personen/Jahr; in den 80ern ~1500/Jahr, insgesamt 33.755 Menschen zwischen 1963 und 1989
>>>> Verhandlungspartner des Westens war die Rechtsschutzstelle des BM für innerdeutsche Beziehungen. Sie bezog sich auf Schriftwechsel mit Verwandten und Organisationen. Wer nicht bekannt war hatte keine Möglichkeit einbezogen zu werden, es sei denn die DDR wollte ihn loswerden. Der Anteil dieser politisch inhaftierten Personen betrug in der Strafvollugseinrichtung Naumburg 1984/1985 etwa ~40 %. (Der Gesamtanteil der politischen dort ca. 90%)
http://scifi.pages.at/stasihalle/Alltag.htm
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Bernhard44
>>>> Die Praxis des Gefangenenfreikaufes brachte der DDR zwischen 1964 und 1985 Einnahmen von etwa 2,5 Mrd DM (Aufstellung von Schalk-Golodkowski für KoKo). Honecker zog später die Verfügungsgewalt über das MfS-Konto an sich und spendete hier und da ein paar Millionen an linke Bewegungen.
Tja, Menschenhandel war das einzige was richtig geklappt hat in der Ostzone. Die quantitative Ausreizung dieses "Industriezweiges" hätte allerdings zur Aufnahme der Arbeiten an einem neuen Projekt geführt: Verkäufe menschenleerer Grundstücke im großen Maße!
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Bernhard44
mix up :
>>>> Die Praxis des Gefangenenfreikaufes brachte der DDR zwischen 1964 und 1985 Einnahmen von
etwa 2,5 Mrd DM (Aufstellung von Schalk-Golodkowski für KoKo). Honecker zog später die Verfügungsgewalt über das MfS-Konto an sich und spendete hier und da ein paar Millionen an linke Bewegungen.
>>>> Seit der letzten Amnestie im Jahre 1979 gibt es bei uns keinen einzigen politischen Gefangenen mehr.(Honecker, 1985, Aufsätze und Reden, Bd.7, Berlin(Ost)
>>>> vom Freikauf ausgenommen waren Geheimnisträger, Fluchthelfer, §213'er (Republikflucht) mit Folgeschäden durch Selbstschussanlagen o.ä.
>>>> freigekauft wurden in den 70er Jahren etwa 1000 Personen/Jahr; in den 80ern ~1500/Jahr, insgesamt 33.755 Menschen zwischen 1963 und 1989
>>>> Verhandlungspartner des Westens war die Rechtsschutzstelle des BM für innerdeutsche Beziehungen. Sie bezog sich auf Schriftwechsel mit Verwandten und Organisationen. Wer nicht bekannt war hatte keine Möglichkeit einbezogen zu werden, es sei denn die DDR wollte ihn loswerden. Der Anteil dieser politisch inhaftierten Personen betrug in der Strafvollugseinrichtung Naumburg 1984/1985 etwa ~40 %. (Der Gesamtanteil der politischen dort ca. 90%)
http://scifi.pages.at/stasihalle/Alltag.htm
Der "Devisenbeschaffer" ist 2005 in Berlin auf Basis der alliierten Militärgesetze (SHAEF-Gesetz Nr.52) verurteilt worden. Nett und merkwürdig, oder ?
Alliiertes Militärrecht in Berlin in 2005 ??!! Was geht da ab ??
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
Zitat:
Zitat von Bernhard44
auch damals musste man sich nur in eine "DDR" Kneipe setzen um zu hören wie unzufrieden die Leute mit ihrem Land waren.
Nur musste man aufpassen, das es nicht in die falschen Ohren kam sonst.....Bautzen, Brandenburg, Cottbus uä. "Disziplinierungseinrichtungen"!
Heute kann man in der Kneipe laut sagen, was für ein "Scheißstaat" das hier ist, oder man kann die jeweilige Situation verändern.
Gefangen ist man jetzt nur noch in seiner eigenen Beschränktheit.
Hallo Bernhard. Wie ist es denn nun richtig?
Var. A: Die Menschen zeigten in der Kneipe ihre Unzufriedenheit mit der DDR?
Var. 2 Wer seine Unzufriedenheit zeigte, kam nach Bautzen?
Schwer zu begreifen.
Was Biermann betrifft:
Der Mann gehört meiner Meinung zu denen, die ein idealisiertes Weltbild haben. Solch eine Welt gibt es zur Zeit nirgenswo.
In der BRD hat es ihm nicht gefallen, drum glaubte er in der DDR sein Glück zu finden. Als es dort auch nicht so war, wie er es sich vorstellte, war er tief frustiert. Dass ist er noch heute, ein Schicksaal, dass er mit vielen Dissidenten teilt. Als Kronzeuge gegen die DDR taugt er meines Erachtens nach nichts.
Was die Veränderung des "Scheißstaates" betrifft, würde ich gerne wissen, wie Du Dir dieses vorstellst.