Moin,
Ich habe, wie ich bereits Jan in seinen Profilnachrichten mitteilte, folgenden Gedanken.
Der Himmel beziehungsweise die Hölle ist nichts weiter als eine Projektion des Menschen. Er befindet sich bereits im Diesseits gleichzeitig im Himmel und in der Hölle. Doch fangen wir von Anfang an an;
Laut Christentum wird ja jeder Mensch mit der Erbsünde geboren; der Mensch hat also, weil Adam vom Baum der Erkenntnis aß, bereits von Geburt an – ohne, dass ihm die anderen das beigebracht hätten – ein Verständnis von 'gut' und 'böse'. Dem Menschen wäre also laut Christentum nicht möglich, einen 'unverfälschten' Blick auf das Geschehen auf der Erde zu erhaschen; er wäre so oder so stets in seinen Urteilen gefangen und müsste ständig bewerten, wenn er sieht und hört und riecht, ob er das will oder nicht, ist dabei irrelevant.
Nun ist der Weg hinaus aus der Erbsünde die Erlösung durch den Herrn. Die Erlösung durch den Herren sähe so aus, dass der Herr 'alles gut' mache; dass er also den Gegensatz von 'gut' und 'böse' aufheben würde. Der andere Weg hinaus ist die ewige Verdammnis in die Hölle; doch in der Hölle müsste ja weiterhin ein Gegensatz von gut und böse bestehen, ansonsten könnte man ja gar nicht wirklich leiden, weil alles schlecht wäre.
Andererseits: Wenn 'alles gut' wäre, dann würden wir ja gar keinen Unterscheid zwischen 'gut' und 'schlecht' kennen. Wir wüssten gar nicht, wie es anders wäre; und somit wäre 'gut' wiederrum überhaupt nicht 'gut', sondern schlichtweg weder 'gut' noch 'schlecht'. Man kann also gar nicht 'alles gut' machen, weil sich dann die Gegensätzlichkeit aufheben würde; und wie wir schon aus dem Daoismus wissen, bestehen gut und böse lediglich, weil das Gegenteil von jeweiligen besteht.
Himmel und Hölle können also gar nicht qualifiziert werden, wenn wir keine Qualia mehr haben – denn diese entsteht wodurch? Durch das überaus menschliche Bewusstsein, welches daraus entsteht, dass wir ein Gefühl von 'gut' und 'böse' haben. Denn das Bewusstsein hat ja durchaus seine evolutionäre Berechtigung, zur Verbesserung des Kollektivs muss es dem Menschen möglich sein, reflektierend über seine Taten nachzudenken und nachzusinnen; sind wir von der 'Erbsünde' befreit, durch Himmel oder Hölle, sei dahin gestellt, so verlieren wir ebenso unser Bewusstsein, denn es hätte schlichtweg keinen Sinn mehr; wir würden die ewige Verdammnis oder das ewige Paradies schlichtweg nicht mitkriegen. Wir wären wieder wie die anderen Tiere.
Der Satan ist dabei eine Projektion des Menschen. Der Mensch ist aufgebaut wie eine Pyramide: Ganz oben steht die Vernunft, das Bewusstsein. Dieses 'entscheidet', handelt also, je nach Gutdünken. Doch denkt es natürlich nicht selbst; die Gedanken werden 'eingegeben' durch das Gehirn, durch Instanzen. Eine davon ist eine Art 'Satan'; genau die gedankliche Stimme, die einem immer das erzählt, was man gerade nicht hören möchte und die in Stresssituationen interessanterweise unglaublich stark wird; und wird der Stress zu heftig, übernimmt sie ganz und gar die Kontrolle, und der Mensch wird psychotisch, wenn er entsprechende Anlage hat, auf jeden Fall knallt er durch. Jeder hat somit seinen persönlichen Jesus und seinen persönlichen Satan; jeder hat sein Yin und sein Yang, was viel treffender ist, denn eigentlich kann man gar nicht unterscheiden, wer hier der 'Böse' und wer der 'Gute' ist, weil beide nur das beste für die Welt erreichen wollen, dabei allerdings nicht durchblicken können, weil der Mensch selbst das nicht durchblickt, dass gut und böse lediglich Konstrukte des menschlichen Verstandes sind und somit keinen absoluten Wert besitzen.
Morgen schreibe ich mehr Zeug. Hoffentlich äußern sich ein paar Christen, sisyphos und noch ein paar ... bis dahin einen schönen Abend!
Leo