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Thema: Über Himmel und Hölle

  1. #1
    meh
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    Standard Über Himmel und Hölle

    Moin,

    Ich habe, wie ich bereits Jan in seinen Profilnachrichten mitteilte, folgenden Gedanken.

    Der Himmel beziehungsweise die Hölle ist nichts weiter als eine Projektion des Menschen. Er befindet sich bereits im Diesseits gleichzeitig im Himmel und in der Hölle. Doch fangen wir von Anfang an an;

    Laut Christentum wird ja jeder Mensch mit der Erbsünde geboren; der Mensch hat also, weil Adam vom Baum der Erkenntnis aß, bereits von Geburt an – ohne, dass ihm die anderen das beigebracht hätten – ein Verständnis von 'gut' und 'böse'. Dem Menschen wäre also laut Christentum nicht möglich, einen 'unverfälschten' Blick auf das Geschehen auf der Erde zu erhaschen; er wäre so oder so stets in seinen Urteilen gefangen und müsste ständig bewerten, wenn er sieht und hört und riecht, ob er das will oder nicht, ist dabei irrelevant.

    Nun ist der Weg hinaus aus der Erbsünde die Erlösung durch den Herrn. Die Erlösung durch den Herren sähe so aus, dass der Herr 'alles gut' mache; dass er also den Gegensatz von 'gut' und 'böse' aufheben würde. Der andere Weg hinaus ist die ewige Verdammnis in die Hölle; doch in der Hölle müsste ja weiterhin ein Gegensatz von gut und böse bestehen, ansonsten könnte man ja gar nicht wirklich leiden, weil alles schlecht wäre.

    Andererseits: Wenn 'alles gut' wäre, dann würden wir ja gar keinen Unterscheid zwischen 'gut' und 'schlecht' kennen. Wir wüssten gar nicht, wie es anders wäre; und somit wäre 'gut' wiederrum überhaupt nicht 'gut', sondern schlichtweg weder 'gut' noch 'schlecht'. Man kann also gar nicht 'alles gut' machen, weil sich dann die Gegensätzlichkeit aufheben würde; und wie wir schon aus dem Daoismus wissen, bestehen gut und böse lediglich, weil das Gegenteil von jeweiligen besteht.

    Himmel und Hölle können also gar nicht qualifiziert werden, wenn wir keine Qualia mehr haben – denn diese entsteht wodurch? Durch das überaus menschliche Bewusstsein, welches daraus entsteht, dass wir ein Gefühl von 'gut' und 'böse' haben. Denn das Bewusstsein hat ja durchaus seine evolutionäre Berechtigung, zur Verbesserung des Kollektivs muss es dem Menschen möglich sein, reflektierend über seine Taten nachzudenken und nachzusinnen; sind wir von der 'Erbsünde' befreit, durch Himmel oder Hölle, sei dahin gestellt, so verlieren wir ebenso unser Bewusstsein, denn es hätte schlichtweg keinen Sinn mehr; wir würden die ewige Verdammnis oder das ewige Paradies schlichtweg nicht mitkriegen. Wir wären wieder wie die anderen Tiere.

    Der Satan ist dabei eine Projektion des Menschen. Der Mensch ist aufgebaut wie eine Pyramide: Ganz oben steht die Vernunft, das Bewusstsein. Dieses 'entscheidet', handelt also, je nach Gutdünken. Doch denkt es natürlich nicht selbst; die Gedanken werden 'eingegeben' durch das Gehirn, durch Instanzen. Eine davon ist eine Art 'Satan'; genau die gedankliche Stimme, die einem immer das erzählt, was man gerade nicht hören möchte und die in Stresssituationen interessanterweise unglaublich stark wird; und wird der Stress zu heftig, übernimmt sie ganz und gar die Kontrolle, und der Mensch wird psychotisch, wenn er entsprechende Anlage hat, auf jeden Fall knallt er durch. Jeder hat somit seinen persönlichen Jesus und seinen persönlichen Satan; jeder hat sein Yin und sein Yang, was viel treffender ist, denn eigentlich kann man gar nicht unterscheiden, wer hier der 'Böse' und wer der 'Gute' ist, weil beide nur das beste für die Welt erreichen wollen, dabei allerdings nicht durchblicken können, weil der Mensch selbst das nicht durchblickt, dass gut und böse lediglich Konstrukte des menschlichen Verstandes sind und somit keinen absoluten Wert besitzen.

    Morgen schreibe ich mehr Zeug. Hoffentlich äußern sich ein paar Christen, sisyphos und noch ein paar ... bis dahin einen schönen Abend!



    Leo

  2. #2
    Laird of Glencairn Benutzerbild von Berwick
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Ist "Himmel und Hölle" nicht auch ein Kinderspiel?

  3. #3
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Früher gab es außer der Folter kaum Mittel zur Verbrechensbekämpfung. Da aber eine Gesellschaft in der das Verbrechen grassiert kaum funktioniert, brauchte man Abhilfe.
    Also erzählte man den Menschen, dass da oben ein Typ sitzt der alles sieht und alles weiß und wenn man stirbt entscheidet er ob man die Hölle oder in den Himmel kommt.
    Ziemlich praktischer Trick der Herrschenden...
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  4. #4
    meh
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Früher gab es außer der Folter kaum Mittel zur Verbrechensbekämpfung. Da aber eine Gesellschaft in der das Verbrechen grassiert kaum funktioniert, brauchte man Abhilfe.
    Also erzählte man den Menschen, dass da oben ein Typ sitzt der alles sieht und alles weiß und wenn man stirbt entscheidet er ob man die Hölle oder in den Himmel kommt.
    Ziemlich praktischer Trick der Herrschenden...
    Das scheint mir doch ein wenig zu simpel.

    Oder bist Du tatsächlich der Meinung, frühe Herrscher hätten den Dualismus des Seins durchschaut und darauf aufbauend eine Ideologie gebastelt? - Halte ich für ausgeschlossen.

    Was viel wahrscheinlicher ist: Die ganz alten Religionen waren lediglich darauf basierend, die zwei Seiten abzubilden. Aus diesen 'zwei Seiten' entwickelte sich dann schließlich entweder eine Religion um die zwei Seiten - Daoismus - oder eine Projektion davon - Christentum beispielsweise. Im Christentum wird eben darauf gepocht, dass es eine gute und eine schlechte Seite gibt, dass es gute Dinge gibt, die man tun kann, und die einem am Ende wie auf ein virtuelles Konto angerechnet werden, und schlechte Dinge, die ebenso angerechnet werden.

    Nun ist das ja durchaus evolutionär zu erklären. Denn 'gute' Taten sind meistens kollektiv sinnvolle Taten; 'schlechte' Taten dagegen egoistische Taten. Und schon haben wir's. Das sind alles nur Projektionen der zwei Seiten des Seins, wie sie ZhuangZi schon vor tausenden von Jahren durchschaute. Frühere Religionen projezierten auch schon, und zwar von den zwei Seiten auf 'Mann' und 'Frau' - Mutter Natur und Vater Staat. Nicht umsonst war im Christentum lange Zeit die Weiblichkeit als Wurzel allen Übels bekannt.

    Ps. Das hier sind alles nur frei assoziierte Teilstücke, die ich irgendwann mal in ein ganzes zusammenfügen werde. Ich liefert mir wertvollen Input, sodass ich weiter schreiben kann. Bitte weiter so, das funktioniert super! :]
    Geändert von Leo Navis (09.10.2010 um 10:47 Uhr)

  5. #5
    bernhard44
    Gast

    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    das ewige Spiel der Gegensätze!
    Erst das Bewusstsein schafft Kriterien wie gut und böse!
    In der Tierwelt gibt es das nicht! Dort gibt es nur eines - stark oder schwach, fressen oder gefressen werden!

  6. #6
    meh
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Zitat Zitat von bernhard44 Beitrag anzeigen
    das ewige Spiel der Gegensätze!
    Erst das Bewusstsein schafft Kriterien wie gut und böse!
    In der Tierwelt gibt es das nicht! Dort gibt es nur eines - stark oder schwach, fressen oder gefressen werden!
    Aber auch das sind ja Gegensätze. Könnte es nicht sein, dass die ganze Welt lediglich auf zwei Seiten der gleichen Medaille basiert, und nicht existieren könnte, wäre sie 'eingleisig'?

    Und wäre es nicht möglich, dass wir in Himmel und Hölle die höchste Projektion dieser Zweiseitigkeit sehen - und somit die Religion erklären könnten?

  7. #7
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Zitat Zitat von Leo Navis Beitrag anzeigen
    Das scheint mir doch ein wenig zu simpel.
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    Ich finds total logisch. Im Mittelalter hat man halt kaum ein Mittel dagegen, das jemand in der Nacht einfach einen über die Rübe zieht.
    Da ist die Furcht der Menschen vor der Hölle ein ganz probates Mittel. Und wer immer schön anständig ist, freut sich eben auf den Himmel. Das Konzept von Zuckerbrot und Peitsche.

    Davon wird ja auch heute noch in den USA exzessiv Gebrauch gemacht. Die Gefangenen dort bekommen Haftverkürzung wenn sie an religösen Veranstaltungen teilnehmen.
    Geändert von Lichtblau (09.10.2010 um 11:11 Uhr)
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  8. #8
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Zitat Zitat von Leo Navis Beitrag anzeigen
    Der Satan ist dabei eine Projektion des Menschen. Der Mensch ist aufgebaut wie eine Pyramide: Ganz oben steht die Vernunft, das Bewusstsein. Dieses 'entscheidet', handelt also, je nach Gutdünken. Doch denkt es natürlich nicht selbst; die Gedanken werden 'eingegeben' durch das Gehirn, durch Instanzen. Eine davon ist eine Art 'Satan'; genau die gedankliche Stimme, die einem immer das erzählt, was man gerade nicht hören möchte und die in Stresssituationen interessanterweise unglaublich stark wird; und wird der Stress zu heftig, übernimmt sie ganz und gar die Kontrolle, und der Mensch wird psychotisch, wenn er entsprechende Anlage hat, auf jeden Fall knallt er durch. Jeder hat somit seinen persönlichen Jesus und seinen persönlichen Satan; jeder hat sein Yin und sein Yang, was viel treffender ist, denn eigentlich kann man gar nicht unterscheiden, wer hier der 'Böse' und wer der 'Gute' ist, weil beide nur das beste für die Welt erreichen wollen, dabei allerdings nicht durchblicken können, weil der Mensch selbst das nicht durchblickt, dass gut und böse lediglich Konstrukte des menschlichen Verstandes sind und somit keinen absoluten Wert besitzen.
    Ich glaube hier hast du einfach das Konzept vom Es-Ich-Überich von Freud wiederentdeckt.

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Wenn 2 Kinder spielen und das "Es" begehrt vom anderen Kind die Schippe, sagt ihm das "Überich" das dies nicht geht, weil die Schippe dem anderen Kind gehört. Das "Ich" ist nun in den Konflikt des Triebes und Moralvorstellung gestellt, und kämpft einen inneren Kampf.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Transzendentaler Idealismus ist die logische Konsequenz jedes Aufgeklärten.

    ---

  10. #10
    coffee & cigarettes Benutzerbild von marc
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    Standard AW: Über Himmel und Hölle

    Zitat Zitat von Berwick Beitrag anzeigen
    Ist "Himmel und Hölle" nicht auch ein Kinderspiel?
    Ne, Blutwurst mit Püree und Apfelkompott. Ach moment, das war Himmel un Äd.
    Schlimmer kann's in der Hölle aber auch net sein. :P

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