Deutschlands gefährliche Söhne
Deutschland wappnet sich gegen islamistischen Terror. Doch der kommt nicht aus den Weiten der arabischen Wüste - die Terroristen sind in deutschen Städten aufgewachsen. Was treibt junge Menschen aus Berlin oder Ulm an den Hindukusch?
In einem Propagandavideo wettert der Terrorist «Ajub der Deutsche» gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan.
So hatte er sich den Heiligen Krieg nicht vorgestellt: Einsamkeit, Entbehrungen, die ständige Gefahr durch Drohnen der CIADie Central Intelligence Agency (Zentraler Nachrichtendienst) ist der Auslandsnachrichtendienst der USA.. Auch über Gewaltmärsche mit schweren Waffen beklagte sich der Deutsch-Syrer Rami M. in abgehörten Gesprächen mit Familienangehörigen. Und Schlangen gebe es auch.
Er hat wohl einige Illusionen verloren, seit er im März 2009 Deutschland heimlich verließ, um im afghanisch-pakistanischen Grenzland gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Mitte 2010 soll Rami M. sich bei der deutschen Botschaft in Islamabad gemeldet haben: Er wolle heim, nach Deutschland, und brauche einen Reisepass. Weit kam er indes nicht, die pakistanischen Behörden nahmen ihn auf dem Weg zur Botschaft in Frauenkleidern fest, inzwischen wurde er nach Deutschland gebracht und sitzt in Haft.
Einige der jungen Möchtegern-Terroristen hätten in den Lagern in Südasien einen regelrechten Kulturschock bekommen, meint Claudia Sautter. Gemeinsam mit zwei Kollegen hat die Journalistin sich intensiv mit dem Phänomen der Terror-Jünger beschäftigt und das Buch Söhne des Dschihad geschrieben. «Sie mussten feststellen», meint Sautter, «dass das Geschäft des Dschihad keinen spielerischen Abenteuer-Charakter hat». Einige Leute wollten aussteigen, und hätten gegenüber den Sicherheitsbehörden «ausgepackt».
Ihre Aussagen sind einer der Gründe dafür, dass Deutschland in diesen Tagen mancherorts aussieht wie eine belagerte Festung. An Bahnhöfen und Flughäfen, in Zügen und U-Bahnen patrouillieren Polizisten mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen. Das Berliner Reichstagsgebäude ist weiträumig abgesperrt. Und Politik und Medien diskutieren über schärfere Sicherheitsgesetze und darüber, ob die Bundeswehr in deutschen Städten die Polizei unterstützen sollte.
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