[Links nur für registrierte Nutzer]
28.11.2010
Besuch in den „besetzen Gebieten“. Wer in Israel mal was Verrücktes machen will, der fährt mit einem israelischen Auto in die „besetzten Gebiete“.
Von Michael Mross
Wer in Israel mal was Verrücktes machen will, der fährt mit einem israelischen Auto in die „besetzten Gebiete“ – etwas, was ein Israeli nie tun würde – aus Angst vor Anschlägen und Entführung.
Nachdem wir die israelischen Kontrollen passiert haben, fahren wir zunächst unbehelligt in Richtung Nablus. Ab und zu ein ungläubiger Blick von den Menschen am Straßenrand, denn
unser Auto hat ein auffälliges israelisches Nummernschild. Diese sind gelb und ein „IL“ prangt gut sichtbar neben der Nummer. Die palästinensischen Schilder sind dagegen weiß und zeigen ein „PL“.
Ein paar Kilometer später pfeifen uns schwer bewaffnete palästinensische Soldaten* von der Strasse. Was wir hier wollen, fragen sie in schlechtem englisch. Wir erwidern: „Friends, Tourism“. Sie verlangen den Pass und unterhalten sich in Arabisch. Während ich schon geistig darüber nachdenke, was wohl passiert, wenn wir die Pässe nicht wieder zurückkriegen, unterhalten sich die Soldaten leicht erheitert offenbar über uns. Eine echte Kommunikation kommt dagegen nicht zustande.
Minuten später erhalten wir die Papiere wieder zurück: „Welcome to Palistine“ rufen sie uns zu. Wir geben Gas. (*Später stellte sich natürlich heraus, es waren keine Soldaten, sondern Polizisten - sahen aber so aus)
... Nablus hatte in den letzten Jahren den Ruf als „Terroristennest“, weil von hier aus viele Selbstmordattentäter nach „drüben“ gegangen sind. ...
... Wir parken unser israelisches Auto gleich mitten im Stadtzentrum.
Ein israelisches Auto mitten in Nablus - da staunen die Einwohner.
... Man sieht uns deutlich an, dass wir keine Araber sind und unseresgleichen begegnet man in Nablus kaum. Doch die Menschen sind freundlich und hilfsbereit.
...
Der Mann macht einen leicht resignierten Eindruck.
„Wenn die Politiker nicht wären, könnten wir hier alle in Frieden leben“, sagt er. Die Palästinenser würden von der Weltpolitik verheizt. Er beklagt die Korruption in der Politik hier und drüben, in Jerusalem. Die Menschen in den „Gebieten“ versuchten unterdessen, ihr eigenes „Ding“ durchzuziehen.
So hätte er einmal eine große Party mit israelischen Siedlern gefeiert. „Wie das?“ – will ich wissen. „Sind das nicht eure größten Feinde?“. „Nein“ antwortet Kanaan.
„Viele Siedler sind echte Anarchisten. Und das macht sie sympathisch. Wir haben alle die Nase voll von den Politikern. Und das vereint uns.“
... Ansonsten ist die Situation in der Gegend aber immer noch sehr angespannt und in Zukunft sicher auch explosiv. Darüber spreche ich mit Kanaan in seinem Olivenhain bei Nablus. Ist Frieden möglich?
[Links nur für registrierte Nutzer]