Den Todestrakten der USA gehen die Giftspritzen aus. Die Behörden müssen Hinrichtungen verschieben und suchen im Ausland nach Giftlieferanten - wohl auch in Deutschland. Gesundheitsminister Rösler will solche Deals um jeden Preis verhindern.
Kenneth Biros war ein verurteilter Vergewaltiger und Mörder - und er war der erste zum Tode verurteilte Mensch, der in Ohio durch eine Giftspritze starb, die ausschließlich den Wirkstoff Thiopental enthielt.
In 33 weiteren Bundesstaaten ist Thiopental zumindest einer von drei Bestandteilen des Gift-Cocktails.
Denn den Amerikanern geht das Thiopental aus, weshalb sie weltweit nach Nachschub suchen - vermutlich auch in Deutschland.
Eine solche Lieferung aus Deutschland nach Übersee wäre zwar völlig legal, nach Meinung von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) allerdings auf keinen Fall mit deutschen und europäischen Werten und Grundsätzen vereinbar. In einem der Süddeutschen Zeitung vorliegenden Schreiben an die Herstellerfirmen und den Pharma-Großhandelsverband ruft Rösler deshalb dazu auf, die Anfrage aus den USA zu ignorieren. "Soweit Ihre Firma Thiopental-Natrium enthaltende Arzneimittel in Verkehr bringt, möchte ich Sie eindringlich bitten, solchen Lieferungsersuchen nicht zu entsprechen", heißt es in dem Schreiben.
Das Auswärtige Amt wurde wegen einer Anfrage in Großbritannien auf die Ankaufversuche der USA aufmerksam. Das Gesundheitsministerium befürchtet nun, dass auch deutsche Hersteller angefragt werden oder bereits angefragt worden sind. Um auf jeden Fall eine Thiopental-Lieferung aus Deutschland in die USA zu verhindern, suchten die Juristen der Bundesregierung zunächst nach Wegen, ein solches Geschäft zu verbieten. Ohne Erfolg.
Als letztes Mittel setzt Rösler deshalb nun auf seinen persönlichen Appell.