Salüte,
Die taz hat neulich über eine "Strategie-Debatte in der NPD" berichtet. Im "internen E-Mailverkehr der NPD", der anscheinend den sächsischen Grünen vorliegt, werde vorallem über einen Kommentar von Frank Franz gestritten, den dieser auf seiner Webseite gepostet hat - und für NPD-Verhältnisse ist dieser Kommentar gar nicht so dumm.
Ich zitiere:
Ich höre so manches Argument seit vielen Jahren. Es müsse den Leuten nur noch schlechter gehen, dann kämen sie quasi von ganz alleine zu uns. Auch beliebt ist, daß das „System“ sowieso zusammenbricht, was wiederum dazu führen müsse, daß die Wähler in Scharen zu uns kommen. Ich frage mich nur, wann dieser Zeitpunkt erreicht sein soll? Es wird seit Jahrzehnten zunehmend schlechter. Und dennoch schaffen wir die fünf Prozent nicht einmal in Sachsen-Anhalt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, was uns den Einzug verhagelt hat. Wenn wir um jedes Zehntel zittern müssen, dann machen wir etwas nicht richtig.
(...)
Auch das Warten auf den „Systemzusammenbruch“ scheint mir absurd.Kann sich der „normale Bürger“ mit den von uns formulierten Zielen identifizieren? Die Masse der Bürger fordert, was die NPD fordert? Wo sind dann die Wahlerfolge? Alles der VS und die Medien schuld?Wir stellen nicht die Spielregeln auf und wir haben weder Macht noch Mittel, an den Regeln etwas zu ändern. Zu glauben, mit idealistischem Eifer und scheinrevolutionärem Getue diese Regeln außer Kraft setzen zu können, scheint mir fernab der Realität. So mancher mag nun denken, ich hätte mich mit dieser Einschätzung dem „System“ ergeben. Doch was ist die Alternative? Gerade die eifrigsten Wortführer der „Anti-System-Fraktion“ haben doch die Wahl, in den „Untergrund“ zu gehen. Die Behauptung, das „System“ mit seinen eigenen Waffen schlagen zu wollen, ist entweder heuchlerisch oder Ausdruck von Angst, konsequent zu handeln. Darum lasse ich mir aus dieser Richtung keine „guten Ratschläge“ mehr geben. Auch das schlägt sich in der Glaubwürdigkeit. Der normale Bürger hat keine große Lust auf Revolution und Krawall. Bietet man ihm das an, dann muß man sich über ausbleibende Wahlerfolge nicht wundern.Ebenfalls kritisiert er die "subkulturellen Erscheinungen", die zum Teil "grotesk" seien und stellt sogar zur Diskussion, ob "man rigoros für das „Abstammungsprinzip“ eintreten oder sich „nur“ mit kriminellen und arbeitslosen Ausländern „beschäftigen“ [soll], wie es die SVP erfolgreich tut".Auch die Forderung, sich endlich und rigoros von dem historischen Nationalsozialismus loszusagen, liegt vielen am Herzen. Nicht nur, daß es hier vielfach um strafrechtlich relevante Fragen geht. Auch inhaltlich ist es paradox, die Meinungsfreiheit für sich selbst einzufordern, wo es eine solche in Systemen nicht gab, denen man nachhängt, womit wir wieder bei dem Schlüsselwort „Glaubwürdigkeit“ sind.
Aus dem taz-Artikel:
Udo Voigt sieht das erwartungsgemäß anders als der Peter-Marx-Zögling Frank Franz:In einer Mail führt Peter Schreiber viele selbstgemachte Mankos an, die der Partei schaden und ihre Bürgernähe gefährden, so das er erleben musste, dass in einem Fernsehbericht ein junger NPD-Funktionär sagte: "Warum können wir nicht einfach alle Juden gepflegt erschießen?" oder bei einer ihre Aufmärsche ein Kamerad vor Medienvertretern über einen Schwarzen auf der Gegenseite meinte: "Ich könnt' den Schwarzen die Fresse polieren, einfach nur dafür das er schwarz ist". In Klammer gesetzt führt er weiter aus: "Nur am Rande sei erwähnt, dass der 'Schwarze' eine geradezu intellektuelle Haltung hatte, während (...) doch einigen unserer Demonstrationsteilnehmer die Dämlichkeit geradezu aus den Augen sprang".
Links:Betont Voigt doch: "Allen selbsternannten Strategen" sei gleich "entgegengehalten", dass das "Umbinden von Krawatten und dem Tragen von Nadelstreifenanzügen, den Feind" nicht mehr "gewogener" mache.
Der Bundesvorsitzenden greift Franz gleich grundsätzlich an, ohne ihn namentlich zu erwähnen: "Für mich gibt es in der Politik allerdings Prinzipien" zu denen auch das "Bekenntnis zum Abstammungsprinzip" gehöre. So seien sie die einzigen, die sich den "diabolischen Kräften des Verderbnis" von Volk und Vaterland entgegen stellen würden. "Die jüngsten Wahlergebnisse begreifen wir als ein Menetekel – jetzt erst recht!", schreibt Voigt.
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Der radikale Flügel der NPD hat allerdings damit recht, daß die NPD aufhören müsste, die NPD zu sein, um nennenswerte Wahlerfolge zu erzielen, und das Hoffen auf den "Systemzusammenbruch" bzw. die hämische Vorfreude auf den islamischen Galgentod der BRD-Schwulis insofern n' gewisse Logik.
Und Udo Voigt ist ebenfalls zuzustimmen, wenn er betont, daß Krawatten und Anzüge den Feind nicht gewogener machen würden. Franz überbewertet auch "Glaubwürdigkeit", wenn er -eigentlich im Widerspruch zu seinen sonstigen Ausführungen- schreibt, daß nicht die Radikalität sondern eben jene "Glaubwürdigkeit" das zentrale Problem sei.
Aber richtig bleibt natürlich, daß man mit "grotesken subkulturelle Erscheinungen", die sich das Warten auf den Systemzusammenbruch mit Hinrichtungsphantasien versüßen, keinen Blumentopf gewinnen kann. Naja. Ein weites Feld.