Ein Krieg will in jeder Hinsicht sorgsam vorbereitet werden.
Rüstungsindustrie muss aufgebaut, die Waffen entwickelt und in ausreichender Zahl hergestellt werden. Das Volk muss kriegsbereit gemacht sein, und vor allem die Jugend, die im Kriege sterben wird, muss von Sinn und Gerechtigkeit des Krieges überzeugt werden. Schließlich muss, kurz vor dem faktischen Ausbruch, die volle Kriegsbereitschaft eigentlich hergestellt sein, zumindest dann, wenn man als Angreifer auftritt oder zumindest aufzutreten gedenkt - mit welcher Legitimation auch immer.
Diese Kriegsbereitschaft lässt sich nicht ewig, nicht mal lange auf hohem Niveau aufrecht erhalten, ohne zunehmend Resourcen in die reine Erhaltung dieser Bereitschaft zu investieren, die dann für die faktische Rüstung fehlen. Ein Krieg muss also auf einen festgelegten Beginn, ein Jahr, eigentlich sogar einen Monat hin geplant werden.
Diese generalstäblichen Binsenweisheiten waren auch der deutschen Führung natürlich bekannt. Betrachtet man sich den Stand vor allem der Marine-Rüstung Deutschlands zum Kriegsausbruch - aber ebenso gut auch der Infanterie, die nur partiell motorisiert, sonst oft noch beritten und gar nicht "blitzkriegs-tauglich" war - so kann man klar erkennen, dass dieser Zeitpunkt im Herbst 1939 eigentlich noch nicht gekommen war. Allerdings spielen nicht nur wirtschaftliche und strategische Entwicklungen eine Rolle, auch die politische "Großwetterlage" muss dem Plan entsprechend gestaltet werden, soweit dies irgendwie möglich ist.
Es ist bekannt, dass Hitler in der Vorstellung lebte, sich beeilen zu müssen, keine Zeit zu haben. Vielleicht hat er deswegen den Krieg zu einem Moment forciert - oder riskiert, wenn man annimmt, dass er wirklich nicht mit einem entschiedenen Eintreten Frankreichs und Englands für Polen glaubte - zu dem die deutsche Rüstung vielleicht bereit für einen Krieg gegen Polen, nicht jedoch für einen Weltkrieg war.
Es geht los:
Über Paishs Wirken: hier eine englische Diplomarbeit von 2011:
SIR GEORGE PAISH: AMBASSADOR OF FREE TRADE
mit dem Kapitel:
Proposal for Free Trade as Crisis Prevention (1925-1927) S. 74
Die Initiatorengruppe und die Entstehungsgeschichte der Denkschrift.
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Eine deutsche Rezension (pdf)
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Der Zeitungsartikel
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Die amerikanische Ausgabe (Volltext),
Über Universität Miami
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Inhaltsverzeichnis:
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Inhaltsverzeichnis, Seite 2 (Stimmt mit deuschem Inhaltsverzeichnis überein)
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Unterstützerliste ab S. 161.
Das amerikanische Vorwort ist wesentlich umfangreicher.Vorwort zur deutschen Ausgabe.
In viel höherem Maße als vor dem Kriege sind die einzelnen Nationen in ihren wirtschaftlichen Interessen und in ihrem Gedeihen aufeinander angewiesen. Alle wirtschaftlichen Hemmungen und Störungen, von denen ein Land heimgesucht wird, müssen auf die weltwirtschaftlich verflochtenen übrigen Länder und auf den Gesamtorganismus der Weltwirtschaft auf das nachteiligste zurückwirken, um so mehr, als die im Weltkriege geschlagenen Wunden noch keineswegs geheilt und die Widerstandsfähigkeit und die eigenen Kräfte der einzelnen Volkswirtschaften teilweise noch sehr geschwächt sind. Gegenseitige Ergänzung und Hilfe tun mehr denn je not.
Wenn der Verfasser davon ausgeht, daß der Friede wiederhergestellt und damit die Grundlage für den Wiederaufbau des Wohlstandes Europas gegeben sei, so ist das nur rein äußerlich zu verstehen, denn von einem wirklichen Frieden sind wir noch weit entfernt. In der Wirkung dauert der Krieg noch immer an; er wird nur mit anderen Mitteln geführt. Solange aber wahrer Friedensgeist noch nicht die neuen internationalen Beziehungen durchdrungen hat und die Handlungen aller maßgebenden Politiker leitet, solange er nur als Propagandaphrase ausgebeutet wird, solange muß jede Wiederaufbauarbeit gelähmt bleiben. Die Politik der Welt wird leider nach wie vor bei allem guten Willen einzelner Persönlichkeiten vorwiegend von den Militärpolitikern bestimmt. Um so erwünschter und notwendiger ist die Ver breitung und die ernsthafte Lektüre eines Buches wie das vorliegende von Sir George Paish, weil hier mit wirklich mannhafter Offenheit die Gefahr der Lage aufgezeigt wird.
Alle Länder, so urteilt Paish, Gläubiger sowohl wie Schuldner, leiden unter der falschen Einstellung der Weltpolitik: Die Vereinigten Staaten von Amerika als Gläubiger erwerben ausländische Schuldtitel, da sie Waren nicht nehmen wollen; doch werden sie dabei eine Grenze erreichen, über die hinaus der Kredit aufhört und ihre Schuldner nichts mehr von ihnen kaufen können. Die Schuldnerländer müssen einen steigenden Teil ihres Realeinkommens in den Dienst der Schuldentilgung stellen, so daß schließlich keine Kaufkraft mehr für den Import übrig bleibt. So wird die Entwicklung dazu zwingen, daß eine militärisch nationalistische Politik, wie sie Frankreich noch treibt, oder Maßnahmen, wie sie in Italien großartige Anfangserfolge erzielt haben, durch auf die Dauer berechnete wirtschaftliche Maßnahmen ersetzt werden. Rußland könnte, wenn es wollte, dank seinen unerschöpflichen eigenen natürlichen Hilfsquellen am leichtesten seine Wirtschaft wieder aufbauen. Schwieriger dürfte dies Deutschland fallen, da seine wirtschaftliche Struktur sich zu seinem Nachteil vollständig geändert hat. Vor dem Kriege hat es ergiebige ausländische Einnahmequellen besessen, die ihm die Bezahlung seiner lebensnotwendigen Einfuhr ermöglichten, während es jetzt nicht nur diese Einnahmen verloren, sondern außer den Lasten einer durch Gebietsverluste usw, verstärkt passiven Handelsbilanz auch noch die der Reparationen zu tragen hat. Die Unmöglichkeit, alle Verpflichtungen durch Ausfuhr zu begleichen, treibt es immer tiefer in die Verschuldung.
Paish zeigt uns mit erschreckender Klarheit, wie in allen Ländern noch Desorganisation herrscht und alle Versuche zur Besserung weniger mit wirtschaftlichen als mit politischen Widerständen zu kämpfen haben. Die Grundursache der ganzen Situation sieht er sehr richtig in der Tatsache, daß das meiste, was heute auf wirtschaftlichem Gebiet getan wird, durch militärische Motive beeinflußt wird und nicht dazu angetan ist, den Wohlstand zu heben, die Konsumkraft zu verbessern und die Produktion zu vergrößern. Die Folge sind neue Hemmungen und Störungen. Der Verfasser hält es für an der Zeit, die Streichung der internationalen Kriegsschulden überhaupt ins Auge zu fassen. Er bringt den Leser in überzeugender Weise zu dieser Erkenntnis.
Das Buch ist ein Weckruf und rüttelt das Weltgewissen auf, indem es die Frage aufwirft, ob die Welt aus der theoretischen Erkenntnis heraus zum praktischen Handeln schreiten wird. Werden wir noch einmal den krassen Versuch erleben müssen, in den internationalen Beziehungen der Völker die Machtauffassung siegreich werden zu lassen? Wir haben noch nicht die definitive Lösung des Dawesplanes und des internationalen Schuldenregulierungsproblems gefunden! Es geht nicht an, die Völker in würdige und unwürdige einzuteilen und dementsprechend zu behandeln, unproduktive Kriegsrüstungen unter Friedensbeteuerungen bis zumÜbermaB zu betreiben und ständig mit dem Säbel zu rasseln. Wirtschaftsfragen lassen sich nicht durch solche Mittel lösen. Paish sagt, im Frieden sei unser Nachbar unser Kunde und sein Wohlergehen unser Nutzen. Dieser Grundsatz hat sich bisher stets bewährt und gilt für die Völker mit dem gleichen Recht wie für den einzelnen. Nur wenn nach diesem Grundsatz an die Lösung der internationalen Nachkriegsprobleme herangetreten wird, darf man hoffen, vor allen Dingen auch die wichtige Frage der Schuldenregelung und in enger Verbindung damit des Warenaustausches befriedigend zu lösen.
Die Verblendung und Unkenntnis, welche zum Weltkrieg geführt haben, sollen nicht auch die Ursache werden, daß die Weltwirtschaft vollends zugrunde geht. Deshalb ist eine so autoritative Stimme zu begrüßen, welche vor den Gefahren und den unvermeidlichen Folgen der gegenwärtigen politischen Einstellung warnt. Ungewiß ist aber noch die Antwort auf die Frage: Werden die europäischen Nationen nicht nur die Einsicht, sondern auch den Mut und die Kraft aufbringen, sich dem militärpolitischen Geiste zu widersetzen und solchen Führern die Gefolgschaft zu versagen? Werden sie aus der Erkenntnis, daß sie wegen nationalistischer und militärischer Prestige-Fragen verkümmern, die Folgerung ziehen: „Wir machen nicht mehr mit, wir wollen leben"? Nur wenn das Paishsche Buch als ein solcher Weckruf seinen Widerhall in der Menschheit findet, werden wir Aussicht haben, die Krisis zu überwinden, und zum wahren Frieden kommen.
Dr. Hjalmar Schacht.
Geändert von Nereus (25.03.2012 um 04:57 Uhr)
Du schon wieder.. Du must die Ruestungsdaten nicht nur mit der Polens vergleichen, sondern zumindest mit den Ruestungsdaten von Frankreich, England und Russland. Wer Welteroberungsplaene Hitlers vorraussetzt auch mit denen der USA.
Das die deutsche Ruestung in keiner Weise geeignet war den Krieg zu fuehren von dem behauptet wird das er von Deutschland geplant worden waere, ist nun in diesem Strang ausreichend und in epischer Breite belegt worden.
Eine alleinige Gegenueberstellung mit polnischen Daten ist sachlich voellig am Thema vorbei und zeugt entweder davon das du absichtlich ein falsches Bild herbeibeschwoeren moechtest oder von deiner sachlichen Inkompetenz.
"A totalitarian society not only does not tolerate a freedom of opinion, but it cultivates by all means in its power a "received opinion," which all have to parrot, not only without checking it, but often without any understanding of what it means. " - David Cole
Es war für die kleinen Nationen wie Belgien, Niederlande u.a. sehr schwierig, sich dem Druck seitens England und USA zu entziehen, sich gegen eine von alliierter Seite geforderte Allianz gegen die "Achse des Bösen", also Deutschland, Italien und Japan, zu stellen.
Die gleiche Nummer wie Roosevelt und Chamberlain/Churchill zog vor einigen Jahren G.W. Bush gegen den Irak und gegen Afghanistan ab. Im Falle Iran und Syrien "möchte man schon gern wollen", nur "dürfen tut man sich noch nicht trauen".
Übrigens hat die Wehrmacht dann 1940 sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien Dokumente sichergestellt, die gemeinsame Operationsplanungen mit F und GB beweisen. Wirst Du übrigens auch nie in den ARD-Betroffenheits-Klageliedern sehen oder hören.
Werfen wir einen Blick an die Westfront am 10. Mai 1940:
Französische Armee entlang der franz/dtsch Grenze und an der belgischen Grenze > 82 Divisionen
dazu aus dem britischen Expeditionskorps unter Lord Gort > 9 Divisionen
In Belgien selbst (gemeinsame Op-Pläne mit GB und F) > 16 Divisionen
In Holland (ebenfalls gemeinsam Pläne mit GB und F) > 9 Divisionen
Dazu in Frankreich noch polnische Kräfte > 1 Division
Das sind 117 feindliche Divisionen gegenüber 71 deutschen Divisionen
Dazu müssen noch auf feindlicher Seite gerechnet werden > 28 Reserve-Divisionen
Ausserdem natürlich noch das gesamte in England befindliche britische Heer sowie die an der franz-italienischen Grenze (noch wusste man ja nicht, ob Mossulini Frankreich angreifen würde) und in Nordafrika stehenden französischen Divisionen.
Und jetzt mach Dir mal den Spaß und plane - als deutscher Kanzler - einen Weltkrieg. Ich sags Dir: Einfach ist das nicht
Angehörige der Leibstandarte kamen sogar zu mehr als "sichergestellten Dokumenten", aber das ist dann schon ganz böse Nazi-Propaganda.
[...]Besonders bemerkenswert nennt Hannes Bendixen die Tatsache, daß es am ersten Kampftag, also am 10. Mai 1940, auch gefangene englische Soldaten gab, neben den gefangenen Holländern. Da auch Fritz Witt, als Kompaniechef beim Regiment „Deutschland“, ebenfalls am ersten Tag, also am 10. Mai 1940, einige hundert Engländer und Franzosen gefangennahm, kann von einer Verletzung der Neutralität Hollands nur durch deutsche Soldaten keine Rede mehr sein.[...]
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