Hallo Rumpler, wen willst Du überrumpeln?
Wenn man schon Kleist von Seite 112 f zitiert, dann müßte man auch die Dokumente ab Seite 259 kennen: den Brief Hitlers vom 20.8.1939, nach dem erfolgreichen Handelsabkommen an Stalin, und dessen Antwort, sowie den „Hitler-Stalin-Vertrag mit dem geheimen Zusatzprotokoll vom 23.8.1939.
Diese vertrauensbildenden Maßnahmen haben doch zu den von Dir unverständlich erscheinenden Tatsachen in der Neuordnung des Ostraumes mit seinen Grenzziehungen geführt!
Heutige Historiker oder Propagandisten ahmen offenbar Hitler vom 22.6.41 nach und schelten die UdSSR wegen „Verrat“ und „imperialer Gelüste“: Darauf vertrauend, daß keiner die Absprachen aus den Geheimprotokollen kennt, wird behauptet
1)
Finnland wurde von den
Sowjets überfallen,
die „
Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert,
Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt,
von
Polen gar nicht zu reden,
dann
Bessarabien und die Nordbukovina besetzt.
der „
Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes),
2)
Und jetzt, im
November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl. der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen),
der
russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und
dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..
1) War alles so mit Hitler, laut Zusatzprotokoll, abgesprochen. Nach den großzügigen Gebietszusicherungen Hitlers an die Sowjets beim Freundschafts- und Grenzvertrag, wurde Stalin mißtrauisch. Laut Botschafterin Kolontai sagte er, nach der Abreise Ribbentrops, zu Molotow:
„Das war die Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion!“ (Kleist S. 229)
2) Um das zu prüfen, kam Molotow Ende 1940 nach Berlin und stellte Testfragen. Da im „Hitler-Stalin-Vertrag“ die
großdeutsche Interessenlosigkeit an Rumänien behauptet worden war und durch den Handelsvertrag russische Öllieferungen vereinbart waren, zeigte Molotow u.a. Test-Interesse für Verträge über die Südbokowina mit dem Ölgebiet.
Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten. Als Hitler in die Falle ging und
nun Interesse an Rumänien zeigte, wußte der Fuchs Molotow Bescheid.
Daher wurden auch bald, nach Zunahme der großdeutschen Militärbewegungen an der deutsch-sowjetischen Grenze, verstärkt sowjetische Sicherungsdivisionen an diese Grenze verlegt und ihnen ab 1.5.41 erhöhte Alarmbereitschaft verordnet, ohne einen sowjetischen Präventivangriff erkennen zu lassen.
So sahen es auch die Lageberichte der Wehrmachtsaufklärung „Fremdeheere Ost“ des Generals Tippelskich.
Da Angriff die beste Verteidigung ist, enthielten die „Roten Taschen“ der Alarmdivisionen, die erst auf Codewort bei einem deutschen Angriff zu öffnen waren, auch Angriffspläne auf deutsches Gebiet für die Vorausverteidigung. Aber der Angriff auf die Sowjetunion kam so plötzlich, wuchtig und vernichtend, daß keine Zeit zur Codewortausgabe und Vorausverteidigung blieb.
Aus den erbeuteten Alarmmappen bastelten die Goebbels-Propaganda und spätere Präventivkriegs-Theoretiker einen, durch den großdeutschen Angriff zuvorgekommenen, geplanten sowjetischen Großangriff“, was von keinem fachkundigen Militärhistoriker, wie Tippelskirch, vertreten wird.
Die großen militärischen Erfolge der Blitzangreiffer gleich nach dem Einmarsch, die auf einen gelähmten und verteidigungsschwachen Gegner trafen, widerlegen jede Präventivkriegsthese:
Sowjetische Verluste vom 22.6.-1.7.41 (10 Tage):
bis:....Panzerkw...Geschütze..Flugzeuge..Gefangen e Pz.Züge
1.7.......5774..........2330...........4725....... 160.000......4
10.7.....7615..........4423...........6233........ 400.000
6.8.....13145........10388...........9082........8 95.000
21.8...14000........15000.........11250.....1.250. 000
14.10............................................. .üb.3.000.000
9.11.............................................. ......3.632.000
Chronik der Ereignisse aus zeitgenössischen Quellen
1939
22.3. Litauen beschließt Rückgabe des Memelgebietes an Deutschland.
23.3. Deutsch-litauischer Staatsvertrag über die Rückgabe des Memelgebietes.
20.8.
Deutsch-sowjetrussisches Handelsabkommen.
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22.8.
Unterzeichnung des deutsch-sowjetrussischen Nichtangriffspaktes.
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Mit geheimen Zusatzprotokoll über Gebietsinteressen.
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Hintergrund:
Beiderseitige Wiedergewinnung der nach 1914, durch Krieg oder durch Versailler Vertrag und Völkerbundentscheidungen, verloren gegangenen Gebiete Großrusslands, Deutsches und Österreichisches Kaiserreich und Ordnung der Volkstumsgrenzen.
Großdeutsches Interessensgebiet (Deutsches Reich u. Österreich-Ungarn):
- Posen und Westpreußen mit Danzig, Ostoberschlesien
- Litauen wegen Memelgebiet
- Westgalizien
- ehemaliges Russischpolen bis Weichsel-San im Gebietstausch mit Österreichisch-Ostgalizien und österreichisch-ungarisches Buchenland (Bukowina, ab 1918 von Rumänien annektiert) wegen mehrheitlich ukrainischer Bevölkerung dort an Russland.
Sowjetunion als Nachfolgerin des Zarenreiches interessiert an:
- Ehemalige großrussische Provinzen Estland, Lettland und Finnland
- Bessearabien (mit Ukrainern, ab 1918 von Rumänien annektiert)
- Bukowina u. Ostgalizien im Tausch gegen Russischpolen.
- „Ostpolen“ (mit Weißrussen, Ukrainern, nach 1919 von Polen annektiert)
Die Polenaufteilung erfolgte entlang der Flüsse Pissa, Narew, Weichsel und San.
1.9.
Deutscher Angriff gegen Polen beginnt. Angeblich wegen Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich.
3.9. England und Frankreich erklären Krieg gegen Deutschland. Sowjetrussland wird später nur als Angreifer gerügt und muß den Völkerbund verlassen. Die USA erklären ihre Neutralität.
17.9.
Sowjetrussische Truppen marschieren in Ostpolen,, von der Düna bis zum Dnjestr, mit zwei Heeresgruppen ein und besetzen ihr Interessengebiet bis zur Weichsel.
18.9. Erstes Zusammentreffen deutscher und sowjetischer Truppen bei Brest - Litowsk. Die Sowjetarmee eroberte bis zum 26. 9. alle von den Polen 1918/20 besetzten Gebiete.
27.9. Warschau ergibt sich. Reichsaußenminister Ribbentrop fliegt nach Moskau.
29.9.
Deutsch-sowjetrussischer Grenz- und Freundschaftsvertrag durch den der Raum in Ost-Mitteleuropa neu geordnet wird. Die Interessengrenze verläuft von der Südspitze Litauens in westlicher Richtung nördlich von Augustowo zur deutschen Reichsgrenze, an dieser entlang bis zum Fluß Pisia (Pissa), diesem entlang bis zu Ostrolenka, dann nach Süden nach Nur am Bug, diesem entlang bis Kristnopol, dann in westlicher Richtung zum San, diesem entlang bis zur Quelle.
Aus geopolitischen Erwägungen bietet Sowjetrussland das Restkongreßpolen, mit Warschau und den Woiwodschaften Warschau Land und Lublin mit ca. 4 Millionen Menschen, Großdeutschland zum Tausch an gegen die ehemalige zaristische Provinz Litauen. Großdeutschland nimmt an. Neuer Grenzverlauf am Bug.
Im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit geheimen und vertraulichen Zusatzprotokollen werden u.a. Verabredungen über beiderseitige Bevölkerungsumsiedlungen getroffen:
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Die Bahnstationen auf den grenzüberschreitenden Bahnstrecken Lublin-Lemberg und Cholm-Brest-Litowsk, Warschau-Bialystock wurden, neben anderen Grenzübergängen zwischen dem Generalgouvernement und Sowjetrussland, zu Durchgangs- und Übersiedlerlager mit Zoll- und Polizeistationen und Entlausungsanstalten.
Über die Mitnahme erlaubter Habe und Wertgegenstände siehe Katalog im Vertrag vom 5.9.40. Erst mit dem Angriff auf die Sowjetunion verloren diese Grenzbahnhöfe ihre Funktion als Polizei- und Zollstationen.
Der Austausch von politischen Häftlingen des NKWD und der Gestapo erfolgte über Brest-Litowsk. (z.B. Buber–Neumann)
10.10. Erfolgreicher Abschluß sowjetisch-litauischer Verhandlungen:
- Übergabe des bisher polnischen Wilna-Gebietes an Litauen
- Unterzeichnung eines Beistandsvertrages
- Errichtung sowjetischer Militärstützpunkte auf litauischem Gebiet
(sowjetische Truppenstationierung und Einrichtung von acht Flugplätzen)
11.10.Beginn sowjetisch-finnischer Verhandlungen zur Überlassung von Stützpunkten auf finnischem Gebiet.
15.10. Deutsch-estnische Verhandlungen über die Umsiedlung der Volksdeutschen.
16.10. Die Besetzung der Interessengrenze durch deutsche Truppen beendet. Die ersten deutschen Rückwanderer aus Lettland in Gotenhafen (Gdingen).
19.10. Ratifizierung der deutsch-russischen Vertrages.
25.10. Einlaufen von drei sowjetischen Kriegsschiffen in Libau ( Lettland ), dem neuen Flottenstützpunkt der Sowjetflotte. Eingliederung Ostpolens in die UdSSR. Lieferung von 1 Million Tonnen Futtergetreide aus der Sowjetunion nach Deutschland.
25.10. Reichsführer-SS Himmler Beauftragter für die Rückwanderung.
3.11.
Deutsch-russisches Umsiedlungsabkommen (Ähnlich wie Vertrag unter 5.9.40 mitgeteilt.)
Umfang des Personenkreises:
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4.11. Sowjetische Truppen marschieren in Litauen ein.
29.11. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion
30.11. Beginn der sowjetischen Kampfhandlungen (bis. 12. 3. 1940), um das Interessensgebiet einzunehmen.
2.12. Rücksiedlung der Baltendeutschen beendet.
9.12. Umsiedlung der ca. 100.000 Volksdeutschen in Ostpolen (jetzt UdSSR) begonnen.
22.12. Die ersten Volksdeutschen aus Wolhynien eingetroffen.
26.12. Aufnahme des Güterverkehrs mit der Sowjetunion.
1940
1.1 Aus dem ehemaligen Ostpolen sind bis jetzt 20.405 Volksdeutsche in den Lagern um Litzmannstadt (Lodz) eingetroffen.
12.1. Die Umsiedlung der 70.000 Balten-Deutschen aus Estland und Lettland ist reibungslos abgeschlossen; über 17.000 von ihnen sind bereits im Warthegau angesetzt.
28.1. Die Aussiedlungsaktion der Wolhynien-Deutschen aus dem ehemaligen Ostpolen ist abgeschloaasen: insgesamt 135.000 Deutsche sind heimgekehrt.
12.2.
Abschluß eines deutsch-russischen Wirtschaftsabkommens.
22.2. Rückkehr der Wolhynien-Deutschen beendet. Nach Abschluß der Rückführung der Volksdeutschen aus Wolhynien, Galizien und dem Narewgebiet beginnt die Rücksiedlung der weißrussischen und ukrainischen Volksangehörigen aus dem Generalgouvernement in die russischen Gebiete.
15. 6.die Rote Armee marschiert in Litauen ein und nimmt das Interessengebiet in Besitz. Die Regierung wird durch moskautreue Politiker wie Antanas Sniečkus ersetzt, die Litauen zur Sozialistischen Republik erklärten und um Aufnahme in die Sowjetunion ersuchten.
26.6. In einem Ultimatum an Rumänien fordert die Sowjetunion sofortige Rückgabe Bessarabiens und der nördlichen Bukowina.
28.6. Rumänien fügt sich in die Abtretung Bessarabiens und der Nordbukowina.
17.7. In Lettland, Estland und Litauen Wahlsiege der Einheitslisten der „Verbände des werktätigen Volkes“ und damit der Sowjetunion.
20.7. Von den rückgesiedelten Wolyhnien- und Galizien-Deutschen sind
10.700 Bauernfamilien in ihre Höfe im Warthegau eingewiesen und damit seßhaft geworden.
21.7. Litauen beschließt die Annahme der Räteverfassung und damit die Eingliederung in die Sowjetunion. Einen gleichen Beschluß fassen Estland und Lettland.
3.8. Litauen als 14. Bundesrepublik in die Sowjetunion eingegliedert.
5.8. Lettland wird 15. Bundesrepublik der Sowjetunion.
6.8. Estland als 16. Bundesrepublik in die Sowjetunion aufgenommen.
5.9.
Deutsch-sowjetisches Abkommen über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung in Bessarabien und Nordbukowina. (z.B. Ex-Bundespräsident Horst Köhler)
Umsiedlungsvertrag, Katalog für Polizei- und Zollstellen:
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21.9. Beginn der Umsiedlung der 30.000 Volksdeutschen aus dem östlichen Generalgouvernement nach dem Warthegau, erstmals in Form des Tausches gegen polnische Bauern.
23.9. Deutsch-sowjetische Verhandlungen in Kaunas über die Umsiedlung der Volksdeutschen in Litauen, in Riga über die Nachumsiedlung von Volksdeutschen aus Estland und Lettland.
18.10. Bis jetzt sind 100.000 Volksdeutsche aus Bessarabien ausgesiedelt worden.
19. 10. Bisher haben 77.324 ausgesiedelte Volksdeutsche die rumänisch-russische Grenze überschritten.
22.10. Deutsch-rumänischer Vertrag über die Umsiedlung der 47.000 Volksdeutschen aus der Südbokuwina und der Dobrudscha.
20.11. Die Umsiedlung von 90.050 Volksdeutschen aus Bessarabien und 44.731 aus der Nordbukowina ist abgeschlossen.
26.11. Die Umsiedlung der 14.000 Volksdeutschen aus der Dobrudscha ist abgeschlossen.
1941
10.1. Abkommen mit der Sowjetunion über die Umsiedlung der Reste der Volksdeutschen in Lettland und Estland (12.000) und der gesamten deutschen Volksgruppe in Litauen (etwa 45.000).
26.1. Beginn der Umsiedlung der deutschen Volksgruppe in Litauen, deren größter Teil im Regierungsbezirk Zichenau und im Kreis Sudauen (Suwalki) angesiedelt wird.
3.3. Einbürgerung von 5000 Buchenlanddeutschen. Seit 7.10.38 sind nunmehr rund 550.000 Deutsche ins Reich zurückgeführt worden.
25.3. Beendigung der Umsiedlung der Baltendeutschen aus Litauen, Lettland und Estland. Insgesamt sind über 60.000 Deutsche ins Reich umgesiedelt worden im Austausch gegen 20.000 Litauer, Russen und Weißruthenen nach der Sowjetunion.
22.6. Aufruf des Führers an das deutsche Volk bei
Beginn des Kampfes gegen die Sowjetunion; Tagesbefehl an die Soldaten der Ostfront: „Europas Schicksal liegt in der Hand der deutschen Soldaten.“
1.8. Eingliederung Ostgaliziens mit der Hauptstadt Lemberg als (5.) Distrikt Galizien in das Generalgouvernement.
Gauleiter Greiser erklärt im Auftrage des Führers, daß eine Rücksiedlung der Baltendeutschen in ihre alte Heimat nicht in Frage komme.
9.9. Die etwa ½ Million zählenden Wolgadeutschen werden unter grundlosen Beschuldigungen nach Mittelsibirien und Kasachstan „umgesiedelt“.
25.9. Auflösung der Autonomen Sewjetrepublik der Wolgadeutschen.
1.11. Die Polizei – und Zollgrenze zwischen dem neuen Distrikt Galizien und dem übrigen Gebiet des Generalgouvernements ist aufgehoben.
(Quelle: u.a. Schlag nach über das Jahr 1939, 40, 41, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, Jg. 1940, 41, 42)