Die Bearbeitung stellte das Ergebnis dar der vom Reichsmarschall im November 1940 befohlenen Überlegungen über die geplante Ostoperation. Das Wi Rü-Amt hatte sich darin bemüht, ein rein sachliches Bild zu geben über die wehr- und rüstungswirtschaftliche Lage der Sowjetunion und hatte es für erforderlich gehalten, auf die Punkte hinzuweisen, die einer militärischen Operation Schwierigkeiten bereiten können.
Das Ergebnis dieser auf Grund sicherer Unterlagen sorgsam zusammengetragenen Arbeit ist am Schluß wie folgt zusammengefast:
»Eine Operation, die zur Besetzung des europäischen Teiles der UdSSR (ohne Uralgebiet) führt, bringt folgende Ergebnisse: .
I. Für die ersten Monate wird sowohl auf dem Ernährungssektor wie auf dem Rohstoffgebiet für Deutschland eine Entlastung eintreten, wenn es gelingt, durch schnelles Zufassen
a) die Zerstörung der Vorräte zu verhindern,
b) das Erdölgebiet des Kaukasus unzerstört in unsere Hand zu bekommen und
c) die Transportfrage zu lösen.
II. Für eine längere Kriegsdauer ist eine wirksame Entlastung von folgenden Voraussetzungen abhängig:
a)
auf allen Gebieten:
1. von der Lösung der Transportfrage,
2. von dem Verbleib der Bevölkerung und ihrer Gewinnung zur Mitarbeit.
b)
uf dem Gebiete der Landwirtschaft:
1. von der Verhinderung einer Zerstörung der M. T. S. und der Möglichkeit des Ersatzes ihrer Traktoren- und Maschinenparks durch Wiederaufnahme der Fertigung in der UdSSR.
2. von der Versorgungsmöglichkeit mit Treibstoffen.
c)
auf industriellem Gebiet:
1. von der unzerstörten Inbesitznahme oder raschen Wiederherstellung der Kraftwerke.
2. von der Sicherstellung der Belieferung der Industrie mit den im europäischen Teil der UdSSR nicht vorhandenen Rohstoffen.
III. Ungelöst bleibt bis zur Gewinnung einer Verbindung mit dem Fernen Osten die Versorgung Deutschlands mit Kautschuk, Wolfram, Kupfer, Platin, Zinn, Asbest und Manilahanf.
IV. Die Gebiete südlich der Wolga- und Donmündung einschl. des Kaukasus müssen in die Operation miteinbezogen werden. Das kaukasische Treibstoffgebiet ist für die Ausnutzung der besetzten Gebiete unentbehrlich.
V. Auf dem Gebiet der reinen Rüstungsindustrie führt sie zu einer Inbesitznahme von rd. 75 v. H. der gesamten russischen Rüstungs- und fast 100 v. H. der feinmechanischen und optischen Industrie. Der UdSSR verbleiben rd. 25 v. H. der reinen Rüstungs- und kaum 1 v. H. der feinmechanischen und optischen Industrie.«
Die Arbeit fand bei der Obersten Führung mit ihrem guten Kartenmaterial Anerkennung, die aufgezeigten Schwierigkeiten wurden auf Grund der militärpolitischen Gesamtbeurteilung aber nicht geteilt.