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Thema: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

  1. #1391
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Danke für die "Quelle". Dort gibt es aber auch Gegenmeinungen. Aber ich gebe nichts auf Meinungen, Spekulationen oder Hellseherei. So habe ich also die Originalrede gesucht und oben mitgeteilt. Zweitens mein Verweis auf "Mein Kampf" 2.Teil Kapitel 14 und mein Hinweis auf Hitlers geopolitischen "Lehrer" Karl Haushofer und dessen Zeitschrift Geopolitik. Das Kapitel 14 ist der Härtefall, das werde ich hier wohl kaum einstellen können. Du kannst es bei etwas Suche im Internet finden. Die entsprechenden Artikel aus der Geopolitik werde ich gelegentlich hier mal einstellen. Daraus ergibt sich eindeutig, was geplant war. Nur wurde Hitler von Haushofer mit der Lebensraumidee verladen. Das war es, was Albrecht Haushofer in seiner Moabiter Sonette meinte. ("Mein Vater hat den Dämon entfesselt") Mit dieser phantastischen Lebensraumidee sollte er nur gezwungen werden, die Sowjetunion anzugreifen und seine Hand nach den Erdölfeldern im Kaukasus auszustrecken, um mit dem "Kommissariat Kaukasus" den "autarken" Europakontinent unter deutscher Führung mit Öl versorgen zu können. (Daitz-Plan "Lebensraum und gerechte Weltordnung"). Doch die Erdölfelder wurden noch von anderen, früheren Interessenten beansprucht. Die unterstützten nun Stalin gegen Hitler, um für ihre Hilfe nach dem Krieg wieder ihre Schürfrechte zurückzuerhalten, die ihnen durch Lenins Verstaatlichungen genommen worden waren. Aber nach dem Krieg ging Molotow nicht zur Londoner Außenministerkonferenz, um sich mit Marshallplanhilfen abhängig zu machen. "Da ging der Eiserne Vorhang runter", wurde gesagt und der Kalte Krieg begann. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion konnten die alten Interessenten Baku besetzen und ihre Ölpolitik weiter betreiben, wie vor der russischen Revolution. Nun ist nur noch der Fall Chordokowski und sein Pakt mit den Rothschilds (1/3 Eigner von Shell-Royal Dutch) zu bereinigen...
    Ach, das hört sich alles immer so gewaltig an. Aber beim näheren Hinsehen darf man doch Zweifel haben. Nicht, dass ich gegen die "Öl-These" prinzipiell etwas hätte. Wir haben darüber ja schon gesprochen. Aber die Hitler durch Haushofer eingeflüsterte "Lebensraum"-These, die letztlich ursächlich sein soll für den Beginn des 2. WK, ja, mehr noch, dass ER, Hitler, dadruch gezwungen werden sollte, die SowjetUnion anzugreifen, kann ich als eine "Meinung" akzeptieren. Teilen tu ich sie nicht.

    Begründung:
    Hitler hat die Thesen Haushofers durchaus in seinem "Kampf" verwendet. Aber das Buch wurde bereits 1924 verfasst, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Sowjet Untion gerade mal ein paar Jahre existierte. Alle Welt war damals der Meinung, dass die kommunistisch-bolschewistische Regierung keinen Bestand haben würde. Irgendwo später hier auf der Seite erwähnst Du selbst die Gier fast ALLER Staaten Europas und der USA, sich nach dem erwarteten Zusammenbruch der SU den dann zur Selbstbedienung entstandenen Kuchen aufteilen zu wollen.

    Auch Hitler hat diese Vorstellung gehabt, als er über die "Lebensraum"-Theorie philosophierte. Warum auch nicht? Die "Anderen" hatten ähnliche Ideen. Die einen wollten Öl, ER vielleicht auch, aber eigentlich ging es ihm um die Weizenfelder der Ukraine. Er hat dies oft genug gesagt.

    Aber man muss sich das einmal vorstellen: Alles erwartet den Zusammenbruch des kommunistischen Systems, erkennt die Möglichkeiten und aber auch die Gefahren einer Eroberungspolitik... und dann wird nichts daraus. Die SU festigt sich nach innen und nach außen, wird womöglich sogar zu einer Bedrohung Europas durch den Bolschewismus. Meinst Du nicht, dass in Hitler Kopf nunmehr ein Umdenksprozess stattfindet?

    Zwischen Haushofers "Einflüsterungen" aus den Jahren 1923/4 und dem Beginn des 2. WK Sept 1939 liegen immerhin gut 15 Jahre. Auch in D hatte sich ja etwas getan in wirtschaftlicher Hinsicht. Und bei all dem bisher Erreichten musste nun noch ein grosser Krieg her? Womöglich einer, der die Eroberung der Welt bedeuten sollte? So dämlich war Hitler eigentlich nicht, um nicht genau zu wissen, dass da nicht nur England nicht mitspielen würde, sondern auch die USA und die SU sofort auf Seiten GB stehen würden.

  2. #1392
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von RUMPEL Beitrag anzeigen
    Ach, das hört sich alles immer so gewaltig an. Aber beim näheren Hinsehen darf man doch Zweifel haben. Nicht, dass ich gegen die "Öl-These" prinzipiell etwas hätte.... Aber die Hitler durch Haushofer eingeflüsterte "Lebensraum"-These, die letztlich ursächlich sein soll für den Beginn des 2. WK, ja, mehr noch, dass ER, Hitler, dadruch gezwungen werden sollte, die SowjetUnion anzugreifen, kann ich als eine "Meinung" akzeptieren. Teilen tu ich sie nicht.
    Mein Beitrag war nur ein Extrakt aus einer längeren Beschäftigung mit dem Thema „die Machtpolitik der internationalen Erdölkonzerne und ihre Lobby bei nationalen Regierungen, Geheimdiensten und internationalen Organisationen“. Darüber später.

    So zitierte z.B. Joseph Wechsberg in „HOCHFINANZ INTERNATIONAL“ (aus dem Englischen übersetzt von Droemer Knaur, München-Zürich 1966) im Kapitel „Barings: Die sechste Großmacht“ den britischen Schriftsteller Byron mit einem Vers von 1823 über die internationale Machtpolitik kapitalstarker Geldleute (S.128):
    “Wer lenkt die Parlament´ und die Despoten?
    Wer hält des Erdballs Waage? Wer armiert
    Das Volk Madrids, hemdlose Patrioten,
    Daß Alt-Europa krächzt und lamentiert?
    Wer schickt von Pol zu Pol der Herrschaft Noten?
    Wer ist es, der das Rad der Staatskunst schmiert?
    Vielleicht der Schatten Napoleon’schen Mutes?
    Jud‘ Rothschild und sein Mitchrist Baring tut es!”
    Aus der Zeitschrift DER SPIEGEL 35/1962 ist zu erfahren:
    Auf der Schuldliste des Frankfurter Bankhauses (Rothschild) aus den Jahren 1815 bis 1865 standen an bevorzugter Stelle: der österreichische Staatskanzler Clemens Fürst von Metternich (Wiener Kongress), Erzherzog Carl Ludwig von Österreich, Fürst Esterházy, Graf Henckel von Donnersmarck und ein Dutzend mittlerer und kleinerer Fürstentümer.
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    Was Byron gemeint hatte und warum Metternich auf der Schuldliste des Bankhauses Rothschild stand, kann man bei Caesar Conte Corti und Frederic Morton in ihren Rothschild-Büchern nachlesen. Hier ein paar Auszüge:
    «Die Ostindische Handelskompanie», so erzählte Nathan (Rothschild, London) in hohem Alter bei einem Festessen, «wollte Gold im Wert von 800.000 Pfund Sterling verkaufen. Ich interessierte mich dafür und kaufte alles an.Ich wußte, daß der Herzog von Wellington es brauchte. Ich wurde zur Regierung beordert, die mir mitteilte, sie benötige das Gold. Ich verkaufte es ihr. Doch nun wußte sie nicht, wie sie es in die Hände des Herzogs bringen könne, nach Portugal, wo er die britischen Truppen gegen Napoleon befehligte. Um all das habe ich mich gekümmert - ich schickte es durch Frankreich. Das war das größte Geschäft, das ich je gemacht habe.»

    Es dauerte nicht lange, und die Rothschilds wurden Englands wichtigste Bankiers, nicht nur weil sie Wellington versorgten, sondern auch die Verbündeten: Österreich, Preußen und Rußland erhielten in den letzten Jahren des napoleonischen Regimes große Hilfsgelder von Großbritannien. Durch ihre Hände rollte der Großteil jener 15 Millionen Pfund, die England seinen Verbündeten vorstreckte
    Am 1. Oktober 1814 beginnt der Wiener Kongreß.
    Das hält der in Elba über alle Vorgänge wohlunterrichtete Napoleon für den geeigneten Augenblick, um seine Pläne zur Rückkehr nach Frankreich und Wiedereroberung des Thrones zu verwirklichen. Am 1. März 1815 betritt er mit einer Handvoll Getreuer französischen Boden; drei Wochen später hat ihn der Ruhm seines glorreichen Namens schon in das Schloß Fontainebleau bei Paris zurückgeführt. Ludwig XVIII. und sein Hof flüchten aus der Hauptstadt. Nun erhofft Napoleon nicht nur die Sprengung des Wiener Kongresses, sondern auch eine Parteinahme einzelner Mächte für seine Sache. Doch man wendet sich einmütig gegen den Friedensstörer und beschließt gemeinsame Schritte gegen ihn.
    Am 25. März 1815 haben die vier Hauptmächte ihr einstiges Bündnis erneuert. Jede einzelne verpflichtet sich, hundertfünfzigzausend Mann zu stellen, und England soll die geringere Anzahl Truppen durch Hilfsgelder ersetzen. Wieder ergibt sich also die Notwendigkeit, solche an verschiedene Festlandsmächte zu übermitteln. Herries vom britisches Schatzamt und der Londoner Privatbankier Nathan Rothschild verdoppeln nun ihre fieberhafte Tätigkeit. Ende April läßt der letztere durch Salomon R. die hohe Summe von 200 000 Pfund auf einmal der preußischen Regierung überbringen. Als auch dies zu wenig ist, leistet Salomon, ohne Nathan in London vorher zu befragen, aus eigenem, zu allerdings für ihn höchst gewinnreichem Kurse, einen weiteren Vorschuß von 150 000 Pfund. Nachträglich bewilligt dies Herries nicht nur anstandslos, sondern nimmt auch den des Vermittlers hohen Gewinn darstellenden bedeutenden Kursverlust der preußischen Regierung auf Englands Schultern.
    In Frankfurt setzt man der Familie Rothschild allen möglichen Widerstand entgegen. Um sie in der Ausdehnung ihrer stets zunehmenden Geschäfte zu stören, versucht man dort, die in der Stadt anwesenden Brüder zu militärischer Dienstleistung zu zwingen. Angstvoll wenden sie sich an Nathan um Hilfe, der Herries die Sache vorträgt. Er erwirkt nun einen Schritt des Foreign Office bei der österreichischen Gesandtschaft in London, wonach diese das Haus Rothschild dem Freiherrn von Hügel, österreichischem Bevollmächtigten in Frankfurt, empfehlen soll.
    «Herr Baron», lautet dieses Schreiben aus London, «die englische Regierung hat ersucht, Eurer Exzellenz das mit der Uebermittlung unserer Subsidien betraute Haus Rothschild in Frankfurt ganz besonders zu empfehlen; es wird durch mehrere Brüder vertreten, deren einer hier etabliert und von der britischen Regierung zu all deren großen Finanzoperationen mit dem Festlande verwendet wird ... Da die englische Regierung scheinbar einen großen Wert darauf legt, daß dieses Haus in keiner Weise belästigt werde und die Wohlfahrt unseres Dienstes dabei direkt interessiert ist, habe ich geglaubt, mich dieser Demarche nicht entziehen zu können und bitte Sie daher, Herr Baron, dem genannten Hause allen Schutz und alle Hilfe angedeihen zu lassen, die von Ihnen abhängen.»

    Freiherr von Hügel sendet dieses Schreiben sogleich nach Wien weiter, wo es Metternich und Stadion vorgelegt wird und seine Wirkung nicht verfehlt. Von nun an steht man in Wien der Uebermittlung der Hilfsgelder durch die Brüder Rothschild nicht mehr ablehnend gegenüber, und die staatsfinanziellen Geschäfte entwickeln sich überall viel leichter.
    Der Korse hat sich inzwischen Mitte Juni wieder zum Kampfe gestellt. Einen Augenblick scheint Napoleon das Kriegsglück wieder zu lächeln, aber schon um 18. Juni 1815 ereilt den Kaiser der Franzosen sein Schicksal bei Waterloo.
    Nathan hat den Kapitänen der von England nach dem Festland verkehrenden Schiffe Prämien für die rascheste Uebermittlung solcher versprochen. Dazu weist er seine Vertreter in aller Welt an, ihn besonders über den Ausgang der zu erwartenden Kämpfe rasch zu unterrichten.

    Nathans Vorsorge bewährt sich im Fall der Schlacht von Waterloo aufs beste. Einem seiner Agenten in Ostende gelingt es, die erste Zeitungsnachricht über den günstigen Ausgang der Schlacht frisch von der Presse zu erhaschen und mit dieser ein eben nach London abgehendes Schiff zu besteigen.
    Er trifft sehr früh am Morgen des 20. Juni in der britischen Hauptstadt ein und verständigt augenblicklich Nathan, der die ihm zugekommene Siegesbotschaft an Herries und damit an die englische Regierung weitergibt.
    Diese nimmt die Sache zunächst ungläubig auf, da sie noch nicht amtlich verständigt ist. Der von Wellington entsandte Major Percy kommt mit der Meldung des Feldmarschalls erst am 21. Juni an. Dieses so schnelle Erfahren einer so wichtigen Nachricht macht großen Eindruck bei den Mitgliedern der britischen Regierung und wird schließlich auch allgemein bekannt.
    Es versteht sich von selbst, daß Nathan die frühzeitig erhaltene Kunde sofort in seine geschäftlichen Berechnungen einstellt, aber im Wesen ist das Vermögen der Brüder Rothschild schon lange früher entstanden, und der glückliche Ausgang der Schlacht vermehrt es nur beträchtlich.
    Der Entscheidung von Waterloo folgte der Friede.
    Auf dem Kongreß zu Wien wurde nicht mehr Blockade gebrocken. Man tanzte. Die Stärke der jungen Rothschilds lag aber nicht auf dem Tanzparkett, und somit taugten sie plötzlich auch nicht mehr recht als Bankiers.
    Die wirtschaftlichen Betätigungen im Europa der nachnapoleonischen Ära konzentrierten sich auf die Bemühungen der einzelnen Länder, ihre eigenen Kraftquellen zu nutzen, das heißt, Anleihen vom heimischen Markt finanzieren zu lassen. Da aber sahen sich die Rothschilds trotz all dem gewaltigen neuerworbenen Reichtum, den sie ihr eigen nennen durften, ohnmächtig verschlossenen Türen gegenüber.
    Im Jahre 1816 waren die Brüder Rothschild zwar Multimillionäre geworden, aber es bedurfte allen Einflusses ihres stärksten Fürsprechers im britischen Schatzamt, John Herries, daß Wien sich dazu herabließ, eine englische Hilfeleistung von ihnen anzunehmen. Die jungen Herren, sehr bedacht darauf, einen guten Eindruck zu machen, entledigten sich ihrer Aufgabe mit außergewöhnlicher Eleganz. Sie klügelten Methoden aus, die es ihnen erlaubten, auf Provisionen und Zinsen zu verzichten, und brachten dadurch dem österreichischen Staatsschatz mehrere Millionen ein. Dafür gewährte der Wiener Hof ihnen im Jahre 1817 das Adelsprädikat «von». Die fünf Brüder arbeiteten gemeinsam weitgehende und höchst günstige Pläne für die österreichischen Finanzen aus - sie wurden völlig ignoriert.
    In Frankreich lagen die Dinge womöglich noch schlechter.
    Es war eine Tatsache, daß Ludwig XVIII. allen Glanz bei der Wiederherstellung der Bourbonenmacht den Brüdern Nathan und James Rothschild verdankte. Denn sie hatten ihm Vorschüsse auf britische Versprechungen gewährt, damit er seinen triumphalen Einzug in Paris finanzieren konnte. Das freilich hatte sich 1814 zugetragen, bevor Napoleon noch einmal von Elba gekommen war, damals, als das Donnern der Kanonen noch allen in den Ohren klang. Jetzt aber, nachdem drei Jahre ins Land gezogen waren, hatten die alteingesessenen Bankiers sich wieder in ihren Kontoren und Salons etabliert und gaben aufs neue den Ton an. Verglichen mit ihren Manieren wirkte alles, was die Rothschilds taten, parvenühaft.
    Die neue französische Regierung bereitete eine große Anleihe von 350 Millionen Francs vor und vertraute sie dem Bankhaus Ouvrard an, das sich in der Finanzgeschichte Frankreichs einen Namen erworben hatte, sowie den Brüdern Baring, einem nicht minder angesehenen englischen Finanzinstitut. Verglichen mit ihnen erschienen die Rothschilds nur «einfache Geldwechsler». Die Anleihe wurde - ganz ohne die Rothschilds - ein großer Erfolg. Im Jahr 1818 begannen die Verhandlungen um eine zusätzliche Anleihe von etwa 270 Millionen Francs. Wieder waren Ouvrard und Baring führend, während die Bewerbungen der Rothschilds im Finanzministerium kein Gehör fanden. Diese Anleihe war als der Schlußstrich unter die Kriegsverschuldung Frankreichs gedacht. In einer Konferenz mit den Siegermächten in Aachen sollte sie abgeschlossen und besiegelt werden. (Ein Aachener ”Versailles” für Frankreich?)
    Aachen wurde zum Wendepunkt in der Familiengeschichte der Rothschilds, weil es das erste Zusammentreffen zwischen der großen Gesellschaft und den jüngst erst groß gewordenen Rothschilds war. Es begann mit einer Reihe von Banketts und Soireen, ganz wie sie auf dem Wiener Kongreß üblich gewesen waren. Die Rothschilds waren fasziniert. Aber sie blieben ausgeschlossen. Doch dann spitzte sich die Situation zu, entlud sich schließlich in einem fürchterlichen Gewitter, und als der Donner verrollt war, hatten die jungen Emporkömmlinge wieder einmal das schier Unmögliche erreicht.
    Während der ersten Woche hatte keiner diese Entwicklung vorausgeahnt, möglicherweise nicht einmal Salomon und Kalmann selbst, die als Vertreter der Familie anwesend waren. An der Stelle ihres alten Freundes und Förderers, John Herries, hatte England Lord Castlereagh entsandt. Salomon und Kalmann konnten nicht heimisch werden in einer Welt, in der das althergebrachte Protokoll und die fein gezirkelte Phrase derart regierten. Ihre Welt war die Börse und nicht das Tanzparkett.
    Immer wenn die Brüder darum baten, vom Fürsten Metternich empfangen zu werden, war dieser gerade beim Herzog von Richelieu oder sonstwo zu Gast. Lord und Lady Castlereagh erwiesen sich als unauffindbar, da sie ständig mit dem Fürsten Hardenberg herumkutschierten. Bei allen Festlichkeiten wurde die Einladung an die Rothschilds vergessen, während die Konkurrenz - Baring und Ouvrard - überall dabei zu sein schienen.
    Bestenfalls waren Sekretäre zu erreichen, aber auch diese lächelten kühl: Ja, ganz richtig, die Verhandlungen mit Baring und Ouvrard näherten sich dem Abschluß; warum sollte man denn in diesem Stadium die Verhandlungspartner wechseln? War nicht alles mit der Anleihe von Baring und Ouvrard trefflich gegangen? Stieg nicht gerade jetzt in Paris der Kurs der Papiere von 1817? Noch einmal wollten die Rothschilds einen Versuch unternehmen. Sie konnten sich die Dienste Friedrich von Gentz' sichern, eines hervorragenden Publizisten und vertrauten Freundes des Staatskanzlers Metternich, und hatten damit eine Schlüsselfigur des Kongresses gewonnen. Sie investierten eine schöne Summe in David Parish, einen jungen, mondänen Bankier, dessen gesellschaftliche Beziehungen zum Hause Baring sehr gut waren. Sie versuchten sich auf jede Art und Weise salonfähig zu machen, und sie sorgten dafür, daß ihre eigenen Fräcke ebenso tadellos waren wie die Livreen ihrer Dienerschaft.
    Aber alle Mühe war vergebens. In den Salons kicherte man belustigt über die Außenseiter.
    In der allgemeinen Heiterkeit blieb eine Kleinigkeit ganz unbeachtet: die zunehmende Häufigkeit, mit der Kuriere in der Wohnung der Brüder ein und aus gingen.
    Der ganze Monat Oktober des Jahres 1818 verging in Aachen damit, daß man sich amüsierte und hofierte, spielte und promenierte - und nebenbei die Rothschilds völlig übersah.
    Am 5. November ereignete sich etwas höchst Seltsames: Die französischen Staatspapiere aus jener berühmten Anleihe von 1817 begannen zu fallen, nachdem die Kurse ein Jahr lang ununterbrochen gestiegen waren. Von Tag zu Tag bröckelten sie mehr und mehr ab, und damit noch nicht genug: Auch andere Kurse begannen zu sinken. Ein Sturm schien entfesselt, ein allgemeiner Zusammenbruch zeichnete sich am verdüsterten Horizont ab, nicht nur in Paris, nein, an allen Börsen Europas.
    In Aachen brach die heitere Musik ab. Die so vornehmen Edelleute standen nun verstört da, in den prachtstrotzenden Sälen, über die sich ein Dunkel senkte. Schließlich hatte man ja auch selbst einiges investiert.
    Plötzlich hatte sich alles verwandelt: Die Mienen der hohen Herren waren verdüstert, die von Kalmann und Salomon aber wie verklärt unter einem lange nicht gesehenen Lächeln. Ein Gerücht verbreitete sich in den Salons: Sollte es möglich sein? Sollten die Rothschilds vielleicht wieder einmal ...? Ja. Die Rothschilds hatten es wieder einmal geschafft. Mit ihren unerschöpflichen Reserven hatten sie die Papiere der Konkurrenten wochenlang aufgekauft, zurückgehalten und damit ihren Kurs insgeheim künstlich in die Höhe getrieben. Und dann, urplötzlich, mit einem einzigen gigantischen Schlag, hatten sie die ganze unheilvolle Menge von Papieren abgestoßen. Damit war tatsächlich die gesamte Börsenstruktur in ihren Grundfesten erschüttert.
    Die Herren Metternich, Richelieu und Hardenberg wußten sehr schnell, was sie zu tun hatten. Eine ernste Unterredung zwischen ihnen und den Bankiers Ouvrard und Baring fand statt. Zwar hatten sie sich in der neuen, noch nicht existenten Anleihe für ihre Privatkonten schon nette Pakete reservieren lassen. Aber man besprach sich. Man annullierte. Man verabschiedete sich. Die Hoffnung auf die neue Anleihe hatte sich in ein Nichts aufgelöst ...
    Dann bat man Salomon und Kalmann herein, und nun auf einmal war ihr Geld das allerbeste.
    Wer hinter den Kulissen die Regierungen beeinflußt:

    In seinen “Lebenserinnerungen u. Politische Denkwürdigkeiten” berichtete der deutsche Offizier und Diplomat Hermann Freiherr von Eckardstein (1864-1933), Erster Botschaftsrat in London 1899-1902 u.a.:

    “Der brave Alfred Rothschild wie auch seine Brüder erschienen plötzlich einmal wieder äußerst besorgt wegen gewisser Äußerungen Wilhelm II, die einigen englischen Ministern zu Ohren gekommen waren.
    Alfred und sein Bruder Natty (Lord Rothschild) erzählten mir in der ersten Hälfte des April (1901), einige Minister, darunter auch Balfour hätten ihnen gesagt, auf den Kaiser und die Politik Bülows sei schließlich doch kein Verlaß, denn immer wieder verfielen beide in ihre alten Liebäugeleien mit Rußland.
    Ich meldete dies zunächst in einem Privattelegramm wie auch Brief an Holstein. Darauf erhielt ich die Instrukton, den wesentlichen Inhalt meiner Mitteilungen in einem auf den Kaiser zugeschnittenen offiziellen Telegramm nach Berlin zu berichten, damit es diesem vorgelegt werden könne. Holstein war der Ansicht, daß das erneute Mißtrauen der englischen Minister zum Teil auch auf Äußerungen zurückzuführen sei, welche der Kaiser kürzlich auf einem Feste bei dem Alexander-Garde- und Grenadierregiment getan habe.
    Dem Kaiser wurde das betreffende Telegramm vorgelegt. Auf einem Hoffest ergriff er darauf die Gelegenheit, den anwesenden englischen Botschafter, Sir Frank Lascelles, im Beisein des Staatssekretärs Freiherrn von Richthofen auf den Inhalt des Telegramms anzureden. Es entwickelte sich eine ziemlich erregte Auseinandersetzung, welche schließlich damit endete, daß der Kaiser dem Botschafter seine Freundschaft für England beteuerte.
    Um Mißverständnissen vorzubeugen, hatte ich den erstenUnterstaatssekretär des Foreign Office, Sir Thomas Sanderson, im Vertrauen darauf vorbereitet, daß voraussichtlich auf Grund eines von mir nach Berlin gesandten Telegramms eine Aussprache zwischen dem Kaiser und Sir Frank Lascelles stattfinden werde Hätte ich diese Vorsichtsmaßregel nicht getroffen, so wäre der Bericht, welchen der englische Botschafter nach der Unterredung mit dem Kaiser an seine Regierung sandte, sicherlich falsch aufgefaßt worden und es hätte neue verhängnisvolle Mißverständnisse gegeben. So aber wurden die Äußerungen des Kaisers im Foreign Office statt etwa beleidigend zu wirken, im großen und ganzen als ein Vertrauensvotum für England angesehen. Auch König Eduard, welcher zunächst nur eine kurze Mitteilung über den Inhalt der Aussprache zwischen dem Kaiser und dem englischen Botschafter erhielt, teilte anfangs die Auffassung des Foreign Office.”
    Alan Bullock, Maser und andere Hitlerbiographen haben fast nichts über Hitlers „Lebensraum“-Guru, den Geopolitiker und internationalen Militärberater Karl Haushofer mitgeteilt. Nur der Historiker Hans-Adolf Jacobsen hat dazu geforscht. Der Verteidiger von Rudolf Heß beim IMT-Prozeß in Nürnberg wollte am 7.3.1946 Prof. Karl Haushofer als Zeuge laden lassen. Darauf nahm der sich plötzlich am 10.3.1946 das Leben. Der britische Historiker Martin Allen stellte die These auf, das Ehepaar sei von britischen Agenten ermordet worden.
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    Ehe der Faden wieder aufgenommen und erzählt wird, wie der Geopolitiker Karl Haushofer den Hitler mit Lebensraum-Ideen impfte und auf den Ostfeldzug schickte, um den Bolschewismus – im hintergründigen Interesse von Pacelli und den Royal Dutch Shell Eignern - zu vernichten, hier etwas Erhellendes über Haushofer.

    Die Familie Haushofer war traditionell mit der internationalen Wirtschaft und Politik verbunden.

    Prof. Dr. Max Haushofer , Handelskammer-Sekretär Dr. I. Landgraf,
    Maier-Rothschild - Handbuch der gesamten Handelswissenschaften
    „Für ältere und jüngere Kaufleute sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter“, Jubiläumsausgabe 1907.



    Der Ökonom, Politiker und Schriftsteller Max Haushofer, Vater von Karl Haushofer, in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk verheiratet, vertrat aufklärerische, liberale und weltpolitische Ideen. Neben “Grundzüge der politischen Ökonomie“(1894) und „Bevölkerungslehre“ (1903) beschäftigte sich Max Haushofer auch mit einer positiven Judentumsdarstellung und modernen Gesellschaftslehren. Als Bearbeiter und Mitherausgeber der Handelslehre „Maier-Rothschild“ wurde der Name Haushofer der internationalen Handelswelt bekannt.
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    Der ewige Jude, 1886. Ein dramatisches (philosemitischen) Gedicht.; Ausgabe 1894
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    Der moderne Sozialismus. 1896
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    Karl Haushofer, der „gute Nazi“
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    Der „unbekannte“ K. Haushofer war Vorstandsmitglied der „Deutsch-Englische Gesellschaft“
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    Diese wiederum war mit der britischen Anglo-German Fellowship verbunden, in der sich die britische Hochfinanz, Erdölleute und Geheimdienstler zur Teestunde trafen und sich über die politischen Ziele der Weltwirtschaft Gedanken machten und Pläne schmiedeten.
    „Großbritannien müsse gemeinsam mit Deutschland dem Bolschewismus entgegentreten, denn diese Lehre werde, „wenn sie Erfolg hat, eine weltweite Katastrophe von einem Ausmaß herbeiführen […] das sich keiner vorstellen kann“
    Der stellvertretende amerikanische Außenminister Sumner Welles schrieb 1944 in seinem Buch The Time for Decision:
    „In diesen Vorkriegsjahren waren die Finanz- und Handelskreise der westlichen Demokratien einschließlich der Vereinigten Staaten absolut davon überzeugt, daß ein Krieg zwischen Hitlerdeutschland und der Sowjetunion nur ihren eigenen Interessen dienen würde. Sie glaubten, daß Rußland bestimmt besiegt und damit der Kommunismus vernichtet werden würde. Deutschland aber würde dann so geschwächt sein, daß es auf viele Jahre hinaus die übrige Welt nicht mehr ernsthaft werde bedrohen können.“
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    Ich habe das letzte Doppelheft der Zeitschrift für Geopolitik mit dem Jahresregister für 1944. Haushofer hat also Hitler noch bis kurz vor Schluß mit seinen Lebensraumideen für die Weltwirtschaft versorgt.
    Geändert von Nereus (28.04.2012 um 03:14 Uhr)

  3. #1393
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Mein Beitrag war nur ein Extrakt aus einer längeren Beschäftigung mit dem Thema „die Machtpolitik der internationalen Erdölkonzerne und ihre Lobby bei nationalen Regierungen, Geheimdiensten und internationalen Organisationen“. Darüber später.

    So zitierte z.B. Joseph Wechsberg in „HOCHFINANZ INTERNATIONAL“ (aus dem Englischen übersetzt von Droemer Knaur, München-Zürich 1966) im Kapitel „Barings: Die sechste Großmacht“ den britischen Schriftsteller Byron mit einem Vers von 1823 über die internationale Machtpolitik kapitalstarker Geldleute (S.128):


    Aus der Zeitschrift DER SPIEGEL 35/1962 ist zu erfahren:

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    Was Byron gemeint hatte und warum Metternich auf der Schuldliste des Bankhauses Rothschild stand, kann man bei Caesar Conte Corti und Frederic Morton in ihren Rothschild-Büchern nachlesen. Hier ein paar Auszüge:


    Wer hinter den Kulissen die Regierungen beeinflußt:

    In seinen “Lebenserinnerungen u. Politische Denkwürdigkeiten” berichtete der deutsche Offizier und Diplomat Hermann Freiherr von Eckardstein (1864-1933), Erster Botschaftsrat in London 1899-1902 u.a.:



    Alan Bullock, Maser und andere Hitlerbiographen haben fast nichts über Hitlers „Lebensraum“-Guru, den Geopolitiker und internationalen Militärberater Karl Haushofer mitgeteilt. Nur der Historiker Hans-Adolf Jacobsen hat dazu geforscht. Der Verteidiger von Rudolf Heß beim IMT-Prozeß in Nürnberg wollte am 7.3.1946 Prof. Karl Haushofer als Zeuge laden lassen. Darauf nahm der sich plötzlich am 10.3.1946 das Leben. Der britische Historiker Martin Allen stellte die These auf, das Ehepaar sei von britischen Agenten ermordet worden.
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    Ehe der Faden wieder aufgenommen und erzählt wird, wie der Geopolitiker Karl Haushofer den Hitler mit Lebensraum-Ideen impfte und auf den Ostfeldzug schickte, um den Bolschewismus – im hintergründigen Interesse von Pacelli und den Royal Dutch Shell Eignern - zu vernichten, hier etwas Erhellendes über Haushofer.

    Die Familie Haushofer war traditionell mit der internationalen Wirtschaft und Politik verbunden.

    Prof. Dr. Max Haushofer , Handelskammer-Sekretär Dr. I. Landgraf,
    Maier-Rothschild - Handbuch der gesamten Handelswissenschaften
    „Für ältere und jüngere Kaufleute sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter“, Jubiläumsausgabe 1907.



    Der Ökonom, Politiker und Schriftsteller Max Haushofer, Vater von Karl Haushofer, in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk verheiratet, vertrat aufklärerische, liberale und weltpolitische Ideen. Neben “Grundzüge der politischen Ökonomie“(1894) und „Bevölkerungslehre“ (1903) beschäftigte sich Max Haushofer auch mit einer positiven Judentumsdarstellung und modernen Gesellschaftslehren. Als Bearbeiter und Mitherausgeber der Handelslehre „Maier-Rothschild“ wurde der Name Haushofer der internationalen Handelswelt bekannt.
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    Der ewige Jude, 1886. Ein dramatisches (philosemitischen) Gedicht.; Ausgabe 1894
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    Der moderne Sozialismus. 1896
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    Karl Haushofer, der „gute Nazi“
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    Der „unbekannte“ K. Haushofer war Vorstandsmitglied der „Deutsch-Englische Gesellschaft“
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    Diese wiederum war mit der britischen Anglo-German Fellowship verbunden, in der sich die britische Hochfinanz, Erdölleute und Geheimdienstler zur Teestunde trafen und sich über die politischen Ziele der Weltwirtschaft Gedanken machten und Pläne schmiedeten.

    Der stellvertretende amerikanische Außenminister Sumner Welles schrieb 1944 in seinem Buch The Time for Decision:

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    Ich habe das letzte Doppelheft der Zeitschrift für Geopolitik mit dem Jahresregister für 1944. Haushofer hat also Hitler noch bis kurz vor Schluß mit seinen Lebensraumideen für die Weltwirtschaft versorgt.
    Wer die Politik und die Regierungen beeinflusst(e), wäre ein Thema für einen neuen Strang, so es denn einen solchen nicht bereits gibt. Die Rolle der Rothschilds ist ziemlich bekannt.

    Mir kommt es eher auf die angeblichen Beziehungen Karl Haushofers zu Hitler an. Da ist viel rumgeschwurbelt worden, besonders in Geschichten aus dem angelsächsischen Bereich. Eine solche Beziehung musste unbedingt konstruiert werden, weil man so natürlich die NS-"Lebensraum"-Thesen am besten darstellen konnte. Dass die Briten selbst mit derlei Gedankengut durch ihre Eliten wie Halford MacKinder bestens versorgt worden waren, lässt sich auf diese Weise gut verschleiern und verwässern.

    In der Tat ist zwar eine Bekanntschaft Haushofers zu Rudolf Hess anzunehmen, wenngleich Hess bei einer Gegenüberstellung nach dem Krieg während des Nürnberger Tribunals eine solche Bekanntschjaft mit Haushofer leugnete. Dass Haushofer jemals Hitler persönlich getroffen hat, trotz der Mitarbeit Hess' am "Kampf" während der Haft, hat sich nie nachweisen lassen. Überdies lässt sich - angeblich - eher eine in bezug auf die "Lebensraum"-Thesen im "Main Kampf" philosophische Nähe zu den Arbeiten Friedrich Ratzels ableiten.

    Gerade in dem von Dir eingestellten Wiki-Artikel liest es sich so, als habe Haushofer zur NS-Politik ab Kriegbeginn 1939 eine eher kritische Stellung bezogen, die sogar zu Depressionen bei ihm geführt haben soll.

    Wie gesagt, ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass Haushofer in den 15 Jahren seit der Festungshaft - wenn er denn wirklich so viel Einfluss auf Hitler gehabt haben sollte - immer wieder auf das Thema bei Hitler zurück gekommen sein soll, und das noch 1944, zu einem Zeitpunkt also, als Hitler mit Sicherheit nicht mehr an eine "Ostbesiedelung" glauben mochte. Für ihn, AH, war seit Kriegseintritt der USA Dez 1941 klar, dass Deutschland den Krieg verloren hatte.

    Man erkennt eigentlich auch schon an dem sogen. "GENERALPLAN OST", dass bis 1940, also zu einem Zeitpunkt als der Krieg im Osten bereits im Gange war, derartige Planungen oder Pläne "zur Ostbesiedelung" nicht bestanden. Auch handelt es sich bei dem "Generalplan Ost" offensichtlich nicht um ein einheitliches, vom "Führer" abgesegnetes, Konzept, sondern er besteht aus einer Viezahl miteinander konkurrierender Pläne, eher "Vorschläge", wenn man mich fragt, von verschiedensten Institutionen.

    Mich würde aber wirklich interessieren, was in dem Heft Haushofers von 1944 tatsächlich an "Lebensraum"-Gedankengut enthalten ist. Wenn es da konkret etwas gäbe, würde dies vielleicht ein anderes Bild abgeben.

  4. #1394
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

    Das sind, im Gegensatz zu diversen, themenfremden Theorien die hier aufgestellt wurden, unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.

    Falls noch nicht Existent schlage ich vor einen Thread zum Themenkomplex Oel/Lebensraum im Osten zu eroeffnen. Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.

    Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.
    "A totalitarian society not only does not tolerate a freedom of opinion, but it cultivates by all means in its power a "received opinion," which all have to parrot, not only without checking it, but often without any understanding of what it means. " - David Cole

  5. #1395
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Und wer mir beweisen moechte das Hitler diesen grossangelegten Angriff geplant hat der moege mir die militaerische Vorbereitung darauf nachweisen. Das der deutsche Ruestungsstand in keinster Weise geeignet war die allerseits gerne aufgestellte "Lebensraum Eroberungsthese" zu verwirklichen wurde in diesem Thread, bevor er themenfremd geschreddert wurde, mehrfach belegt.

    Also bleibt bitte etwas beim Thema. So Interessant wie einzelne, themenfremde Postings auch sein moegen.

    @Moderation
    Waere es moeglich den Oel/Haushofer/Lebensraum/Verschwoerungskomplex rauszutrennen und in einen neuen "Plante Hitler die Eroberung von Lebensraum im Osten" Thread zu tueten? Danke.
    Geändert von nethead (29.04.2012 um 02:14 Uhr)
    "A totalitarian society not only does not tolerate a freedom of opinion, but it cultivates by all means in its power a "received opinion," which all have to parrot, not only without checking it, but often without any understanding of what it means. " - David Cole

  6. #1396
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von nethead Beitrag anzeigen
    Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

    Das sind, im Gegensatz zu diversen, themenfremden Theorien die hier aufgestellt wurden, unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.

    Falls noch nicht Existent schlage ich vor einen Thread zum Themenkomplex Oel/Lebensraum im Osten zu eroeffnen. Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.

    Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.
    Schon. Aber Du kommst nicht darum herum, in dem von Dir gewählten Strang-Titel auch auf Hitlers mögliche Gründe zu sprechen zu kommen, weshalb er denn überhaupt einen Angriffskrieg im Osten geplant haben sollte.

    NEREUS versucht ja gerade, den Nachweis zu führen, dass "Lebensraum" und "Ölversorgung" für ihn einen Krieg notwendig machen mussten. Wenn er diesen Nachweis erbringt, dann ist zwar noch nicht gesagt, dass er diesen Krieg unbedingt 1939 wollte oder ihnen ernsthaft in Erwägung zog, möglicherweise für einen späteren Zeitpunkt. Aber er liegt im Rahmen des Möglichen.

    Ich hab es irgendwann schon eingangs geschrieben: Angriffkrieg ja. Aber die militärischen Möglichkeiten, abgesehen von den finanziellen, waren begrenzt und liessen allenfalls eine Auseinandersetzung mit Polen zu. Zu mehr hat es mit Sicherheit nnicht gereicht. Dass man ihn letztlich in diesen Krieg 1939 getrieben hat, steht für mich allerdings auch fest. Im Sommer 1939 hatte er an einer militärischen Auseinandersetzung irgendwelcher Art kein sonderlich grosses Interesse. Warum auch? Alles lief bis dahin wie geschmiert. Das Volk, "der große Lümmel", wars zufrieden. Blieb noch der Streitpunkt Danzig... den man bei einigem guten Willen leicht hätte lösen können seitens Polen und seiner "Alliierten". Aber das war es ja gerade. Danzig war die letzte Möglichkeit, Deutschland und Hitler in einen Krieg zu verwickeln.

  7. #1397
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von nethead Beitrag anzeigen
    Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

    Das sind ....unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.
    ......
    Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.
    Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.
    -----
    Und wer mir beweisen moechte das Hitler diesen grossangelegten Angriff geplant hat der moege mir die militaerische Vorbereitung darauf nachweisen. Das der deutsche Ruestungsstand in keinster Weise geeignet war die allerseits gerne aufgestellte "Lebensraum Eroberungsthese" zu verwirklichen wurde ... mehrfach belegt.
    Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
    Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.

    Deine Anfangsfrage bezweckte offenbar, den General Schulze-Ronhoff zu verteidigen und nach einer weiteren Stütze für seine Thesen zu suchen.
    der deutsche Ex-General Gerd Schulze-Ronhoff schreibt in seinem umstrittenem Buch "Der Krieg der viele Vaeter hatte" das die deutsche Armee im Jahre 1939 in keinster Weise fuer einen Angriffskrieg ausgelegt war.

    Nun ist aber Gerd Schulze-Ronhoff, auch wenn er in meinen Augen eine seriouese, unabhaengige Quelle ist, als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.
    Du hast aber falsch oder mißverständlich formuliert und wolltest wohl sagen:
    Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau der deutschen Armee und ihrer Nichteignung fuer einen Angriffskrieg gibt.

    Ich will ja nun nicht den Buchverkauf sabotieren, aber Schulze-Ronhoff erzählt und schreibt selber, daß die Vorgeschichte wichtig ist:

    Den Zweiten Weltkrieg kann man nicht vom Ergebnis her begreifen, sondern nur von seiner Vorgeschichte. Der Kriegsbeginn von 1939 ist ohne die Person des Diktators Hitler nicht zu begreifen. Hitler und die Bereitschaft der Deutschen, ihm in den Krieg zu folgen, sind ohne den Vertrag von Versailles unverständlich. Die allgemeine Empörung des deutschen Volkes über Versailles ist ohne die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs nicht zu verstehen. Und auch diese kann nur der begreifen, der das Konkurrenzgebaren der Staaten in Europa des 19. Jahrhunderts kennt. So muß man schon einen langen Anlauf nehmen, um den Kriegsausbruch von 1939 zu erklären.
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    Kriegs- oder Verteidigungsabsicht nach einfacher Faustformel?
    Die Wiederaufrüstung der Reichswehr nach Hitlers Amtsantritt in den Jahren 1933 bis 1939 gilt landläufig als der schlagende Beweis für dessen Kriegsabsichten und Eroberungspläne. Wer allerdings aus der Rüstung eines Staates auf dessen außenpolitische Ambitionen schließen will, muß die Menge und die Qualität der Streitkräfte dieses Staates mit denen seiner Nachbar- oder Gegnerstaaten vergleichen. Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. Von einer Regierung, die sich mit etwa einem Drittel der Truppen ihrer Nachbarstaaten begnügt, oder mit einem Drittel der Streitkräfte ihres stärksten Nachbarstaates, kann man annehmen, daß sie nur rüstet, um sich notfalls mit Aussicht auf Erfolg gegen Angriffe anderer Staaten zu verteidigen.
    Der rasante Aufbau des 102-Divisionen-Heeres läßt sich in zwei Phasen unterteilen. Zuerst entsteht bis 1936 unter dem enormen Rüstungsvorsprung aller Nachbarländer und bei dem Eindruck der Bedrohung, die die französisch-belgisch-polnisch-tschechische Umklammerung im deutschen Volk erweckt, ein aktives Heer mit 40 Divisionen, das in der Lage ist, das Reich mit einiger Aussicht auf Erfolg zu schützen. Ab 1937 wird das aktive Heer in den drei Jahren bis zum Krieg nur noch durch 5 weitere deutsche und sudetendeutsche sowie 6 österreichischen Divisionen aufgestockt.
    Mit einer Streitmacht von 51 aktiven Divisionen und 51 Reservedivisionen, wenn sie voll ausgerüstet und mobilgemacht sind, hat Deutschland eine Angriffsfähigkeit erlangt, der kein Nachbarstaat allein- ausgenommen Frankreich - widerstehen kann. Andererseits sind diese 102 Divisionen auch nur die Truppenstärke, die Deutschland notfalls bräuchte, um sich gegen eine gegnerische Allianz wie im Ersten Weltkrieg zu verteidigen.
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    Was nun: unwiderstehliche Angriffsfähigkeit erlangt für zukünftigen „Abwehrkampf gegen den Bolschewisms“? Die unwiderstehliche Angriffsfähigkeit reichte erstmal aus, um Polen blitzartig zu überrollen. Also Hitler war für einen Angriffskrieg unwiderstehlich gerüstet vor dem Poleneinmarsch.

    Fußnote zu Vierjahresplan 1936: Hitlers schriftliche Aussagen in seinem Vierjahresplan beziehen sich auf einen von ihm als unausweichlich angesehenen Abwehrkampf Deutschlands gegen einen zukünftigen Angriff der bolschewistischen Sowjetunion .
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    Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. (der schreibende General)

    Die Hitler-Regierung hatte nicht nur das 100.000 Mann Reichswehrheer und die Millionenarmee der SA, kriegserprobte Männer des WKI, sondern die nach dem Krümpersystem ausgebildeten Wehrpflichtigen in den neuen Divisionen zur Verfügung, also zusammen über 3.000.000 Mann. Die mußten noch mit leichten und schweren Waffen für den modernen Blitzkrieg mit Panzerdivisionen ausgestattet werden. Dazu mußten erst noch, vor dem Angriff auf die Sowjetunion, die europäischen Rüstungsschmieden von Vickers, Schneider-Creusot, Herestal und Skoda usw. in Frankreich, Belgien, Polen, Österreich und der Tschechoslowakei eingesammelt werden, die es mit „Sitzkrieg“ und schwachen Widerstand geschehen ließen. Die wollten alle einen antibolschewistischen Krieg und wünschten ihn aus christlichen und geschäftlichen Gründen.

    Über die Machenschaften der blutigen Internationale der untereinander verflochtenen Rüstungsindustrien und Ölkonzerne vor 1933 lies hier nach:



    Das Heft von 1929 als PDF-Datei mit kleinen Scanfehlern.
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    Und das Original als lesbare Fotoserie:
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    Dort finden sich u.a. die Mitteilungen:
    Das russische Öl ist ein ganz besonderes Kapitel. Wir würden niemals ausreichend beliefert werden können. Es kann aber sein, daß wir gezwungen werden sollen, es für England erobern zu helfen. (Anmerkung: nicht England, sondern für Royal Dutch Shell, deren Hauptaktionäre schon seit dem Wiener Kongress die Bankiers Englands sind und für die die britische Diplomatie sich vorrangig einsetzt. Englands-Regierung dient seinen Kaufleuten und Kapitalisten und nicht umgekehrt.)
    Die Abrüstungstendenzen der Völkerbundskommission werden ganz leise beiseite geschoben.
    Solange am Kriege verdient wird, werden die industriellen Auftrageber der Politiker nicht zugeben, daß eine allgemeine Abrüstung erfolgt. Sie könnten dazu nur durch das werktätige Volk und durch die proletarisierte Intelligenz gezwungen werden. Die Haltung der letzteren ist aber mehr wie zweifelhaft.
    Man wird einwenden, daß nach dem vorher Gesagten eine allgemeine Abrüstung und damit der Abbau der Rüstungsindustrie zwangsläufig kommen müßte. Irrtum! Die Rüstungsindustrie hat ihren Umfang erweitert. Fast alle Industrien sind Rüstungsindustrien geworden. Alle verdienen durch Aufrüstung. Mehr wie bei einem Kriege können diese Industrien gar nicht verdienen.
    Die Ölraffinerien verdienen bei der geringsten überplanmäßigen Flottenbewegung Millionen. Alle modernen Kriegsschiffe sind auf Ölfeuerung eingestellt. Es ist gar nicht möglich, ein modernes Heer stets mit den modernsten Waffen auszurüsten. Die Waffen veralten in einem früher unvorstellbaren Tempo.

    Die Heeresverwaltungen müssen sich daher immer mehr zu einem Zusammengehen mit der Industrie bequemen, eine weitgehende Normalisierung und Typisierung der Fabrikation für ihre Zwecke durchsetzen und Zuschüsse leisten.
    Die Industrie muß sich darauf einstellen, schnellstens im Bedarfsfalle alles Nötige zu liefern.
    Dies bedarf ungeheuer umsichtiger Vorbereitung.
    Über diese Frage hat in neuerer Zeit General von Seeckt im Aprilheft 1928 der Zeitschrift „Nord und Süd" in einem Aufsatz „Neuzeitliche Heere" geschrieben.

    »Für die Massenbewaffnung gibt es nur einen Weg: die Feststellung des Typs der Waffe zusammen mit der Vorbereitung der Massenanfertigung im Bedarfsfalle. Die Armee in Verbindung mit der Technik ist in der Lage, durch dauerndes Studium in Versuchsanstalten und Übungsplätzen den jeweilig besten Typ der Waffe festzustellen. Mit der Industrie ist die Vereinbarung zu treffen, daß dieser festgesetzte Typ sofort und in dem erforderlichen Umfang in Arbeit genommen werden kann. Hierfür bedarf es eingehender Vorbereitungen, die der gesetzlichen Basis nicht werden entbehren können. Diese Vorbereitungen sind in engster Zusammenarbeit zwischen Soldaten und Wirtschaftlern zu treffen und beziehen sich nach der Feststellung und Sicherung der erforderlichen Rohstoffe auf die Auswahl und Einrichtung der Fabriken für alle Teile der Bewaffnung und Ausrüstung. Die Vorbereitung der Umstellung der Fabriken vom Friedens- zum Kriegsbetrieb, Bereithaltung von Material und Maschinen verlangen naturgemäß schon im Frieden staatliche Subventionierung, die aber immer noch vorteilhafter für den Staat sein wird als die Beschaffung und Unterhaltung von großen und veraltenden Rüstungsvorräten. Wenn die militärischen Forderungen auf die Voraussetzungen schneller Massenanfertigung durch Verzicht auf das Allerfeinste zugunsten des möglichst Einfachen Rücksicht nehmen, so kann auch die Zeitspanne, die zwischen Auftragerteilung und Beginn der Lieferung liegt, abgekürzt werden, eine Zeit, die ja durch den Kampf der Operationsarmee gewonnen werden soll.«

    Diesen Ausführungen sei beigefügt die Übersetzung einer Stelle aus einem Buche des bekannten englischen Generals J. H. Morgan aus dem Jahre 1924:
    S. 96:
    »Ich bin oft gefragt worden, ob Deutschland entwaffnet sei, und meine Antwort auf diese Frage war die Gegenfrage: 'Was verstehen Sie unter Entwaffnung?' Wir zerstörten deutsche Kanonen, so was wie 35 000 Stück, wir verschrotteten Gewehre - so einige Millionen, wir ließen Festungen auffliegen, sprengten Pulverfabriken, fegten Krupp still.
    Aber es gibt drei Dinge, die man nicht zerstören kann: Mensch, Industrie und Wissenschaft.«

    S. 98:
    »Was die Industrie betrifft, so ist der einzige Weg, eine große, industrietreibende Nation zu entwaffnen - die Zerstörung der gesamten Industrie.
    Der Krieg ist so technisch, so mechanisch geworden, daß jeder große Ingenieurbetrieb ein potentielles Arsenal ist. Die Fabrik, die Druckzylinder oder Propeller macht, ist jederzeit fähig, eine Granatpatrone herzustellen .«
    Damit wäre auch die Frage nach der aufgebrauchen Munition am Ende Polenkrieges beantwortet. Früher haben Schmiede und Kanonengiesser an die staatlichen Magazine Kanonen und Kugeln geliefert zur Bevorratung (Spandauer Zitadelle). Heute muß Munition nicht mehr auf Vorrat in Arsenalen gehortet werden. Die Industrie liefert jede Menge sofort bei Bestellung. Und die europäischen Rüstungsschmieden waren eingeweiht und warteten nur auf die Hitler-Aufträge nach ihrer “Eroberung”. Eine Hortung von Munition im Deutschen Reich hätte die Sowjets nur mißtrauisch gemacht und frühzeitig ihre Öl- und Getreidelieferungen an das Hitler-Reich eingestellt, die noch bis zum 22.6.1941 in Brest-Litowsk anrollten.

    Außerdem gab es im Reich geheime unterirdischen Munitionsfabriken.
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    Geändert von Nereus (29.04.2012 um 21:02 Uhr)

  8. #1398
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
    Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.

    Deine Anfangsfrage bezweckte offenbar, den General Schulze-Ronhoff zu verteidigen und nach einer weiteren Stütze für seine Thesen zu suchen.


    Du hast aber falsch oder mißverständlich formuliert und wolltest wohl sagen:
    Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau der deutschen Armee und ihrer Nichteignung fuer einen Angriffskrieg gibt.

    Ich will ja nun nicht den Buchverkauf sabotieren, aber Schulze-Ronhoff erzählt und schreibt selber, daß die Vorgeschichte wichtig ist:


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    Kriegs- oder Verteidigungsabsicht nach einfacher Faustformel?

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    Was nun: unwiderstehliche Angriffsfähigkeit erlangt für zukünftigen „Abwehrkampf gegen den Bolschewisms“? Die unwiderstehliche Angriffsfähigkeit reichte erstmal aus, um Polen blitzartig zu überrollen. Also Hitler war für einen Angriffskrieg unwiderstehlich gerüstet vor dem Poleneinmarsch.


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    Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. (der schreibende General)

    Die Hitler-Regierung hatte nicht nur das 100.000 Mann Reichswehrheer und die Millionenarmee der SA, kriegserprobte Männer des WKI, sondern die nach dem Krümpersystem ausgebildeten Wehrpflichtigen in den neuen Divisionen zur Verfügung, also zusammen über 3.000.000 Mann. Die mußten noch mit leichten und schweren Waffen für den modernen Blitzkrieg mit Panzerdivisionen ausgestattet werden. Dazu mußten erst noch, vor dem Angriff auf die Sowjetunion, die europäischen Rüstungsschmieden von Vickers, Schneider-Creusot, Herestal und Skoda usw. in Frankreich, Belgien, Polen, Österreich und der Tschechoslowakei eingesammelt werden, die es mit „Sitzkrieg“ und schwachen Widerstand geschehen ließen. Die wollten alle einen antibolschewistischen Krieg und wünschten ihn aus christlichen und geschäftlichen Gründen.

    Über die Machenschaften der blutigen Internationale der untereinander verflochtenen Rüstungsindustrien und Ölkonzerne vor 1933 lies hier nach:



    Das Heft von 1929 als PDF-Datei mit kleinen Scanfehlern.
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    Und das Original als lesbare Fotoserie:
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    Dort finden sich u.a. die Mitteilungen:


    Damit wäre auch die Frage nach der aufgebrauchen Munition am Ende Polenkrieges beantwortet. Früher haben Schmiede und Kanonengiesser an die staatlichen Magazine Kanonen und Kugeln geliefert zur Bevorratung (Spandauer Zitadelle). Heute muß Munition nicht mehr auf Vorrat in Arsenalen gehortet werden. Die Industrie liefert jede Menge sofort bei Bestellung. Und die europäischen Rüstungsschmieden waren eingeweiht und warteten nur auf die Hitler-Aufträge nach ihrer “Eroberung”. Eine Hortung von Munition im Deutschen Reich hätte die Sowjets nur mißtrauisch gemacht und frühzeitig ihre Öl- und Getreidelieferungen an das Hitler-Reich eingestellt, die noch bis zum 22.6.1941 in Brest-Litowsk anrollten.

    Außerdem gab es im Reich geheime unterirdischen Munitionsfabriken.
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    Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
    Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden
    Du solltest selbst das sogenannte "Lebensraum"-Programm nochmal nachlesen.

    Es ist zwar die Rede davon, dass Völker - nicht nur das Deutsche übrigens - ihren ganz eigenen Lebensraum immer mit dem Schwert erobern mussten und müssen, so wie es das Deutsche Volk bei der Ostwanderung während des Mittelalters oder auch die Bajuwaren bei der Eroberung der "Ostmark" und die Hohenzollern während der brandburgisch-preussischen Periode taten.

    Aber er hat auch gesagt, dass ein erneuter Gang nach Osten im russischen Raum nicht nur mit gewaltigen Blut-Opfern , sondern auch nur möglich sein würde mit der tatkräftigen Unterstützung ENGLANDS.

    Darüberhinaus schreibt Hitler, ich habe das doch hier bereits mehrmals betont, das Buch 1925 und geht von einem alsbaldigen Zusammenbruch Russlands und der SU aus.

    Beides, die "tatkräftige" Unterstützung Englands UND der Zusammenbruch des bolschewistischen Russlands, standen 1939 überhaupt nicht (mehr) zur Debatte.

    Den "Kampf" 1939 und in den Jahren davor immer noch als "Programm" zur Verwirklichung national-sozialistischer Thesen zu bezeichnen ist absurd und wird auch heute kaum noch von Historikern so gesehen.

  9. #1399
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
    Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.
    In diesem Denkmodell, sind die Ideen Hitlers allein maßgebend für die deutsche Politik und Hitler verwirklicht einen privaten Langzeitplan.
    Ich finde das sind höchst problematische Annahmen.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  10. #1400
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    Standard AW: War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

    Zitat Zitat von htc Beitrag anzeigen
    In diesem Denkmodell, sind die Ideen Hitlers allein maßgebend für die deutsche Politik und Hitler verwirklicht einen privaten Langzeitplan.
    Ich finde das sind höchst problematische Annahmen.
    Wahrscheinlich hast Du Recht. Der Faktor Zeit aber wird häufig bei all den Überlegungen ausgelassen, bewusst oder unbewusst. Man schaue sich doch nur mal das "Langzeitprogramm" der "GRÜNEN" aus den 70er Jahren an und vergleiche es mit den Taten dieser Leute von heute. Damals durfte meine Tochter mit ihrem Pferd nicht durch genau das (Wasserschutz)-Gelände reiten, auf welchem wenige Jahre später ein Konzern dann mit Unterstützung der gleichen grünen Partei seinen riesigen Gebäude-Komplex errichtete.

    Vermutlich war Hitler da nicht anders gestrickt als unsere heutigen Volks-"Vertreter". Was interessiert einen Politiker sein blödes Geschwätz von gestern

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