Zitat Zitat von Ragtimer Beitrag anzeigen
So ist es. Dinge, die man bisher für selbstverständlich hielt, in Frage zu stellen und als unangemessen zu erkennen, ist schon schwer genug. Aber die neuen Erkenntnisse ins Gefühl einfließen zu lassen, und das Gefühl wiederum ins Verhalten, das ist beinahe nur mit therapeutischer Fremdhilfe zu schaffen. Vor allem die von dir angesprochene Angst vor sozialer Ächtung schwebt über den Leuten wie ein Damoklesschwert.
Ich meine allen Ernstes, Kunst und Geschichte wären hervorragende Wege, aus dem mentalen Gefängnis herauszufinden. Man lernt ganz selbstverständlich, so nebenbei, ohne es zunächst bewußt wahrzunehmen, daß es noch ganz andere Möglichkeiten gibt, Staat und Gesellschaft zu organisieren als uns die *Demokraten* weis machen wollen, oder auf bestimmte Gegebenheiten wie Besatzerherrschaft oder Diktatorenherrschaft zu reagieren, als schlecht deutsch im Staub zu kriechen und zu kuschen.

Es sind wahrlich nicht die schlechtesten Theaterstücke, in denen Fremdherrscher, Könige und Tyrannen ermordet werden. Nur mal als Beispiel: wenn ich wenigstens ungefähr weiß, was Wilhelm Tell mit Geßler veranstaltet, und wie hymnisch-extatisch Beethoven das bevorstehende Ende der napoleonischen Herrschaft feierte, zeig' ich doch jedem, der mich bei ähnlichen Anwandlungen als Nazi bezeichnet, im Stillen den Vogel.