Unesco entscheidet über Welterbe-Titel
Von Simone Maurer
Seit Montag (11.07.05) beraten im südafrikanischen Durban Unesco-Experten, ob der Kölner Dom auch künftig in der Liste des Weltkulturerbes geführt wird. Die Unesco stößt sich an Kölns Baupolitik, die die optische Erscheinung des Doms durch geplante Hochhäuser gefährde.
Eingeschränkte Sichtweise auf den Dom?
Kommt es hart auf hart, dann verschwindet das Kölner Wahrzeichen nach neun Jahren aus der langen Liste der 788 Weltkulturerbe-Stätten. "Das wäre einmalig in der Geschichte der Konvention und eine Schande für den Denkmalschutz in Deutschland", sagte der Sprecher der Deutschen Unesco Kommission, Dieter Offenhäußer.
Die internationale Organisation hatte das 150 Meter hohe Bauwerk 2004 auf die "Rote Liste" gesetzt und als gefährdetes Gebäude angesehen. Die Hochhäuser auf der anderen Rheinseite kämen ihm zu nahe, bemängelte die Unesco die kölnische Stadtplanung. Die Baupolitik der Stadt auf der lange Zeit vernachlässigten rechten Rheinseite mit dem LVR-Turm und weiteren geplanten Hochhausbauten stößt den Kulturwächtern der Unesco übel auf.
Bauen und bewahren
Die Entwicklung des neuen Wirtschaftsstandorts und die damit verbundene Stadtentwicklung sorgten für die internationale Auseinandersetzung. Die optische Erscheinung des Weltkulturerbes sei beeinträchtigt, so das Urteil der Unesco. Die Stadt dagegen will zwar bewahren, aber auch bauen und sich als Wirtschaftsstandort weiterentwickeln - möglichst ohne Einmischung der Unesco.
"Bei den beiden geplanten Hochhäusern in der Nähe des Bahnhofs zeigte die Stadt ja schon Entgegenkommen", sagt Offenhäußer und fügt an:
"Der weitere Streitpunkt wird vermutlich der geplante Jahn-Turm sein." Allerdings üben sich die Kölner weiter im Aussitzen und das könnte Folgen haben.
"Die Augen zu machen wird nicht funktionieren. Es gibt jetzt schon Leute, die den Dom ganz von der Liste streichen würden", warnt Offenhäußer. Dazu wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig.
"Wenn die Stadt Köln sich nicht bewegt, kann dies durchaus passieren", sagt der Unesco-Sprecher. Nordrhein-Westfalens Städtebauminister Oliver Wittke (CDU) hofft auf den Verbleib des Kölner Doms auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Die Kathedrale sei das wichtigste Kulturdenkmal in NRW und eines der wichtigsten in Deutschland, sagte Wittke am Montag (11.07.05.) der Nachrichtenagentur ddp.
"Prügel für den Dom"
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Über allem der Dom
Als Opfer des Hochhausstreits sieht sich derweil die katholische Kirche. "Man prügelt jetzt den Dom und nimmt ihn von der Liste, obwohl man die Stadt meint", sagt Dompropst Norbert Feldhoff. Der Dom wäre das erste Bauwerk überhaupt, das von der Liste gestrichen wird. Ein Signal, das auch auf andere Eindruck machen würde. Nicht nur in Köln steht ein Weltkulturerbe in der Nähe von geplanten Hochhäuser. Auf Athen und Moskau könnten ähnliche Diskussionen warten. Finanzielle Unterstützung gibt es für den Weltkulturerbe-Status von der Unesco keine. Die Sanktionen dürften aber trotzdem Folgen haben.
"Die Auszeichnung Welterbe zu sein, ist ein weltweites Markenzeichen, nach dem sich vor allem asiatische und amerikanische Reiseführer richten", sagt Offenhäußer.
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