Viel ist ja in diesem Forum bereits über 9/11 geschrieben worden, und auch heute, 10 Jahre später, polarisieren die Ereignisse dieses Tages immer noch. Ich möchte nun gern schildern, wie sich dieser Tag für mich und viele andere junge Menschen damals darstellte, was ich empfunden habe, was mich beschäftigt hat.
Der 11. September 2001, in Bayern damals der 1. Schultag nach den Sommerferien. Ich war gerade 18 Jahre alt geworden, verbunden mit all den Freuden über die neu gewonnen Rechte und Möglichkeiten, und bin auf eine andere Schule gewechselt. Erst eine kleine Einführungsveranstaltung mit Klassenzuweisung, ein kleiner Plausch mit Leuten, die ebenfalls von meiner bisherigen Schule auf die Neue gewechselt waren, in der neuen Klasse habe gleich mit netten Klassenkameraden Freundschaft geschlossen, unser neuer Klassenlehrer hat die Listen mit den benötigten Unterrichtsmaterialien ausgegeben, später haben wir noch die Bücher bekommen, die wir nun verwenden würden, und so endete dieser 1. Schultag auch schon gegen 12:00 Uhr Mittags.
Ich bin dann mit der U-Bahn nach Hause gefahren. Ich habe zu Hause natürlich gleich den Computer und den Fernseher angeschaltet, mir in der Küche was Kaltes zu trinken geholt und bin dann in mein Zimmer zurückgekehrt. Dort sah ich die Bilder zum ersten Male: Ein Flugzeug war in einen der Zwillingstürme des World Trade Center in New York eingeschlagen, ein paar Minuten später ein Zweites in den anderen Turm. Und noch ein drittes Flugzeug ins Pentagon in Washington. Mir stockte der Atem. Zuerst dachte ich noch an einen Unfall. Aber sehr früh drang es durch die Medien nach außen und damit auch in meinen Verstand: Das waren keine Unfälle, das waren gezielte Attacken durch Terroristen. Später brachen die Türme auch noch ein, und fassungslos musste ich sehen, wie Menschen sich zumindest noch vor dem Flammen- und Erstickungstod retten wollten – und sprangen. Hunderte Meter in die Tiefe sprangen, in den sicheren Tod, nur um diesem abscheulichen Sterben in den Flammen des brennenden Gebäudes zu entgehen. Das hat mich mit am meisten geprägt.
Die ersten Tage waren ein einziger Schock. In der Schule gab es kein anderes Gesprächsthema. Einige muslimische Schüler konnten es nicht lassen: Sie drückten ihre offene Freude über den Anschlag aus oder machten billige Witze auf Kosten der Opfer. Die Schulleitung kannte da aber wenig Gnade, diese Schüler wurden schnellstmöglich entfernt und entlassen. In mir kochte es angesichts solcher Äußerungen über die USA. Ich begann erstmals mein langjähriges Bild über die von mir immer für Opfer gehaltenen Muslime zu überdenken.
Die Tage vergingen, immer mehr kristallisierte sich heraus, dass islamische Terroristen die Täter waren. Dazu kam ein Wort, dass ich schon kannte, das mir aber nichtsdestotrotz Angst machte: Bündnisfall. Ein Angriff auf ein NATO-Mitglied galt ja als Angriff auf alle anderen. Ich war ja gerade erst 18 Jahre geworden. In mir begann die Angst hochzubrodeln: Toll, wegen ein paar verblödeten Muslimen werden jetzt wir jungen Männer wahrscheinlich bald zum Bund eingezogen und in irgendein abscheuliches, rückständiges islamisches Land zum Kämpfen geschickt, dessen Namen man als Nichtaraber nicht mal richtig aussprechen kann. Die Regierung tat wenig, um diese Befürchtungen vieler junger Männer zu beruhigen. Erst nach und nach stellte sich heraus, das diese Ängste unbegründet waren. Nichtsdestotrotz waren sie da. Und sie haben mich bis heute geprägt.
Und später sollten noch viele weitere Ereignisse meinen Abscheu gegen diese brutale Religion des Mordens, Raubens und der Erniedrigung des Menschen, seiner Versklavung, immer weiter anwachsen.