Je weniger Touristen man in der Fremde begegnet, die der Meinung sind, daheim sei es doch am schönsten, um so schöner sind die Einrücke, die man auf Reisen gewinnen kann.
Etwas anderes: Noch nie unternahm ich eine Reise ohne Gastgeschenke im Gepäck. Ich bin eine dankbare Touristin, eine, die nach der Rückkehr in ihr Heimatland keine großen Worte über die Gastfreundschaft der nunmehr fernen Menschen verliert, sondern abwartet, ob sie meiner Einladung folgen und mich besuchen kommen, damit ich sie ebenso reich bewirten kann, wie sie mich bewirteten. Nicht wenigen bezahlte ich die Reise nach Basel, um ihnen also meine Dankbarkeit zu erzeigen.
Gruß von Leila
Bin kein Tourist. Höchstens mal Durchreisender von Orten oder Ländern. 1966 hatte ich den letzten Urlaub als Tourist. Dann lernte ich Arbeit zu finden an Orten, die ich kennen lernen will. Manchmal ging es auch umgekehrt: ich lernte Orte kennen, in denen ich Arbeit fand. Rom war so ein unfreiwillig kennen gelernter Ort.
Aber Glück gehabt: tolles Land und tolle Menschen. Jedoch reise ich nun nur noch, wenn es unvermeidbar ist. Ich hoffe aber in einer reisenden Stadt zu leben und so noch etwas von der Welt zu sehen. Vor 2026 geht es nicht. Vieleicht erst 2040 und ich erlebe es gar nicht mehr. Aber ich arbeite mit daran hoffe darauf:
Auf der Feldberg leben, mit ca. 50.000 Bewohnern, Obst und Gemüse wachsen auf den Terrassen, die Struktur sorgt für Solarzellen-Energie, Speicherbecken tun das nachts, und wenn wir dann mit den Schwesterschiffen Fujiyama und Everest zum Bespiel San Juan ansteuern, erwartet uns ein Volksfest.
Oasis of the Seas und Allure of the Seas sind ja schon 2 schwimmende Kleinstädte, jede für (Besatzung und Gäste) über 8.000 Bewohner. Nur mag ich nicht mit Touristen leben. Die leben ein Kunst-Leben. Ohne Lebens-Kunst. Ohne Erfolge. Außer vielleicht Sieg im Sackhüpfen oder in der Schlacht am Torten-Buffet.
Eben das verstand ich bisher unter einem Touristen: einer, der von einem Ort zum andern reist. Nun scheint es so, daß diese Bezeichnung heute etwas anderes bedeutet. Also nenne ich mich künftig eine Reisende, eine, die gerne von einem Ort zum andern reist. Dadurch bekunde ich meinen Willen, begrifflich à jour zu sein. Das Vergnügen, mir bei jeder sich Dir bietenden Gelegenheit zu widersprechen, verderbe ich Dir nicht, sondern gönne es Dir von ganzem Herzen.
Gruß von Leila
Es geht um Begriffe und Inhalte, nicht um Widerspruch. Ich sehe nämlich keinen Unterschied zwischen Touristen und Reisenden, die sich im dolce far niente vormachen Sackhüpfen, Museumsbesuche und höfliche Plaudereien seien Lebens-Kunst. Es bleibt eben ein Kunst-Leben abseits der Realität, von der sie sich temporär verabschieden. Solche Leute tun mir immer leid, wenn die Realität sie wieder einholt ...
... und le choc du retour hat sie voll im Griff. Ihre traurige Leere ist aber auch schon spürbar, wenn Du mal mit Freunden auf einen Tee in ein Ressort-Hotel gehst und sie dort beobachtest, die Flüchtlinge von der Realität, die Urlauber, oder die Reisenden, wie Du nennen willst. Auf einer Kreuzfahrt könnte ich die wohl spätestens nach einem Tag nicht mehr ertragen und würde meine Kabine nicht mehr verlassen.
Dort würde ich mit Telefon und Laptop flott zurück in die Realität flüchten, mit Arbeit, na, und wohl auch hier zu Dir ins Forum, um mich auszuheulen über die seelenlosen Zombies am Kuchenbuffet, beim Sackhüpfen, in der Polonaise, und in der Gefangenschaft irgendwelcher Entertainer oder Animateure, bei denen sie auf Kommando zusammen lachen und versuchen froh zu sein. TV zeigt es aber auch oft genug.
Kunst-Leben ist eben nix für mich. Ich gebe mich lieber voll der Lebens-Kunst hin, da die Welt mit ihrer Realität weit schöner ist als jeder Traum: in der Realität kann ich Phantasie wahr machen. In meinem Beruf tue ich es laufend.
Lupo bemüht sich auch eine Phantasie wahr zu machen. Vielleicht klappt es sogar, da alles Vorstellbare auch möglich ist. Ohne solche Leute wie Lupo säßen wir noch in Höhlen und warteten darauf, daß die Sonne wieder scheint.
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