Siegfried Mundlos, Vater des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos, als Zeuge vor dem NSU-Ausschuss des Landtags: Schuld sind andere, die Sicherheitsbehörden, vor allem der Verfassungsschutz.
Erfurt - Siegfried Mundlos will einiges loswerden, das wird schnell klar. Ununterbrochen redet der 66-jährige Ruheständler mit den buschigen Augenbrauen, der früher Informatik-Professor an der Fachhochschule Jena war. Er ist der Vater des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos. Bevor er auch im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München als Zeuge befragt wird, muss Mundlos am Montag in Erfurt vor dem NSU-Ausschuss des Landtags aussagen.
Was er loswerden will, kann man für Realitätsverdrängung, ja für Verschwörungstheorien halten. Sein Sohn der Mörder von zehn Menschen? "Wir sind ein Rechtsstaat. Die Schuld muss erst nachgewiesen werden. Solange gilt die Unschuldsvermutung", entgegnet der Vater. Kein Wort darüber, dass auch er versagt haben könnte, als sein Sohn zum Neonazi wurde - und später gemeinsam mit Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zum Mitglied der mutmaßlichen Terrorbande "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)".
Schuld sind andere, die Sicherheitsbehörden, vor allem der Verfassungsschutz. Der Vater von Mundlos weist zwar nicht zu Unrecht darauf hin, dass die rechtsextreme Organisation "Thüringer Heimatschutz", in der auch sein Sohn mitmachte, über Gelder für V-Leute alimentiert wurde. Aber belegt das auch, dass der Verfassungsschutz in jeder Hinsicht ein abgekartetes Spiel trieb, wie Mundlos meint?
So hält er die Durchsuchung der Zschäpe-Garage in Jena, wo im Januar 1998 rund 1,4 Kilogramm Sprengstoff in Rohrbomben gefunden wurden, für Propaganda, "um dem Trio eine Legende zu geben, wenn es in den Untergrund geht". Der Verfassungsschutz, glaubt der Vater, habe das Trio als "eine Art U-Boot" eingesetzt. Der Dienst habe so an Leute in der Szene herankommen wollen, an die er sonst nicht herangekommen wäre. Das sei an sich sogar eine normale Nachrichtendienst-Aktion - aber nicht, wenn daraus Verbrechen würden.
"Ich werde alles daran setzen, um diese Schweinerei, um diese Schreibtischtäter, aufzudecken", sagt der Vater.....