DIHK: Viele Firmen-Gründer hoffen nur auf Fördergelder
Immer mehr Deutsche machen sich aus Angst vor Arbeitslosigkeit selbständig - Kaufmännisches Wissen fehlt
von Philipp Neumann
Berlin - Immer mehr Menschen machen sich aus Angst vor der Arbeitslosigkeit selbständig. Der Wunsch, ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung anzubieten, spielt dabei eine geringere Rolle als die Aussicht auf staatliche Fördergelder. Das ist ein Ergebnis des Gründerreports des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der der WELT vorliegt. Zudem fehlen laut der Studie Firmengründern oft grundlegende unternehmerische Kenntnisse. Der DIHK befürchtet darum eine Insolvenzwelle.
Von den Unternehmensgründern, die sich im vergangenen Jahr von einer Industrie- und Handelskammer beraten ließen, nannten 71 Prozent die Furcht vor der Arbeitslosigkeit als Motiv für den Schritt in die Selbständigkeit. Im Jahr 2003 waren es nur 56 Prozent. Im Gegensatz dazu verfolgte nicht einmal jeder Dritte (29 Prozent) eine spezifische Geschäftsidee (2003: 44 Prozent).
Daß sich immer mehr Arbeitslose für die Gründung einer Firma interessieren, liegt laut DIHK nicht zuletzt an den staatlichen Fördergeldern. Hier konstatiert der DIHK eine "wachsende Subventionsmentalität".
Oft stehe der Zuschuß und nicht das Geschäftskonzept im Mittelpunkt, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der WELT. So hätten sich bei einer bundesweiten Telefonaktion der Industrie- und Handelskammern für arbeitslose Gründungsinteressierte 90 Prozent der Anrufer vor allem für die Zuschüsse interessiert. Im Dezember 2004 hätten die Kammern einen regelrechten Ansturm von Interessenten für Ich-AGs erlebt, weil seit Januar 2005 nur noch Empfänger von Arbeitslosengeld I Fördergelder erhalten.
Die Pflicht, ein Geschäftskonzept vorzulegen, um diese Gelder zu bekommen, sehen laut DIHK viele Antragsteller nur als lästigen Akt. "Die Ich-AG schafft Subventionsgewöhnung und wird Enttäuschungen produzieren. Sie gehört abgeschafft",[/B] sagte Wansleben. Die Förderung gewöhne Firmengründer an Subventionen, was unternehmerisch zu Enttäuschungen führe. Nötig sei eine einheitliche Förderung. Selbständigkeit und Unternehmertum müßten schon in der Schule gefördert werden. Wansleben: "Wer eigenverantwortlich denkt, gründet erfolgreicher."
Der DIHK beklagt, daß es angehenden Selbständigen generell an unternehmerischem Grundwissen fehle. Dies gelte besonders für Arbeitslose. Fast die Hälfte aller Gründer könne nicht hinreichend darlegen, warum ihr Produkt besser ist als das der Konkurrenz. Die meisten Busineß-Pläne hätten starke Defizite im kaufmännischen Bereich. Preiskalkulationen und Kostenrechnungen seien mangelhaft. Das Fazit des DIHK: "Es steht zu befürchten, daß der Welle an Gründungen aus der Arbeitslosigkeit die unternehmerische Substanz fehlt und viele Insolvenzen folgen."
4. Oktober 2005 [Links nur für registrierte Nutzer]
Meiner Meinung nach sollte man tatsächlich in den Schulen damit anfangen, die Kinder nicht zum Arbeitnehmer zu erziehen. Da wird den Schülern beigebracht, wie toll und großartig die Gewerkschaften sind, man bringt ihnen bei, welche Rechte sie als Auszubildende und Arbeitnehmer haben und stellt die Unternehmer mehr oder weniger als ziemlich miese Typen dar, bei denen einzig und alleine der Profit zählt und die über Leichen gehen.
Werbung - so wird dort erklärt - dient nur der Verführung und es wird zudem für Dinge geworben, die niemand braucht.
Die Lehrer, die Wirtschaftslehre an Haupt- und Realschule unterrichten, haben selbst keine oder nur sehr unzureichende Kenntnisse.