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Thema: Pogrome in Sivas, Maras und Gazi

  1. #1
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    Standard Pogrome in Sivas, Maras und Gazi

    Pogrom von Sivas

    Siebenunddreissig Menschen kamen in den Flammen um oder erstickten qualvoll, als islamische Eiferer das Hotel Madimak anzündeten, in dem die Besucher eines Festivals untergebracht waren.Sogar die Löscharbeiten wurden verhindert, damit keiner diesen Anschlag überlebt. Wegen der wütenden Menschenmenge draußen vor dem Hotel konnten die Bewohner des Hotels nicht ins Freie, bis sie schließlich vom Feuer eingeschlossen waren. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach rund acht Stunden ein. Laut Zeugenaussagen und Videoaufnahmen halfen vereinzelte Polizisten der Menge und eine anrückende Militäreinheit zog sich sich wieder zurück.

    Die türkischen Schriftsteller und Intellektuelle waren in Sivas zusammengekommen, um bei den PIR SULTAN ABDAL Feierlichkeiten teilzunehmen. Pir Sultan Abdal , der im 15./16. Jh. in dieser Stadt gelebt hat , ist einer der populärsten Volksdichter der Türkei.

    Begonnen hatte die Aktion offenbar nach dem Freitagsgebet in drei grossen
    Moschen.Unklar ist jedoch,welche Rolle der Bürgermeister von Sivas (Mitglied derfundamentalistischen "Refah Partei " Erbakans) gespielt hat. Nach Zeitungsberichten zu Folge,soll er sich als Einpeitscher betätigt haben.

    Anlass für das Pogrom war eine simple Aussage von Aziz Nesin: Er halte einen Großteil der türkischen Bevölkerung für feige und dumm, da sie nicht den Mut hätten, für die Demokratie einzutreten. Außerdem übersetzte er die Satanischen Verse von S. Rushdie.

    Schon 1949 wurde Aziz Nesin von der heutigen britischen Königin Elisabeth II., dem Schah Mohammad Reza Pahlavi sowie dem ägyptischen König Faruq wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und musste für sechs Monate ins Gefängnis.

    Jährlich findet am 2. Juli eine Gedenkfeier für die Opfer des Brandanschlag statt, Die türkische Regierung jedoch verwendet nie den Begriff Massaker, sondern trauriger Vorfall. Unter anderem behaupten einige Kritiker, dass die alljährliche Gedenkfeier eher die Hassgefühle der Aleviten auffrischt als diese abzubauen. Untermauert wird dies mit der Behauptung, dass der Anschlag von den Betroffenen polemisiert werde. Immer noch sind zahlreiche Verurteilte auf der Flucht, wobei sich viele in Deutschland aufhalten.

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  2. #2
    GESPERRT
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    Standard AW: Pogrome in Sivas, Maras und Gazi

    Die Ermordeten von Sivas

    Asim Bezirci

    wurde 1927 in Erzincan geboren, wo er auch die Grundschule besuchte. Als Sohn einer völlig mittellosen Familie hatte er das Glück unter 126 Bewerbern einen der beiden Stipendiatenplätze für das Internat in Erzurum zu gewinnen, das er bis zum Abschluss der Oberschule besuchte. Anschliessend studierte er in Istanbul türkische Sprache und Literatur. Nach Abschluß des Studiums begann er 1950 zunächst für die Zeitschrift Gerwek zu schreiben. Aufgrund seiner Artikel wurden unter der Repressionspolitik der damaligen DP-Regierung allein acht Strafverfahren gegen ihn eingeleitet und er musste Monate in Haft verbringen, bis er in allen Verfahren freigesprochen wurde.

    Seit 1955 widmete er sich gänzlich der Literatur und Literaturkritik. Er bearbeitete und brachte die Werke zahlreicher türkischer Schriftsteller heraus, übersetzte mehrere europäische Dichter und Schriftsteller ins Türkische, ebenso übertrug er Literatur aus der osmanischen Zeit ins Neutürkische. Asim Bezirci war im Vorstand der Schriftstellergewerkschaft TYS sowie Mitglied im Friedenskomitee. Er hinterlässt ein Werk von 68 Büchern und ungezählten Zeitschriftenaufsätzen.

    Metin Altiok

    wurde 1940 in Bergama ( Izmir ) geboren, wo er die Schule bis zum Abschluss der Oberschule in Karsiyaka besuchte. In Ankara studierte er Philosophie. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er eine Weile als Beamter und ließ sich dann als Lehrer in den Schuldienst versetzen.

    Er unterrichtete in verschiedenen Städten Anatoliens, so auch für mehrere Jahre an einer (religiösen) Imam - Hatip - Schule in Bingöl. Metin Altiok war Dichter.

    1976 veröffentlichte er sein erstes Gedichtsband Gezgin ( Umherziehend ); 1978 erschien Yerleqik Yabancx (der ansässige Fremde).

    Bis 1992 folgten weitere acht Bände. Für seine Arbeiten wurde Metin Altiok mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit zeichnete er mit Feder und Kohle.

    Asaf Kocak

    geboren 1957 in Yerköy. Asaf Kowak war Karikaturist.

    Ugur Kaynar

    wurde 1956 in Zara / Sivas geboren. Bereits in der Grundschule hatte er Gedichte geschrieben. Er begann aber erst nach 1980 seine Gedichte zu veröffentlichen. 1988 erschien sein erster Gedichtsband Cicekler Halaya Durdu.

    Ugur Kaynar, Asaf Kocak und Erdal Ayranci waren ein unzertrennliches Gespann, von ihren Freunden wurden sie als die „bärtigen Daltons“ bezeichnet.

    Behcet Aysan

    wurde 1949 in Ankara geboren. Er studierte Medizin, unterbrach es jedoch 1968. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichte, bis 1990 erschienen fünf Gedichtbände.

    Muhibe Akarsu

    stammte aus Kangal/Sivas. Sie war die Tochter des Seyyit Halil ( Seyyit = religiöse Persönlichkeit in der alevitischen Gemeinde, dessen Abstammung auf Hüseyin, den Enkel des Propheten zurückgeführt wird ). Seit 1972 war Muhibe mit Muhlis Akarsu verheiratet.

    Muhlis Akarsu

    wurde 1948 im Dorf Minarekaya ( Kangal / Sivas ) als jüngster Sohn eines Landarbeiters geboren. Aufgrund der ökonomischen Situation der Familie konnte er die Schule nur bis zum Abschluss der Grundschule 1962 besuchen. Aber er war stark beeindruckt von den Volkssängern und religiösen Persönlichkeiten, deren Gesängen und Vorträgen er bei den alevitischen zeremoniellen Zusammenkünften ( Cem ) lauschte. So begann er bereits sehr jung selbst Gedichte und Verse zu schreiben und Saz zu spielen.

    Edibe Sulari

    wurde in Cayirli / Erzincan als älteste Tochter des bekannten Volkssängers Asik Davut Sulari geboren, und stammt aus einer bekannten Seyyit-Familie.

    Deshalb begleitete sie ihren Vater bereits während ihrer Kindheit musikalisch bei den alevitischen Zusammenkünften und Gebeten, bis sie sich selbst einen Namen als Volkssängerin machte. In den 70er Jahren ging sie nach Europa, sie lebte in Basel.

    Hasret Gültekin

    wurde 1967 in Sarkisla / Sivas geboren. Bereits mit sechs Jahren begann er Saz zu spielen und hatte mit elf, zwölf Jahren seine ersten Auftritte. Er hat mehrere Kassetten herausgebracht.

    Hasret Gültekin, der eine neue Art des Sazspiels entwickelte, gab in der Türkei und in Europa zahlreiche Konzerte.

    Nesimi Cimen

    geboren 1931 in Saimbeyli / Erzincan. Auch er begann bereits mit neun Jahren das Sazspiel und gehörte zu den beliebtesten alevitischen Volkssängern. Während der 70er und 80er Jahre erschienen in Europa zahlreiche Schallplatten und Kassetten.

    Serkan Dogan

    geboren 1974 in Ankara. Er war aktives Mitglied im Pir Sultan Abdal Verein, wo er Saz spielte und in der Semahgruppe tanzte.

    Erdal Ayranci

    wurde 1958 in Nigde geboren. Er war Kameramann.

    Muammer Cicek

    wurde 1967 in Tokat geboren. Er arbeitete als Stadtplaner und war ebenfalls Mitglied im Pir Sultan Abdal Verein. Er liebte Kultur und Theater.

    Inci Türk

    wurde 1971 in Eskisehir geboren.Mit ihren 22 Jahren hatte sie gerade ihr Pharmastudium erfolgreich abgeschlossen und freute sich auf ihre neue Arbeit als Apothekerin.

    Nurcan Sahin

    geboren 1975 in Ankara, hatte die Oberschule abgeschlossen und bemühte sich um einen Platz an der ODTÜ-Universität in Ankara.

    Yasemin Sivri

    geboren 1974 in Ankara, besuchte die Hacettepe Universität in Ankara. Sie war aktiv im Vorstand der Jugendkommission des Pir Sultan Abdal Vereins und als „Bücherwurm“ verantwortlich für die Bibliothek des Vereins.

    Asuman Sivri

    Yasemins Schwester war 1977 geboren und gerade sechszehn Jahre alt. Sie besuchte die vorletzte Klasse des Theaters und war ebenfalls im Pir Sultan Abdal Verein aktiv.

    Menekse Kaya

    geboren 1977 in Ankara. Sie war erst 15 Jahre alt.

    Koray Kaya

    geboren 1981 in Ankara. Er und seine Schwester sind die beiden jüngsten Opfer des Pogroms von Sivas.

    Özlem Sahin

    geboren 1976 in Ankara, hatte die Oberschule abgeschlossen und gerade die Aufnahmeprüfung zur Universität erfolgreich bestanden. Auch sie gehörte zur Semahgruppe des Pir Sultan Abdal Vereins.

    Huriye Özkan

    geboren 1971 in Ankara, hatte gerade die pharmazeutische Fakultät der Gazi-Universität erfolgreich abgeschlossen. Auch sie engagierte sich in der Theater- und Semahgruppe des Pir Sultan Abdal Vereins.

    Sehergül Ates

    wurde 1963 in Ankara geboren.

    Serpil Canik

    wurde 1974 in Ankara geboren. Nach dem Abschluss des Handelsgymnasiums arbeitete sie in einer Kooperative. Im Pir Sultan Abdal Verein war sie zunächst für die Folkloregruppe, dann für die Semahgruppe verantwortlich.

    Yesim Özkan

    Schwester von Huriye, wurde 1973 in Ankara geboren. Nach dem Abschluß der Mittelschule hatte sie einen Platz an der Fachhochschule für Sozialarbeit bekommen. Yesim liebte besonders das Theaterspiel.

    Handan Metin

    wurde 1973 in Divrigi geboren. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lehrerschule hatte sie einen Platz für das Biologiestudium an der Technischen Universität des Mittleren Osten (ODTÜ) bekommen.

    Belkis Cakir

    wurde 1975 in Ankara geboren. Nach dem Abschluß der Oberschule bereitete sie sich auf die Aufnahmeprüfung für die Universität vor. Im Pir Sultan Abdal Verein nahm sie an der Semahgruppe sowie an der Theatergruppe Güne Umut teil.

    Gülsüm Karababa

    wurde 1971 in Divrigi geboren. Sie liebte es, zu zeichnen.

    Ahmet Özyurt

    geboren 1972 in Ankara, bereitete sich auf eine Computerausbildung vor.

    Murat Gündüz

    geboren 1971 in Ankara.

    Sait Metin

    wurde 1970 in Ankara geboren. Nach dem Abschluß der Oberschule besuchte er die Technische Hochschule in Cankiri und arbeitete anschliessend als Techniker in einer privaten Firma. Er engagierte sich im Pir Sultan Abdal Verein durch Saz- und Theaterspiel. Auf dem Festival in Sivas sollte er die Rolle des Pir Sultan Abdal spielen.

    Gülendar Akca

    wurde 1968 in Divrigi geboren. Nach dem ihre Familie 1981 nach Ankara umzog, besuchte sie dort das Gymnasium.

    Mehmet Akcay

    geboren 1968 in Divrigi, besuchte die Hochschule für Finanzwesen der Gazi-Universität, spielte am Olusum-Theater, Redakteur der Cagdas- Divrigi - Zeitung, Amateurfotograf, Vorstandsmitglied des Divrigi - Kulturvereins.

    Carina Cuanna

    kam aus den Niederlanden, wo sie Ethnologie studierte. Sie hatte sich besonders mit anatolischer Kultur und dem Alevitentum beschäftigt und war mit vielen Mitgliedern des Pir Sultan Abdal Vereins eng befreundet.

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