Religion und Aufklärung schließen sich trotzdem aus, auch wenn es noch so oft in der Zeitung steht ("christliche Wurzeln der Aufklärung", sowas glaubt ja auch nur, wer weder eine Seite eines Aufklärers noch die liebe Reaktion der Kirche auf die Aufklärung zur Kenntnis genommen hat).
Entweder man ist aufgeklärt oder man glaubt an oder predigt über Himmelsgeister. Gauck glaubt - zumindest auf dem Papier - an Himmelsgeister, d.h. er glaubt - zumindest auf dem Papier - daß es "im Himmel" etwas gäbe, was "über" dem Menschen steht. Damit hat er an einer leitenden Position einer DEMOkratie nichts verloren, soll er sich eine schöne THEOkratie suchen. Hier geht es, ausnahmsweise, wirklich ums Prinzip, nicht darum, ob er ein schlauer oder netter Mensch ist.
Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende - das Ende!
(Wotan, Die Walküre)
Auweia ... wetten dass jetzt schon welche dabei sind nach dreckiger Wäsche zu suchen?
Der bekennt sich eben nicht zu Deutschland, sondern zum BRD-Patriotismus:
SZ: Sie wünschen sich mehr Begeisterung für das Land, auch mehr Patriotismus. Warum tun sich die Deutschen 20 Jahre nach der Wiedervereinigung und 65 Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft damit noch so schwer?
Gauck: Ich leite den Verein Gegen das Vergessen - für Demokratie. Er wurde gegründet von Menschen, die nicht zuschauen wollten, wie rechte Chaoten wieder auf den Straßen herumlärmen, ohne dass Bürger dagegen etwas sagen. Sie finden hier Leute, die nie vergessen wollen, was Deutsche getan haben und wie wir Leid über uns und über andere gebracht haben. Wir wissen auch, was schuld war. Aber Schuld ist eine personale Dimension. Sie unschuldigen Generationen anzuhängen, ist ein törichtes pädagogisches und politisches Unterfangen. Viele aus der Achtundsechziger-Bewegung - und ich habe mich dazu phasenweise gerechnet - haben das gemacht. Wir haben gedacht, wir sind politisch nur korrekt, wenn wir auch Schuld empfinden.
SZ: Sie haben stellvertretend gebüßt für Ihre Elterngeneration.
Gauck: Richtig. So etwas kommt vor und hat auch seinen Sinn. Aber das Ganze muss in einer vernünftigen Lebensform münden und nicht in einer neurotischen Beschwörung des Unvermögens. Also Katharsis statt neurotisch fixierter Bußfertigkeit. Wirkliche Trauer ist etwas anderes als eine vorgetragene Trauergesinnung. Schuld ist etwas anderes als ausgelebte Schuldgefühle. In der Post-68er-Zeit hat sich das Land vertieft mit den Lasten der Vergangenheit auseinandergesetzt. Das war wichtig. Wir konnten uns danach als Nation besser vertrauen, als wir uns nicht mehr selbst belogen haben.
SZ: Sind Sie gerne Deutscher?
Gauck: Ich bin ein Nachkriegskind und empfand damals eine große Fremdheit gegenüber der eigenen Nation. Ich wollte kein Deutscher sein. Ich fand das so schmutzig. Aber es wurden danach Kinder geboren, die heute erwachsen sind. Sie sind aufgewachsen in einem Land, das im Westteil 60 Jahre Freiheit, Bürgerrechte, Menschenrechte, Herrschaft des Rechtes und aggressionsfreie Außenpolitik erlebt hat. Alle diese Güter sind nicht geträumt. Sie sind real. Und der andere Teil Deutschlands hat sich die Freiheit vor 20 Jahren selbst erstritten und den schönsten Satz der deutschen Politikgeschichte gelebt: "Wir sind das Volk." Und dann spielen wir manchmal ganz gut Fußball und exportieren Druckmaschinen in die ganze Welt. Wann hatte die Nation eigentlich einmal so eine Phase? Warum, zum Kuckuck, wollen wir dazu nicht ja sagen?
SZ: Die Rechtsextremen kapern Begriffe wie Heimat, Nation oder den Stolz, ein Deutscher zu sein. Macht es das nicht unmöglich, die Begriffe demokratisch positiv zu besetzen?
Gauck: Wenn die das sagen, dann wird mir schlecht. Als das anfing, dass die Rechten mit diesen Begriffen hantierten, da habe ich vor Wut gezittert. Worauf die stolz sind, das hasse ich. Ich bin aber stolz auf das, was die hassen. Diesen Stolz müssen wir ihnen entgegensetzen.
SZ: Ist Stolz in Verbindung mit Nation überhaupt der richtige Begriff?
Gauck: Wollen wir dieses normale Gefühl den Bekloppten überlassen? Na, ich hoffe doch nicht! Stolz ist ein Gefühl, das schnell hinüberkippen kann in Arroganz, da muss man aufpassen. Wenn aber der Handwerker sein Produkt fehlerfrei hergestellt hat, wenn der Musiker am Ende eines Konzertes alle begeistert hat, dann empfindet er Stolz. Stolz ist ein natürliches Gefühl. Wir dürfen uns mögen, für das, was wir können. Auch dieses Land. Aber wir brauchen dafür die jüngere Generation. Meine Generation kann das nicht, weil wir sofort in den Verdacht geraten, Kryptofaschisten zu sein.Insgesamt der übliche BRD-Tenor, nur etwas hübscher verpackt. Das ist nichts Revolutionäres sondern klar kalkuliert. Die Blockparteien wissen im Grunde ja genau, wie das Volk denkt und was es will. Nach Türken-Wulff will man mit Gauck mal wieder etwas Dampf aus dem Kessel lassen, eher er explodiert. (Was ja auch der eigendliche Grund für Wulffs Absetzung war.) Ändern wird sich dadurch nichts. So gesehen ist ein Gauck sogar wesentlich schlimmer als ein Wulff.SZ: Machen es uns die türkischstämmigen Deutschen vor, die bei der Fußball-WM Deutschlandfahnen schwenken?
Gauck: Viele meiner intellektuellen Gesprächspartner, die mit einem ähnlichen negativen Nationalgefühl aufgewachsen sind wie ich, waren entsetzt. Sie haben das als einen nationalistischen Rausch empfunden. Aber es waren am Ende nur Patrioten.
SZ: Oder einfach nur türkischstämmige Jugendliche mit Deutschlandfahnen.
Gauck: Ja. Johannes Rau hat gesagt, wir können Patrioten sein, denn ein Patriot liebt sein Vaterland. Der Nationalist aber, der hasst die Vaterländer der anderen. Der rechte Nationalismus braucht die Feindschaft zu den anderen Ländern. Wir, die wir unser Vaterland mögen, brauchen das nicht.
SZ: Kann ein so verstandener Patriotismus auch in der Integrationsfrage weiterhelfen?
Gauck: Ja, sicher. Aber dazu brauchen wir deutsche Bürger, die selber eine positive Beziehung zu diesem Land haben. Wenn wir gerne in diesem Land leben, dann können wir auch einladend sein. Ich sehe das aber noch nicht. Als ich in den Vereinigten Staaten war, bin ich auf Einwanderer getroffen, die innerhalb kürzester Frist begeistert waren von den USA, dieser so harten Gesellschaft. Sie sind stolz, Bürger dieses Landes zu sein. Dieses Bewusstsein hat sich tradiert in der US-amerikanischen Gesellschaft. Es gibt eine stärkere natürliche Bereitschaft, den Fremden als Teil der eigenen Umgebung zu akzeptieren. Da haben wir Nachholbedarf. Selbst in Europa gibt es Länder, die eine höhere Aufnahmebereitschaft haben als wir. Und das tut ihnen gut.
SZ: Ersetzt Aufnahmebereitschaft die Anforderung an die Einwanderer, sich anzupassen?
Gauck: Auch Einwanderer müssen ihren Beitrag leisten. Das ist eine Zumutung, die wir bestimmten Milieus etwa aus den ländlichen Gegenden im Osten der Türkei abverlangen müssen. Aber wir dürfen die Menschen nicht ruhigstellen durch Versorgung. Das perpetuiert Abhängigkeit. Demokratie ist auf Mitwirkung angelegt. Im Gegensatz zur linken Propaganda muss klar sein, das wir den Menschen nichts Böses tun, wenn wir ihre Mitwirkung stimulieren und fordern. Darum bin ich für aktivierende Sozialpolitik. Man kann auch mit bester Absicht etwas Ungutes tun. Wenn ein Vater oder eine Mutter ihre Liebe allein dadurch ausdrücken, dass sie ihren Kindern alles erlauben und alles geben, ziehen sie den Nachwuchs zu Egoisten heran.
SZ: Was machen Sie in fünf Jahren, Herr Gauck?
Gauck: Ich werde dann 75 Jahre alt sein und hoffentlich nicht mehr so ein anstrengendes Programm haben wie jetzt.
SZ: Sie werden also nicht noch mal antreten, um Bundespräsident zu werden?
Gauck: Das ist eher unwahrscheinlich. Ich sehe mich mehr als Bürger, der mitredet.
SZ: Wir sind gespannt und danken Ihnen für das Gespräch.
.„Es gibt Verbrechen gegen und Verbrechen für die Menschlichkeit. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden von Deutschen begangen. Die Verbrechen für die Menschlichkeit werden an Deutschen begangen.“ Carl Schmitt, deutscher Staatsrechtler und Philosoph
"Der Sieg ging an die Alliierten, der soldatische Ruhm an die Deutschen." Drew Middleton, amerikanischer Militärpublizist
.„Es gibt Verbrechen gegen und Verbrechen für die Menschlichkeit. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden von Deutschen begangen. Die Verbrechen für die Menschlichkeit werden an Deutschen begangen.“ Carl Schmitt, deutscher Staatsrechtler und Philosoph
"Der Sieg ging an die Alliierten, der soldatische Ruhm an die Deutschen." Drew Middleton, amerikanischer Militärpublizist
Gesetz den Fall die NPD bekäme die Mehrheit bei den Wahlen.
Würde da irgend etwas besser?
Ich kann es mir schwer vorstellen.
Das richtige zu wollen und es richtig zu tun ist eben ein gewaltiger Unterschied.
Insofern finde ich Gauck mit seiner abgeklärten und ausgewogenen Form eines deutschen Nationalstolzes einen würdigen Vertreter an der Spitze.
Unsere fälschlich so genannte „Zivilisation“ beruht in Wirklichkeit auf Zwangsarbeit und Sklaverei, Zuhälterei und Prostitution, Organisierter Kriminalität und Kannibalismus.
Prof. Dr. Jack D. Forbes
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