Zappt man in der Türkei durch das abendliche Fernsehprogramm, dann begegnen einem unweigerlich Frauen, die von einem Mann geschlagen werden; die von einem Mann ans Bett gefesselt worden sind; die weinen, während sich ein Mann mit lustverzerrtem Gesicht über sie beugt. Meistens sagt er unsinnige Sätze wie: „Wehr Dich nicht, ich liebe Dich“ oder „Wehr Dich nicht, gleich gefällt es auch Dir“. Das türkische Fernsehen zeigt oft und gerne Gewalt, vor allem zeigt es Gewalt gegen Frauen. Die Einschaltquoten verraten, dass die Zuschauer nichts dagegen haben. Im Gegenteil: Was sie da sehen, gefällt.
Jeden Donnerstag ist bei dem Privatsender Kanal D eine Serie zu sehen, die sich zur erfolgreichsten des Jahres entwickelt hat, wohl auch, weil die Drastik der dargestellten sexuellen Gewalt schon in der ersten Folge alles Dagewesene toppte: Ein Drittel aller türkischen Zuschauer versammelte sich am Abend des 16. Septembers vor dem Fernseher und schaute zu, wie drei Männer eine junge Frau namens Fatmagül vergewaltigen. Die Szene dauerte ganze vier Minuten. Sie ist seitdem tausendfach im Internet abgespielt worden. Die türkischen Kommentare lesen sich, als sei die vergewaltigte Fatmagül die Königin von Porncity.
Fatmagül'ün Sucu Ne?“ - „Was ist Fatmagüls Verbrechen?“ heißt die Serie, die von Fatmagül (Beren Saat), einem jungen Mädchen vom Lande, erzählt, das von drei jungen Istanbulern der Hautevolee vergewaltigt wird. Die Männer, Fatmagül kennt sie seit Kindestagen, kommen davon. Kerim, ein Handwerker aus Fatmagüls Dorf, der in der Tatnacht zu betrunken war, um selbst über das Mädchen herzufallen, wird von den Istanbulern dazu überredet, Fatmagül zu heiraten, die einen anderen liebt. Fatmagül zwingt man zu sagen, sie habe die Tat inszeniert, um ihre Affäre mit Kerim zu vertuschen.
Wer abgewiesen wird, vergewaltigt die Angebetete einfach
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.