Wenn nun heute ein Herr Chamberlain auftritt als Prediger und nun seine frommen Kriegsziele der Mitwelt verkündet, dann kann ich nur sagen: Ihre eigene Geschichte widerlegt Sie, Mister Chamberlain. Seit 300 Jahren haben Ihre Staatsmänner bei Kriegsausbruch immer so geredet wie Sie, Herr Chamberlain, heute reden. Sie haben überhaupt immer nur für Gott und für die Religion gekämpft. Sie haben niemals ein materielles Ziel gehabt. Aber gerade weil die Engländer nie für ein materielles Ziel kämpften, hat der liebe Gott sie dann materiell so reich belohnt. Daß England immer nur als der Streiter der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Vorkämpfer aller Tugenden auftrat, das hat Gott den Engländern nicht vergessen. Dafür sind sie reich gesegnet worden. Sie haben in 300 Jahren rund 40 Millionen Quadratkilometer Erdraum sich unterworfen, alles natürlich nicht etwa aus Egoismus, nicht etwa aus irgendeiner Lust an der Herrschaft oder am Reichtum oder am Genuß, nein, im Gegenteil, alles das tat man nur im Auftrage Gottes und der guten und lieben Religion zuliebe. Freilich, England wollte auch nicht einmal allein nur Streiter Gottes sein, sondern es hat immer auch andere dann eingeladen, an diesem edlen Streit teilzunehmen. Es hat nicht sich gerade bemüht, die Hauptlast zu tragen, sondern für so Gott wohlgefällige Werke, da kann man auch immer Mitkämpfer suchen.
Das tun sie auch heute. Und es hat sich das, wie gesagt, für England reich bezahlt gemacht. 40 Millionen Quadratkilometer, und die englische Geschichte ist eine einzige Reihenfolge von Vergewaltigungen, von Erpressungen, von tyrannischen Mißhandlungen, von Unterdrückungen, von Ausplünderungen. Es gibt Dinge, die wirklich in keinem anderen Staat und bei keinem anderen Volk denkbar gewesen wären. Man hat für alles Krieg geführt. Man führte Krieg, um seinen Handel zu erweitern. Man führte Krieg, um andere zu veranlassen, daß sie Opium rauchten. Man führte aber auch Krieg, wenn notwendig, um Goldgruben zu gewinnen, um die Herrschaft über Diamantengruben zu bekommen. Es waren immer materielle Ziele, allerdings immer naturgemäß edel und ideal verbrämt. Auch der letzte Krieg, er wurde geführt nur für ideale Ziele. Daß man nebenbei dann doch noch die deutschen Kolonien einsteckte, das hat Gott wieder so gewollt. Daß man unsere Flotte wegnahm, daß man die deutschen Auslandsguthaben kassierte, das sind so Nebenerscheinungen in diesem edlen Streit für die heilige Religion.
Wenn Herr Chamberlain heute mit der Bibel einhergeht und seine Kriegsziele predigt, dann kommt mir das vor, als wenn sich der Teufel mit dem Gebetbuch einer armen Seele nähert. Und dabei ist das jetzt wirklich nicht mehr originell. Das ist abgeschmackt, das glaubt ihm ja niemand mehr.