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Thema: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

  1. #431
    Mitglied Benutzerbild von MANFREDM
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

    Zitat Zitat von JCDenton Beitrag anzeigen
    Natürlich haben sie das Geld nicht, sie sind auch völlig unfähig sich jedwede Form von Wirtschaft aufzubauen. Billionen hat man in den Kontinent im 20. Jahrhundert investiert und alles was es gebracht hat, ist, dass sich die Neger explosionsartig vermehrt haben ohne irgendwie vorzusorgen. Ganz im Gegenteil. Genauso wie man es von dummen Steinzeitmenschen eben erwarten würde. Aber Gutmenschen müssen natürlich die Schuld bei uns suchen, damit sie uns dann weiter erpressen können. Immer schön auf die Tränendrüse drücken, wie es der Jude macht. Mich ekelt diese parasitäre Masche nur noch an und das sage ich auch deutlich.
    Genauso ist es. Der Strangersteller versucht mit unbewiesenen Hypothesen das Versagen der schwarzen Afrikaner zu bemänteln. Selbst in Südafrika bekommen die nix auf die Reihe ausser Kriminalität und Korruption. Ist sogar der linken FR schon aufgefallen:

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  2. #432
    Hände weg von Syrien! Benutzerbild von cajadeahorros
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

    Du zitierst Goethe:

    In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.
    und wirfst mir gleichzeitig vor daß ich genau dieses Geschwätz aus deinen Spiegel-Artikeln nicht glauben möchte, obwohl doch sogar die lieben und guten "supranationalen Organisationen" das behaupten?

    Zitat Zitat von dye Beitrag anzeigen
    Deiner Auffassung sind alle Kritker nur Schmierfinken oder Lügner. Selbst Analysten der UN, anderer supranationaler Orgnanistationen, Landwirtschaftsmininster, Entwicklungshilfeminister, kritische Finanzexperten und alle anderen die sich gegen die fatalen Auswirkung der zunehmenden Warenterminspekulationen aussprechen. Du macht es Dir offenbar wie viele andere recht einfach, und versuchst wahrscheinlich Dein schlechtes Gewissen zu überdecken. Das ist aus menschlicher Sicht sogar verständlich, weil üblich. Was nicht sein darf wird nicht gesehen, abgestritten und damit verzerrt bis zur Selbstverleugnung. Dieses Vogel Strauss Verhalten: "Den Kopf in den Sand" stecken ist auch weit verbreitet unter der Spezies Mensch.
    (...)
    Und immer noch kann mir keiner erzählen wo das Problem liegt, warum und wie die Gierspekulanten arme Negerlein verhungern lassen obwohl die Preise inflationsbereinigt seit Jahrzehnten fallen und weniger schwanken als in den 70er-Jahren.

    Vielleicht sollten die Gutmenschen von den "supranationalen Istitutionen" erst einmal ein Buch über Spekulation lesen, im Gegensatz zu irgendwelchen Steuergeldparasiten müssen Spekulanten nämlich rechnen können.

    P.S. Ich habe vielleicht vieles aber kein schlechtes Gewissen, das überlasse ich pseudolinken Spinnern die sich die Welt nur von ihren Urenkeln geliehen haben. Sollen die brav verzichten, damit die lieben "supranationalen Organisationen" von den erpreßten Steuern Libyen zerstören können. Solange dafür genug Steuergeld da ist, solange Milliarden den caritativen Kirchen jährlich in den @rsch geschoben werden, solange müssen die Negerlein leider auf weitere Spenden verzichten.
    Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende - das Ende!

    (Wotan, Die Walküre)

  3. #433
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

    Zitat Zitat von cajadeahorros Beitrag anzeigen
    Du zitierst Goethe:



    und wirfst mir gleichzeitig vor daß ich genau dieses Geschwätz aus deinen Spiegel-Artikeln nicht glauben möchte, obwohl doch sogar die lieben und guten "supranationalen Organisationen" das behaupten?



    Und immer noch kann mir keiner erzählen wo das Problem liegt, warum und wie die Gierspekulanten arme Negerlein verhungern lassen obwohl die Preise inflationsbereinigt seit Jahrzehnten fallen und weniger schwanken als in den 70er-Jahren.

    Vielleicht sollten die Gutmenschen von den "supranationalen Istitutionen" erst einmal ein Buch über Spekulation lesen, im Gegensatz zu irgendwelchen Steuergeldparasiten müssen Spekulanten nämlich rechnen können.

    P.S. Ich habe vielleicht vieles aber kein schlechtes Gewissen, das überlasse ich pseudolinken Spinnern die sich die Welt nur von ihren Urenkeln geliehen haben. Sollen die brav verzichten, damit die lieben "supranationalen Organisationen" von den erpreßten Steuern Libyen zerstören können. Solange dafür genug Steuergeld da ist, solange Milliarden den caritativen Kirchen jährlich in den @rsch geschoben werden, solange müssen die Negerlein leider auf weitere Spenden verzichten.

    Du bist entweder nichtwissenden, verblendet, befangen oder einer der Mitläufer. Ich stelle hier zwei weitere Beiträge ein in der auf die dramatische Wirkung der zunehmenden Spekulationen mit Nahrungsrohstoffen hingewiesen wird. Der zweite Beitrag ist ein Verweis auf einen Link indem ein Arbeitspapier erstellt werden soll, an den jeder mitarbeiten kann. Dieses Projekt nennt sich Gemeinwohlprogramm und der Autor ist parteilos wie unbefangen zu dem Thema.



    DRadio Interview von 10.10.2011

    Spekulation auf Nahrungsmittel ist "eine totale Katastrophe" Börsenspekulation auf Nahrungsmittel tötet Menschen

    UNO-Menschenrechtler fordert schärfere Börsengesetze

    Jean Ziegler im Gespräch mit Jan-Christoph Kitzler

    Der Preis für eine Tonne Weizen hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Verantwortlich dafür seien Großbanken und Hedgefonds, die mit Nahrungsmitteln spekulieren - und den Tod von Hungernden in Kauf nehmen, sagt Jean Ziegler, Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats.

    Jan-Christoph Kitzler: Es ist ein Skandal, den sogar unser marktliberaler FDP-Außenminister Guido Westerwelle öffentlich verdammt hat: die zunehmende Spekulation mit Lebensmitteln auf den internationalen Finanzmärkten. Denn Investoren haben die Lebensmittel entdeckt, Handeln mit Agrarrohstoffzertifikaten, die Folge: dramatisch steigende Preise. Am Telefon ist jetzt Jean Ziegler, er war acht Jahre lang Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung für die Vereinten Nationen, ist jetzt Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats, guten Morgen, Herr Ziegler!

    Jean Ziegler: Guten Tag!

    Kitzler: Lassen Sie uns zunächst diesen Zusammenhang verdeutlichen: Warum treibt die Spekulation auf Soja, Weizen, Fleisch die Marktpreise nach oben, wie funktioniert das überhaupt?

    Ziegler: Zuerst muss man sagen, dass 2007, 2008, nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte sind die großen Spekulanten, die Hedgefonds, die Großbanken und so weiter abgewandert von den Finanzmärkten und sind auf die Rohstoffmärkte und vor allem auf die Agrarrohstoffmärkte, Chicago Commodity, Stock Exchange und so weiter, emigriert und betreiben dort ihr Spekulationsgeschäft wie früher auf den Finanzmärkten - übrigens durchaus legal, mit Futures, das haben Sie richtig gesagt, mit Terminkontrakten und so weiter -, ihr Spekulationsgeschäft und machen riesige Profite.

    Ich gebe Ihnen einige Beispiele: Die Tonne Weizen ist heute 271 Euro, sie war genau die Hälfte vor einem Jahr, Mais ist in 18 Monaten um 93 Prozent gestiegen und Reis um 110 Prozent. Dazu kommt, dass eigentlich nur sieben Prozent der Weltagrarproduktion im Weltmarkt gehandelt werden, aber dort werden die Preise gemacht, die dann weltweit innerhalb aller Staaten angewendet werden. Und deshalb ist diese Nahrungsmittelspekulation eine totale Katastrophe, sie tötet. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele: Heute, im Horn von Afrika, das sind fünf Staaten - Dschibuti, Eritrea, Äthiopien, Somalia und Kenia, die Savannen im Norden von Kenia -, dort sind jetzt heute, wo wir reden, 12,4 Millionen Menschen stehen am Abgrund der Zerstörung durch den Hunger wegen der fünfjährigen Dürre.

    Kitzler: Herr Ziegler, aber lassen Sie uns noch mal zurückkommen auf diese Spekulationen: Warum ziehen die Preise durch diese Finanzspekulationen so stark an? Normalerweise ist es doch so, dass sozusagen Angebot und Nachfrage die Preise machen, und es gab früher an den Warenterminbörsen schon immer diesen Handel mit Getreide, Schweinefleisch, Gemüse. Was ist jetzt so anders dadurch, dass die Finanzindustrie eingestiegen ist?

    Ziegler: Sie haben absolut recht, das ist etwas ganz Neues, die Finanzialisierung, wie man sagt, der Nahrungsmittelmärkte. Termingeschäfte an sich sind nicht an sich schlecht. Wenn ich eine Bäckereikette habe in Amerika, mich eindecken muss, sicher sein muss, dass ich im September zum Beispiel bei der Weizenernte genügend Rohstoffe habe, genügend Weizen habe, und mit einem argentinischen Großbauern einen Terminvertrag abschließe im März auf September, dann ist das normal.

    Die Finanzialisierung der Lebensmittelmärkte geht so, dass dort jetzt Tausende von Spekulanten auftreten, die nie ein Gut abliefern, die keinen Kontakt haben zur Realwirtschaft. Die machen ein Future, die machen Termingeschäfte, die machen Terminkontrakte, dieser Terminkontrakt ist ein Papier wie eine Aktie, eben ein Wertpapier, und das wird dann hundert-, fünfhunderttausendmal verkauft, bis das Termindatum kommt. Und deshalb ist, dieses Wertpapier verteuert sich dann unglaublich, und mit dem verteuerten Wertpapier verteuert sich eben der Preis des endlich zu liefernden Gutes.

    Kitzler: Die Investmentbank Goldman Sachs hat schon 2009 mehr als fünf Milliarden Dollar allein durch Rohstoffspekulation verdient. Welche Folgen hat das nun gerade für die armen Länder etwa in Afrika?

    Ziegler: Die Folge ist katastrophal, die … Afrika hat 53 Staaten, muss in normalen Zeiten für 24 Milliarden Dollar Nahrungsmittel importieren, in normalen Zeiten, also nicht, wenn Kriegskatastrophen sind und Klimakatastrophen sind wie jetzt, für 24 Milliarden Dollar importieren, um ihre Bevölkerung am Leben zu erhalten. Jetzt ist die Situation noch schlimmer, weil in Ostafrika sind zwölf Millionen Menschen am Abgrund durch den Hunger, wegen der Dürrekatastrophe, die jetzt fünf Jahre lang dauert. Und wegen der exorbitant hohen Grundnahrungsmittelpreise - Grundnahrungsmittel sind Weizen, Mais und Reis, das deckt etwa 75 Prozent der Welt - können diese Staaten sich keine Importe mehr leisten und die Menschen sterben.

    Dasselbe gilt übrigens auch für das World Food Programme, das Welternährungsprogramm, das die Soforthilfe leisten muss, das kann auch nur noch bedingt die nötigen Nahrungsmittel kaufen, um in den 17 Flüchtlingslagern der Region die Menschen am Leben zu erhalten.

    Kitzler: Die Lebensmittel werden immer teurer durch Finanzspekulation. Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit Jean Ziegler, er ist Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats und war früher Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung für die Vereinten Nationen. Allein 44 Millionen Menschen, Herr Ziegler, sind laut der Weltbank mittlerweile durch die gestiegenen Preise für Lebensmittel zusätzlich unter die Armutsgrenze gefallen. Die Politik scheint jedoch aufgewacht zu sein. Also, der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat von verantwortungsloser Spekulation gesprochen, der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat beim G20-Agrarministertreffen im Sommer das Problem in den Mittelpunkt der Tagung gestellt, er fordert schärfere Kontrollen der Märkte. Passiert denn da etwas in dieser Richtung?

    Ziegler: Ich glaube, die Bewusstseinsbildung ist da, das Erwachen ist begrüßenswert, aber geschehen ist bis jetzt nichts. Es fehlt an Geld. Ich komme zurück zum Welternährungsprogramm, die UNO-Spezialorganisation, die die Soforthilfe leisten muss, und ich komme zurück zum Katastrophenfall Ostafrika: Dort fehlt das Geld, das Weltbudget des Welternährungsprogramms ist zusammengebrochen von sechs Milliarden Dollar auf 2,8 Milliarden Dollar. Am Eingang der Lager in Dabo, in [unverständlich], in Ogaden und so weiter, werden jeden Tag Hunderte von Familien mit halb verhungerten Kindern abgewiesen, weil das Welternährungsprogramm nicht mehr genug Geld hat, weil die Geberländer, die großen Demokratien, auch Deutschland, ihre Banken - das ist ja normal - am Leben erhalten müssen, finanzieren müssen. Und deshalb haben die meisten Industriestaaten ihre Beiträge an das Welternährungsprogramm sei es gestrichen oder ganz massiv reduziert.

    Also, die Finanzspekulation, die Großbanken, die Hedgefonds, die sind jetzt direkt verantwortlich für den Tod von Tausenden von Menschen in Ostafrika.

    Kitzler: Aber was müsste Ihrer Meinung nach geschehen, Herr Ziegler, um diese Spekulation irgendwie einzudämmen oder zu kontrollieren? Was gibt es da für Möglichkeiten Ihrer Meinung nach?

    Ziegler: Das ist ganz einfach: Deutschland ist ein Rechtsstaat, ist eine große, lebendige Demokratie. England und alle diese großen Industrieländer, die Geberländer auch des Welternährungsprogramms sind Demokratien. Keine Börse, weder die in Frankfurt, noch die in London, noch die in Chicago funktioniert im rechtsfreien Raum. Das ist kein Dschungel, da gibt es ein Börsengesetz und man könnte durch Parlamentsbeschluss, durch Revision dieses Börsengesetzes morgen früh die Spekulation auf Grundnahrungsmitteln verbieten.

    Kitzler: Aber ist das nicht illusorisch, dass ein solch wichtiges Marktsegment vor der Börse sich schützen lässt gewissermaßen?

    Ziegler: Ja, Sie haben recht, das ist nicht einfach, aber ich glaube, wenn es um das Leben der Menschen geht - und ich sage noch einmal deutsch, in der Demokratie gibt es keine Ohnmacht, es gibt ein Bewusstsein, und wenn die deutsche Bevölkerung sagt, so geht es nicht, wir wollen nicht Komplize sein im Massenmord in Afrika, in Zentralamerika, in Südasien wegen der Börsenspekulationen auf Grundnahrungsmitteln, dann muss dieser Druck des öffentlichen Bewusstseins des Bürgers genügen, damit diese Gesetzesreform durchgesetzt wird.

    Ich bin sehr, sehr hoffnungsvoll. Denn Deutschland zum Beispiel hat den größten Anteil an der Spendentätigkeit, die deutsche Welthungerhilfe ist die größte Nichtregierungsorganisation an der Hungerfront. Und das Spendenaufkommen in Deutschland ist groß, jeder Euro, der gespendet wird jetzt, wo wir reden, rettet ein Kind, das ist absolut sicher. Und deshalb glaube ich, dass dieses steigende Bewusstsein der fürchterlichen Tragödie und unsere Verantwortung dazu führen wird, dass politische Reformen durchgesetzt werden können.

    Kitzler: Jean Ziegler, der frühere Sonderberichterstatter der UN für das Recht auf Nahrung, jetzt ist er Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats, über die zunehmende Spekulation mit Lebensmitteln und die Folgen. Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Ziegler!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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  4. #434
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    Standard Link zum PDF Download des Projekts: Gemeinwohlprogramm

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    Auszug aus dem Programm mit Bezug auf Nahrungsmittelspekulationen:

    Inhaltsverzeichnis
    2 Spekulation auf Lebensmittel und Rohstoffe
    2.1 Transparenz & Öffentlichkeit, wer handelt wann was wieviel, mit welchem Kapital !
    2.2 Verbot von Over-the-Counter (OTC) Geschäften
    2.3 Einrichtung des Agrarmarkt-Informationssystems (AMIS) der Welternährungsorganisation
    2.4 Transparenz: Wieviel Waren sind real auf dem Markt ?
    2.5 Transparenz: Wer handelt auf dem Markt, Bauer, Rohstoff- oder Finanzmarkthändler ?
    2.6 Einführung von Positionslimits (Haltung von max. 2,5% eines Produktes
    2.7 Einführung von Preislimits zur Vermeidung von hohen Preisausschlägen
    2.8 Verbot von Bodenspekulation (Landgrabbing)
    2.9 Überprüfung des Index für Grundnahrungsmittel
    2.10 Künstliche Verknappung muss unter Strafe gestellt werden
    2.11 Unterstützung von [Links nur für registrierte Nutzer]
    2.12 Überpüfung von Investments auf ethische Werte gemäß [Links nur für registrierte Nutzer]
    Wir können Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben.
    - Albert Einstein -

    Sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems !

    Die Wahrheit ist oft verblüffend einfach. Es sind die Fehler, die vielfältig und kompliziert sind.
    Geändert von dye (27.03.2012 um 14:54 Uhr)

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  5. #435
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

    Presseerklärung: Neues Kampagnen-Bündnis „Andere Banken braucht das Land!“
    Posted on Montag, der 26. März 2012 by ffadmin

    Gegen Kriegstreiber, Hungermacher und Zocker / Stoppt die Deutsche Bank mit einer Aktie!

    Berlin/Köln/Stuttgart (26.3.2012) – Das neue Bündnis „Andere Banken braucht das Land!“ wendet sich gegen unverantwortliche Geschäfte der Geldinstitute. Finanzierung von Rüstungsproduktion und Atomkraft sowie Spekulation mit Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Gütern sollen aus dem Portfolio der Banken verschwinden. Das Kampagnen-Bündnis aus Dachverband der Kritischen Aktionäre, Facing Finance, foodwatch, Ohne Rüstung Leben und urgewald will nun gegen Kriegstreiber, Hungermacher und Zocker vorgehen und fordert eine klare Regulierung der Finanzindustrie.

    „Viele Banken sind für die Finanz- und Staatsschuldenkrise mit verantwortlich“, sagt Kampagnen-Koordinator Markus Dufner. „Wir verlangen von den Banken ein neues Geschäftsmodell, in dem Mensch, Umwelt und das Gemeinwohl Priorität vor ehrgeizigen Renditezielen haben. Wir brauchen wieder gewissenhafte Bankiers mit Grundsätzen statt gewissenloser Banker mit Boni-Denken.“

    „Insbesondere die Deutsche Bank beteiligt sich in vielen Bereichen an ethisch und ökologisch unverantwortlichen Geschäften“, stellen Barbara Happe von der Umwelt- und Menschrechtsorganisation Urgewald und Thomas Küchenmeister von Facing Finance klar. „Trotz ihrer Ankündigung, aus der Finanzierung von Streumunition auszusteigen, vergibt die Deutsche Bank weiter Kredite an Streumunitionshersteller, emittiert Anleihen und hält Anteile an Firmen, die diese menschen verachtenden Produkte herstellen.

    Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, kritisiert die ständigen PR-Tricks der Deutschen Bank. „Die Deutsche Bank muss sich entscheiden: Entweder wird sie ihrem eigenen gesellschaftlichen Anspruch gerecht, dann muss sie die Spekulation mit Agrarrohstoffen beenden. Oder sie agiert weiterhin als Preistreiber für Grundnahrungsmittel und damit als Hungermacher. Es ist unredlich, die Absage an neue börsengehandelte Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln als großen Fortschritt zu verkaufen, wenn gleichzeitig die bestehenden Produkte fortgeführt werden und die Hungerkrise in der Welt verschärfen.“

    Mit der Aktion „Stoppt die Deutsche Bank mit einer Aktie!“ will das Bündnis zusammen mit einer großen Zahl von Unterstützern Druck auf das Geldinstitut ausüben und bei der Hauptversammlung am 31. Mai in Frankfurt seinen Forderungen Nachdruck verleihen. „Wir werden eine ungeschönte Bilanz der Ära Ackermann vorlegen und die neue Führung auffordern, aus der Zocker-AG eine Bank mit auch ethisch und ökologisch soliden Fundamenten zu machen“, erklärte Dufner. „Es ist allerdings zu befürchten, dass die Neuen Ko-Vorstandsvorsitzender Anshu Jain und Aufsichtsratsvorsitzender Paul Achleitner – das Investmentbanking noch weiter ausbauen werden.“

    Das Bündnis erklärt, wie die Aktion „Stoppt die Deutsche Bank mit einer Aktie!“ funktioniert. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, sollte ein Depot eröffnen, eine Aktie der Deutschen Bank kaufen und zur Hauptversammlung nach Frankfurt kommen. Aktionärinnen und Aktionäre, die nicht an der Hauptversammlung teilnehmen möchten, können ihre Eintrittskarte mit unterschriebener Vollmacht („Stimmrechtsübertragung“) an das Kampagnen-Bündnis schicken.
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  6. #436
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod


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  7. #437
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod


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  8. #438
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    Zitat Zitat von dye Beitrag anzeigen
    Presseerklärung: Neues Kampagnen-Bündnis „Andere Banken braucht das Land!“
    Posted on Montag, der 26. März 2012 by ffadmin

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    Wer solchen Gutmenschen und linksversifften Grünen, Roten, Bunten glaubt, ist selbst schuld.

    Bündnis Andere Banken braucht das Land!

    Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre – Facing Finance – foodwatch –
    Ohne Rüstung Leben. Ökumenische Aktion für Frieden und Abrüstung – urgewald
    Andere Banken braucht das Land, c/o Dachverband der Kritischen Aktionäre, Postfach 30 03 07, 50773 Köln, Tel. 0221 – 599 5647, [Links nur für registrierte Nutzer], [Links nur für registrierte Nutzer]


    Die leiden an Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Demokratische Legitimation dieser Spinner = Null, NADA, ZERO. Informationsgehalt der Kampagne: [Links nur für registrierte Nutzer]

  9. #439
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    Standard Die wahren Gründe der Nahrungsmittelknappheit und Hungertode!



    Kurzfilm "Nahrungsmittelspekulation"
    22.07.2011: Ein neuer Film erklärt, wie mit Nahrungsmitteln spekuliert wird, welche Gefahren es birgt und was deshalb geschehen muss.

    Nahrungsmittelspekulation

    Der Film zeigt, wie mit Nahrungsmitteln spekuliert wird. Dies geschieht vor allem an sogenannten Terminbörsen, die besonders groß in den USA sind und in Europa gerade wachsen. Auch wenn diese Börsen einen gewissen Nutzen für die Landwirtschaft haben können, bergen sie viele Gefahren. Vor allem durch die immer stärkere Beteiligung von Finanzspekulanten wie Banken und Fonds werden die Nahrungsmittelpreise immer mehr zum Spielball von Spekulation und Renditemaximierung.

    Sogar viele WissenschaftlerInnen und AnalystInnen meinen inzwischen, dass die Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise unter anderem in der schlimmen Krise um 2008 durch Spekulation stark in die Höhe getrieben wurden (siehe Liste). Auch jetzt sind viele Nahrungsmittelpreise wieder stark gestiegen, während die Finanzinvestitionen in Rohstoffe neue Rekordwerte erreicht haben. Finanzspekulation ist damit mitverantwortlich für Millionen zusätzliche Hungernde.

    Weitere Informationen finden Sie auch in dieser Präsentation.

    Was geschehen muss

    Damit Spekulanten nicht auf Kosten der Armen und Hungerenden Gewinne machen können, braucht es eine starke Regulierung der Rohstoffmärkte. Das umfasst vor allem:
    • Handel auf Börsen oder über Clearingstellen, soweit möglich
    • Für außerbörslichen (OTC) Handel hohe Sicherheitsleistungen
    • Berichtspflicht mit öffentlichen Berichten
    • Preisaufsicht und Preislimits
    • Verhinderung exzessiver Spekulation und Positionslimits
    • Verbot für Handel von Publikumsfonds und institutionellen Fonds sowie für Eigenhandel
    • Kontrolle der Spekulation der multinationalen Agrarkonzerne
    • Transaktionssteuer auf Rohstoffterminhandel


    Die politische Debatte

    In der G20 hat der französische Präsident Sarkozy Nahrungsmittelspekulation zu einem der Schwerpunkte gemacht. Die G20-Finanzminister wollen bis zum Gipfel in Cannes im November 2011 über Maßnahmen entscheiden - aber ob sie handeln werden, ist ungewiss.

    In der EU wird die Reform der Richtlinie für Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) eine wichtige Rolle spielen. Im Juli 2011 hat WEED mit 13 anderen Organisationen einen Brief an Binnenmarktkommissar Barnier geschrieben. Darin wird gefordert, dass Spekulation mit Nahrungsmitteln durch in der MiFID angegangen wird. Auch zur neuen EU-Verordnung zu Derivaten waren WEED und andere auf europäischer Ebene aktiv, unter anderem mit einer Email-Aktion.

    In Deutschland hat sich Landwirtschaftministerin Aigner wiederholt kritisch geäußert, aber die Haltung der deutschen Regierung bleibt vage. Spekulation mit agrarischen Rohstoffen war im Juni 2011 Thema einer Anhörung im Bundestag, zu der WEED als Sachverständiger geladen war (siehe Stellungnahme)


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    Geändert von dye (27.03.2012 um 16:05 Uhr)

    "Obsequium amicus, veritas odium parit" / "Willfährigkeit macht Freunde, Wahrheit schafft Hass"

  10. #440
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    Standard AW: Hungerkatastrophe in der Sahelzone: 15 Millionen Menschen erwartet der Hungertod

    Auszüge: WEED-Stellungnahme Bundestagsanhörung „Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern“ – 27.06.11 [/B]

    Schriftliche Stellungnahme für die öffentliche Anhörung „Spekulationen mit agrarischen Rohstoffen verhindern“


    1. Veränderung und Finanzialisierung der Rohstoffmärkte, besonders in den USA
    Die Veränderungen an den Rohstoffmärkten lassen sich nicht pauschal beantworten, jedenfalls
    gibt es bedeutende Unterschiede zwischen Europa und den USA. Da die US-Börsen allerdings
    bis heute die global führenden sind, kommen Veränderungen dort oftmals einer Veränderung
    der internationalen Märkte gleich. Allerdings gib es auch immer mehr Rohstoffhandel in
    Schwellenländern, zum Beispiel befindet sich die zweitgrößte Rohstoffbörse inzwischen in China.
    Ich konzentriere mich aber im Folgenden auf die USA und Europa.

    In den USA ist der Terminhandel am weitesten entwickelt und deshalb lassen sich auch dort am
    besten die Probleme verstehen, die damit zusammenhängen. Die USA hatten vor allem seit der
    Jahrtausendwende ihre Rohstoffterminmärkte liberalisiert. Dies führte zu einer Explosion der
    WEED-Stellungnahme Bundestagsanhörung „Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern“ – 27.06.11 1
    Futures- und OTC-Handelsvolumen. Indexfonds, die einen Korb von Rohstoffen (Index) mit Futures
    nachbilden, investierten noch im Jahr 2003 ungefähr 15 Milliarden US-Dollar in Rohstoffe,
    im Jahr 2008 waren es dann ungefähr 200 Milliarden, einige Schätzungen gehen sogar von 300
    Milliarden aus. Das veränderte unter anderem das Verhältnis von US-Weizenfutures zur physischen
    US-Weizenproduktion völlig: 2002 gab es das 11-fache an Futures; 2004 das 16-fache;
    2007 das 30-fache (siehe Grafik 1 für 2009). Ende 2010 sollen Finanzinvestoren sogar 360 Milliarden
    US-Dollar in Rohstofftermingeschäfte investiert gehabt haben. In den USA hat sich aber
    nicht nur die Zahl der Spekulanten verändert, sondern auch die Zusammensetzung. Die Zahl
    der physischen Absicherer („physical hedgers“) hat stark abgenommen, die Zahl der traditionellen
    Spekulanten („traditional speculators“) zugenommen, und vor allem haben sich Indexfonds
    stark verbreitet (siehe Grafik 2), die versuchen, mithilfe von Futures einen bestimmten Korb von
    Rohstoffen zu kaufen, der in einem Index empfohlen wird. Sie kaufen vor allem Long-Positionen,
    wetten also auf steigende Preise.

    Europa selbst ist dagegen, wie man in Grafik 1 ebenfalls sehen kann, noch relativ unbeleckt,
    was den Börsenhandel mit einigen Agrarrohstoffen wie Weizen angeht. Dies liegt vor allem
    daran, dass die Gemeinsame Agrarpolitik jahrzehntelang die physischen Märkte kontrollierte
    und so Terminbörsen weitgehend überflüssig machte. Die europäischen Spekulanten, allen
    voran Banken wie Deutsche Bank oder Barclays sind daher in den letzten Jahren auch nach
    meinem Wissen fast ausschließlich in den USA aktiv gewesen, wenn es um Agrarrohstoffe
    geht. Allerdings spielt die Londoner Börse bei einigen Rohstoffen wie Öl oder Metallen, oder
    auch bei Kaffee, Zucker und Kakao eine globale Rolle. Durch die Liberalisierung der
    Gemeinsamen Agrarpolitik hat der Terminhandel aber auch in Europa schon an Bedeutung
    gewonnen. Diese Tendenz wird sich noch weiter verstärken.
    In den letzten beiden Jahren scheint die Bedeutung der Indexfonds an den Terminmärkten
    abgenommen zu haben, während aktiv gemanagte Fonds wie Hedge Fonds und andere stärker
    auf die Märkte Einfluss nehmen. Hedge Fonds selbst sind erst seit 10-15 Jahren wirklich
    bedeutsam. Sie wetten mit hohen Summen und teils guter Marktkenntnis auf steigende und
    fallende Preise. Bekannt wurde zum Beispiel der Aufkauf des gesamten (Termin-)Kakaos an
    der Londoner Börse durch den Hedge Fonds Armajaro im Juli 2010. Schon 2006 hatte der
    Fonds Amaranth den US-Gasmarkt massiv verzerrt (US-Senats-Untersuchung, siehe Anhang).
    Alle Finanzakteure verwenden bei ihrem Handel immer stärker den automatisierten und
    extrem schnellen Computer-Handel (Hochfrequenzhandel), bei dem teils im
    Nanosekundenbereich Handelsaufträge ausgeführt werden. Oft versuchen die
    Computerprogramme, Preistrends in den Märkten zu erkennen und dann blitzschnell
    auszunutzen. Dies birgt die Gefahr, dass ein immer größerer Teil des Handels blitzartig in eine
    Richtung gehen kann, wenn nur genug Programme einen ähnlichen Preistrend ausnutzen. Der
    Hochfrequenzhandel nimmt zweifellos eine immer wichtigere Rolle ein, und er ist in den USA
    noch weiter vorangeschritten als in Europa. Für Energiederivate geht die Beratungsfirma Aite
    von 15% aus.1 Auf diese Art Handel wird der berühmte „Flash Crash“ im US-Aktienmarkt vom 6.
    Mai 2010 zurückgeführt. Die US-Aufsicht CFTC untersucht auch bei jüngsten Preissprüngen,
    z.B. im Gasmarkt Mitte Juni um 8% in 14 Sekunden (!), ob Hochfrequenzhandel der Grund war.

    Wie weit speziell in Agrarmärkten der Hochfrequenzhandel momentan schon Fuß gefasst hat,
    kann ich allerdings nicht sagen.
    Schließlich greifen Finanzakteure immer stärker auch in den physischen Markt ein. Einige
    Banken wie Goldman Sachs, Barclays und JP Morgan kaufen in immer größerem Maße
    physische Rohstoffe, Warenhäuser und Rohstoffhändler auf. Auch die Deutsche Bank ist hier
    an vorderster Front. Sie übernahm 2009 den größten Zuckerhändler der Welt. Auch verbreiten
    sich immer mehr Anlageprodukte, die zumindest teilweise den Kauf physischer Rohstoffe nach
    sich ziehen, z.B. börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds) oder Zertifikate (Exchange
    Traded Commodities).
    2. Folgen der Finanzialisierung der Rohstoffmärkte
    Die massenhafte Beteiligung von Finanzakteuren an den Rohstoffmärkten wird in der Wissenschaft
    als Finanzialisierung bezeichnet. Es ist nicht einfach, deren Folgen zu bewerten. Dies
    liegt schlicht daran, dass ökonomische Prozesse sich einer exakten Bewertung wie in den Naturwissenschaften
    oder gar einer Berechnung wie in der Mathematik entziehen. Das bedeutet,
    dass es keinen abschließenden Beweis geben kann. Die Bewertung läuft letztlich über Indizien,
    wobei empirische ebenso wie theoretische Argumente einzubeziehen sind. Ich beziehe mich im
    Folgenden im Wesentlichen auf eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien, offiziellen
    Berichten und Analystenaussagen, die Spekulation einen spürbaren und negativen Einfluss zuschreiben
    und die im Anhang aufgelistet sind. Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Diskussion
    im Wesentlichen auf die Situation in den USA bezieht, zum einen, weil dort die größte Erfahrung
    mit Finanzialisierung vorliegt, zum anderen weil nur die USA Daten veröffentlichen,
    über die sich diskutieren lässt. Dies soll aber nicht bedeuten, dass ähnliches nicht in Europa
    stattfindet bzw. stattfinden kann. Vielmehr wissen wir es entweder nicht genau oder es ist sicher,
    dass wir ähnliche Folgen hätten, wenn wir eine Finanzialisierung wie in den USA zulassen
    würden.
    a. Preisveränderung und –steigerung auf Terminmärkten
    Sowohl um 2008 als auch momentan kam es zu starken Preissteigerungen von bis zu mehreren
    hundert Prozent auf den internationalen Märkten für viele Nahrungsmittel, auch wenn die
    Steigerung momentan noch nicht so krass ist wie 2008. Auch liegt damit unbestritten eine mittelfristige
    Volatilität der Märkte vor, die man seit den 70er Jahren nicht mehr hatte. Diese Preissprünge
    an den internationalen Märkten übertragen sich auf lokale Märkte auf der ganzen Welt,
    auch wenn das Ausmaß je nach Land und Region unterschiedlich ist. Obwohl in Entwicklungsländer
    viele Menschen noch Bauern sind, leiden diese Länder im Ergebnis, weil sie oft noch immer
    Lebensmittel importieren müssen. Deshalb führten die Preissteigerungen zu einem krassen
    Anstieg der weltweiten Zahl der Hungernden. Allein für 2007/2008 geht die Welternährungsorganisation
    von 115 Millionen Hungernden zusätzlich aus, im letzten Jahr sollen 44 Millionen
    dazu gekommen sein. Allerdings ist anzumerken, dass dieser Anstieg und auch die damaligen
    Aufstände in zahlreichen Ländern nicht nur auf internationale Nahrungsmittelpreise,
    sondern auch auf Energiepreise und andere Probleme zurückzuführen sind.
    Wie genau diese beiden Preissprünge zu erklären sind, ist Gegenstand einer großen Debatte.
    Sicherlich hatten einige schwache Ernten, fehlende Investitionen in Landwirtschaft und Nachfragesteigerungen,
    u.a. durch Schwellenländer oder auch Biosprit, einen Einfluss auf die Preisspitzen.
    Allerdings gibt es auch gute Belege dafür, dass die Spekulation auf den Rohstoffterminmärkten
    stark beigetragen hat, jedenfalls zum Ausmaß der Spitzen. Es gibt zwei Möglichkeiten,
    diese Spekulations-Folgen für die Preisbildung zu begründen: eines sind theoretische Überlegungen
    über die Natur der Terminmärkte, zweitens kann man statistische Analysen vornehmen.
    Theoretisch sollen Terminmärkte die zukünftigen Preise für Rohstoffe vorwegnehmen und dabei
    eine möglichst genaue Aussage über zukünftiges Angebot und zukünftige Nachfrage treffen.
    Um dies zu können, müssen möglichst viele Teilnehmer eine begründete Meinung darüber haben,
    wie die Zukunft aussehen wird. Ob dies überhaupt möglich ist, darf zwar bezweifelt werden,
    soll aber hier keine Rolle spielen. Vielmehr soll die Frage gestellt werden, mit welchen
    Gründen Finanzinvestoren an diesen Märkten aktiv sind. Sicherlich werden sie schon aus Eigeninteresse
    keine Termingeschäfte eingehen, die völlig unsinnig sind. Allerdings investieren
    sie erklärtermaßen oft nicht wegen der konkreten Nachfrage- und Angebotssituation, sondern
    um ihr Portfolio zu diversifizieren, d.h. sich gegenüber Risiken aus anderen Märkten wie z.B.
    Aktienmärkten oder auch gegen Inflation abzusichern. Besonders Indexfonds investieren breit
    über alle möglichen Rohstoffe hinweg, unabhängig von der konkreten Preissituation.
    Eine andere klassische Voraussetzung von funktionierenden Märkten ist, dass kein einzelner
    Marktteilnehmer den Preis beeinflussen kann. Da Finanzinvestoren als Einzelne, oder aber als
    Anlegergruppe das Finanzvolumen der früheren Terminmärkte im Volumen vervielfachen,
    können sie den Preis sicherlich selbst mit bestimmen statt ihn nur zu gewärtigen. Einige Forscher
    meinen zwar, es handele sich bei den Terminmärkten immer nur um ein „Nullsummenspiel“,
    so heißt es z.B. in der Studie von Irwin und Sanders von 2010, die sie im Auftrag der
    OECD verfasst haben. Damit ist gemeint, dass es immer einen geben muss, der auf steigende
    Preise wettet, für jeden, der auf fallende wettet. Man muss sich aber fragen, wie sich denn die
    Preise an Märkten bilden sollen, wenn nicht über die Preisvorstellung der Marktteilnehmer.
    Wenn nun eine Gruppe von Marktteilnehmern bereit ist, massenhaft Futures auf steigende oder
    fallende Preise zu erwerben, wird dies den Preis für die Futures nicht unberührt lassen.
    Dass massenhafte bzw. exzessive Spekulation immer nur einen preisverbessernden Effekt
    hätte, weil sie den Markt liquider macht, ist eine zweifelhafte Annahme. Schon John Maynard
    Keynes wies darauf hin, dass Spekulation nicht den Markt dominieren darf. Auch Finanzminister
    Schäuble hat sich diese Sicht inzwischen zueigen gemacht, z.B. in seiner Rede vom 20. Juni
    2010 im Deutschen Bundestag heißt es: „Die lange vertretene Behauptung, dass Spekulation in
    der Regel Übertreibungen am Markt entgegenwirke, also eine stabilisierende Funktion habe,
    stimmt so auch nicht mehr. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre müssen wir davon ausgehen,
    dass die modernen Finanzmärkte in ihrer Verflechtung und mit ihren innovativen Instrumenten
    - auch durch ausgeprägtes Herdenverhalten, das durch den elektronischen Handel
    noch verstärkt wird - die Schwankungen auf den Märkten verschärfen.“2 Es gibt keinen Grund
    anzunehmen, dass ein vollständig von Finanzakteuren wie Banken oder Hedge-Fonds durchdrungener
    Warenterminmarkt nicht den von Herrn Schäuble skizzierten Gesetzen gehorchen
    sollte. Auf die Spitze getrieben werden solche Verzerrungen bei der Preisbildung vom Hochfrequenzhandel,
    durch den einzelne oder gemeinsame automatische Handelsordern einen gesamten
    Markt dominieren können.
    Empirisch gesehen gibt es zunächst die Möglichkeit, Korrelationen zwischen den Positionen
    von Finanzinvestoren und den Preisen für Termingeschäfte anzusehen. Dabei ergeben sich
    zwar nicht immer ganz klare Korrelationen, aber doch einige starke Übereinstimmungen. So
    ging die Blase von 2007/08 fast gleich einher mit der Explosion der OTC-Derivate im Rohstoffbereich.
    Am US-Weizenmarkt ging die Blase einher mit der massiven Beteiligung von Indexfonds,
    weshalb ein offizieller US-Senatsbericht die Fonds für die Preissteigerungen verantwortlich
    machte (siehe Anhang).
    Einige Studien versuchen, über die Korrelation hinaus auch den Kausalzusammenhang zwischen
    den Positionen zu ermitteln, in der Regel über so genannte Granger-Tests. Besonders
    Studien wie die von Irwin/Sanders für die OECD (2010) haben dabei einen Zusammenhang verneint.
    Andere Studien wie die von Gilbert (2010, siehe Anhang) hingegen haben einen preistreibenden
    Einfluss von Indexfonds herausgestellt. Oft vernachlässigen diese Studien aber die zeitliche
    Struktur der Indexfonds-Investments, da diese über viele Handelsmonate hinweg ihre Investments
    streuen. Eine der wenigen Studien, die diesen Effekt einbeziehen (Singleton 2011,
    siehe Anhang), kommt auch zu dem Ergebnis, dass die Fonds einen starken Einfluss haben. Allerdings
    ist meines Erachtens der Granger-Test generell zweifelhaft als Beweis.
    Ein anderer Weg, eine neuartige Situation an den Rohstoffterminmärkte zu belegen, geht über
    Untersuchungen, die eine stärkere Korrelation von Rohstoffmärkten und Finanzmärkten untersuchen.
    Eine ganze Reihe von Studien (z.B. Mayer 2009, Tang/Xiong 2010,
    Silvennoinen/Thorpe 2010, Mou 2010, UNCTAD 2011 u.a., siehe Anhang) kommen dabei zu
    dem Ergebnis, dass sich neuartige Korrelationen ergeben haben, seitdem Finanzinvestoren an
    den Märkten aktiv sind. So kann es sein, dass z.B. eine Nachricht über den US-Arbeitsmarkt die
    Kakaopreise massiv beeinflusst. Oder es kann sein, dass eine bevorstehende Griechenlandumschuldung
    den Weizenpreis fallen lässt, wie es Mitte Juni der Fall war. Das alles hat mit Angebot
    und Nachfrage auf den Rohstoffmärkten nichts zu tun, auch nichts mit der Entwicklung der
    weltwirtschaftlichen Lage. Es ist nur Ausdruck der Umschichtung von Anlagegeldern zum
    Zweck einer globalen Renditemaximierung der AnlegerInnen.
    Schließlich sprechen auch einige historisch außergewöhnliche statistische Veränderungen
    für einen Einfluss der Spekulation. Die Zeit der exzessiven Spekulation geht mit vielen Anomali-
    en in den US-Rohstoffmärkten einher. So hat sich die an solchen Märkten typische Situation,
    dass die Terminmärkte in der Regel wegen der Kosten für Lagerhaltung etwas günstiger sind
    als die Spotmärkte (Keynes’ „normal backwardation“) nicht mehr gilt, sondern die Futuresmärkte
    weit häufiger über den Spotmärkten lagen („contango“). Auch wurde z.B. beim Öl das historisch
    lange stabile Verhältnis von Reserven und Futuresmärkten gestört.
    b. Preisveränderung und –steigerung auf physischen Märkten
    Die Preissteigerungen am Terminmarkt gehen einher mit den Preisspitzen auf dem physischen
    Markt. Es gibt verschiedene Wege, wie die Preise auf den Terminmärkten auf die physischen
    Märkte durchschlagen, vor allem Arbitragehandel, die Orientierung am Futurespreis, Folgen für
    die Absicherung durch Terminmärkte und Einflüsse auf die Kaufbereitschaft im physischen
    Markt.
    Zunächst ist es ja gerade Zweck der Terminmärkte, die physischen Märkte vorwegzunehmen
    und Preisvorhersagen zu treffen („price discovery“). Sobald die Termingeschäfte dann
    auslaufen, sollten sich Termin- und physischer Markt einander angleichen, indem Händler Arbitragegeschäfte
    machen. Übersteigt der Futurespreis den physischen Preis kurz vor Auslaufen
    der Futures, können z.B. physische Händler den Future erwerben, am physischen Markt einkaufen
    bzw. ihren Vorrat zurückhalten und ihn dann ausliefern, wenn der Future ausläuft. Damit
    steigt der physische Preis und der Futurespreis senkt sich, bis beide Märkte angeglichen sind.
    Ob dieser Prozess stattfindet, ist allerdings im Einzelfall nicht leicht zu belegen, v.a. weil die Datenlage
    bei den Vorräten insgesamt unzureichend ist. Auch kann über Produktionsverzögerungen
    indirekt eine Vorratsbildung stattfinden, dies ist allerdings besonders bei Rohstoffen wie Öl
    möglich.
    Der zweite Weg ist, dass Händler am physischen Markt sich am Futurespreis orientieren.
    Dies kann geschehen im Rahmen von physischen Auktionen, wie sie z.B. das Welternährungsprogramm
    durchführt. Dies kann auch sein im Rahmen von Lieferungsverträgen, die den Futurespreis
    als Referenzpreis nehmen. Solche Verträge sind jedenfalls in den USA üblich. Für die
    Orientierungswirkung sprechen auch Aussagen von Händlern, die auf die Bedeutung des Börsenpreises
    für den physischen Handel hinweisen.
    Ein dritter Weg ist, wenn die Absicherung für die Endnutzer der Märkte wie Bauern bzw. deren
    Zwischenhändler nicht mehr funktioniert. So klagten viele Endnutzer in den USA vor drei Jahren,
    dass es nicht mehr möglich sei, sich am Terminmarkt abzusichern, zum einen wegen der
    hohen Preise am Futuresmarkt, was auch höhere Sicherheitszahlungen („margin“) bedeutet,
    zum anderen, weil es nicht mehr zu einer Konvergenz von Futures- und Spotmarkt bei Auslaufen
    der Futures kam, was die Planung einer sinnvollen Absicherungsstrategie unmöglich macht.
    Roger Johnson, Präsident der National Farmers Union der USA, sagte im Juni 2009: “[E]xcessive
    speculation led to the commodity price bubble. Unfortunately, as speculators created this
    market bubble, many farmers ended up locking in higher input and feed costs. Now, following
    the market collapse, farmers and ranchers are struggling to pay these higher costs and rural
    communities, in turn, are feeling the pinch.”3
    Ein vierter Weg ist die veränderte Zahlungsbereitschaft der KäuferInnen am physischen
    Markt. Wenn diese über den Preis am Futuresmarkt einen steigenden Preis erwarten, werden
    sie auch schon jetzt bereit sein, höhere Preise am physischen Markt zu bezahlen, um zumindest
    einem Teil der Preissteigerung zu entgehen.
    Eine immer größere Zahl von WissenschaftlerInnen geht davon aus, dass die physischen Preise
    auf irgendeinem Weg von der Finanzspekulation beeinflusst werden. Als ein prominentes
    Beispiel will ich nur ein Arbeitspapier der Weltbank nennen, verfasst von einem Weltbankforscher
    und dem damaligen Leiter der Analyseabteilung der Generaldirektion Landwirtschaft bei
    der EU-Kommission: „We conjecture that index fund activity (…) played a key role during the
    2008 price spike. Biofuels played some role too, but much less than initially thought. And we
    find no evidence that alleged stronger demand by emerging economies had any effect on world
    prices.“ (Baffes/Haniotis 2010, siehe Anhang). Dieser Zusammenhang wird auch in Grafik 3
    deutlich.

    Baffes/Haniotis sind auch ein Beispiel dafür, dass Angebot und Nachfrage als Alternativgründe
    für Preisveränderungen in der Wissenschaft kontrovers diskutiert werden. Viele Studien
    haben insbesondere die These vom preistreibenden Effekt des steigenden Bedarfs aus China,
    Indien usw. zurückgewiesen (z.B. de Schutter 2010, siehe Anhang), und zwar selbst Studien,
    die dem Spekulationseinfluss kritisch gegenüber stehen (z.B. Headey/Fan 2010, „Reflections on
    the Global Food Crisis“, IFPRI). Denn in China selbst kam es nicht zu diesen Preissteigerungen
    und außerdem ist China bis heute bei den wichtigen Agrarrohstoffen Selbstversorger. Auch
    Biosprit ist als Erklärung wohl nicht mehr ganz so relevant wie noch bis 2008 angenommen,
    weil trotz unveränderter Biosprit-Produktionssteigerung die Nahrungsmittel-Preise zwischenzeitlich
    um 2009 einbrachen.
    Besonders kritisch sollte meines Erachtens die Beteilung von Finanzinvestoren in physischen
    Rohstoffmärkten gesehen werden. Hier findet eine direkte Angebotsverkappung statt, die zu
    weiteren Preissteigerungen beiträgt, statt – wie die Banken es gerne darstellen – nur davon zu
    profitieren. Meines Erachtens ist dies ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu einer durch den
    Finanzsektor kontrollierten Wirtschaft und Gesellschaft. Dass dieser Weg trotz des völligen Versagens
    der Banken in der Finanzkrise beschritten wird, ist unverständlich und gefährlich.
    3. Was ist zu tun gegen Nahrungsmittelspekulation?
    Angesichts der negativen Folgen von Finanzspekulation in Rohstoffmärkten halte ich eine Regulierung
    der Rohstoffmärkte und insbesondere eine starke Kontrolle und Begrenzung der Finanzspekulation
    für dringend geboten, sowohl aus Sicht der BürgerInnen bzw. KonsumentInnen,
    als auch aus Sicht der Realwirtschaft, die v.a. auf die Stabilität der Preise angewiesen ist
    oder zumindest verlässliche Absicherungsinstrumente wie Terminbörsen braucht, wenn man die
    physischen Märkte schon freigegeben hat.
    Wie schon gesagt, wird es nie einen absoluten Beweis für die schädlichen Folgen von Spekulation
    im Allgemeinen und exzessiver Spekulation im Besonderen geben können. Dies heißt aber
    mitnichten, dass die Politik keine Entscheidung treffen und nichts tun sollte. Die Politik muss
    vielmehr ständig ökonomisch relevante Entscheidungen unter Unsicherheit treffen, weil die
    Ökonomie selbst keine exakte Wissenschaft sein kann. Auch beinhalten wirtschaftspolitische
    Fragen immer auch Wertfragen, die sich jeder wissenschaftlichen Begründung entziehen.
    Schließlich sollte da, wo eine mögliche große Gefahr besteht, immer das Vorsichtsprinizip
    walten. Vor diesem Hintergrund empfehle ich folgende Maßnahmen:
    a. Unterschied zwischen Rohstoff(termin)- und Finanzmärkten anerkennen
    Der erste wichtige gesetzliche Schritt muss immer sein, Rohstoffterminmärkte nicht einfach als
    Teil der Finanzmärkte oder eben als einen Finanzmarkt anzusehen. Der fundamentale Unterschied
    ist, dass die den Rohstoffterminmärkten zugrunde liegenden Werte eben physisch begrenzte
    Rohstoffe sind, die im Leben der Bevölkerung zudem eine überragende Rolle spielen.
    Schon gar der physische Rohstoffmarkt ist völlig verschieden von einem Finanzmarkt wie dem
    Aktienmarkt. Wenn der Aktienmarkt eine Spekulationsblase erlebt, ist dies im Wesentlichen ein
    Problem der AnlegerInnen. Wenn die Blase im Weizenterminmarkt und dann im Weizenmarkt
    stattfindet, ist es eine Katastrophe für Millionen Menschen. Deshalb sollte in allen gesetzlichen
    Maßnahmen der Rohstoffsektor gesondert behandelt und mit besonderer Vorsicht reguliert werden.
    b. Spezialaufsicht mit ausreichend Mitteln nötig
    Bedenklich ist die in Europa völlig unzureichende Aufsicht über die Rohstoff- und
    Rohstoffterminmärkte. Man verweist zwar gerne auf das Vorbild USA, wenn es um die
    Terminmärkte selbst geht. Aber vergessen wird, dass dort seit fast vierzig Jahren eine
    Spezialbehörde existiert. Wenn man das mit dem Personal der nationalen Behörden oder auch
    der neuen europäischen Wertpapieraufsicht ESMA (geplant ca. 150 MitarbeiterInnen)
    vergleicht, ist eine echte Marktaufsicht und –kontrolle praktisch gar nicht zu bewältigen. Die
    Bundesregierung sollte sich im Interesse der Allgemeinheit für eine starke und personell gut
    ausgestattete Aufsicht auf nationaler und europäischer Ebene einsetzen, sei es als
    Sonderabteilung der allgemeinen nationalen bzw. europäischen Wertpapierbehörde, oder noch
    besser als Spezialbehörde.
    c. Transparenz, besonders für den OTC-Handel
    In den USA gibt es schon lange einen wöchentlichen öffentlichen Bericht über die Positionen in
    ihren Futures-Märkten, die von physischen Absicherern („commercials“) und von Spekulanten
    („non-commercials“) gehalten werden. Die USA haben in den letzten Jahren diesen Bericht
    schon mehrmals verbessert und u.a. die Positionen von Indexhändlern gesondert erfasst und
    veröffentlicht. Mit dem Dodd-Frank-Act soll nun die Berichtspflicht der Händler noch einmal
    verschärft werden und in Echt-Zeit geschehen („real-time reporting“). Auch werden
    sogenannten Major-Swap-Dealers gesondert erfasst. Swaps sind das Hauptinstrument im USOTC-
    Markt. Auch haben die USA beschlossen, den OTC-Markt wieder vollständig zu erfassen
    Die Transparenz auf den Rohstoffmärkten ist in Europa völlig ungenügend. Dort gibt es weder
    in London noch in Paris ausreichend regelmäßig veröffentlichte Daten, weder für den Futuresnoch
    für den OTC-Markt. Es bräuchte deshalb einen nach Händlertypen getrennten Bericht wie
    in den USA. Im aktuellen Parlaments-Entwurf für die neue OTC-Verordnung der EU ist so eine
    wöchentliche Berichtspflicht auch vorgesehen. Die Bundesregierung sollte diese Regelung auf
    jeden Fall unterstützen.
    d. Exzessive Spekulation gesetzlich anerkennen und ihr vorbeugen
    In den USA existiert aus den Erfahrungen in den 20er Jahren heraus eine offizielle gesetzliche
    Definition von exzessiver Spekulation als "sudden or unreasonable fluctuations or unwarranted
    changes in the price of [a] commodity.“4 Entsprechendes fehlt in Europa und sollte gefordert
    werden. Hinzu kommt, dass der Dodd Frank Act die Aufsichtsbehörde CFTC ermächtigt, exzessive
    Spekulation nicht nur zu bekämpfen, sondern ihr sogar vorzubeugen („to diminish, eliminate
    or prevent“5). Ein solcher präventiver Ansatz sollte auch in Europa gelten. Preise für Rohstoffe
    sind zu wichtig, um auch nur eine einzige durch Spekulation getriebene Blase zu riskieren.
    e. Positionslimits: ex-ante und über alle Monate und Märkte
    Positionslimits halte ich für essentiell. Ann Berg, früher lange Weizenderivatehändlern an der
    Chicagoer Börse und jetzt Beraterin der FAO, formuliert es so: „Over 150 years of futures trading
    history demonstrates that position limits are necessary in commodities of finite supply to
    curb excessive speculation and hoarding.” (Quelle siehe Anhang)
    Dabei könnte man sich bedingt an den USA orientieren, die Limits für den Spotmonat, Einzelmonate
    und alle Monate haben. Allerdings wurden diese Limits v.a. seit der Jahrtausendwende
    aufgeweicht bzw. Verstöße nicht verfolgt („no action letters“). Zugleich wurden die OTC-Märkte
    in weiten Teilen von der Aufsicht ausgenommen, vor allem der Ölmarkt. Dies führte zu der
    schon oben beschriebenen Entwicklung. Deshalb sollen die Limits jetzt aggregiert gelten, d.h.
    auch für den OTC-Markt. Auch sollen die weiten „bona fide“- Hedging-Ausnahmen für Futures
    zur Absicherung von OTC-Rohstoff-Swaps von Finanzakteuren gestrichen werden.

    In Europa ist die Lage uneinheitlich, weil die Börsen noch im Wesentlichen der nationalen Aufsicht
    unterliegen. Besonders liberal ist die Londoner Börse, wo es keine Limits gibt (allerdings
    Auslieferungspflichten). Dies ermöglichte den schon erwähnten Hedge-Fonds-Kauf im Kakaomarkt,
    der zu einem Beschwerdebrief von Kakaofirmen an die Londoner Börse Euronext Liffe
    führte.6 An der Pariser Börse gibt es zwar Limits für die beiden nächstfolgenden Monate. Das
    bedeutet aber, dass ein Finanzinvestor seine Position einfach schon früher rollen kann, so dass
    er die Limits de facto übergehen kann.
    Es braucht in ganz Europa rechtlich verbindliche Positionslimits, die im Vorhinein („exante“)
    gelten. Diese müssen sich für jeden einzelnen Investor beziehen auf den Spotmonat,
    Einzelmonate und alle gehandelten Monate. Außerdem müssen die Limits über alle Märkte hinweg,
    auch den OTC-Markt gelten. Schließlich wären auch Limits für eine gewisse Händerlerklasse
    sinnvoll, denn nur dann wäre sichergestellt, dass Finanzspekulanten nicht durch Aufsplittung
    ihrer Geschäfte die Limits umgehen können. Auch wäre über eine Begrenzung des gesamten
    Markts nachzudenken, um ein zu schnelles Wachstum des Marktes zu verhindern. Erfreulicherweise
    erwähnt das Konsultationspapier zur Reform der Finanzmarktrichtlinie MiFID7 Positionslimits.
    Die Bundesregierung sollte sich für die hier vorgeschlagenen ex-ante Positionslimits
    bei der EU-Kommission einsetzten.
    f. Preislimits einführen
    Preislimits sind ein normales Instrument an Börsen, um irrationalen Preissprüngen und Crashs
    vorzubeugen. An der Chicagoer Börse z.B. existieren Preislimits, auch wenn diese schon viel
    weiter gehen als früher. Die Lockerung der Preislimits wurde vom Fondsmanager Paul Tudor
    Jones auf einer Konferenz der Chicagoer Börse im Oktober 2010 scharf kritisiert. Er meinte:
    „Existing price limits on all derivatives, futures and options should be reviewed with the intention
    of narrowing many of them.”8 Preislimits sind auch an vielen anderen Börsen der Welt üblich,
    z.B. in Indien, Brasilien oder China. In Europa gibt es weder in Paris noch in London Preislimits.
    Ich denke, dass sie auch in Europa eingeführt werden sollten, um irrationalen Preissprüngen an
    den Märkten vorzubeugen. Landwirtschaftministerin Aigner hatte Anfang des Jahres
    erfreulicherweise Offenheit für Preislimits bekundet. Die Bundesregierung sollte dabei bleiben
    und sich bei der EU-Kommission dafür einsetzen.
    g. Clearing für jede Finanzspekulation
    Um den Aufbau von großen Risiken bei einzelnen Finanzspekulanten zu verhindern, müssten
    alle Geschäfte, in die nur Finanzspekulanten involviert sind, zentral gecleart werden. Dabei darf
    es keine Ausnahmen geben. Die USA haben beschlossen, den OTC-Markt auf Clearinghäuser
    („derivatives clearing organisations“) zu bringen, mit der engen Ausnahme sogenannter „enduser“,
    also aller Firmen, die ein physisches Geschäft mit den Derivaten absichern. Dies ist
    ebenfalls im Rahmen der neuen EU-Verordnung zu OTC-Derivaten auf dem Wege. Dort sind
    Ausnahmen für alle Händler vorgesehen, die keine Finanzinvestoren sind („non-financial counterparties“).
    Diese Ausnahmen müssen so eng wie möglich gehandhabt werden.
    h. Einschränkung oder Ausschluss von Finanzinvestoren bzw. -produkten
    Wir denken, dass die massenhafte Beteiligung von allen Arten von Investmentfonds abzulehnen
    ist. Terminmärkte brauchen vielleicht einen kleinen Anteil Spekulanten, um Risiken besser
    transferieren zu können, aber sie brauchen keine Überflutung mit Finanzwetten. In den USA
    z.B. waren historisch gesehen nur 20-30% des Handels von Spekulanten („non-commercials“).
    Indexfonds stellen ein besonders großes Problem dar. Viele der o.g. Studien kritisieren besonders
    diese Investmentart. Tang/Xiong (2010, siehe Anhang) zeigen unter anderem, dass Rohstoffmärkte
    besonders dann mit Finanzmärkten korreliert sind, wenn sie sich in einem der wichtigen
    Rohstoffindices befinden. Ich denke deshalb, dass ein Verbot von Indexfonds angebracht
    wäre. Ich weise im Übrigen darauf hin, dass diese Fonds auch oft nicht die von den Banken versprochenen
    Renditen erwirtschaften, weil die Nachbildung der Rohstoffpreise mit Rollverlusten
    verbunden ist und eben die Märkte 2009 eingebrochen sind. Auch aus Gründen des Anlegerschutzes
    ist also ein Verbot dieser Fonds geboten.

    Aber auch andere, aktiv gemanagte Fonds können durch ihre Größe den Markt überrollen.
    Dazu zählen Fonds nach der Richtlinie für Alternative Investmentfonds (AIFM), oder Fonds
    nach der OGAW-Richtlinie (UCITS). Die OGAW-Richtlinie wurde erst 2007 überarbeitet. Vorher
    waren Rohstoffinvestments kaum möglich, jetzt verbietet die Richtlinie zwar, direkt in einzelne
    Rohstoffe zu investieren, macht es aber möglich, indirekt zu 100% in Rohstoffe zu investieren.
    Deshalb werden inzwischen von der Finanzbranche „UCITS Hedge Fonds“ entwickelt. Die
    erst neu geschaffenen Möglichkeiten für OGAW-Fonds sollten wieder aufgehoben werden.
    Schließlich sollten börsengehandelte Rohstofffonds (Exchange Traded Funds, ETFs) und
    auch neuartige Produkte wie Exchange Traded Commodities kritisch betrachtet werden, weil
    sie oft einen Eingriff in den physischen Markt zur Folge haben. Auch ihre systemischen Wirkungen
    für Märkte sind bedenklich, weshalb sogar das Financial Stability Board die ETFs im Auftrag
    der G20 untersucht.9
    Besonders problematisch ist auch der Eigenhandel der Banken. Die Banken geraten dadurch
    in einen Interessenkonflikt, weil sie ihren Eigenhandel auf Kosten der Geschäfte im Auftrag von
    Kunden betreiben können. Auch ist der Eigenhandel an sich etwas, was mit dem ursprünglichen
    Auftrag einer Bank nichts zu tun hat, nämlich für einen Kapitaltransfer zwischen SparerInnen
    und InvestorInnen zu sorgen. Banken, die von diesem ursprünglichen Zweck abweichen, waren
    besonders stark von der Krise betroffen. Dies sollte eine Warnung sein, ihnen nicht noch einen
    weiteren Bereich zu überlassen, sondern hier andere, unabhängige Spezialhändler zu haben.
    i. Steuer auf Termingeschäfte
    Eine Steuer auf Rohstofftermingeschäfte würde die Aufblähung des Handels verlangsamen und
    insbesondere kurzfristigen und stark gehebelten Handel treffen. Da die Steuer sehr niedrig ist,
    würde sie langfristige Investitionen und einmalige Absicherungsgeschäfte im Terminmarkt fast
    nicht treffen. Sie würde aber insbesondere den automatisierten Hochfrequenzhandel treffen, mit
    dem minimale Preisdifferenzen ausgenutzt werden sollen.
    j. Rohstoffkonzerne auch am Spekulieren hindern
    Auch die Rolle der multinationalen Rohstoffkonzerne muss bei der Regulierung bedacht werden.
    Immer mehr agieren diese als Finanzspekulanten, schließen also Geschäfte ab, die nichts
    der Absicherung physischer Mengen zu tun haben. In den US sieht die neue Regulierung deshalb
    eine Verengung der Ausnahmen („bona fide hedge exemption“) vor und beschränkt die Befreiung
    v.a. von den Positionslimits noch mehr. Dies hat zur Folge, dass Konzerne wie Cargill
    sich nun als Major-Swap-Dealer registrieren lassen müssen. Auch in der EU muss nicht nur auf
    die Händler, sondern auch auf ihre einzelnen Geschäfte gesehen werden. Im Rahmen der Mi-
    FID-Reform ist es auch vorgesehen, die Ausnahmen für Rohstofffirmen einzuengen. Dies sollte
    die Bundesregierung unterstützen.

    4. Die Rolle der Bundesregierung

    Die Bundesregierung soll sich auf allen Ebenen, national, europäisch und global, für die oben
    genannten Reformen einsetzen. Es wurde schon mehrmals auf die neue geplante OTCVerordnung
    der EU verwiesen. Auch im Rahmen der anstehenden Reform der Richtlinien für
    Finanzinstrumente (MiFID) und Marktmissbrauch (MAD) sollte die Regierung für eine starke und
    gesonderte Regulierung der Rohstoffmärkte eintreten. In der MiFID wird es aller Voraussicht
    nach ein gesondertes Kapitel für Rohstoffmärkte geben. Auf G20-Ebene besteht momentan die
    Möglichkeit, dass eine Verständigung über gewisse Regeln für die Rohstoffmärkte stattfinden
    könnte. Neben Transparenz wurden auch explizit ex-ante-Positionslimits als mögliche
    Regulierung erwähnt. Die Bundesregierung sollte sich vor allem für diese Positionslimits
    einsetzen.


    Geändert von dye (27.03.2012 um 16:44 Uhr)

    "Obsequium amicus, veritas odium parit" / "Willfährigkeit macht Freunde, Wahrheit schafft Hass"

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