[Links nur für registrierte Nutzer]London liebt Bunker-Partys im Weltkrieg-Stil
London feiert sich selbst: Partys, bei denen die Zeit der Luftschlacht um England nachgespielt wird, sind auf Monate im Voraus ausverkauft. Dahinter steht die Sehnsucht nach alter Größe und Stärke.
Vor dem Eingang des Gewölbekellers ist eine Mauer aus Sandsäcken gestapelt. Sollte überraschend der Feind angreifen, könnte man sich zum Schutz dahinter werfen. Die Mauer hat aber auch ganz praktische Gründe: Sie dient als Absperrung für die lange Schlange an Partygästen, die für 20 britische Pfund eine Reise ins wunderbare Gestern gebucht haben.
Im Inneren bereiten sich die Barkeeper auf den großen Ansturm vor. Auch ihre Bar ist mit Sandsäcken dekoriert, auf den Tischen liegen britische Papierfähnchen und braune Hefte mit der Aufschrift „Ration Book“, dem insularen Pendant zum deutschen Lebensmittelmarkenheft.
Statt Marken verbirgt sich darin eine Getränkekarte. Die Barkeeper servieren Gin aus Emailletassen und „The Blitz“-Cocktails in Champagnerschalen. Es ist erst 20.30 Uhr, aber der Gewölbesaal unter einer Eisenbahnbrücke im Ostlondoner Szenebezirk Shoreditch füllt sich schnell.
800 Engländer in Uniform und Kleidern
Blitz-Partys, das sind so ziemlich die hippsten Veranstaltungen, die London derzeit zu bieten hat. Jeden Monat treffen sich 800 Engländer in Uniformen und altmodischen Kleidern, um gemeinsam den Geist des „Battle of Britain“ zu spüren, der großen Luftschlacht, die zwischen England und Nazideutschland tobte.
Sie feiern jene Zeit, in der London im Winter 1940/1941 über acht Monate täglich von deutschen Flugzeugen attackiert wurde und man dem Bombenhagel tapfer trotzte. „We shall never surrender“, wir werden nie kapitulieren, hatte der damalige Premierminister Winston Churchill seinem Volk 1940 zugerufen.
Bis heute ist der Widerstand gegen Adolf Hitler einer der Grundfesten britischen Nationalstolzes. Während im heutigen Deutschland der Zweite Weltkrieg als Partymotto auf der Liste der geschmacklosesten Themen noch vor Magendarm- oder Beinamputations-Partys liegen dürfte, ist er in England ein Hit. Jede Blitz-Party ist Monate im Voraus ausverkauft.
Würden das Deutsche in Hamburg,Berlin oder Dresden in Wehrmachtsuniformen machen, dann wäre die weltweite Empörung riesig...... Viele Briten scheinen immer noch nicht über den 2.Weltkrieg hinweggekommen zu sein......;(