Kampfplatz Deutschland
Stalins Angriffspläne für den Westen

Neue Forschungen belegen: Nicht nur Hitler plante einen Angriffskrieg auf die Sowjetunion, auch Stalin und seine Genossen rüsteten früh auf zum Kampf gegen den Westen. Bei den Plänen der Sowjetunion für einen ideologisch bedingten Vernichtungskrieg soll Deutschland eine Schlüsselrolle gespielt haben.

Die internationale Forschung ist sich seit Jahrzehnten darüber einig, dass der deutsche Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ein ideologisch bedingter Angriffskrieg gewesen ist, geplant und durchgeführt als Vernichtungs- und Lebensraumkrieg. Die sowjetische Propaganda stellte diesen Überfall entsprechend heraus, blendete aber zugleich das fast zwei Jahre währende deutsch-sowjetische Kriegsbündnis und vor allem die eigenen Angriffsabsichten aus.

Die neuesten Aktenfunde in den Moskauer Archiven belegen nämlich, dass die Sowjetunion ab Ende der 1920er Jahre, besonders intensiv nach dem sogenannten Schwarzen Freitag (Beginn der Weltwirtschaftskrise, 25. Oktober 1929), zum ideologisch bedingten Vernichtungskrieg gegen den Westen massiv aufrüstete. Stalin und seine Genossen gingen davon aus, dass die Krise bald in einen „imperialistischen Krieg“ münden würde, der wiederum die Voraussetzungen für den revolutionären Angriffskrieg schaffen würde.

Im Januar 1930 entwarf der spätere Marschall Michail Tuchatschewski die Konzeption des „Vernichtungskriegs“ gegen den Westen, die einen massenhaften Einsatz von Panzern (50 000), Flugzeugen (40 000) sowie den „massiven Einsatz von chemischen Kampfmitteln“ vorsah. Das Ziel des Angriffskrieges war, die kommunistische Herrschaft in Europa und der Welt mit Waffengewalt zu verbreiten.

Deutschland war durch Industriepotential und geopolitischer Lage wichtig

Und Deutschland kam in den Plänen der Bolschewiken für die Weltrevolution die Schlüsselrolle zu, und zwar aufgrund seines Industriepotentials, der Stärke seiner Arbeiterschaft, der künftigen disziplinierten Soldaten der Revolution sowie der geopolitischen Lage im Zentrum Europas. Die Bolschewiken betrachteten Deutschland als den Schlüssel zur Beherrschung Europas. Auf dem Weg dahin war allerdings das antikommunistische Polen zu überwinden.

Im Laufe des Jahres 1930 gelang es Tuchatschewski, Stalin für seine Idee des Vernichtungskrieges zu gewinnen. Ab Herbst 1930 wurden die sowjetischen Streitkräfte nach dieser Konzeption tiefgreifend umstrukturiert und umgerüstet sowie massiv ausgebaut. Die Rote Armee wuchs von 631.000 Soldaten im Jahre 1930 auf 1.033.570 im Jahr 1934 an; die Zahl der Flugzeuge stieg von 1149 auf 4.354, die der Panzer von 92 im Jahr 1928 auf 7.574 im Jahr 1934. Nach 1934 setzte die UdSSR die massive Aufrüstung fort. 1939 bestand die Rote Armee aus 1.931.962 Soldaten, sie verfügte über 10.362 Flugzeuge und 21.110 Panzer.
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Unausweichlicher Zusammenstoß

Bogdan Musials neues Buch über die Frage, ob Stalin vor 1941 einen Angriffskrieg gegen Deutschland plante

Michail Tuchatschewski, Kommandeur des Leningrader Kriegsbezirks und später einer von fünf Marschällen der Sowjetunion, legte Anfang 1930 eine Denkschrift zum Ausbau der Roten Armee vor. Zentral war für ihn die Frage nach den Kapazitäten der sowjetischen Wirtschaft. „Heute erlauben uns die Perspektiven der industriellen Entwicklung“, resümierte er, „diese Frage so zu regeln, wie dies den Anforderungen des bevorstehenden großen Krieges entspricht.“ Des „bevorstehenden großen Krieges“? Galt nicht die Sowjetunion der frühen Stalin-Zeit stets als notwendigerweise friedliebend, da sie mit ihren inneren Schwierigkeiten aufgrund von Zwangskollektivierung und forcierter Industrialisierung im Zuge des ersten Fünfjahrplans ab 1929 mehr als beschäftigt war? Tuchatschewski hingegen sah vor, die gesamte Produktion von Kraftfahrzeugen und Traktoren auf Umrüstung für den Kriegseinsatz einzustellen, ja „die bäuerlichen Massen für den Krieg einzusetzen“.
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