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Thema: Der Buddhismus und ein paar Gedanken dazu :)

  1. #1
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    Achtung Der Buddhismus und ein paar Gedanken dazu :)

    Wahrnehmen und Anhaften bzw. Werten

    Als erstes möchte ich mein Verständnis der Hauptthese des Buddhismus erläutern:

    Die grundliegende These des Buddhismus ist es meiner Auffassung nach,
    dass durch anhaften Leid entsteht.


    Beschreibung des „anhaften“:


    Dieses „anhaften“ wird als begehren und Abneigung (negatives begehren) beschrieben.
    Hier ein paar Beispiele:

    Beispiel 1:
    Wenn ich gerade in einer Schlange vor einem Essensbuffet stehe und mir die Speisen angucke, fange ich an zu Werten, welche Speisen wohl am schmackhaftesten
    sind.
    Fast gleichzeitig entsteht in mir das Begehren, die Erwartungshaltung,
    diese Speisen zu essen und dabei angenehme geschmackliche Sinneseindrücke zu empfinden.
    Diese Erwartungshaltung ist nach dem Buddhismus für Leid verantwortlich.

    Beispiel 2:
    Wenn ich aus dem Haus gehe und nach draußen in die Kälte trete (es ist gerade Winter), nehme ich die Kälte wahr und fast gleichzeitig werte ich diese Kälte als unangenehm und ich entwickele daraus das Verlangen, ein Streben, die Erwartungshaltung nach einem warmen Zustand.
    Dieser Druck, den ich aufbaue, mit dem Wunsch nach einem warmen Zustand,
    dieses „anhaften“ an der Empfindung, ist nach dem Buddhismus für Leid verantwortlich.

    Beispiel 3:
    Wenn ich Schmerzen im Bein habe und eine Erwartungshaltung entwickel, nach einem schmerzlosen Zustand erzeugt dies nach dem Buddhismus Leid.

    Beispiel 4:
    Wenn ich gerade sehr glücklich bin, weil ich eine schöne Beziehung führe und die Erwartungshaltung entwickel, dass dieser Zustand anhält, erzeugt dies nach dem Buddhismus Leid.

    Im Buddhismus beschreibt man dies so:


    1. Durst nach den Lüsten der sechs Sinne
    (kama-tanha , im Buddhismus werden 6 Sinne betrachtet)
    2. Durst nach Dasein und Werden (bhava-tanha)
    3. Durst nach Nicht - Dasein, Selbstvernichtung (vibhava-tanha)
    Dieser „Durst“ oder das „anhaften“ ist nach dem Buddhismus nicht nur das Verlangen nach und Hängen an Vergnügen sowie Reichtum und Macht, es beinhaltet zusätzlich das Hängen an Vorstellungen und Idealen, Ansichten, Meinungen, Lehren, Begriffen, und Glaubensvorstellungen (dhamma-tanha) und entsteht laut dem Buddhismus, aus der Unwissenheit um die Verbundenheit aller Dinge.
    Das Leid ist also das scheitern der Erwartungshaltung an der Realität.
    Als eine Hauptmethode um dieses „anhaften“ aufzulösen wird im Buddhismus die Meditation praktiziert.

    Mein Ansatz

    Meiner Ansicht nach enthält diese Vorstellung viel Wahres, allerdings kann ich mich nur mit Teilaspekten identifizieren.
    So finde ich es erschreckend, wie schnell viele Menschen (Ich auch) werten und Erwartungshaltungen einnehmen, bzw. Druck aufbauen, ohne wirklich Wahrzunehmen was – ist.
    Dieses ständige „anhaften“ verhindert meiner Meinung nach ein wirkliches Wahrnehmen und Leben der Realität und Gefühle.

    Beispiel:
    Wenn ich beispielsweise etwas esse und ich dann,
    statt wirklich den Geschmack wahrzunehmen,
    schon darüber nachdenke, ob ich noch etwas mehr von dem Essen essen möchte,
    da es ja so gut schmeckt.

    Insgesamt finde ich auch, dass man sich oft durch bestimmte Erwartungshaltungen,
    den eigentlichen Wert von etwas kaputt macht,
    da man sich darauf fokussiert, was man erwartet und man sich dadurch
    nicht mehr auf dass einlassen kann, was es eigentlich wertvoll machen würde.

    Beispiel:
    Wenn man z.B. sehr feste Vorstellungen von einer Liebesbeziehung (oder einem Traumpartner) hat, kann man sich schlecht, auf eine wirkliche Beziehung (,auf einen wirklichen Partner) einlassen, die(/der) jedoch meistens viel schöner gewesen wäre, als die eigene Vorstellung, wenn man sich auf sie(/ihn) eingelassen hätte.
    Wenn man den Moment gelebt hätte, und sich auf die Gefühle/ die Wahrnehmung eingelassen hätte, anstatt diese mit Ängsten oder Wünschen zu vergleichen.

    *
    Allerdings halte ich momentan das Ziel eines völligen Auflösens des „Anhaftens“ für nicht sehr sinnvoll, da sich aus dem Druck des „Anhaftens“ meiner Meinung nach sowohl
    die Chance zu einer Verbesserung der Realität, (z.B. durch gegenseitige Hilfe),
    als auch eine Chance auf eine Enttäuschung, (z.B. durch ein scheitern am Anspruch)
    oder die einer Verschlechterung, (z.B. durch die Unterdrückung anderer das eigene „Glück“ zu steigern)
    um ergibt.

    Dabei ist meiner Einschätzung nach die Verbesserung des persönlichen „Glücks“,
    durch gegenseitige Hilfe, durch soziales handeln effektiver (aber nicht unbedingt einfacher),
    als die Verbesserung des persönlichen „Glücks“ durch Unterdrückung anderer.

    Dieser Anspruch, dieses „anhaften“ erzeugt allerdings einen Druck, der zur Enttäuschung, zu Leid führt, wenn sich der Anspruch nicht erfüllt.
    Allerdings hängt das Maß des Leidens vom Ausmaß des Drucks und von der Häufigkeit bzw. der Anzahl der gleichzeitig wirkenden Drücke ab.

    Um das Leiden durch die Enttäuschung zu reduzieren ist es meiner Ansicht nach gut, das Ausmaß des „Anhaftens“ zu reduziert und die Häufigkeit des „Anhaftens“ auf wesentliche Aspekte zu beschränken, sowie auf bestimmte Zeitperioden zu verkürzen.
    Jedoch halte ich es aus den genannten Gründen momentan für nicht sinnvoll, das „anhaften“ komplett aufzugeben.*

    Ich glaube zudem, dass man dadurch, dass man das „Anhaften“ reduziert besser Werten kann, da man diese Wertungen auf mehr Aspekte basieren kann.
    Denn bei einem sehr starkem „anhaften“ sieht man oft nur die Aspekte, die man schon kennt und diese treten dann zu sehr in den Vordergrund. ( Der Mensch sieht nur, was er kennt. )

    Insgesamt könnte man sich noch Fragen, ob wenn man der buddhistischen Lehre folgt, ob man nicht aufgrund des „Anhaftens“ dieser folgt und wenn ja, ob sie ein nicht erreichbares Ziel ist, da man ja ohne ein „Anhaften“ nicht der Lehre folgen kann, da Sie nur dann Sinn ergibt, bzw. nur dann eine Richtung der Entwicklung vorgegeben ist.

    Um dem starken „Anhaften“ entgegenzuwirken habe ich beschlossen zu meditieren und so durch die Konzentration, auf die Wahrnehmung ohne Wertung
    (auch auf die Wahrnehmung meiner Gedanken... und Wertungen (ohne Wertung) )
    mein „anhaften“ zu reduzieren.

    Allerdings springt mein Geist noch immer sehr viel im Kreis und die Konzentration auf z.B. den Atem fällt mir schwer.

    Ergänzungen:

    So nun noch ein kleiner Versuch der Definition, was ich mit dem Wort „glücklich“ meine:
    Unter „glücklich“ verstehe ich nicht einen bestimmten „glücklichen Zustand“, also z.B. wenn ich etwas leckeres esse, sondern die insgesamte „Glücklichkeit“ einer Person, über einen längeren Zeitraum.
    Ich glaube es gibt sehr verschiedene Arten von Glück. z.B. folgende:
    Wenn man eine Party feiert und mit einer netten Person spricht.
    Wenn man ein Spiel gewinnt.
    Wenn man mit seinem Leben zufrieden ist.
    Wenn man eine schöne, besondere, intensive (liebes-) Erfahrung macht...

    Nach ein paar Überlegungen ist mir noch folgendes aufgefallen:

    Man kann generell zwischen zwei Formen des „nicht anhaftens“ unterscheiden:
    1.
    Man konzentriert sich drauf, nicht zu werten und nur wahrzunehmen.
    Hier entsteht eine Distanz, man stellt sich um es bildlich auszudrücken neben sich und nimmt seine seine Sinne und Gefühle, sowie Geisteszustände wahr. Durch diese Distanz kann man sich jedoch schlecht darauf einlassen, was gerade passiert.
    Diese „untersuchende“, distanzierte Form des „nicht anhaftens“ * kann als Instrument/Werkzeug des Geistes beschrieben werden, um bestimmte Zusammenhänge zu erfassen und das 2. „nicht Anhaften“ zu lernen.

    2.
    Man befindet sich vollkommen in der Situation, in der Wahrnehmung, ohne dabei (starke) Erwartungshaltungen zu entwickeln.
    Gefühle sind meiner Ansicht nach keine Wertungen, sondern eher Wahrnehmungen.
    Allerdings bin ich mir des genauen Charakters von Gefühlen noch nicht sicher.

    *Dieser Zustand ist, wenn man ganz genau guckt, natürlich auch eine Form von „anhaften“, da man
    sich den Zustand des „nicht anhaftens“ herbeisehnt und somit ist dies „anhaften“.

    Vielen Dank für Kritiken
    MfG Bulgur

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Siddhartha
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    Standard AW: Der Buddhismus und ein paar Gedanken dazu :)

    Das mit dem Anhaften ist ja nur ein Teilaspekt der buddhistischen Philosophie.

    Du hast Dir Gedanken gemacht und kannst nun selbst entscheiden, wann Dich das Anhaften unglücklich macht oder nicht.

    Viel entscheidender ist das Akzeptieren der Welt, wie sie ist. Du mußt nicht an einen Gott oder an eine Ideologie glauben. Du sollst die Welt erkennen (Erleuchtung), also forschen und Erkenntnisse sammeln. Dann liegt alles in Deiner Verantwortung.

    Wenn wir diese Regierung nicht austauschen, wird diese Regierung uns austauschen
    "Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" - Bertold Brecht
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