Wien: Schlepperbande in Reisebus geschnappt
25.08.2010 | 13:19 | (DiePresse.com)
Die 26 Griechen waren als Touristen getarnt mit 23 Illegalen nach Österreich unterwegs. Nach einem Hinweis von Asylwerbern flog die Tarnung auf. In Wien-Leopoldstadt wurden die Verdächtigen festgenommen.
Eine 26-köpfige Schlepperbande aus Griechenland ist am vergangenen Sonntag von der niederösterreichischen Polizei zerschlagen worden. Die 14 Männer und zwölf Frauen wurden gemeinsam mit 23 Illegalen aus Palästina, dem Irak und Afghanistan in Wien-Leopoldstadt gefasst, als sie aus ihrem Bus aussteigen wollten. Die Verdächtigen wurden wegen Verdachts auf gewerbsmäßige Schlepperei und Bildung einer kriminellen Organisation in die Justizanstalten Wiener Neustadt und Eisenstadt eingeliefert, die Geschleppten ins Asyllager nach Traiskirchen überstellt, berichtete NÖ Sicherheitsdirektor Franz Prucher am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.
Das Fahrzeug, mit dem die Schlepper unterwegs waren, sei als Touristenbus getarnt und gut ausgebaut gewesen, so Prucher.
Die meiste Zeit über seien alle gemeinsam als Passagiere im Fahrzeug gesessen, damit der Bus nicht unterbesetzt und somit verdächtig wirkte. An kritischen Stellen wie Grenzübergängen und Städten mussten sich die Illegalen aber zusammengepfercht in einem ausgebauten Stauraum unter den Sitzen verstecken.
8500 Dollar für Einreise nach Österreich
Das Versteck im Bus ist etwa zwei mal vier Meter groß und 35 Zentimeter hoch. Laut Oberst Ernst Schuch, stellvertretendem Leiter des Landeskriminalamts NÖ, sei es "äußerst gefährlich" weil luftdicht abgeschlossen gewesen. Die illegal Einreisenden, Männer und Frauen im Alter von 14 bis 37 Jahren, seien bei der Ergreifung in einem guten Zustand gewesen.
Sie hatten für die Reise nach Österreich pro Kopf 8500 US-Dollar bezahlt und hätten in den kommenden Tagen das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen aufsuchen sollen.
Als Haupttäter der Gruppe gilt der 60-jährige Buschauffeur. Er dürfte pro Fahrt rund 10.000 US-Dollar erhalten haben. Die übrigen Verdächtigen im Alter von 21 bis 64 Jahren entstammen überwiegend einer griechischen Minderheit, die in Georgien geboren wurden. Sie seien nur teilweise und auch nur zu dieser einen Fahrt geständig, hieß es. Einige hätten zugegeben, als "Begleitpersonen" Geld für die Fahrt erhalten zu haben, andere dagegen hätten behauptet, diese Fahrt als Touristen gebucht und von den Schleppertransporten nichts gewusst zu haben.
Hinweis von Asylwerbern
Auf die Spur der Bande waren die Kriminalisten durch Einvernahmen von Asylwerbern in Traiskirchen gekommen.
Sie hatten bei Befragungen erzählt, dass sie mit einem umgebauten griechischen Reisebus von Griechenland über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Wien gebracht worden waren. Die Transporte hätten immer am Wochenende stattgefunden. Die Beamten legten sich daraufhin auf die Lauer und beobachteten die Strecke auf der Ostautobahn (A4) vom Grenzübergang Nickelsdorf im Burgenland nach Wien.
Am Sonntag gegen 7.30 Uhr wurde dann ein entsprechendes Fahrzeug auf der A4 auf der Höhe Simmering gesichtet und verfolgt. Als der Bus im Bereich der Schüttelstraße in Wien-Leopoldstadt anhielt, warteten die Beamten bereits.
Man gehe davon aus, dass mit dem zwölf Jahre alten Bus schon seit geraumer Zeit derartige Fahrten durchgeführt worden seien, sagte Schuch. Wie viele Personen auf diese Weise geschleppt wurden, könne man aber seriös nicht schätzen.
Vermutet wird auch, dass die Schlepperbande Teil einer türkischen Organisation ist. Ermittlungen nach den Hintermännern seien am Laufen.
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