Reaktion auf umstrittenes Gedicht Israel verhängt Einreiseverbot gegen Grass
08.04.2012, 15:38 2012-04-08 15:38:00
Die Empörung über sein Gedicht hat Folgen: Israel hat Günter Grass wegen seiner israelkritischen Verse zur Persona non grata erklärt. Innenminister Jischai sagte, der Literaturnobelpreisträger habe versucht, "das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen". Grass darf nun nicht mehr nach Israel einreisen.
Israel hat Günter Grass wegen seines israelkritischen Gedichts zur Persona non grata erklärt. Das bestätigte ein Sprecher von Innenminister Eli Jischai. Als Persona non grata, also unerwünschte Person, darf Grass nicht mehr nach Israel einreisen.
Jischai sagte nach Angaben seines Sprechers, das Gedicht von Grass habe darauf abgezielt, "das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen". Grass wolle so "die Idee weiterbringen, die er früher mit dem Tragen der SS-Uniform offen unterstützt hat".
Literaturnobelpreisträger Grass hatte in seinem Gedicht "Was gesagt werden muss" angeprangert, dass Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht sei, der das iranische Volk auslöschen könne. Zudem schrieb er, dass Israel den Weltfrieden gefährde.
Dafür ist Grass in Deutschland parteiübergreifend und auch vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu angegriffen worden. Der Schriftsteller, der jahrzehntelang seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS verschwiegen hatte, warf seinen Gegnern daraufhin Intoleranz und "eine gewisse Gleichschaltung der Meinung" vor.
Nach der massiven Kritik präzisierte Grass seine Kritik: "Ja, ich würde den pauschalen Begriff 'Israel' vermeiden", antwortete Grass im SZ-Interview auf die Frage, ob er den Text inzwischen anders schreiben würde.
Zudem würde er nun deutlicher machen, dass er sich in erster Linie gegen die derzeitige israelische Regierung Netanjahu wende. "Die kritisiere ich: Eine Politik, die gegen jede UN-Resolution den Siedlungsbau fortsetzt. Ich kritisiere eine Politik, die Israel mehr und mehr Feinde schafft und das Land mehr und mehr isoliert." Netanjahu sei nach seiner Einschätzung der Mann, der Israel zurzeit am meisten schade, "und das hätte ich in das Gedicht noch hineinbringen sollen", sagte Grass.
Auch Außenminister Liebermann kritisiert Grass
Doch auch diese Worte konnten Israels Innenminister offenbar nicht überzeugen. "Wenn Günter Grass weiter seine verqueren und lügnerischen Werke verbreiten will, sollte er dies vom Iran aus tun, dort kann er sicher ein begeistertes Publikum finden", sagte Jischai.
Bei dem Einreiseverbot gegen Grass griff Jischai auf ein Gesetz zurück, dass es der Regierung erlaubt, ehemaligen Nazis die Einreise ins Land zu verweigern. Grass hatte eingestanden, in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges in der Waffen-SS gedient zu haben.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman kritisierte Grass nach Rundfunkangaben ebenfalls scharf. Bei einem Treffen mit dem italienischen Regierungschef Mario Monti habe er gesagt, die Äußerungen des deutschen Schriftstellers seien ein Ausdruck des Zynismus. Intellektuelle wie er seien bereit, "Juden auf dem Altar der Antisemiten zu opfern".
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