Jahrhundert-Prozess gegen 9/11-Terror-Verdächtige Drahtzieher Scheich Mohammed verhöhnt das Gericht Fünf Angeklagten droht die Todesstrafe [Links nur für registrierte Nutzer]
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05.05.2012 — 18:04 Uhr
Prozess-Auftakt in Guantanamo!
Vor einem Militärtribunal ist heute die Anklage gegen den Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 verlesen worden, Khalid Scheich Mohammed. Mit ihm sind vier weitere Männer angeklagt.
Allerdings gab es Hindernisse. Scheich Mohammed machte bereits bei der Eröffnung klar, dass er sich nicht am Prozess beteiligen werde. Die Erklärung ließ er über seinen Anwalt verbreiten.
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[Links nur für registrierte Nutzer] Mit langem Bart und weißem Gewandt: So erschien Scheich Mohammed heute vor Gericht
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David Navin: „Herr Mohammed wird sich gegenüber dem Gericht nicht äußern, weil er erhebliche Zweifel an der Fairness des Prozesses hat.“ Auch weigerte er sich, die Kopfhörer zu tragen, um den Übersetzungen zuzuhören.
Laut Prozess-Beobachtern soll der Scheich während der Verlesung der Anklage immer wieder eingeschlafen sein.
Der Vorsitzende Richter James Pohl zeigte sich allerdings weit davon entfernt, darauf einzugehen. Das Verfahren werde weitergehen, mit oder ohne Beteiligung des Angeklagten.
Auch Chefankläger Mark Martins sagte vor dem Tribunal in dem US-Gefangenenlager auf Kuba, die Anklage sei bereit, „das Verfahren gegen Khalid Sheikh Mohammed fortzusetzen”.
Bis zum Beginn der Hauptverhandlung könnten allerdings noch Monate vergehen. Im Falle eines Schuldspruchs droht den fünf Männern die Todesstrafe.
Das allerdings scheint vor allem den Scheich wenig auszumachen. Bereits 2008 hatte sich der Hauptangeklagte schuldig bekannt und die Todesstrafe für sich und seine Mitstreiter gefordert. Er wolle endlich als Märtyrer sterben, erklärte er damals.
Das Verfahren gegen die Beschuldigten, die in den Jahren 2002 und 2003 festgenommen wurden, hatte unter der Regierung von US-Präsident George W. Bush begonnen. Dessen Nachfolger Barack Obama hatte es wegen der rechtsstaatlichen Bedenken gegen die Militärprozesse in Guantanamo zunächst gestoppt.
Er scheiterte jedoch mit seinem Vorhaben, den Angeklagten vor einem Bundesgericht in Manhattan den Prozess machen zu lassen.
Vor gut einem Jahr erlaubte Obama dann neue Militärprozesse in Guantanamo. Durch brutale Verhörmethoden erzwungene Aussagen wie das Geständnis von Mohammed sind nun nicht mehr zulässig.
Diese Männer stehen vor Gericht:
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[Links nur für registrierte Nutzer] Khalid Scheich Mohammed kurz nach seiner Verhaftung 2003
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• KHALID SCHEICH MOHAMMED
Die einstige Nummer drei im Terrornetzwerk al-Qaida gilt als Drahtzieher der Anschläge und hat das auch zugegeben.
Auch andere terroristische Verbrechen soll „KSM“ – das ist die englische Kurzform für Khalid Scheich Mohammed – gestanden haben.
Kritiker weisen darauf hin, Mohammed sei während der Verhöre schwer gefoltert worden.
Er kam 1964 oder 1965 in Kuwait auf die Welt, sein Vater soll aus der pakistanischen Provinz Baluchistan stammen. In den 1980er-Jahren studierte Mohammed in den USA, wo er angeblich einen Abschluss als Ingenieur erwarb.
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[Links nur für registrierte Nutzer] Ramzi Binalshibh
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• RAMZI BINALSHIBH
Der Jemenit wohnte in Hamburg zusammen mit Mohammed Atta, dem Anführer der Todespiloten vom 11. September.
Atta und Binalshibh sollen enge Vertraute gewesen sein. In der Hamburger Terrorzelle soll Binalshibh als Organisator und „Bankier“ fungiert haben.
Nach Überzeugung der US-Regierung ist er einer der Mitverschwörer der Terroranschläge. Angeblich sollte er ursprünglich bei den Flugzeugentführungen dabei sein, bekam aber kein Visum für die USA.
• ALI ABDEL ASIS ALI
Der in Kuwait aufgewachsene Mann soll die Flugzeugattentäter mit Geld versorgt haben.
Er ist mit Scheich Mohammed und dem Drahtzieher des Anschlags von 1993 auf das World Trade Center, Ramsi Jussef, verwandt. Jussef war im November 1997 zu einer Freiheitsstrafe von 240 Jahren verurteilt worden.
• MUSTAFA AHMED AL-HAUSAWI
Auch der Mann aus Saudi-Arabien soll den Flugzeugterroristen Geld beschafft haben.
Kurz nach den Anschlägen soll er unter anderem al-Qaida-Chef Osama bin Laden getroffen haben.
Er sagte im Prozess gegen den Franzosen Zacarias Moussaoui aus, der im Mai 2006 als Mitverschwörer der Anschläge vom September 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.
• WALID BIN ATTASCH
Er soll die Todespiloten unterstützt und in direktem Kontakt mit ihnen gestanden haben.
Nach Angaben des Pentagon hat er auch die Planung des Anschlags auf das US-Kriegsschiff „USS Cole“ im Oktober 2000 im Jemen zugegeben, bei dem 17 US-Soldaten getötet wurden. Zudem soll er seine Beteiligung an den Terrorangriffen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im August 1998 mit 230 Toten gestanden haben.
Angeblich unterstützte Attasch die Attentäter unter anderem mit gefälschten Stempeln und Visa.
Zeitweise soll er Leibwächter von Osama bin Laden gewesen sein.
Bei den Attacken mit gekaperten Passagierflugzeugen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington starben im September 2001 fast 3000 Menschen.