+ Auf Thema antworten
Seite 1 von 9 1 2 3 4 5 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 1 bis 10 von 81

Thema: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

  1. #1
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Eine etwas andere Sicht der Dinge:

    Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon frühzeitig von Londoner Kreisen gestellt?

    ZUM VERTRAG VON LOCARNO (in ZEITSCHRIFT FÜR GEOPOLITIK, Februar Heft 1926)
    Die führende englische Fliegerzeitschrift „The Aeroplane" beschäftigt sich sehr eingehend mit der weltpolitischen Konstellation und legt in verschiedenen Aufsätzen dar, wie diese englischen Kreise die Zukunft Europas beurteilen. Wir greifen heute den am 9. Dezember 1925 veröffentlichten Aufsatz obigen Titels heraus in der Überzeugung, daß es unseren Lesern angenehm ist, eine gewichtige Stimme von jenseits des Kanals im Wortlaut zu hören. Die Kritik dieser echt englische Mentalität atmenden Ausführungen dürfen wir gewiß dem Leser selbst überlassen.
    General-Major a. D. Prof. Dr. Erich Obst, Hannover, Mitherausgeber der Zeitschrift für Geopolitik.

    »Als der Vertrag von Locarno am 1. Dezember 1925 unterzeichnet wurde, ergingen sich die Zeitungen der Welt, wie zu erwarten, in den üblichen Plattheiten von der Sicherung des Weltfriedens, der Freundschaft der Nationen usw. Gerade als ob die Geschichte uns nicht von jeher gelehrt hätte, daß Verträge wie Tortenkrusten gemacht werden, um gebrochen zu werden ... Wahrscheinlich wird die Mehrheit unserer Leser ungefähr zu gleichen Teilen verschiedener Meinung sein; die einen sind der Überzeugung, daß der Vertrag einen großen endgültigen Wert hat, die andern sehen in ihm nur eine Tortenkruste. Die Wahrheit aber ist, daß, wenn der Vertrag selbst auch nur ein Fetzen Papier ist, dem Geist dieses Vertrages die größe Wichtigkeit zukommt. Was er wirklich besagt, ist, daß die zivilisierten Nationen Europas sich endlich zusammengefunden haben zu einem festen Block gegen jede mögliche kriegerische Maßnahme der Russen und anderer orientalischer Völker.

    Das Gleichgewicht der Kräfte.
    Der Vertrag bedeutet vor allem, daß England wie gewöhnlich seiner überlieferten Politik einer Wiederherstellung des Gleichgewichts der Kräfte gefolgt ist. Wir haben in der Tat einen wirklichen Bund der Nationen erreicht, ein Bündnis, welches durch Waffengewalt gestützt werden kann und nicht nur durch nichtssagende Resolutionen, wie es bei dem theoretischen Völkerbund in Genf der Fall ist, der seinen Mitgliedern soviel Geld kostet.

    In den frühen Tagen des 19. Jahrhunderts, als Frankreich Europa überrannte, verband sich England mit Deutschland, und das Ergebnis war die Schlacht von Waterloo. Hundert Jahre später, als Deutschland eine Gefahr für Europa zu werden drohte, bekannte sich England zu einer Schicksalsgemeinschaft mit Frankreich, und das Ergebnis war der Krieg von 1914-1918.
    .
    Dieser Krieg war insofern vom Übel, als wir gegen unsere nächsten Blutsverwandten, die Deutschen, zu kämpfen hatten; aber er war, so bedauerlich es sein mag, eine politische Notwendigkeit. Wir schrieben an dieser Stelle schon am 4. August 1914, am Tage als der
    Krieg erklärt wurde, daß das schlimmste an diesem Krieg das unglückselige Zusammengehen von England und Frankreich mit Rußland wäre. Es war das der Fehler der Franzosen, denn Frankreich hatte bereits das unnatürliche Bündnis mit Rußland fest abgeschlossen, und wir willigten nur ein, als Dritter im Runde der Protektor dieses Bündnisses zu sein.

    Heute finden wir die Staaten Europas noch einmal zusammengeschlossen, aber so, wie es sich gehört. Die nordischen und mittelmeerischen Völker stehen Schulter an Schulter gegen orientalischen Barbarismus und orientalischen Größenwahn. Der Vertrag von Locarno bringt tatsächlich genau das Bündnis, welches in dieser Zeitschrift in den letzten sechs oder sieben Jahren gefordert wurde, er leitet eine Politik ein, wegen deren Verkündigung wir in den früheren Zeiten oftmals schlechthin verlacht wurden.

    Der nächste Kriegsschauplatz.
    Diejnigen, welche den „Aeroplan" regelmäßig gelesen haben, werden das in Locarno geschlossene Bündnis noch von einem andern Gesichtspunkt aus beachtenswert finden. Bei früherer Gelegenheit, als wir über die Westfront des nächsten Krieges sprachen, führten wir aus, daß die Strategie des nächsten Krieges vor allem durch die Maßnahmen der Deutschen und der Engländer bestimmt werden würde, die, mit Unterstützung der Skandinavier und anderer nordischer Völker, eine etwa von Danzig nach den Alpen laufende Linie zu verteidigen hätten; in gleicher Zeit würden die mittelmeerischen Nationen, vor allem Franzosen und Italiener, eine Linie von den Alpen nach der Adria zu verteidigen haben, d. h. die alte italienische Kampflinie von 1914-1918.

    Nun macht der Vertrag von Locarno solche Kampflinien fast automatisch zur Wirklichkeit. Polen und die Tschechoslowakei sind zwar Mitglieder des neuen Bündnisses, aber es muß angenommen werden, daß im Falle einer russischen Invasion die östlichen Teile von Polen und der Tschechoslowakei von den russischen Truppen besetzt werden, ehe irgendeine dauerhafte Kampf-Linie festgelegt werden kann. Wahrscheinlich wird ein Versuch gemacht werden, Warschau als die Hauptstadt von Polen zu verteidigen, und sicherlich werden wir versuchen, Wien vor den Orientalen zu schützen, wie es in der Vergangenheit vor den Türken gerettet wurde. So wird der taktische Raum des Krieges sich anstelle der bloßen Grabenlinie von 1914-1918 wahrscheinlich über Hunderte von Meilen erstrecken und von der Bucht von Danzig über Warschau-Krakau-Wien bis nach Triest an der Adria reichen.

    Die völkischen Verhältnisse.
    Vom völkischen Standpunkt aus ist das Bündnis von Locarno höchst interessant. Obgleich die Tschechoslowaken und die Polen es sehr energisch ablehnen würden, als Germanen zu gelten, bleibt die Tatsache bestehen, daß sie rassisch viel enger mit den Germanen als mit den Russen verbunden sind und daß in ihren westlichen Teilen Deutsch die Muttersprache ist. Gewiß, es gibt unter den Polen und Tschechoslowaken einen großen Teil Kurzköpfe, man kann dieses Element mongoloidisch oder japhetisch oder sonstwie nennen; der überwiegende Teil dieser Völker aber ist langschädelig und gehört daher zu unserer eigenen Rasse.

    Andererseits mag darauf hingewiesen werden, daß die Jugoslawen, Bulgaren und Rumänen, von denen der größere Teil zur kurzschädeligen Rasse gehört, außerhalb des Bündnisses von Locarno gelassen worden sind. Die „Kleine Entente“ (Polen, Tschechoslowakei, Jugoslawien, Rumänien) wird notwendigerweise längs der Rassengrenze aufgespalten.
    Die Ungarn, welche offenbar ein mongoloides Volk sind, stehen außerhalb des Bündnisses von Locarno. Der kleine von dem alten Österreich übriggebliebene Teil wird sich bestimmt in Bälde dem Deutschen Reiche anschließen und dadurch Mitglied des Locarno-Bündnisses werden, denn die Bevölkerung dort ist von reinstem germanischen Blut.

    Die Abänderung des Vertrages von Versailles.
    Aus dem Bündnis von Locarno erwächst naturgemäß die wichtige Frage, wie dieses Bündnis die Bestimmungen des Vertrages von Versailles beeinflußt. Keiner der Betroffenen kann ein Interesse daran haben, ein völlig entwaffnetes Deutschland in ein Offensiv- und Defensivbündnis zu bringen. Es bleibt doch auch Tatsache - und die anderen Mitglieder des Bündnisses sollten das sehr beachten -, daß ein Deutschland ohne Heer und Flotte zwar keine militärische, aber bestimmt eine wirtschaftliche Gefahr wäre.
    Das Geld, das alle Mitglieder des Locarno-Bündnisses auszugeben gezwungen werden, um ihre Streitkräfte aufrechtzuerhalten, kann von einem entwaffneten Deutschland dazu benutzt werden, um zum Schaden der Nachbarn wirtschaftliche Unternehmungen zu unterstützen.

    Im Falle eines Krieges mit Rußland werden jene Nachbarn keinen andern Ausweg haben, als auf ihre Kosten Deutschland zu bewaffnen. Es ist deshalb im eigensten Interesse vernünftig, den Vertrag von Versailles abzuändern und Deutschland zu erlauben, eine den Streitkräften der übrigen Locarno-Nationen entsprechende Armee und Luftflotte zu unterhalten.

    Unser gegenseitiger Vorteil.
    Eine solche Änderung der bestehenden Verträge würde der Luftfahrt in Europa in jeder Hinsicht zugute kommen. Den deutschen Flugzeugingenieuren würde gestattet sein, ihre Erfindungsgabe mit aller Energie zu betätigen; sie würden größere und bessere Flugzeuge bauen, die naturgemäß durch den Wettbewerb auch uns Engländer zum Fortschritt anspornen würden. Und wenn wir Deutschland erlauben, größere und bessere Flugzeuge zu bauen, dann können wir selbstverständlich unsererseits die deutsche Regierung um die Erlaubnis bitten, mit unseren eigenen großen Flugzeugen deutsches Hoheitsgebiet zu überfliegen. Wir werden so in den Stand gesetzt, die britischen Luftlinien durch Europa erheblich auszudehnen.
    Die Entwicklung von Luftlinien durch deutsches Hoheitsgebiet hindurch wird selbstverständlich von außerordentlichem Wert sein, wenn der Krieg mit Rußland beginnt. Es wird sich ergeben, daß unsere Kriegsflugzeuge auf ihrer Reise nach der Front im Bereich unserer deutschen Verbündeten überall gute Hallen und festländische Verbindungen vorfinden werden; wir werden also unsere Luftstreitkräfte an der Front sowohl materiell wie personell mit erheblich weniger Störungen versorgen können, als wir es 1914-18 an der französischen Front konnten.
    Die Entwicklung solcher Luftlinien wird wesentlich alles Zusammenarbeiten mit unseren deutschen Verbündeten erleichtern. Je früher also der Vertrag von Versailles abgeändert wird, je früher die berüchtigten „Neun Punkte" fallen und den Deutschen der Bau von Flugzeugen in nützlichem Ausmaß gestattet wird, desto besser für alle Glieder des Bündnisses von Locarno.

    Die deutsche Brücke.
    Als wir früher über den nächsten Krieg schrieben, wiesen wir darauf hin, daß wir unsere zur Verteidigung bestimmten Luftstreitkräfte bei Ausbruch des Krieges ebenso nach Deutschland schicken müßten, wie unsere Landarmee 1914-18 nach Frankreich ging. Wir müssen nach Deutschland eilen, um die deutsche Ostfront gegen die Russen solange zu halten, bis Deutschland seine eigenen Land- und Luftstreitkräfte organisieren und ausrüsten kann. Dieser unser früherer Artikel wurde in Deutschland mannigfach veröffentlicht. Er brachte uns von verschiedenen Stellen in Deutschland die Zurechtweisung ein, daß Deutschland sich nicht dazu hergeben wolle, die englische und französische Vormachtstellung in Westeuropa zu beschützen, sondern daß Deutschland es vorzöge, die Brücke für den Handel nach dem Osten zu bilden.
    Der Vertrag von Locarno zeigt, daß Deutschlands Staatsmänner, die durch die Person von Dr. Luther und Dr. Stresemann den Vertrag im Namen des deutschen Volkes unterschrieben, diese Tatsache anerkannt haben: mag auch Deutschland noch eine Zeitlang den Handel mit seinen orientalischen Nachbarn weiterführen, die Zeit wird kommen, wo jeder Handel über diese Brücke aufhören und entweder die Brücke selbst zerbrechen oder die Inhaber der Brücke sich entscheiden müssen. Entweder wird das Ostende der deutschen Brüche zum Brückenkopf für die Heere der westlichen Zivilisation oder das Westende die Ausfallspforte für östliche Barbarei nach Europa ...

    Das Endresultat.
    Der Vertrag von Locarno ist einer der größten Fortschritte in der Weltgeschichte. Zum ersten Mal ist ein Bündnis fast rein auf der Grundlage der Rassenzugehörigkeit zustandegekommen. Den Frieden Europas wird der Vertrag von Locarno nicht sichern, man kann sogar zweifeln, ob der europäische Frieden durch ihn auch nur verlängert wird. Aber die internationale Anerkennung nationaler Interessen, die den Vertrag erzeugten, ist eine Garantie für die Sicherheit des zivilisierten Europa.«

    Quelle: Übersetzung aus der englischen Fliegerzeitschrift „The Aeroplane" vom 9.12.1925

  2. #2
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Der vorstehende Artikel wurde durch den Schriftleiter der Zeitschrift für Geopolitik, Fritz Hesse, veröffentlicht.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Rudolf Heß, Albrecht Haushofer, Kurt Vowinckel und Fritz Hesse waren Schüler des Münchner Professors für Geopolitik, Karl Haushofer. Diese Gruppe kann als Englandlobby angesehen werden. Sie gehörten zum Beraterstab Hitlers und haben vermutlich diesen mit jenen Ideen geimpft, wie sie besonders im zweiten Band von „Mein Kampf“ auftauchen und die dann die Außenpolitik des Dritten Reiches bestimmten.
    Der Artikel aus der englischen Fliegerzeitschrift muß besonders den Fliegeroffizier des Ersten Weltkrieges, Rudolf Heß, beeindruckt haben, was ihn offenbar zu seiner falschen Einschätzung der britischen Außenpolitik und zu seinem mysteriösen Englandflug zu Douglas Hamilton, kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion, kommen ließ. Heß glaubte wohl, wie in dem Artikel beschrieben, die Briten seien permanente Antibolschewisten und würden bei gegebener Gelegenheit Frieden mit dem Dritten Reich schließen und einen Pakt zur gemeinsamen Bekämpfung des Bolschewismus eingehen wollen. Geheime Besprechungen auf der Olympiade 1936 in Berlin zwischen Rudolf Heß und dem britischen Fliegeroffizier Douglas Hamilton aus dem Umfeld der Königsfamilie, hatten vermutlich im Kriegsfalle den Einsatz der britischen Luftflotte gegen die Sowjetunion vorgesehen.

  3. #3
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Zitat Zitat von RUMPEL Beitrag anzeigen
    Gut, Nereus, dass Du auf Fritz Hesse zu sprechen kommst. Ich wollte das Thema gern in einem eigenen Strang untergebracht wissen. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach wurde auch hier ziemlich rumgeschwurbelt. Von Historikern wird er meistens als Wichtigtuer, wenn nicht gar als Lügner, dargestellt.
    23.4.12 RUMPEL
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    23.4.12 Nereus
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Hier noch ein paar Nachkriegsstimmen über Hesse, bevor ich sein Wirken bei der gedanklichen Programmierung von Heß und Hitler aufzudecken versuche.

    Hesses Biographie habe ich unter „Fritz Viktor Hesse“ gefunden.

    DER SPIEGEL 25.9.1948
    Hesse tritt im Spruchkammerverfahren gegen General Halder als Zeuge auf und spricht aus der Sicht eines Widerstandskämpfers:
    Es gab auch Aussagen, die neues Licht in die politische Geheimgeschichte der letzten Hitlerjahre brachten. Darunter die des einstigen Legationsrates Dr. Fritz Hesse. Es ging um die Versuche der Widerständler, hinter Hitlers Rücken einen Kriegsschluß mit England herbeizuführen. Aber, bekundete Hesse: "England wollte Deutschland keine Zugeständnisse machen, auch dann nicht, wenn Hitler gestürzt würde. Es bestand auf bedingungsloser Kapitulation."
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    14. Juli 1950 Hesse war offenbar Mitbegründer der Hochschule für Politische Wissenschaften in München. Dr. Alfred Jüttner bescheinigt in einem Schreiben vom 16. Juli 1958:
    "Ich bestätige Ihnen hiermit im Namen der Hochschule für Politische Wissenschaften, dass Sie von Gründung an d.h. bis zum gegenwärtigen Tage Mitglied des Kuratoriums, Senats und des Lehrkörpers der Hochschule sind. Von 1950 bis Oktober 1954 waren Sie Prorektor und zugleich Finanzreferent der Hochschule. [...]"
    »Die Hochschule für Politik München wurde in der auf das Ende des Zweiten Weltkriegs folgenden historischen Umbruchsituation gegründet. Auf Anregung der US-Militärregierung und unter Beteiligung des Staatsrechtslehrers Prof. Dr. Hans Nawiasky wurde im Herbst 1948 der Beschluss gefasst, eine Institution zu schaffen, deren vorrangiger Zweck in der Erziehung zur Demokratie bestand. Die in den USA fest etablierte Disziplin "Political Science" diente dabei als Modell. Am 14. Juli 1950 kam es zur Gründung der "Hochschule für Politische Wissenschaften", die laut Satzung eine Körperschaft des privaten Rechts war.«
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Hesse, ein Umerziehungsdemokrat der Amerikaner, erfindet Geschichten für den Kalten Krieg?
    Die Hochschule wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf Veranlassung der Amerikaner mit dem Ziel der Reeducation bzw. der Erziehung zur Demokratie gegründet. So sollte die Demokratie im Nachkriegs-Deutschland etabliert werden.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Während dieser Zeit und in den Folgejahren war Hesse u.a. publizistisch tätig. Zu seinen Veröffentlichungen gehören "Das Spiel um Deutschland" (München 1953) und "Das Vorspiel zum Kriege" (Leoni am Starnberger See 1979), die in Fachkreisen und Presse kontrovers diskutiert wurden.
    Fritz Hesse verstarb am 18. März 1980.

    DER SPIEGEL 3.3.1954
    Hesses Buch erscheint. Der Autor wird als sehr umstritten geschildert.
    Fritz Hesse: DAS SPIEL UM DEUTSCHLAND. Der Verfasser war seit 1933 Chef-Korrespondent des Deutschen Nachrichten-Büros (DNB) in London, Presse-Beirat der dortigen deutschen Botschaft und schließlich während des Krieges der sehr umstrittene erste England-Sachverständige unter Ribbentrop im Auswärtigen Amt. Er ist jetzt geschäftsführender Leiter der Münchner Hochschule für Politik. Hesse könnte also berufen erscheinen, das Kulissenspiel um die deutsche England-Politik unter Hitler darzustellen. Dem Londoner Foreign Office nahestehende Kreise erklärten allerdings zu den von Hesse erstmalig geschilderten Friedensbemühungen Ribbentrops bei Beginn des Krieges, daß hiervon nichts bekannt sei. Es lasse sich bei Sichtung der Akten aber vielleicht in den nächsten Jahren noch etwas über seine Angaben finden. Bis dahin dürften Hesses Angaben problematisch bleiben. (Paul List Verlag, München. 444 Seiten, 12,80 Mark.)
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Juli 1954, 3. IfZ Heft
    Legenden um Hitlers Außenpolitik (Krausnick über das Hesse-Buch)
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Oktober 1955 4. IfZ-Heft
    Hans Roos
    Die Angaben, die sich im Laufe von 20 Jahren angesammelt haben, lassen sich schon bei oberflächlicher Sichtung nach ihrem Werte scheiden. Daß Simone, Pertinax und ihre Abschreiber nur einen geringen Zuverlässigkeitsgrad beanspruchen können, bedarf keiner Erörterung. Dagegen dürften die immer wieder auftauchenden Angaben aus polnischer Quelle, vor allem die Rauschnings, Becks, Lipskis und Namiers ernst zu nehmen sein, wenn man sie nicht in Bausch und Bogen als polnische Propagandathese abtun will. Sie werden zudem durch die Berichte Brünings, Meißners, Hesses und Laroches in gewisser Weise ergänzt.
    Immerhin bleibt die Grundfrage bestehen, ob es sich um eine echte Überlieferung oder um eine nachträgliche Rechtfertigung im Sinne des Alibi oder der Anklage gegen die „appeasers" handelt. Daher dürfte auch das Interesse rühren, das die Forschung in den letzten Jahren dem Präventivkriegsthema widmete.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    DER SPIEGEL 19.05.1965
    Hesse phantasiert offenbar
    Was blieb, war eine Legende. In Deutschland glaubte mancher biedere Volksgenosse, der abgedankte König hätte den Zweiten Weltkrieg verhindern können. Ungezählt waren die Gerüchte, die Eduard die Absicht zuschrieben, mit dem Dritten Reich zusammenzuarbeiten.
    So erzählte Fritz Hesse, Chef des Deutschen Nachrichtenbüros in London, nach der deutschen Wiederbesetzung des Rheinlandes im März 1936 hätten in England die Mobilmachung und ein Waffengang mit Deutschland gedroht; in letzter Minute sei aber der deutsche Botschafter zum König geeilt und habe ihn gebeten, bei Premier Baldwin zu intervenieren.
    Kurz darauf habe der König in der Botschaft angerufen: "Es hat eine furchtbare Szene gegeben. Sie können beruhigt sein, es gibt keinen Krieg."
    Die Hesse-Geschichte hält historiographischer Nachprüfung nicht stand. Aus Aktenpublikationen und den Memoiren britischer Diplomaten ist bekannt, daß Englands Premier Stanley Baldwin nicht einen Augenblick an eine Mobilmachung gedacht hat. Baldwin: "England ist nicht in der Lage, in den Krieg zu ziehen."
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    April 1973, 2. IfZ-Heft
    Hitler und England Mitte August 1939
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    DER SPIEGEL 23.07. 2001
    Hesse-Mission: nicht für den Frieden, sondern für Himmlers Tauschgeschäfte?
    Der Neffe Raoul in Budapest war also für die Sowjets ein hoch verdächtiger Mann - und ein kostbares Pfand. Als er schon in der Moskauer Lubjanka steckte, am 21. Februar 1945, erschien bei Onkel Jacob in Stockholm der deutsche Diplomat Fritz Hesse mit einem Verhandlungsangebot für den Westen in letzter Stunde, samt Freilassung von nun noch 500 000 Juden. Hesse übermittelte Jacob Wallenberg zudem die Drohung, andernfalls werde Hitler ganz Deutschland den Russen überlassen. Das würde Hitlers Tod bedeuten, trug er vor, aber Deutschland als Teilstaat der UdSSR erhalten. Jacob Wallenberg winkte ab, so erzählte es Hesse später US-Vernehmern, denn: "Blind vor Hass und gefangen in ihrer eigenen Propaganda, sind weder die Briten noch die Amerikaner bereit, die Gefahr eines zukünftigen kommunistischen Deutschland zu erkennen."
    Der Repräsentant des Jüdischen Weltkongresses in Stockholm brachte danach Hesse noch zu dem örtlichen WRB-Vertreter, eben Raoul Wallenbergs Verbindungsmann Olsen. Ihm bot er wieder die Ausreise aller Juden an, dazu die Warnung vor einer russischen Herrschaft über Europa. Zwei Tage später stand die ganze Sache in der Zeitung; die Briten hatten die Sowjets zudem unmittelbar unterrichtet.
    Nach dem Putsch gegen Gorbatschow trat 1991 eine russisch-schwedische Untersuchungskommission zusammen, um Wallenbergs Schicksal aufzuklären. Noch vor Ablieferung des Berichts rehabilitierte der russische Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow im Dezember 1999 Wallenberg. Die Umstände seines Todes hätten sich nicht ermitteln lassen, befand er. Dabei hatte der Leiter der Rehabilitierungskommission, Gorbatschows alter Kampfgenosse Alexander Jakowlew, kurz vorher verkündet, Wallenberg sei von der Geheimpolizei hingerichtet worden.
    Als Jakowlew 1988 noch Politbüromitglied war, erzählte er dem Atomphysiker Andrej Sacharow, Grund der Verhaftung Wallenbergs sei ein Tauschhandel von Militärfahrzeugen gegen Juden gewesen.
    Neun Jahre nach Aufnahme ihrer Recherchen, im Januar 2001, legte die schwedisch-russische Kommission ihre Berichte vor - und enttäuschte. "Wir haben kein endgültiges Ergebnis", äußerte kleinlaut der schwedische Ko-Vorsitzende Hans Magnusson. "Nichts Neues", befand Raoul Wallenbergs Halbschwester Nina Lagergren, 86, gegenüber dem SPIEGEL: "Das wird uns nicht überzeugen." Die russische Arbeitsgruppe in der Kommission bestand aus Beamten des Außenministeriums, Polizisten und einem Militärarchivar. Sie waren auf 37 Seiten zu dem Schluss gekommen, Wallenberg sei am 17. Juli 1947 in der Lubjanka verstorben; ungeklärt bleibe, ob durch Herzversagen, Erschießen oder Gift.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    2004
    Hans Meiser: Gescheiterte Friedensinitiativen 1939-1945
    "Die Friedens-Rettungs-Mission des Fritz Hesse im August 1939"
    "Hitlers letzter Versuch, den Ausbruch eines Krieges mit England zu verhindern: Fritz Hesses Sondermission am 2. 9. 1939"
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Politikforum mit Hesse-Erwähnung:

    16.7.04 McRose (gesperrt)
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    17.08.04 MIR (gesperrt) ff.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    3.4.05 !TxIx! (gesperrt)
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    2.1.06 Neutraler
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    9.3.07 Gottkaiser
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    22.6.07 Brutus
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    14.12.07 Brutus
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    August 2009 Scheil
    Der Stand der Dinge
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    War Hesse eine „Graue Eminenz“ hinter den Kulissen des Dritten Reiches und hat auch für England die Weichen gestellt?

  4. #4
    Mitglied
    Registriert seit
    07.12.2010
    Beiträge
    9.300

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Der vorstehende Artikel wurde durch den Schriftleiter der Zeitschrift für Geopolitik, Fritz Hesse, veröffentlicht.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Rudolf Heß, Albrecht Haushofer, Kurt Vowinckel und Fritz Hesse waren Schüler des Münchner Professors für Geopolitik, Karl Haushofer. Diese Gruppe kann als Englandlobby angesehen werden. Sie gehörten zum Beraterstab Hitlers und haben vermutlich diesen mit jenen Ideen geimpft, wie sie besonders im zweiten Band von „Mein Kampf“ auftauchen und die dann die Außenpolitik des Dritten Reiches bestimmten.
    Der Artikel aus der englischen Fliegerzeitschrift muß besonders den Fliegeroffizier des Ersten Weltkrieges, Rudolf Heß, beeindruckt haben, was ihn offenbar zu seiner falschen Einschätzung der britischen Außenpolitik und zu seinem mysteriösen Englandflug zu Douglas Hamilton, kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion, kommen ließ. Heß glaubte wohl, wie in dem Artikel beschrieben, die Briten seien permanente Antibolschewisten und würden bei gegebener Gelegenheit Frieden mit dem Dritten Reich schließen und einen Pakt zur gemeinsamen Bekämpfung des Bolschewismus eingehen wollen. Geheime Besprechungen auf der Olympiade 1936 in Berlin zwischen Rudolf Heß und dem britischen Fliegeroffizier Douglas Hamilton aus dem Umfeld der Königsfamilie, hatten vermutlich im Kriegsfalle den Einsatz der britischen Luftflotte gegen die Sowjetunion vorgesehen.
    Sehr gute Beiträge, NEREUS. Ich werde mich sicherlich dazu noch äussern, benötige aber etwas Zeit.

    Nur kurz: Dass Hess dies glaubte, kann man natürlich verstehen, denn die Briten waren in der Tat Anti-Bolschevisten. Es wurde allerdings schon sehr frühzeitig in Downing Street überlegt, ob man sich jeweils für Deutschland oder Russland (SU) entscheiden sollte, kam dann aber auf den phantastischen Gedanken, beide gegeneinander zu hetzen und das mitteleuropäisch/zentralasiatische Problem in einem Waschgang zu erledigen.

  5. #5
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Zitat Zitat von htc Beitrag anzeigen
    Hab ich gerade gefunden, vielleicht für dich von Interesse:
    Aus der Rede „Fragen der internationalen Kohlen- und Kraftwirtschaft“ des Großindustriellen Paul Silverberg, gehalten vor der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft in Zürich am 8. Januar 1930:
    „Wenn man an die Geschichte anschließend nach Gründen für die Kriegführung sucht, so kann man vielleicht in historischer Reminiszenz sagen: Wie einst um die Weidenplätze, später um die Weizenböden gekämpft wurde, hatten wir eine Periode, in der um Kohlen und Eisen gekämpft wurde, die wir noch miterlebt haben, und vielleicht führen die großen Weltkonflikte zum weiteren Kampf um das Öl, teilweise ist er schon im Gange.“
    Quelle: Franz Mariaux (Hrsg.), Paul Silverberg, Reden und Schriften, Köln 1951, S. 141 f.
    Danke.

    Während [Links nur für registrierte Nutzer] 1930 noch mit „vielleicht“ den Kampf um Rohstoffe andeutet, der „zu großen Weltkonflikten“ führen kann, wird dieser ja schon vorbereitet.
    Wie im Eingangsbeitrag beschrieben, lassen sich die Ziele schon klar erkennen: Im Osten liegt das Rohstoffwunderland.
    Das sind keine verschrobenen Ideen einer Fliegerzeitschrift, sondern seit Locarno trommeln verschiedene geopolitische und weltwirtschaftlich orientierte Zeitschriften für den Kampf um Rohstoffe. Kohle und Stahl sind eine Ablenkung: es geht um ÖL und Kautschuk. Walter Pahl gehört zur Gruppe der Geopolitiker um Haushofer und Heß. Ludwell Denny versucht den Ölkrieg zu verschleiern und in einen Dollar-Pfund-Kampf ummünzen zu wollen.

    Aber mit dem Londoner Weltwirtschaftsmanifest der führenden europäischen und amerikanischen Bankiers und Industriellen vom Frühjahr 1927 und der Weltwirtschaftskonferenz im Mai 27 in Locarno wurde der große Weltkonflikt vorprogrammiert. In zwangloser Folge werde ich hier berichten, was noch in den Archiven und Bibliotheken darüber zu finden ist.

    Walter Pahl
    Der Kampf um die Rohstoffe (1928);
    Zentral-Verlag Berlin

    Denny, Ludwell
    Amerika schlägt England. Geschichte eines Wirtschaftskrieges
    Deutsche Verlags-Anstalt 1930 Stuttgart Berlin Leipzig
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von A. Dombrowsky (Titel der Originalausgabe "America conquers Britain")
    Inhalt I. Gedanken über das Undenkbare
    II. Zwei Weltreiche
    III. "Wir kämpfen um unser Leben"
    IV. Neue Märkte statt alter Märkte
    V. Amerika dringt in die Kolonien ein
    VI. Der Kampf zwischen Dollar und Pfund
    VII. Die Welt an der Kette von Wallstreet
    VIII. Jagd auf Rohstoffe
    IX. Gummi prallt zurück
    X. Erdöldiplomatie
    XI. Giftgas
    XII. Flügel überall
    XIII. Kampfschiffe
    XIV. Reichsnervenstränge

  6. #6
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Zitat Zitat von nethead Beitrag anzeigen
    .... Die Belege dafuer das Deutschland 1939 nie geplant hatte Europa oder Russland einzunehmen sind hinreichend gebracht worden. Die deutsche Armee war in keinster Weise hierfuer geruestet, ihre Munition schon nach dem Polen Feldzug falls komplett aufgebraucht. Der Krieg wurde von England und Frankreich erklaert, Friedensangebote die den kompletten Rueckzug aus Polen enthielten wurden von England abgelehnt.
    »Die Belege dafuer das Deutschland 1939 nie geplant hatte Europa oder Russland einzunehmen sind hinreichend gebracht worden.«

    Richtig: DEUTSCHLAND hatte 1939 nie geplant Europa oder Rußland einzunehmen..

    Richtig ist auch: FRANKREICH hatte um 1800 nie geplant Europa oder Rußland einzunehmen.

    Aber der Korse NAPOLEON überfiel und verwüstete Europa und Russland!

    Und der Österreicher HITLER überfiel und verwüstete Europa und Russland!

    Und genausowenig wie Napoleon "Frankreich" war, genausowenig war Hitler "Deutschland".

    Warum erzählst Du aber hier immer etwas von „Deutschland“ und sagst nicht einfach „Hitler ist nicht in Europa und Rußland eingefallen“? - Aber das kannst Du natürlich nicht, weil „Hitler tatsächlich Europa teilweise eroberte und bis vor die Tore Moskaus ging“, was niemand ableugnen kann.

    Oder willst Du Deutschland mit Hitler gleichsetzen wie Heß? Dieser Kolonialbrite aus Ägypen schrie immer wie im Wahn „Hitler ist Deutschland und Deutschland ist Hitler“!
    Solche Bekundungen im Rahmen eines exentrischen Personenkults, sind völkerrechtlich nicht bindend.
    Oder willst Du etwa auch leugnen, daß Hitler Europa und Rußland besetzte?

    Nimm mal meinen Eingangsbeitrag zur Kenntnis, da erfährst Du, wer wo Krieg gegen Rußland plante und wollte.

  7. #7
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
    Registriert seit
    28.11.2011
    Ort
    Charlottenburg
    Beiträge
    9.706

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?



    Der Rhodesa-Rothschild-Milner Round Table initierte am Rande der Pariser Friedenskonferenz 1919 die Steuerungsclubs für angloamerikanische Politik, das R.I.I.A. (GB, 1920) und den CFR (USA, 1921).

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Quina von Brackenhausen schrieb in der Einleitung zu ihrem Buch “CFR – Council on Foreign Relation. Inc. – Anatomie einer Elite” (1):
    »Der Council an Foreign Relations (CFR) ist eine der 9000 Vereinigungen, die in der Encyclopedia of American Associations verzeichnet sind. Für die Jahre 1974/75 gab der CFR eine bescheidene Mitgliederzahl von 1600 an. Warum habe ich gerade diese verhältnismäßig kleine Vereinigung ausgewählt und welches Interesse besteht daran, ihre Mitglieder und deren Stellung auf nationaler und internationaler Ebene näher zu untersuchen?
    Mein Interesse an dieser Bewegung wurde durch eine Äußerung von Henry A. Kissinger geweckt. Er schrieb:
    „Es ist f ünf Jahre her, daß mir der Council an Foreign Relations die erste Gelegenheit verschaffte, mich systematisch mit Problemen der Außenpolitik zu befassen. Meine Beziehungen zu ihm sind eng geblieben, und meine Bewunderung für ihn hat sich, wenn überhaupt, nur verstärkt. Die Kombination von praktischer Erfahrung und wissenschaftlichem Niveau, die man in ihren Studienkreisen vorfindet, ist meiner Meinung nach einzigartige." (2)
    Da die „Einzigartigkeit" dieser Institution meine Aufmerksamkeit erregt hatte, entschloß ich mich, die vorliegende Untersuchung dem Studium dieses „Studienkreises" zu widmen.

    Mein Interesse wurde noch gesteigert durch einen Artikel, der in dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" erschien und in dem diese erlesene und wenig bekannte Gesellschaft in den höchsten Tönen beschrieben wurde. Unter Hinweis darauf, daß der CFR in der internationalen Presse kaum erwähnt wird und selbst den meisten Amerikanern seine Existenz wie seine Zielsetzung so gut wie unbekannt ist, zitiert der Verfasser des Artikels die ironische Bemerkung des Politikwissenschaftlers Professor William Domhoff:
    „Die freie Presse dieses Landes nimmt sich die Freiheit, ein Gremium, in welchem die mächtigsten Männer dieses Landes sich mit Weltpolitik befassen, als eine Art privaten Bridge-Club zu betrachten, der niemand tangiert und niemand etwas angeht." (3)
    Nachdem ich mir allerdings die Mühe gemacht hatte, das Funktionieren und die Interessen dieses sogenannten „privaten Bridge-Clubs" zu untersuchen, fand ich heraus, daß die Weltpolitik, die in den Studienkreisen des Council an Foreign Relations ausgearbeitet wird, uns alle angeht und bis in jedermanns Alltagsleben hineinreicht, wenngleich sich kaum jemand dieser Tatsache bewußt ist (4). Indem ich das Zusammenspiel der Institutionen, Parteien, Kreise und Gruppen verfolge, möchte ich zeigen, daß der CFR und seine über die ganze Welt verteilten befreundeten Institutionen so allgegenwärtig sind, wie es im Mittelalter die römisch-katholische Kirche war.

    Seit mehr als fünfzig Jahren wird die Welt, in der wir leben, zielstrebig nach Ideen und Entwürfen geformt und umgeformt, die in speziellen Studienkreisen innerhalb und außerhalb des CFR entwickelt wurden, um eine gerechte und friedliche, eine harmonische und ausgewogene Weltordnung zu schaffen, die von einer kleinen Elite regiert und geführt wird. Apostel, Reformer und Propheten hat es gegeben, so weit wir in die Geschichte zurückblicken können. Aber ihr Einfluß schien so begrenzt wie die Welt ihrer Zeit. Was die gegenwärtige Bewegung offenbar von den Lehren eines Moses oder Sokrates unterscheidet, ist der kollektive und allesdurchdringende, der internationale Aspekt des Phänomens. Eine Gruppe von Universitätsprofessoren und Finanziers, von Wirtschaftsführern und Gewerkschaftsbossen, Politikern und Kirchenfürsten scheinen die Propheten und Reformer der heutigen Welt zu sein. Ständig lesen wir ihre Namen, beurteilen ihre Handlungen, zitieren ihre Worte. Dabei sind wir uns aber normalerweise nicht bewußt, daß sie alle dem gleichen „Studienkreis" oder „Interessenverband" angehören, der so unterschiedliche Leute umfaßt wie Außenminister Henry Kissinger, Gewerkschaftsführer David Dubinski, den Direktor der Chase Manhattan Bank, David Rockefeller, und den ehemaligen Präsidenten des National Council of Churches, Irwin J. Miller. Die Frage, die sich aufwirft, ist: Worin besteht das Ziel, das sie gemeinsam anstreben? Die enorme Aufgabe, die sie sich gestellt haben, ist die Entwicklung einer neuen Weltordnung.«

    Anmerkungen:
    1) Quina von Brackenhausen, “CFR –Anatomie einer Elite”, VZD GmbH, Euskirchen, 1977.
    2) Henry A. Kissinger, The Necessity of Choice: Prospects of American Foreign Policy, Harper and Row, New York 1960, Einleitung, S. XI
    3) Wilhelm Bittdorf, Ein Politbüro für den Kapitalismus?, in: Der Spiegel, 8. Dezember 1975,S.142-147:
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    4) Teil der Weltregierung: [Links nur für registrierte Nutzer]

    Nun gibt es den Ausspruch von Franklin D. Roosevelt:
    “In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, dann kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war.”
    Wann und bei welcher Gelegenheit hat Roosevelt diesen Ausspruch getan?

    Wenn diese Bemerkung stimmt - und das ist anzunehmen, wenn man die bisher über den CFR veröffentlichten Informationen zur Kenntnis nimmt - muß davon ausgegangen werden, daß eine angloamerikanische Politikbeeinflussung Deutschlands schon vor 1925 einsetzte und bestand. Die Ereignisse, die ab 1919 einsetzten und dann zum Zweiten Weltkrieg führten, müssen daher als langfristig geplant angesehen werden.

    Ich will noch weiter zurückgehen:
    Was passierte in der Sylvesternacht 1916?
    Die Antwort und die darauf einsetzenden Reaktionen sind ein Schlüssel zum Verständnis der Politik im 20. Jahrhundert.

  8. #8
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
    Registriert seit
    14.02.2007
    Ort
    soviet solar system
    Beiträge
    19.507

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Danke.

    Während [Links nur für registrierte Nutzer] 1930 noch mit „vielleicht“ den Kampf um Rohstoffe andeutet, der „zu großen Weltkonflikten“ führen kann, wird dieser ja schon vorbereitet.
    Wie im Eingangsbeitrag beschrieben, lassen sich die Ziele schon klar erkennen: Im Osten liegt das Rohstoffwunderland.
    Das sind keine verschrobenen Ideen einer Fliegerzeitschrift, sondern seit Locarno trommeln verschiedene geopolitische und weltwirtschaftlich orientierte Zeitschriften für den Kampf um Rohstoffe. Kohle und Stahl sind eine Ablenkung: es geht um ÖL und Kautschuk. Walter Pahl gehört zur Gruppe der Geopolitiker um Haushofer und Heß. Ludwell Denny versucht den Ölkrieg zu verschleiern und in einen Dollar-Pfund-Kampf ummünzen zu wollen.
    Könntest du mal deine Theorie zusammengefasst hier posten?

    Die meisten schreiben hier nur Einzeiler, warum irgendwas so ist oder nicht sein kann, aber keiner bietet ein alternatives Erklärungsmodell an, die alle Ereignisse logisch konsistent unter einen Hut bringt.
    Ist alles nur ein Flickenteppich kurzer Statements.

    Z.B. äußern die, die einen Langzeit-Vernichtungswillen gegenüber Deutschland postulieren, nie etwas darüber, wie die deutsche Regierung mit diesen Vernichtungswillen umging.

    Du hast dir ja offensichtlich mehr Gedanken gemacht.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  9. #9
    Fragend gehen wir voran. Benutzerbild von Roter Oktober
    Registriert seit
    09.06.2012
    Ort
    Ach, mein Herz möcht sich auf grauen Eismeerwogen wiegen.
    Beiträge
    1.677

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Hauptsache Deutschland ist nicht Schuld...

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von Suppenkasper
    Registriert seit
    10.06.2010
    Ort
    https://t.me/pump_upp
    Beiträge
    6.989

    Standard AW: Wurden die Weichen für den Weltkrieg schon 1925 von Londoner Kreisen gestellt?

    Ist es nicht doch ein gar zu schöner doppelter Zufall der Geschichte wenn ein Land zweimal in einen mörderischen Weltkrieg verwickelt wird in dem es mehr oder minder allein, umringt von einer Welt von Feinden, steht, ein Krieg zumal, der von vorne herein militärisch nicht einmal im Ansatz zu gewinnen ist, in dem es konsequenterweise auf den Sack gehauen bekommt, danach hemmungslos zerstückelt und ausgeplündert und dazu noch zum Buhmann und Zahlonkel bis ins siebte Glied für die ganze notleidende Menschheit gemacht wird, und dann passenderweise auch noch "schuld " ist. Sowas gibt's nur in schlechten Filmen, in der Weltgeschichte sieht's ein wenig anders aus.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Die Weichen in die Hyperinflation sind gestellt
    Von Michel im Forum Wirtschafts- / Finanzpolitik
    Antworten: 8
    Letzter Beitrag: 15.10.2008, 11:20
  2. 2,4 Mio. Londoner sind schon geflohen!
    Von Geronimo im Forum Europa
    Antworten: 112
    Letzter Beitrag: 16.01.2007, 10:51

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben