Dem Fernsehen und Radio glaubt man nicht
60 % der Polen nehmen die Nachrichten, die Radio und Fernsehen verbreiten, mit Misstrauen auf, – offenbar mehr wie in jedem anderen europäischen Land.
Das ergibt sich jedenfalls aus einer Erhebung mit dem Titel “European Trusted Brands 2012″, die im Auftrag des US-Verlags “Readers Digest” in 15 europäischen Ländern unter 27.467 Abonennten der “Readers Digest”-Monatszeitschrift durchgeführt wurde. Auch wenn die Art dieser Erhebung gewisse Zweifel an der Repräsentanz für die Gesamtbevölkerung zulässt, so decken sich ihre Ergebnisse in der Tendenz doch mit dem, was auch polnische Sozialforscher immer mal wieder ermitteln.
Sowohl der öffentliche Fernsehsender TVP wie die privaten Sender TVN und Polsat haben mit ihren Hauptprogrammen in den letzten Jahren auch fast stetig an Zuschauern verloren, Zuschauer gewonnen haben nur kleine Spartenprogramme. Die Verbreitung und Nutzung des Internets hingegen hat deutlich zugenommen. Und während die Sendungen des Fernsehens als weitgehend gleichförmig wahrgenommen werden, schätzt eine grösser werdende Zahl der Polen offenbar die Vielfalt des Internets. Immerhin 56 % halten laut der “Readers-Digest”-Erhebung des Internet für glaubwürdig.
Die Skepsis der Polen speziell gegenüber dem Fernsehen hat dabei eine gewisse Tradition. In der “wilden Solidarnosc-Zeit” zwischen dem September 1980 und dem Dezember 1981 versuchte das staatliche Fernsehen propagandistisch den Masseneinfluss der Solidarnosc zu begrenzen. In zahlreichen Fenstern und Häuserwänden erschienen daraufhin Kleinplakate und Schriftzüge mit der kurzen Botschaft “Das Fernsehen lügt”.
[Links nur für registrierte Nutzer]