Ich würde gerne mal einen Vergleich zwischen Kaiser Wilhelm II. und Adolf Hitler diskutieren.
Legitimation:
- Wilhelm II. war der legitime Thronfolger ohne wenn und aber.
- Hitler kam demokratisch an die Macht. Im Sinne der Demokratie legitim, im preußischen und NS-Sinne eher weniger.
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Macht:
- Wilhelm II. regierte immerhin 30 Jahre lang. Er führte Deutschland glorreichen Zeiten entgegen. Sein Wille war Befehl, auch wenn dieser teilweise fremdbestimmt war. Er hatte jedoch das Rude fest in der Hand.
Als der Krieg sich jedoch anbahnte zeigten sich die Grenzen.
Immer deutlicher wurde, daß der Kaiser fortan nur mehr Zuschauer war, die Reichswehr bestimmte ab 1914 allein das Geschehen.
Teilweise lag es an seinem Charakter, der nicht stark genug war um den Frieden zu retten.
Teilweise lag es aber auch an der Macht des Heeres.
- Hitler lernte aus den Fehlern des großen Krieges und entkräftete das Heer durch mannigfache Methoden (wie z.B. Blomberg/Fritsch-Affäre).
Er besetzte die Ämter entweder mit unbedingt loyalen Männern oder mit Streithähnen, die sich gegenseitig aufrieben.
Doch natürlich folgte dem Licht ein umso größerer Schatten. Sicherheit und Loyalität auf Kosten von Kompetenz.
Wie dem auch sein mag. Hitler behielt die absolute Macht bis zum Ende.
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Kriegsschuld:
- Wilhelm II. war ein Mann großer Worte, doch noch mehr liebte er den Frieden.
Er jubilierte nahezu als Serbien das österreichische Ultimatum fast vollständig annahm und wähnte den Frieden sicher. Er wollte niemals Krieg, mit niemandem. Er fürchtete ihn jedoch auch nicht.
Schuldig ist er dennoch am Niedergang des Kaiserreiches. Durch seine unüberlegten Depeschen, sein Flottenwettrüsten und brachiales Auftreten machte er aus Feinden Freunde (England, Frankreich, Russland).
Er verspielte die Zukunft Deutschlands leichtfertig.
Nachtragen mag ich es ihm nicht. Seine Absichten waren stets deutsch, stets gut.
Die Folgen einer Handlung sind nicht moralisch relevant, lediglich der gute Wille ist es.
- Hitler war ebenso ein Mann des Friedens. Er stand kurz vor der totalen Revision des Versailler Vertrages (Danziger Korridor) als ihm ein allzu erhgeiziges Polen und ein Kriegshetzer aus Großbritannien einen Strich durch die Rechnung machten.
Trotz wiederholter (unglaublich anständiger Angebote) den Frieden wiederherzustellen (Rückgabe sämtlicher eroberter Gebiete in West und Nord plus Garantie britischer Autonomie und Hilfestellung auf aller Welt), wurde ihm der Frieden nicht gewährt.
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Sachverstand:
- Wilhelm II. war ein Träumer, aber auch ein inspirierender Faktor im jungen Kaiserreich. Er löste die Welle der Begeisterung und den Aufschwung zur Weltmacht aus. Ein Mann der Zukunft.
Jedoch liefen die tagtäglichen Regierungsgeschäfte an ihm vorbei, da er sich unverhältnismäßig oft auf großer Reise befand.
Von militärischen Belangen hatte er wenig Verständnis und auch wenig Verlangen.
- Hitler hingegen war ein ausgezeichneter, hochdekorierter Soldat.
Besaß zudem ein schier unglaubliches Verständnis für Landkriegsführung (lediglich die großen strategischen Zusammenhänge mussten ihm verwehrt bleiben aufgrund fehlender Ausbildung).
Einen militärischen Führer wie ihn hätte man 1914 sehr gut brauchen können. Der Krieg hätte womöglich ein besseres Ende gefunden.
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Charisma:
- Wilhelm II. liebte die Öffentlichkeit wie sie ihn liebte.
Hätte es damals schon TV gegeben, wäre er wohl jeden Tag live zu sehen.
Er war Deutschland, wie Deutschland... naja lassen wir das Hess-Zitat mal beim eigentlichen Adressaten.
Auf die Armee hingegen hatte er wenig Wirkung. Er war eher lästig.
Die Nachwelt hat auch keinen bleibenden Eindruck von ihm.
Befragt man die heutige Welt, wer Wilhelm II. war, so werden vermutlich 90 % die Stirn runzeln.
Selbst in Deutschland werden viele nicht mal von seiner Existenz wissen.
Erstaunlich und schade, da es seinem Schaffen nicht gerecht wird.
- Hitler.
Damals wie heute, einfach die größte Figur der Menschheitsgeschichte.
Mehr Charisma als Jesus, böser als der Teufel. So nimmt ihn die Welt auf.
Jeder kennt ihn, die meisten sind in irgendeiner Art und Weise fasziniert von ihm. Die wohl bekannteste Figur der Geschichte, was nicht nur an seinem Wirken, sondern in großem Maße an seiner Persönlichkeit lag.
Postiv oder negativ, wie man es auch immer auffassen mag.
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So, daß fiel mir gerade ein. Kommentiert die bestehenden Kategorien und erweitert bitte!