Kürzlich ist Apfels Ehefrau Jasmin mit den Kindern aus dem gemeinsamen Haus im sächsischen Riesa ausgezogen. Sie wollte ihren rechtsradikalen Mann verlassen. „Es war einfach so wie in vielen Politikerehen, ich hatte zu wenig Zeit“, sagt Apfel. „Und darüber hinaus war es die gesellschaftliche Ausgrenzung, gerade solche Sachen wie mit dem Pfarrer, mit dem Kindergarten.“
Auch im Kindergarten stieß Apfel auf Widerstand
Der Pfarrer? Gerne besuchte Jasmin Apfel immer den katholischen Gottesdienst in der Gemeinde Sankt Barbara in Riesa und half im Liturgiekreis, Familiengottesdienste vorzubereiten. „In der Kirche werde ich als Mensch akzeptiert. Dort handeln die Leute aus Nächstenliebe“, sagte Frau Apfel im Januar dem Internetdienst „Zeit Online“. Damals saß sie im Vorstand des nicht gerade für seine Nächstenliebe bekannten „Rings Nationaler Frauen“. Die Gemeindemitglieder fröstelte es bei Frau Apfels Anwesenheit. Der örtliche Pfarrer Ludger Kauder bezeichnete das Ehepaar Apfel in einem Interview als „Hirnlose“ und erzählte von seiner Zwiesprache mit Gott: „Erlöse uns von solchem Übel!“ Frau Apfel litt offenbar unter diesen Worten. „Das hat meine Frau schwer getroffen. Die gesellschaftliche Ausgrenzung hat an ihr genagt“, sagt Apfel. Mittlerweile hätten sich die Eheleute wieder „zusammengerauft“. Auch andere Frauen von Parteikadern mühten sich um gesellschaftliche Anerkennung. So ließ sich Ines Schreiber, die Ehefrau des NPD-Kreisrats von Strehla, Peter Schreiber, in den Elternbeirat der Grundschule ihres Sohnes wählen und wurde als Hilfsschöffin an das Amtsgericht Riesa berufen. In der NPD gilt das als der „sächsische Weg“, die Etablierung der Partei in der gesellschaftlichen Mitte.Doch auch im Kindergarten stieß man auf Widerstand. Nachdem Apfel seinen Sohn in einem Sportkindergarten in Riesa angemeldet hatte, kam es im Vorstand des Trägervereins zu einer heftigen Diskussion. Mit drei gegen zwei Stimmen wurde entschieden, dass Apfels Sohn im Kindergarten bleiben darf. Apfel hat sich darüber geärgert. Der Vorfall zeige „die ganze Menschenverachtung bei den vermeintlich liberalen Gutmenschen“, sagt Apfel. Ob er glaube, dass auch ausländische Eltern das Gefühl von Ausgrenzung erlebten, wenn ihre Kinder gegen den Protest der NPD in deutsche Kindergärten gingen? Das sei ein Missverständnis, sagt Apfel, er habe menschlich nichts gegen Ausländer, „solange sie im Ausland bleiben“.
Der ehemalige sächsische Justizminister Geert Mackenroth (CDU) kennt die Klagen von NPD-Mitgliedern über ihre Benachteiligung seit 2004, als die NPD zum ersten Mal in den Landtag einzog: „Die NPD beruft sich auf die Meinungsfreiheit, wenn es um ihre Meinung geht und interessiert sich ansonsten einen feuchten Kehricht für den Rechtsstaat. Die Kader verfahren nach dem Grundsatz: Den Rechtsstaat muss man von innen auslutschen und ausnehmen wie eine Weihnachtsgans.“
Der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel erzählt, wie die Partei unter der Verbotsdebatte leidet, weil sie Wähler abschrecke - „erzbürgerliche Leute, die nach einer politischen Heimat rechts der CDU suchen.“ Viele mieden auch Parteiveranstaltungen, weil sie beruflich etwas zu verlieren hätten. Die Partei steckt in der Krise. Das Bundesamt für Verfassungsschutz zählte im Jahr 2007 noch 7200 NPD-Mitglieder, im Jahr 2010 waren es nur noch 6600. Gansel behauptet, man habe nur Karteileichen entfernt, Mitglieder, die den Beitrag nicht gezahlt hatten.
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