Von Henryk M. Broder
Deutschland trägt an dem Leid der Griechen eine Mitschuld. Statt zu helfen, denken wir an unseren eigenen Vorteil. Dabei ist es höchste Zeit, endlich Erbarmen mit Griechenland zu zeigen!
Die Inszenierung der Rettung
Und wenn nun so getan wird, als würden "wir" den Griechen mit immer neuen Milliarden helfen, ihre Wirtschaft zu stabilisieren, dann ist das auch nur Teil einer Inszenierung, wie sie für die gesamte "Armutsindustrie" typisch ist: Die "Helfer" helfen vor allem sich selbst, im Geschäft zu bleiben.
Was diesen Vorgang über die übliche bürokratische Grausamkeit hinaushebt, ist die emotionale Kälte, mit der er exekutiert wird. In Deutschland etwa, wo das "Diktat von Versailles" noch immer als Kränkung empfunden wird, die zum Zweiten Weltkrieg geführt hat, hat man mit den Griechen so viel Empathie wie ein Förster mit einem Wilderer.
Dass die Griechen gerade ihr Versailles erleben, die bedingungslose Unterordnung unter das "Diktat von Brüssel", kommt keinem der Politiker in den Sinn, die ansonsten ihre Reden gerne mit den Worten anfangen: "Gerade wir als Deutsche, die wir aus unserer Geschichte gelernt haben …"
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