Lehrer als SaisonarbeiterSendung vom 03.06.2008von Anke Becker-Wenzel und Werner Martin Doyé
In wenigen Wochen ist es wieder soweit: Dann sind endlich Sommerferien. Für viele befristet angestellte Lehrer kein Grund zur Freude: Sie werden zu Tausenden während der Ferien in die Arbeitslosigkeit geschickt. Damit entlasten einige Bundesländer ihre Haushalte - allerdings auf Kosten des Bundes, der Lehrer und der Schüler.
Längst ist es vielfach gängige Praxis Lehrer nur noch mit Zeitverträgen auszustatten. Sie werden als Schwangerschaftsvertretungen oder für andere Springertätigkeiten jeweils für ein Schuljahr befristet beschäftigt und mit Beginn der Sommerferien dann in die Arbeitslosigkeit entlassen. Zum Schuljahresanfang werden sie dann oft wieder eingestellt.
So erging es, nach Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit, im Sommer 2007 mehr als 5000 jüngeren Lehrerinnen und Lehrer. Und auch in diesem Jahr werden es wieder so viele sein. Eine von ihnen ist Laura Roth. Trotz abgeschlossenem Staatsexamen und Referendariat hat sie bisher keinen festen Arbeitsvertrag bekommen können. So wird sie in den kommenden Sommerferien wieder arbeitslos. Für die junge Lehrerin bedeutet das: sechs Wochen lang leben von Hartz IV.
Nicht wissen, was einen erwartetDoch das ist nicht das Einzige, was sie unzufrieden macht. Während andere Lehrer nach den Ferien in ihre Klassen zurückkehren werden, weiß Roth nicht, was sie bei Schuljahresbeginn erwartet: "Ich weiß nicht, welche Klasse bekomme ich. Ich werde eben da eingesetzt, wo Not am Mann ist."
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Nicht wissen, welcher Lehrer kommtUnd darunter leiden dann vor allem die Schüler. In der Klasse 7c der Martin-Buber-Schule in Heppenheim wechselten die Lehrer zeitweilig alle sechs Monate. Das blieb nicht ohne Folgen, meint Felix: "Unsere Klasse ist dann sozusagen auseinandergebrochen." Und Yannick bestätigt: "Ja, wir haben uns nur gestritten und haben uns gegenseitig fertig gemacht, weil wir einfach keinen Ansprechpartner hatten."
Keine Kontinuität im Unterricht, Lehrkräfte, über denen ständig das Risiko der Arbeitslosigkeit schwebt und Kollegien, die nicht über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten können
- offenbar treten Schüler und Lehrer in den Hintergrund, sobald es um finanzielle Interessen geht. Denn die Sommer-Arbeitslosigkeit der Lehrer entlastet erheblich die Haushaltskassen einiger Bundesländer. Sie sparen kräftig auf Kosten der Sozialkassen.
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Da kommt nicht nur eine Geringschätzung für die Personen zum Ausdruck, sondern eine
Geringschätzung für den ganzen Bereich der Bildung. …