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Thema: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

  1. #1
    Erweitere deinen Horizont Benutzerbild von Demokrat
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    Standard Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Ich habe zu Thema "Weimarer Republik" lediglich diese beiden älteren Stränge gefunden...

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    ...beide formulieren eine andere Fragestellung, weshalb ich einfach mal einen neuen Thread aufgemacht habe.



    Die sogenannte Weimarer Republik trat 1918 an die Stelle der konstitutionellen Monarchie des Deutschen Kaiserreichs, sie stellte sich wie die heutige Bundesrepublik als eine parlamentarische Demokratie dar. Staatsoberhaupt war der Reichspräsident, oberstes Gremium der Reichstag, der jeweiligen Regierung stand der Reichskanzler vor. Die Weimarer Republik war ähnlich dem Kaiserreich ein Bundesstaat mit ausgeprägtem föderalen Charakter, der Reichsrat verkörperte diesen Bündnischarakter durch die Zusammenkunft der zum Gesamtstaat zugehörigen Länder. Die Länder wurden in ihrer Gestalt allesamt aus dem Kaiserreich übernommen, jedes hatte sich zuvor von seinen fürstlichen Herrschern getrennt und eine demokratisch-republikanische Form angenommen. Die Weimarer Republik dauerte etwa fünfzehn Jahre, bis sie durch das totalitäre Regime der Nationalsozialisten abgelöst wurde.

    Die Zeit der Weimarer Republik lässt sich in drei Abschnitte gliedern, deren innere und äußere Umstände das jeweilige politische Geschehen entscheident beeinflusst haben. Zuerst wären die direkte Nachkriegszeit und die Jahre der Inflation zu nennen. Sie sind gekennzeichnet durch Revolutionswirren, den Versailler Vertrag, Umsturzversuche, die Ruhrbesetzung sowie einen raschen Verfall der alten Reichsmark und damit verbundene weitgreifende Vermögensverluste aber auch einer relativen Schuldenfreiheit nach der erfolgten Währungsumstellung. Die Deutschen litten unter den direkten Kriegsfolgen, Kämpfen auf der Straße und einer im Volk um sich greifenden Armut. Die Politik wurde durch erwähnte Putschversuche, revolutionäre Bewegungen und die sogenannte "Dolchstoßlegende" auf eine innere Zerreißprobe gestellt.

    Dieser Zeit folgte ein Abschnitt des wirtschaftlichen Wachstums und damit in Zusammenhang stehender Konsolidierung der Politik der Demokraten. Allerdings hielt auch hier kein Kabinett länger als zwei Jahre. Man einigte sich mit den ehemaligen Kriegsgegnern auf bessere Bedingungen bezüglich der zu zahlenden Reparationen, ausländisches Kapital floß nach Deutschland und man führte die Arbeitslosenversicherung ein. Die Deutschen konnten wieder Geld ausgeben, kurz zuvor war die neue Rentenmark eingeführt worden, es gab Arbeit und man hatte wieder Zeit für kulturelle Vergnüglichkeiten - man spricht hier auch von den "Goldenen Zwanzigern". Die Gegner der Demokratie hingegen sahen in der Kunst, der Literatur und der Unterhaltung jener Zeit einen Verfall deutscher Werte und Traditionen. Auch die Einhaltung der Bestimmungen von Versailles sowie die Leistung der Reparationszahlungen wurden der Politik des noch überwiegend demokratischen Reichstags angelastet.

    Im Jahre 1929 brach die New Yorker Börse zusammen, es folgte die Weltwirtschaftskrise, die neben den USA die junge deutsche Republik am schwersten traf. Folge war eine galoppierende Arbeitslosigkeit, der schnell wechselnde Kabinette mit verschiedensten Mitteln Herr zu werden versuchten. Die Bemühungen reichten von äußersten Sparzwängen bis zu staatlich verordneter Fest- und Herabsetzung von Löhnen, Mieten und Preisen. Obwohl in diesen Jahren häufig Reichstagswahlen stattfanden, wurden die meisten Regierungen nicht mehr demokratisch gewählt, sondern vom Reichspräsidenten eingesetzt. Regiert wurde vor allem in Form von Notverordnungen. Das Bild auf der Straße war gekennzeichnet von Arbeitsuchenden und Kämpfen zwischen rivalisierenden Parteitruppen - selbst die Demokraten hatten ihre Leute. In diese Jahre fällt der wachsende Wahlerfolg der antidemokratischen NSDAP, deren Führer Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler bestimmt wurde.

    Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde die demokratische Republik innerhalb nur weniger Monate vollständig demontiert. Ihr faktisches Ende fällt wohl am ehesten mit der Beschließung des sogenannten "Ermächtigungsgesetz" zusammen, gegen das am 23. März nur noch die SPD stimmte, womit sie als letzte Partei für die Ideale der Demokratie einstand. Drei Monate später wurde die SPD wie schon zuvor die KPD verboten, die anderen Parteien hatten sich selbst aufgelöst.



    Dieser kurze Abriss soll als Einstieg in die Diskussion über die Weimarer Republik dienen. Ich hoffe auf rege und gepflegte Beteiligung. Seht ihr in der Weimarer Republik einen positiven Wandel weg vom alten Kaiserreich? War die Republik an sich überlebensfähig, wären die äußeren und vor allem inneren Umstände andere gewesen? Hätte man nach dem Ende des Kaiserreichs in eine andere Staatsform als die demokratische Republik überleiten sollen? Wie auch immer, schreibt, was euch zum Thema einfällt.
    Nationalismus - das ist die Religion der ganz armen Schweine (frei nach Wiglaf Droste)

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Alwin
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Es wird immer wieder behauptet, die Weimarer Republik sei die erste Demokratie in Deutschland gewesen.
    Aber im Kaiserreich gab es doch auch ein Parlament mit verschiedenen Parteien. Es gab Wahlen im Kaiserreich.

    Wie passt das nun zusammen mit der Aussage, das die Weimarer Republik die erste Demokratie in Deutschland war?

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Gehirnnutzer
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Alwin Beitrag anzeigen
    Es wird immer wieder behauptet, die Weimarer Republik sei die erste Demokratie in Deutschland gewesen.
    Aber im Kaiserreich gab es doch auch ein Parlament mit verschiedenen Parteien. Es gab Wahlen im Kaiserreich.

    Wie passt das nun zusammen mit der Aussage, das die Weimarer Republik die erste Demokratie in Deutschland war?
    Beschäftige dich mal mit der Bismarckschen Reichverfassung und dem politischen System des Kaiserreiches.
    «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will».Jean-Jacques Rousseau (1712-78)

    «Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet».Matthias Claudius (1740-1815)

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Shahirrim
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Alwin Beitrag anzeigen
    Es wird immer wieder behauptet, die Weimarer Republik sei die erste Demokratie in Deutschland gewesen.
    Aber im Kaiserreich gab es doch auch ein Parlament mit verschiedenen Parteien. Es gab Wahlen im Kaiserreich.

    Wie passt das nun zusammen mit der Aussage, das die Weimarer Republik die erste Demokratie in Deutschland war?
    Bitte tue dir doch mal einen Gefallen und hinterfrage kritisch den Begriff Demokratie!

    Dann muss man auch nicht verzweifelt die Demokratie im Kaiserreich suchen.

  5. #5
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Alwin Beitrag anzeigen
    Es wird immer wieder behauptet, die Weimarer Republik sei die erste Demokratie in Deutschland gewesen.
    Aber im Kaiserreich gab es doch auch ein Parlament mit verschiedenen Parteien. Es gab Wahlen im Kaiserreich.

    Wie passt das nun zusammen mit der Aussage, das die Weimarer Republik die erste Demokratie in Deutschland war?
    Im Kaiserreich waren die Mächte ganz anders verteilt. Der Kaiser hatte exekutive und legislative Macht. Er ernannte den Reichskanzler, er berief das Parlament ein und löste es auf und er erließ die Gesetze, die im Reichstag gemacht wurden. Darüber hinaus unterstand dem Kaiser die Armee. Der Kanzler war vor allem dem Kaiser verpflichtet und nicht dem Parlament, außerdem ernannte er die Reichsregierung, also die Minister, und stand gleichzeitig dem Bundesrat (der mächtigen Länderkammer) sowie der Reichsverwaltung vor. Neben der Reichsregierung wies der Kanzler auch die Staatssekretäre an. Der Kaiser und der Kanzler bestimmten die Außenpolitik im Alleingang, und das Mitspracherecht des Parlaments war auch in vielen anderen Fragen beschnitten. Seine Aufgaben beschränkten sich im Grunde auf die Ausarbeitung von Gesetzen und das Budgetrecht, während es durch das Vetorecht des Bundesrates zusätzlich eingeschränkt war. Die Verfassung des Kaiserreichs war voll auf Kaiser und Kanzler zugeschnitten, vor allem letzteren, während in einer Demokratie alle Macht vom Volke ausgeht. Im Kaiserreich waren Wahlen und politische Parteiarbeit aber auf das vergleichsweise wenig einflußreiche Parlament und die schwache Reichsregierung beschränkt.
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  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von Arnold
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Demokrat Beitrag anzeigen
    (...) Seht ihr in der Weimarer Republik einen positiven Wandel weg vom alten Kaiserreich?

    Hat denn ein grundlegender "Wandel" überhaupt stattgefunden? Kurz vor Kriegsende hatte sich das Reich zu einer parlamentarischen Monarchie gewandelt. Die politische Hauptforderung der Reichstagsparteien, die Demokratisierung, die Regierungsbildung nach dem Willen des Reichstages und die Beschränkung der Macht des Monarchen, war durchgesetzt. Diesem Zustand fügte die Weimarer Republik das Frauenwahlrecht hinzu - insofern und für diese ein "positiver Wandel". Aber z. B. die politische Elite, die herrschenden Schichten, die Ausrichtung der Verfassung auf einen "Ersatzmonarchen" usw. zeigen an, dass eigentlich kein grundlegender Wandel stattgefunden hatte.


    War die Republik an sich überlebensfähig, wären die äußeren und vor allem inneren Umstände andere gewesen?

    Die Republik wäre sogar unter den obwaltenden Umständen "überlebensfähig" gewesen. Als Hindenburg und seine Kamarilla Hitler und seiner Bande den Staat auslieferten, handelten sie ohne Not. Viele Maßnahmen, die Hitler dann ergriff, etwa die Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit und den Autobahnbau, auch die endgültige Revision des Versailler Vertrages, waren längst von den Politikern der Weimarer Republik angedacht und/oder sogar schon in die Wege geleitet worden.


    Hätte man nach dem Ende des Kaiserreichs in eine andere Staatsform als die demokratische Republik überleiten sollen?

    Das Kaiserreich war an seinem Ende demokratisiert und eine parlamentarische Monarchie. Da sich die Monarchen sang- und klanglos abschaffen ließen, war die demokratische Republik die gegebene Staatsform.
    "Wenn wir irgendetwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, daß ihm zum erstenmal in der Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist."

    Kurt Schumacher (1895-1952), deutscher Politiker und Patriot

  7. #7
    dösend Benutzerbild von goldrush
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zu den Rahmenbedingungen zu der Zeit der W.R. fällt mir ein Zitat ein:
    The war of the giants has ended; the quarrels of the pygmies have begun. (Winston Churchill)
    Das kann getrost weltweit gesehen werden. Etwas fatalistisch formuliert kann man fragen, ob ein Staat wie die W.R. überhaupt grundsätzlich eine Chance zum Überleben hatte, betrachtet man alle diesen Staat umliegenden Konflikte zusätzlich zu den seiner Inneren.

  8. #8
    Mitglied Benutzerbild von Alwin
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Shahirrim Beitrag anzeigen
    Bitte tue dir doch mal einen Gefallen und hinterfrage kritisch den Begriff Demokratie!

    Dann muss man auch nicht verzweifelt die Demokratie im Kaiserreich suchen.
    Es ging mir in meiner Frage nicht um eine Bewertung der Demokratie an sich.
    Ich sehe unser heutiges demokratisches System und auch das
    der Weimarer Republik als schlecht an.

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von Shahirrim
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Alwin Beitrag anzeigen
    Es ging mir in meiner Frage nicht um eine Bewertung der Demokratie.
    Ich sehe unser heutiges demokratisches System als schlecht an.
    Ach so. Na, das ist schon mal ein guter Anfang. Ich sehe Demokratie an sich aber als ein Übel an, auch wenn ich nicht per se gegen Volksbefragungen bin!

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von Alwin
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    Standard AW: Weimarer Republik - Aufbruch oder Untergang?

    Zitat Zitat von Demokrat Beitrag anzeigen
    Im Kaiserreich waren die Mächte ganz anders verteilt. Der Kaiser hatte exekutive und legislative Macht. Er ernannte den Reichskanzler, er berief das Parlament ein und löste es auf und er erließ die Gesetze, die im Reichstag gemacht wurden. Darüber hinaus unterstand dem Kaiser die Armee. Der Kanzler war vor allem dem Kaiser verpflichtet und nicht dem Parlament, außerdem ernannte er die Reichsregierung, also die Minister, und stand gleichzeitig dem Bundesrat (der mächtigen Länderkammer) sowie der Reichsverwaltung vor. Neben der Reichsregierung wies der Kanzler auch die Staatssekretäre an. Der Kaiser und der Kanzler bestimmten die Außenpolitik im Alleingang, und das Mitspracherecht des Parlaments war auch in vielen anderen Fragen beschnitten. Seine Aufgaben beschränkten sich im Grunde auf die Ausarbeitung von Gesetzen und das Budgetrecht, während es durch das Vetorecht des Bundesrates zusätzlich eingeschränkt war. Die Verfassung des Kaiserreichs war voll auf Kaiser und Kanzler zugeschnitten, vor allem letzteren, während in einer Demokratie alle Macht vom Volke ausgeht. Im Kaiserreich waren Wahlen und politische Parteiarbeit aber auf das vergleichsweise wenig einflußreiche Parlament und die schwache Reichsregierung beschränkt.
    Danke für die Erkärung.
    Dann kann man also sagen, das Deutsche Kaiserreich war im Vergleich zur Weimarer Republik weniger eine Demokratie im eigentlichen Sinn.

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