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Thema: Die vergessene Architectura Navalis

  1. #781
    Mitglied Benutzerbild von KuK
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Moin, Heifüsch,

    den 11.11. hatten wir zwar schon, aber trotzdem meinen Glückwunsch zu 5 x 1 "in succession".... Wenn das die Tommies wüßten, daß Du ihnen "Orgenool-Matriaal" abgezweigt hast (engl.: "relocated"), dann würden sie mit der Navy bei Dir zu Besuch kommen....

    Ahoi und weiter so,

    KuK
    "Gotteslob" # 380, Strophe 9 und aktueller denn je:
    Melodie: "Großer Gott, wir loben Dich!"

    Sieh dein Volk in Gnaden an.
    Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
    leit es auf der rechten Bahn,
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  2. #782
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Heifüsch Beitrag anzeigen
    Ich vermag sehr wohl zwischen den Zeilen zu lesen! Ich will jedoch gnädig sein. Und lieber die Reliquie in der Hand als die Victory auf dem Dach, sag ich immer... >8-)=

    Aber kuck dir mal die Zahl meiner Beiträge an. 11.111! Darauf einen Schnaps! Prost OneDown!
    Jetzt sind es ein paar mehr, aber das liegt ja an meiner verspäteten Reaktion!

  3. #783
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von KuK Beitrag anzeigen
    Moin, Heifüsch,

    den 11.11. hatten wir zwar schon, aber trotzdem meinen Glückwunsch zu 5 x 1 "in succession"....

    Ahoi und weiter so,

    KuK

    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    Jetzt sind es ein paar mehr, aber das liegt ja an meiner verspäteten Reaktion!
    So früh am Morgen schon? Egal. Prost Jungs! >8.)=
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
    *
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  4. #784
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis - Vom Linienschiff zum Dreadnought

    Betrachtet man eine Entwicklung vom aktuellen Stand rückwärts, erscheint sie einem logisch wenn nicht zwangsläufig, vom Anfang betrachtet stellt sich die Lage jedoch vollkommen anders dar. Um zu verstehen, wie aus den Linienschiffen Dreadnoughts und schließlich Schlachtschiffe wurden hilft es, wenn man sich vor Augen führt, wie Linienschiffe kämpften, welche Faktoren dabei entscheidend waren, und welche Nachteile damit verbunden waren. Daher beginnen wir das Unterthema mit einer kurzen Betrachtung der Taktik im Seegefecht.

    Etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts verschob sich der Schwerpunkt bei Seegefechten vom Kaper- zum artilleristischen Kampf, wenn auch die Kaperung des Gegners noch bis weit ins 19. Jahrhundert nicht selten erfolgte, wenn der artilleristische Kampf vorüber, der Gegner aber nicht vernichtet war. Diese Entwicklung hatte ihre Ursache in der zunehmenden Bedeutung der Schiffsartillerie und führte zu immer größeren, immer schwerer bestückten Schiffen.

    Artillerie ist schwer, Kanonen wiegen Tonnen. Schiffe, besonders Segelschiffe, benötigen aber eine hohe Eigenstabilität, damit sie sich unter Winddruck und bei schwerer See überlegen können, ohne zu kentern. Mit der "Erfindung" der Stückpforte, wohl um 1500, wurde es möglich, diese beiden einander eigentlich widerstrebenden Faktoren zu vereinbaren. Die schwere Schiffsartillerie konnte tiefer im Rumpf aufgestellt werden, so tief, dass die Öffnungen, durch die die Kanonen im Gefecht feuerten, bei normaler Fahrt und überliegendem Schiff auch unter der Wasserlinie liegen konnten. Das erlaubte die Verwendung immer schwererer Geschütze in zunehmender Zahl, im Effekt also eine ständige Steigerung der Feuerkraft, über die ein Schiff verfügte.

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Modell-Querschnitt durch die HMS Victory

    Die Aufstellung dieser Geschütze auf Batteriedecks mit Feuerrichtung querab zur Kiellinie markiert auch einen der Eckpunkte der mit solchen Schiffen möglichen Kampftaktiken. Die Feuerkraft war schlicht zu beiden Seiten querab konzentriert, während nach vorne oder hinten nicht oder so gut wie nicht gefeuert werden konnte. Die Geschütze selbst erlaubten eine gewisse Seiten- und Höhenrichtung, grundsätzlich musste aber "mit dem Schiff gezielt" werden, das bedeutet, das Schiff musste, wollte es sein Salvengewicht zur maximalen Wirkung bringen, den Gegner querab bekommen. Für den taktisch quasi identisch aufgestellten Gegner galt jeweils das das gleiche, was maßgeben für die Entwicklung der Taktiken war.


    Beim laufenden Gefecht, einer häufigen taktischen Variante, liefen die Schlachtlinien auf paralellen oder konvergierenden Kursen und bestrichen sich gegenseitig mit Breitseiten, das Passiergefecht, eine andere häufige Taktik, unterscheidet sich vom laufenden Gefecht nur dadurch, dass die Schlachtlinien auf entgegengesetzten Kursen laufen.

    Ein entscheidender Nachteil beider Varianten war, dass man sich dem gegnerischen Feuer im gleichen Umfang aussetzte, in dem man den Gegner selbst unter Feuer nehmen konnte. Bei zahlenmäßig im Ansatz ausgeglichener Ausgangslage hatten solche Gefechte in der Regel keinen wirklichen Sieger, unter strategischen Gesichtspunkten war wenig damit zu gewinnen.

    Günstiger für den Angreifer waren "Kreuze das T"- oder "Duchbruchsgefechte". So es Ausgangslage und Wind erlaubten, lief der Angreifer in etwa senkrechtem Kurs zum Gegner und passierte dessen Schlachtlinie entweder vor ihrer Spitze (Crossing the T) oder durchbrach sie an einer Stelle. Konnte man selbst dabei die Wirkung der Breitseiten der Schiffe, die gerade die gegnerische Linie passierten, voll nutzen, war es dem Gegner nicht möglich, seine eigenen Breitseiten wirksam einzusetzen.



    Durchbruch der Briten in 2 Linien durch die französische Schlachtlinie, Trafalgar 1805



    Durchbruch eines englischen Linienschiffes durch die französische Schlachtlinie bei der Schlacht von Trafalgar, 1805

    Von diesen Grundtaktiken gab es Abarten und Varianten, die jedoch den grundsätzlichen Nachteil der Feuerkonzentration zu den Schiffsseiten auch nicht aufheben konnten. Gefechte waren meist verlust- und schadensreich, die Option, den Gegner unter Feuer zu nehmen, ohne dabei selbst zwangsweise in seinen Feuerbereich zu geraten, gab es zumindest beim Bewegungsgefecht so gut wie nicht.
    Geändert von OneDownOne2Go (01.05.2014 um 13:21 Uhr)

  5. #785
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis - Vom Linienschiff zum Dreadnought

    So unkonventionell gingen die Engländer bereits 1588 gegen die spanische Armada vor. Was die realen Seegefechte allerdings von den filmischen Nachempfindungen unterscheidet ist die Schwierigkeit, ohne die Hilfe von Maschinen manövrieren zu müssen. Optimal war die Luvposition, aus der heraus man sich hinter oder neben einen Gegner setzen konnte, während der von einem weggetrieben wurde. (So in der berüchtigten Seeschlacht von Quiberon 1759, als fast die gesamte französische Flotte auf die eigene Küste getrieben wurde und dort von den Engländern nur noch zusammengeschossen zu werden brauchte.) Erst die Einführung der Dampfmaschine machte dann beliebige Kursänderungen möglich, wobei bekalmte (wegen Windstille manövrierunfähige) Segelkriegsschiffe ihrem maschinengetriebenen Gegner hilflos ausgeliefert waren.
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
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  6. #786
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis - Vom Linienschiff zum Dreadnought

    Interessant ist der Personalbedarf an Bord solcher Linienschiffe.

    Bei der Bundesmarine regen sich die Kadetten auf, daß im Rumpf der 80m langen "Gorch Fock" bis zu 220 Menschen leben und arbeiten müssen. Das 1958 gebaute Segelschulschiff verdrängt 2000 Tonnen.

    In der 1765 fertiggestellten "HMS VIctory" lebten und arbeiteten auf 65m Rumpflänge und 3500 Tonnen Verdrängung aber 850 Mann.

    Da dann bei angeschlagenem "Klarschiff zum Gefecht" alle Besatzungsmitglieder auf den 4 Decks und der Takelage verteilt waren, boten sich den generischen Schiffen natürlich eine enorme Anzahl von Zielen, auf gut deutsch: alle Decks waren geknubbelt voll.

    Außerdem wurden in den Unterdecks die zwischenwände abgeschlagen, damit die Kanoniere uneingeschränkt hantieren konnten.

    Wenn jetzt das Kreuzen der gegnerischen Schlachtlinie (crossing the T) gelang, konnte der Aufkreuzer dem Gegner in das meist sehr empfindliche Heck eine komplette Breitseite abfeuern. Die Victory besaß eine gewaltige Bewaffnung:

    Bewaffnung
    • 2 × 68-Pfünder [Links nur für registrierte Nutzer]
    • 30 × 32-Pfünder
    • 28 × 24-Pfünder
    • 44 × 12-Pfünder


    Eine 24-Pfünder Kugel durchschlägt jeden Rumpf und fliegt dann bei Crossing the T durch die komplette Länge des gegnerischen Schiffes. Angetrieben von 8 Pfund Pulver und einer V° von etwa 280m/sec hat die knapp 11kg schwere Kugel eine E° von über 400 KiloJoule.
    Wenn so etwas einmal der Länge nach durchs Schiff fliegt, konnte es eine Menge Tote und Verwundete geben. Aus diesem Grund waren die Kanonendecks von innen rot gestrichen, damit man im Gefecht nicht soviele Blutspritzer sehen konnte. Die Engländer nannten die Kanonendecks "the slaughterhouse". Immerhin brauchte eine 32 Pfünder Kanone 16 Mann Bedienpersonal!

    Die Gebrauchsschußweite muß mit etwa 600m oder weniger angenommen werden, die der Karronaden nur etwa maximal 200m, aber zum abwehren eines Enterangriffs war man da schon heftig bedient. 30,8 kg Gewehrrundkugeln mit einem Schuß, das waren ungefähr 2050 Projektile, die mit immerhin Pistolengeschwindigkeit gegen den Gegner flogen.


    Mit Ahoi,

    KuK
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  7. #787
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zwischendurch mal was Bedauerliches: Seeschlachten! Seeschlachten waren der größte Feind dieser herrlichen Schiffe, dem wird keiner widersprechen wollen. Seeschlachten konnten einem zudem selbst den ganzen Tag versauen, wenn man Pech hatte, so daß es sich unbedingt empfiehlt, lieber über Seeschlachten zu schreiben, als sie zu frequentieren. Zumal sie überaus selten geworden sind heutzutage...>&.(
    Aber auch dabei kann man leicht Schiffbruch erleiden, wie der folgende Artikel zeigt:



    Plagiatsdiskussion – Verlag zieht Buch zurück


    "Im Streit um wissenschaftliches Arbeiten geht der Verlag C. H. Beck einen radikalen Schritt: Obwohl die Vorwürfe weitgehend falsch sind, wird der Band "Große Seeschlachten" nicht mehr ausgeliefert. Von Sven Felix Kellerhoff


    Wenn zwei oder drei Prozent eines Vorwurfes zutreffen, würde niemand sagen, der Vorwurf an sich sei richtig. Insofern ist überraschend, dass der Verlag C. H. Beck jetzt das über Facebook heftig angegriffene Buch "Große Seeschlachten" von Arne Karsten und Olaf B. Rader aus dem Vertrieb genommen, also zurückgezogen hat.
    Denn nur ein Bruchteil der von Arne Janning per öffentlichem [Links nur für registrierte Nutzer] erhobenen Vorwürfe hat sich als zutreffend erwiesen. Die entscheidende Kritik, das Buch sei "vollständig aus Wikipedia-Einträgen zusammenkopiert", ist falsch.
    Inzwischen hat das Janning auch eingeräumt. In einem weiteren Facebook-Eintrag schreibt er: "Selbstverständlich ist das Buch nicht ,vollständig' aus Wikipedia zusammenkopiert. Ich nehme diese viel zu weit gehende Behauptung mit Bedauern zurück, zumal sich inzwischen viele Kommentatoren und mittlerweile auch Juristen an dieser Formulierung aufhängen."
    Ebenfalls vollkommen falsch ist eine weitere Behauptung Jannings. In seinem ursprünglichen Facebook-Eintrag hatte es geheißen: "Spätestens an diesem Punkt wird es hässlich: die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Karsten und Rader für ihr Buch Forschungsreisen nach Venedig, Kopenhagen und San Francisco finanziert. Man stelle sich das vor: die DFG finanziert zwei Historikern einen mehrwöchigen Forschungsaufenthalt in San Francisco, um die USS Iowa zu studieren, und dann kehren die mit nichts zurück als - Wikipedia?"


    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Foto: C. H. Beck UM dieses Buch geht es: "Große Seeschlachten" von Arne Karsten und Olaf B. Rader. Es wird vom Markt genommen

    Klares Statement

    Die [Links nur für registrierte Nutzer] hat daraufhin den Vorgang geprüft und in großer Klarheit erwidert: "Diese Überprüfung hat ergeben, dass keinerlei DFG-Bezug zu dem Buch ,Große Seeschlachten' von Arne Karsten und Olaf B. Rader besteht. Insbesondere hat die DFG das Buchprojekt nicht gefördert."
    Angeblich schon ohne Kenntnis dieser Pressemitteilung hat Janning seine Behauptung zurückgezogen: "Ich habe zwar bislang nichts Offizielles von der DFG gehört, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass keine Mittel der DFG für dieses Buch verwandt wurden."
    Außerdem ist Janning die laut [Links nur für registrierte Nutzer] von ihm zugesagte Lieferung von weiteren Belegen für seinen Plagiatsvorwurf schuldig geblieben. Beck teilt dazu mit: "Diese Belege sind bisher nicht eingetroffen. Das Vorgehen, pauschalisierende Behauptungen in die Welt zu setzen, ohne diese hinreichend zu belegen, ist nicht akzeptabel."

    [Links nur für registrierte Nutzer]

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  8. #788
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Beim letzten Mal habe ich einen Kurzabriss der Taktiken im Seekrieg zwischen hölzernen Linienschiffen geliefert, und Heifüsch hat - dafür danke! - das Ganze um die notwendige Seemannschaft ergänzt und ein paar historische Beispiele geliefert. KuK hat netter Weise noch artilleristische Expertise beigesteuert, und das darf er gerne weiter tun.

    Für mehr als 200 Jahre wurde auf diese Weise gekämpft, was gab also den Ausschlag, daran etwas zu ändern?

    Bis ins frühe 19. Jahrhundert hatten sich auf Kriegsschiffen gegossene Glattrohr-Vorderladerkanonen in zunehmend standardisierten Kalibern etabliert. Diese verfeuerten Volleisen- oder (seltener) Vollstein-Kugeln gegen feste Ziele wie den Rumpf eines gegnerischen Schiffes, gegen Masten und Takelage wurden Barren- oder Kettengeschosse verwendet.


    Amerikanisches Barrengeschoss um 1780


    Amerikanisches Kettengeschoss, 18. Jahrhundert


    Die gesamte Schadenswirkung bestand prinzipiell aus der kinetischen Energie, die das Projektil beim Einschlag im Ziel übertrug. Dazu kam die Wirkung durch Splitter aus beim Einschlag berstenden Holzelementen, die besonders in den überfüllten Batterie-Decks grausam war.


    Batteriedeck der Fregatte Jylland (1860)

    Ebenfalls finden seit dem frühen 18. Jahrhundert Mörser mit "Sprenggranaten" verwendung, allerdings fast ausnahmslos beim Kampf gegen Land- oder andere ortsfeste Ziele. Die Wirkung dieser Waffe hing davon ab, dass der Stückmeister das richtige Zusammenspiel von Rohrerhöhung, Treibladungsmenge und Länge der Zündschnur fand, mit der diese frühen Mörsergranaten gezündet wurden. Ebenso waren diese Waffen beim Einsatz von Schiffen aus davon abhängig, dass die See nahezu ruhig war. Von einem in der See unter Segeln arbeitenden Schiff ein anderes bewegliches Ziel zu treffen, war mit diesen Waffen schwerlich möglich.


    Marine-Mörser, Modell der HMS Granado (1742)

    Als Schutz diente Schiffen dabei nur die Widerstandskraft ihrer Bordwände, zumeist aus Eichenholz. Masten und Takelage ließen sich gar nicht gegen Beschuss schützen, obwohl Schäden dort die Manövrierfähigkeit eines Schiffes - und damit seine Fähigkeit, seine Breitseiten zum tragen zu bringen - rasch beeinträchtigen oder es sogar gänzlich bewegungsunfähig machen konnten. Je wirksamer die Geschütze wurden, desto geringer wurde der sowieso dürftige (Panzer)Schutz.

    Im Jahr 1822 veränderte dann ein Franzose die Welt des Seekrieges nachhaltig. Henri Joseph Paixhans entwickelte die "Bombenkanone", ein Geschütz mit glattem Lauf und konischer Kammer, das Explosivgeschosse ähnlich den Mörsergranaten mit geringer Rohrelevation verfeuern konnte, und sich nach dem gleichen Prinzip wie die traditionellen Schiffsgeschütze einsetzen ließen. Seinen ersten prominenten Einsatz als Schiffswaffe erlebte dieser Kanonentyp bei der Seeschlacht vor der türkischen Hafenstadt Sinope ende November 1853, in der die so ausgerüstete russische Flotte die türkische Flotte vernichtend schlug, was letztlich in den Krimkrieg mündete.


    Zeitgenössische(?) Darstellung der Seeschlacht von Sinope am 30. November 1853


    Amerikanisches Granat-Geschoss aus dem Sezessionskrieg

    Gegen die Wirkung dieser Waffe war das hölzerne Segelschiff schutzlos, jeder Treffer richtete fürchterlichen Schaden an, und es wurde absehbar, dass die Ära dieser Schiffe ihrem Ende nun mit großen Schritten entgegen ging.

    Next time on HPF's maritime history channel: Schildkrötenschiffe und eine Schlacht in den Hampton Roads
    Geändert von OneDownOne2Go (01.05.2014 um 02:54 Uhr)

  9. #789
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    ....Next time on HPF's maritime history channel: Schildkrötenschiffe und eine Schlacht in den Hampton Roads
    Man darf gespannt sein! >8.)= Übrigens wird gemunkelt, daß die Briten sich darauf spezialisierten, die gegnerischen Besatzungen zu dezimieren, während die Niederländer es für wichtiger erachteten, feindliche Schiffe in ihrer Manövrierbarkeit zu treffen, sprich ihnen die Takelage zu zerfetzen. Die von dir gezeigten, mit Stangen oder Ketten verbundene Kugeln oder Halbkugeln waren dafür wohl ganz gut geeignet. Die wirbelten durchs Tauwerk und durch die Segel und rissen dabei natürlich einiges mehr mit als einzelne Vollkugeln, von welcher Größe auch immer.

    Es ist also kein Zufall, daß ich dereinst in Amsterdam ne wunderschöne Stangenkugel mit teils noch vorhandenen Inkrustenschalen erwerben konnte, während mich mein britischer Schiffsgerümpel-Dealer gelegentlich mit Kartätschenkugeln vonner HMS Colossus von 1798 und ner Granate aus dem Wrack der HMS Association von 1707, ähnlich der von dir gezeigten versorgte. Including powder, wie er meinte. Ein Gefahrgutpäckchen also! War aber nur Rost oder sowas, wie ein Zündtest ergab...>8.)=





    Hier das fore topsail der HMS Victory, dem einzigen erhaltenen Segel der Seeschlacht von 1805. Die Löcher wurden nicht von Motten, sondern von Kugeln verursacht <8´(
    Geändert von Heifüsch (01.05.2014 um 13:42 Uhr)
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  10. #790
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis



    Für diesen Mörser hätte ich hier auch noch irgendwo ein Geschoß herumliegen. Ne zeitlang diente mir die ca. 24cm-Hohlkugel als Blumenvase für so´n Wassergewächs, um´s hier nicht allzu martialisch aussehen zu lassen. >ß-)=
    Hoffentlich ziehe ich nie wieder um, denn das Ding ist sauschwer mit seiner etwa einzölligen Wandstärke. Das muß man sich mal vorstellen, was das für ein Rückstoß war, wenn so ne pulvergefüllte Mörserkugel abgeschossen wurde! Dummerweise ging die Rückstoßenergie hier ja nicht nach hinten weg oder zerrte übers Broktau an den Spanten,wie bei den Kanonen, sondern ging direkt rein ins Deck und seinen Unterbau. Spezielle Bombardierschiffe waren dann auch ohne Fockmast getakelt, um ein freies Schußfeld nach vorne zu haben. Diese Typen wurden speziell für Blockaden bzw. für die Bombardierung von Städten und Häfen eingesetzt.
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