Eine Alternative 1945 ?

Ich stelle hier einmal eine wenig bekannte Denkschrift , offensichlich hoher deutscher Offiziere v. 5. April 1945 ein, zur „möglichen Überwindung der Katastrophe“ .

Ich stelle diesen Beitrag als ein reines historisches Dokument ein
Es stammt nicht aus einer rechtslastigen Quelle sondern ist offiziell von Land Brandenburg in der Gedenkstätte Seelower Höhen publiziert.



Für bemerkenswert an dieser Denkschrift halte ich den sozialistischen Grundgedanken der Verfasser sowie die politische Weitsicht und die richtige Einschätzung dessen, was dann später im Ost-West-Verhältnis passierte.


Zitat:
Überwindung der Katastrophe


Anlage 4 zum Generalplan 1945, Berlin den 5.4.1945

1,) Die zwei Tatsachen dieser Woche , in der sich nicht nur Weltgeschichte sondern Weltengeschichte entscheidet, nämlich

· die Ostfront steht und die innere Widerstandskraft gegenüber dem Bolschewismus ist im Grunde vorhanden
· die Westfront ist in voller Auflösung,, die innerer Widerstandskraft gegenüber den Westmächten nur auf klein und kleinste Teile des deutschen Heeres beschränkt.

gibt uns ganz außerordentliche Möglichkeiten, den Zusammenbruch nicht nur zu verhindern, sondern ungeheure Zukunftsmöglichkeiten zu öffnen.

2..) Bisher bestanden 3 Möglichkeiten, durch politische Kriegsführung einen partiellen Sieg zu erringen

a) unmittelbarer Abschluss eines Sonderfriedens mit den Anglo-Amerikanern,
b) Waffenstillstandsverhandlungen mit dem Osten, um den Westen verhandlungsbereit zu machen,
c) Sonderfriede mit dem Osten.


Die Lösung a) läuft nach dem Zusammenbruch der Westfront praktisch auf eine totale Kapitulation hinaus, dieses würde bedeuten, dass


  • das deutsche Volk auf Jahrzehnte hinaus versklavt ist,
  • auf die Dauer der Festlandsdegen Englands gegenüber dem Osten abzugeben hätte
  • innenpolitisch die Reaktion und der Kapitalismus in einem Umfange steigen würde, der jeden sozialistischen Aufbau unmöglich macht.


Die Lösung b) ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr durchführbar, der Zeitpunkt ist verpasst, sie hätte wahrscheinlich uns die grössten Möglichkeiten gegeben.

Die Lösung c) wird für die einzig mögliche gehalten und zwar aus folgenden Gründen:

2.) Während den Westmächten praktisch nichts geboten werden kann und daher auch keine Verhandlung möglich ist, kann der Sowjetunion im Wege der Verhandlungen eine auf die Dauer für sie lebensnotwendige Entwicklung gewiesen werden.

· Eine deutsche Niederlage gegenüber den Westmächten bedeutet für die Sowjetunion nur die Verlängerung des Krieges durch einen dritten Weltkrieg
· Die Teilung Deutschlands wird auch von der Sowjetunion als vorübergehend und auf die Dauer untragbar angesehen.
· Während Jalta – Deutschland nur einen beschränkten und dazu immer wieder bestrittenen Einfluss in Ost und Südosteuropa zugesteht, kann der Sowjetunion durch ein Zusammengehen mit Deutschland ein Einfluss in ganz Europa ermöglicht werden.
· Ein Sonderfriede mit Deutschland und Japan würde gleichzeitig die Entlastung Russlands im Osten und die Verdrängung des anglo-amerikanischen Einflusses auf China bedeuten
· Während die anglo-amerikanischen Warenlieferungen aller Voraussicht nach trotz der gewährten Kredite usw. bei Kriegsende aufhören, ergeben sich durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Europa und Ostasien für die Sowjetunion auch auf längere Zeit erhebliche Möglichkeiten.
· Während das Verbleiben in der Koalition des Feindes für die Sowjetunion ständige Reibereien mit England und Amerika im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten bedeutet, wird durch eine Zusammenarbeit der Sowjetunion mit Deutschland der Sowjetunion der Weg vom Persischen Golf , zu den Ölquellen von Kirkuk und das Mittelmeer frei.

3.) Da ein solcher Sonderfriede nur unter sehr erheblichen, gegenseitigen Sicherungen möglich ist , kann er nach dem Stand der Dinge nur auf folgendem Boden aufbauen

a) Deutschland und die bisherige Sowjetunion bilden gemeinsam die „sozialistische Union“. Anknüpfend an die Verselbstständigung der sechzehn sowjetischen Teilrepubliken im Jahr 1943 bilden auch die europäischen Völker national abgegrenzte, selbstgeführte Staatskörper, die verbunden werden durch eine Wehr- und Wirtschaftsunion. Die Gestaltung im Inneren bleibt in jeder Hinsicht den einzelnen Völkern freigestellt.
b) Deutschland anerkennt die Sowjetrepubliken Polen, Litauen, Estland, Lettland , Finnland, Bulgarien, Rumänien und Macedonien, Griechenland und evt. Türkei.
c) Westoberschlesien, sowie die vor 1918 zu Preussen gehörigen Gebiete des Warthegaues und Westpreussen verbleiben bei Deutschland. Ein stärkerer deutscher Einfluss verbleibt Deutschland in den Grenzen Altösterreichs im Südosten.
d) Gegenseitiger Austausch von Gefangenen, und Zivilisten (Ostarbeitern) einschl. der deportierten Deutschen aus Siebenbürgen, Banat, Polen, Schlesien, Ostpreussen usw.
e) Deutschland erhält freie Hand in West und Nordeuropa, insbesondere gegenüber Grossbrittanien.
f) Die gesamte „sozialistische Union“ unterstützt Deutschland, insbesondere durch Materiallieferungen
g) Deutschland unterstützt die UdSSR beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Gebiete.

4.) Aus dieser Entwicklung ergeben sich die folgenden Zukunftsperspektiven:

· Es entstünde ein Kontinentalblock von Ozean zu Ozean, von weltbeherrschender Größe , Wirtschaftskraft , Energie und Bevölkerungszahl
· Es wäre nicht nur die Gefahr künftiger Kriege aus Europa sondern aus dem Doppelkontinent Eurasien verbannt und zwar auf Generationen hinaus
· Die beiden Größvölker, Russen wie Deutsche, haben außerdordentliche Entwicklungsmöglichkeiten, ohne dass sich ihre Interessen überschneiden
· Das Schwergewicht in diesem Block wird sich von selbst mehr nach dem rassisch Überlegenen, geistig Regsameren und Energischeren d.h. nach Europa verlagern.
· Es entstünde ein Bündnis der jungen sozialistischen Kräfte gegen die alten verrotteten Beharrungskräfte des Westens.

Ende Zitat.

Analyse: folgt