Der Flug der Kugel klingt beinahe wie ein kurzes Vogelgezwitscher, das viel zu schnell vorbeirauscht. Dann der untrügliche trockene Knall des Abschusses, der durch den Schall erst nach Sekundenbruchteilen zu hören ist. Ein Scharfschütze ist am Werk, der das Licht der Abenddämmerung ausnutzt. Danach folgen mehrere Kalaschnikow-Schüsse.
An eine Weiterfahrt durch Bab Spa, einen von den Rebellen gehaltenen Stadtteil von Homs, ist nicht mehr zu denken. "Mit den Scharfschützen ist es besser geworden", erklärt Schazine, eine junge Armenierin. "Früher gab es rund fünf Tote oder Verwundete, heute sind es ein oder zwei pro Tag."
"Hauptstadt der Revolution"
Noch immer kontrollieren die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) die Altstadt und einige daran angrenzende Viertel von Homs. Die drittgrößte syrische Stadt ist im Laufe des seit 18 Monaten andauernden Bürgerkriegs zu trauriger Berühmtheit gekommen. Einige hundert Zivilisten wurden dort durch den Beschuss der syrischen Armee getötet.
Regierungstruppen belagerten Homs von Februar bis April 2012, nachdem die Rebellen große Teile der wichtigen Industriestadt eingenommen hatten. Homs erlangte seinen Ruf als "Hauptstadt der Revolution", weil dort die Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad sehr früh begannen und eine erste Welle von Deserteuren aus der Armee die Stadt als ihre Basis benutzt hatte. [...]
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