Die Frauenkirche ist halt gemacht als ob. Bauhistorisch hat sie allerdings eine wichtige Aussage zu machen, indem sie zeigt, dass die Bevölkerung Kitsch liebt und/oder die Erinnerung an die Vergangenheit schönen will, wo das auch mit viel Geld nur möglich ist. Solche Aussagen sind natürlich auch interessant.
Das witzige an der Frauenkiche in Dresden ist, dass es von Anfang an eine konstruktive Fehlplanung war.
Während der gesamten Zeit bis zur Zerstörung 1945 konnten die Kontruktionsfehler nicht gelöst werden.m Jahr 1733 wurde der Bau der Steinkuppel vertraglich vereinbart. Während des Baus traten Risse in der Kuppel auf, weswegen mit dem Bau der Laterne erst 1741 begonnen werden konnte. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, vollendete das Aufsetzen eines Kuppelkreuzes schließlich den Monumentalbau. Löscher hatte das Kreuz gegen die Pläne Bährs, der einen Obelisken (Pyramide) als Bekrönung vorgesehen hatte, und die Forderung Brühls, mit einem A-ähnlichen Obelisken die Herrschaft August des Starken zu symbolisieren, durchgesetzt.
Nur mit modernsten technischen Verfahren konnte der Neubau mit fast 60% neuem Baumaterial stattfinden. Was dieser Neubau mit der alten Frauenkirche zu tun, ist genau die Frage. Ich meine nur die äussere Form. [Links nur für registrierte Nutzer]Bautechnische Schwächen verursachten immer wiederkehrende Reparaturen, die vor allem mit der massiven Steinkuppel zusammenhingen. Ihre Hauptlast mussten die acht Innenpfeiler im Kirchenschiff aufnehmen, entgegen der Meinung George Bährs, der auch von einer Lastverteilung über die Außenmauern ausging. Für die Innenpfeiler war jedoch zu weicher Sandstein und schlechtes Fugenmaterial benutzt worden. Der Druck des Kuppelhalses führte zu Stauchungen und somit zu einem verminderten Zusammenwirken der einzelnen Tragglieder der Kirche. Der entstandene Schub auf die Hauptgesimszone ließ Risse in den Kapitellzonen der Pfeiler entstehen. 1735, nur ein Jahr nach der Weihe der Frauenkirche, mussten die Pfeiler mit Eisenklammern und Verputz instand gesetzt werden. Beim Bau der Kuppel bis 1736 wurden eiserne Ringanker eingezogen, um deren Stabilität zu erhöhen.
Während des Siebenjährigen Krieges beschoss die Artillerie der preußischen Armee die Kuppel, die Kriegshandlungen ließen erst 1765 eine Reparatur zu. Wieder wurden die Pfeilerschäfte durch Klammern und Bandagen gesichert, um eine weitere Senkung der Kuppel zu verhindern. 1820/21 wurde die erste Außensanierung durchgeführt, bei der Pflanzen entfernt, das Mauerwerk neu verfugt und teilweise lose Steine gesichert wurden. Das Eindringen von Feuchtigkeit und die mangelnde Beheizung der Frauenkirche schadeten dem Holzbestand, der 1844 zum Teil erneuert werden musste. Weitere Sanierungen folgten unter anderem 1861, jedoch wurde das Grundproblem der auseinandertreibenden und absinkenden Kuppel nicht gelöst.
Die Innenpfeiler, eigentlich aus reinem Sandstein bestehend, mussten immer mehr durch den Einbau von fremdem Material unterstützt werden. Dazu kamen häufige Reparaturen an den Kapitellen und Pfeilerschäften, weil diese aus dem Lot gerieten. Besonders ab 1930 wurden Stahlbänder in die Pfeiler eingebaut, von denen einige bei der Trümmerberäumung wiedergefunden wurden. Des Weiteren setzte man vielfach Stahlanker ein, deren Wirkung jedoch gering war.
Das ist alles sehr interessant. Bitte löschen!
Glaube nichts; egal wo Du es gelesen hast oder wer es gesagt hat; nicht einmal wenn ich es gesagt habe; es sei denn, es entspricht deiner eigenen Überzeugung oder deinem eigenen Menschenverstand. Der Fuchs ist Schlau und stellt sich dumm; bei den Gläubigen ist es genau andersrum!
Interessant, dass Bausünden grundsätzlich zur modernen Architektur gehören.
Das übliche "Kitsch"-Argument, "Disneyland" hast du noch vergessen.
Was ist denn gegen eine (orginalgetreue) Rekonstruktion einzuwenden? Deiner Logik nach müsste man alle Häuser verfallen lassen, denn wenn das Dach kaputt ist, dann muss es ja neu gemacht werden, aber das geht nicht, weil man damit einen "unhistorischen" Zustand erschaffen würde. Wo blieben denn die "Spuren der Geschichte"?
Also lieber verschimmelte Wände und abbröckelnder Putz als eine Renovierung?
Geändert von Feldmann (03.09.2013 um 11:21 Uhr)
Wie immer kommt es drauf an, wie in diesem Fall Bausünden gedeutet werden.
Dieses auf den Punkt: Gefällt mir, Gefällt mir nicht! zu bringen, stellt meines Erachtens eine Reduktion dar, die nicht der Sachlage und Problematik gerecht wird.
Schaut man sich das Gehry-Haus an, dann fällt auf jedenfall ein interessanter Aspekt der Baugestaltung und somit des Wohnens, bzw Umfeldes auf, der zwar nicht jedem gefällt, aber dennoch gedankliche, assozialtive und somit auch innovative Kreativität auslösen soll und kann. In dieser Richtung gibt es ja im übrigen schon weitere, alte und gesetzte Beispiele, wie die Architektur Hunderwassers und Gauris beispielsweise anschauungsvoll zeigt.
Aber Bausünden können vielschichtig sein, und sie machen sich ja recht oft gerade an der gestalterischen Planung am Menschen vorbei, fest. So waren und sind ja gerade urbane Trabantenstädte, meist in den 70ern erschaffen ein beredtes und warnendes Beispiel für solch Wohn- und Lebenskatastrophen, wo der Mensch vereinnahmt und dann sich selbst überlassen wird, und wo der Mensch dann schlußendlich entsozialisiert wird und verkümmert und verroht. Beispiele gab und gibt es genug dafür. Allerdings wurden ja schon etliche dieser Fehlplanungen entsprechend entsorgt und stattdessen neue, menschlichere Wohnumfelder geschaffen.
Bausünden - sind meines Erachtens auch aktuell die Schaffung von Verkaufs-, Freß-, und Vergnügungszentren auf der grünen Wiese, die die Städte leergefegt haben, wie auch die gleichzeitige Umsiedelung der Menschen ins Stadtumfeld, wo somit auch die Innenstädte veröde(te)n, und mehr und mehr an - vor allen gewachsener - Attraktivität verloren haben.
Aber die Leute, also viele Menschen wollen wieder, wie Studien und Umfragen aufzeigen, zurück in die Städte, was allerdings mittlerweile zu Problemen führt, denn so einfach läßt sich der über Jahrzehnte hinweg gewachsene Prozess der innerstädtischen Verödung nicht rückgängig machen.
Überdies kommt noch ein weiteres hinzu, was allerdings auch geflissentlich übersehen wird. Migranten, Ausländer, wie auch immer, vor allen jene, die bereits in der 2., 3. Generation hier leben, brechen vermehrt aus ihrem, hier traditionellen, Ghettoisierten Wohnumfeld aus, und gehen in die Innenstädte, kaufen da Häuser, um sie dann in familiäre Wohnbereiche umzuwandeln, meist mit Geschäftsanbindung in vorhandenen Geschäftsräumen. Diese sind zwar oft genug noch eher einseitig, aber es zeigt sich schon, daß der Weg weg vom Döner-Reisebüro-Hochzeitskleider-Geschäft führt, und eine allgemeinere Infrastruktur anbietet. Das wird sich ausweiten und vertiefen und so werden sich die Innenstädte verändern. Man sieht es jetzt schon, daß beispielsweise auch Leben wieder auf der Straße, im Umfeld von Häusern und Wohnungen stattfindet. Das überhaupt nicht künstliche Treffpunkte einer theoretisch-abstrakten interaktiven Kommunikation notwendig sind, sondern das auch schon ein paar, aus dem Haus auf die Straße gebrachte Stühle reichen, sich zusammenzusetzen.
Das ist das, was in der Zukunft sich verstärken wird, und in 15, 20 Jahren die Innenstädte viel mehr prägen wird, als wie wir uns dieses jetzt vorstellen können.
Und wer ists gewesen? Bausündenbauer, Wirschaftliches Interesse, jene, die den Geist der 70er, 80er und 90er erkannten, die Sehnsucht der Städter, sich an der Peripherie, auf dem Land niederzulassen und dort auch, mobil, quasi vor der neuen Haustür in Tempeln des Konsums und Versorgung einzukaufen, zu essen, und zu bummeln, - halt Geschäfte gucken.
Bausünden sind vielfältig, und sie sollten sich im wesentlichen wenn als solche definiert, an der sozialen Brauchbarkeit festmachen. Aussehen, Gestaltung ist da eher ein weniger nützliches Instrument, sie als solche auszumachen.
Aus diesen Aspekten heraus, auf Grund diesem bin ich im übrigen auch dafür, Bausünden abzureißen, und vor allen den Raum nutzbringender, ansprechender, wirksamer zu nutzen.
Es gibt die Bauten, die für die Zukunft, für die Generationen gebaut sind, sei es zwecks aktiver Verwendung, oder auch der Erinnerung segen, und es gibt jene, die Zeitgeistig dynamisch aufgebaut, benutzt und dann wieder entsorgt zu werden, um Platz für das kommende Neue zu schaffen.
Gruß
Islam --> Jihad --> Islamisten Terror
Ueberzeugung --> Konzept --> Implementierung.
Bergauf und gegen den Wind, formen den Charakter.
Hurra, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat!
Ich war im Februar dieses Jahres 4 Wochen auf Wyk auf Föhr. Was man in 90er Jahren dort an Strand bzw. Strandnähe gebaut hat, gehört abgerissen.
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