Im Auge des Betrachters.
Filme im Gespräch
Guten Morgen,
angeregt durch den „Welchen Film habt ihr Euch zuletzt angeschaut?“ Themenstrang, eröffne ich ein neues Thema, wo Interessierte sich zunächst einmal ganz allgemein über Filme unterhalten können.
Wer will, der stelle gerne Filme, Filmszenen, Betrachtens –und Bedenkenswertes zum Thema Film (was immer es sei ) vor und erläutere(!) seine Gedanken dazu.
Aus einer solchen Vorstellung mag sich dann eine Diskussion entfalten bzw. ein Gespräch zustande kommen, oder auch nicht.
Bitte verzichtet ganz allgemein auf wenig informative Einzeiler oder Filmlinks mit einem „Super Film“ oder „Was für ein Unfug“ als einzigem Kommentar.
Ich mache mal den Anfang und stelle zwei Filmszenen vor, die meines Erachtens exemplarisch für das Scheitern des jeweiligen Films, aus dem sie entnommen sind, stehen:
Aus Alfred Hitchcocks „Die Vögel“:
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Ausgangslage: Unsere Hauptcharaktere werden im Haus von wilden, mörderischen Vogelschwärmen belagert. Während Mitch als männlicher Macher und Beschützer wie ein Berserker alles verrammelt und vernagelt und alle in schrecklicher Sorge der schlimmen Dinge harren, die draußen auf sie warten mögen, hört Blondchen Geräusche aus dem Obergeschoss, die verdächtig nach Flattern oder Scharren klingen, jedenfalls klingen sie wie etwas, das da nicht sein sollte.
Als moderne selbstbewusste Frau mutig genug, alleine den Dingen auf den Grund zu gehen und ohne den anderen ihre Wahrnehmung mitzuteilen, schnappt sie sich eine Taschenlampe und steigt bedeutungsschwanger die Treppe hinauf ins dunkle Obergeschoss. Sie öffnet behutsam eine Tür und sieht –oh Graus!- ein großes Loch im Dach. Bei all den Vögeln da draußen! Zu Hilfe! Sie sind bereits im Zimmer!
Blondschopf schlüpft geschwind ganz ins Zimmer und schlägt leider in ihrer Panik die Tür hinter sich zu. Gelähmt vor Schock lässt sie die unablässigen Attacken der Mördervögel schwach mit den Armen fuchtelnd minutenlang über sich ergehen, achtet aber dabei darauf ihr Gesicht nicht abzuwenden.
So versucht sie also die zugefallene Tür mit einer Hand hinter ihrem Rücken wieder zu öffnen, was ihr –der Macht sei Dank- schließlich auch gelingt.
Als ich den Film jüngst wieder anschaute platzte es an dieser Stelle aus mir heraus; ich lachte schallend laut auf. Zugegeben, zu diesem Zeitpunkt war ich bereits nicht mehr in der Hand des Regisseurs; die (jedenfalls für mich) notwendige Film-Trance war längst verflogen, wenn denn überhaupt je vorhanden.
Im Scheinwerferlicht stehen dann nicht mehr die Charaktere und ihre jeweiligen Motivationen, denn die dem Betrachter entfremdeten Figuren bewegen sich offenbar eh‘ wie willenlose Holzpuppen am Faden des Meisters, während ihre Motivationen schlicht unglaubwürdig bleiben, sondern der Regisseur selbst und seine Motive geraten in den Fokus des nicht hypnotisch gebundenen Betrachters.
Das ist der Tod eines Films.
Ganz ähnlich liegt der Fall bei meinem zweiten Beispiel, nur ist dieses noch viel schlimmer:
Aus Ridley Scotts „Prometheus“:
Leider konnte ich keinen vollständigen Ausschnitt im Netz finden, also behelfe ich mir mit einem bewegten Bildchen und einem Trailer, der ein kurzes Schlaglicht auf die angesprochene Szene wirft:
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Ausgangslage: Während der sündhaft teuren Expedition zu einem fremden Planeten, wo die Menschen mit ihren außerirdischen Schöpfern in Kontakt treten wollen, haben sich zwei Wissenschaftler verlaufen und sind aufgrund eines heftigen Sturmes draußen gezwungen, über Nacht in den unheimlichen Gewölben eines offenbar nicht natürlich entstandenen unterirdischen Systems auszuharren, bis am nächsten Morgen Hilfe zu ihnen gelangen kann.
An Bord des Raumschiffs, der „Prometheus“, erkennt der Kapitän anhand der Sensoren, dass nicht weit von den versprengten Wissenschaftlern eine unbekannte Lebensform existieren muss. Er teilt dies den beiden mit, wünscht ihnen noch eine gute Nacht und entfernt sich aus dem Kommandoraum. In ihrer Kajüte wartet nämlich schon Charlize Theron und ein geiles Nümmerchen in ihrer Koje.
Inzwischen entdecken Laurel und Hardy in einer feuchten, kalten Kammer der ausserirdischen Unterwelt tatsächlich ein unbekanntes fremdes Wesen, das verdächtig einer bedrohlich aufgerichteten irdischen Kobra gleicht, nur noch gefährlicher.
Stan, ganz entzückt oder vollkommen unter Hirnschock, streckt seine Arme aus um liebevoll mit dem Alien-Kobrakätzchen zu schmusen und es zu liebkosen.
„Komm Musch, Musch…“
Es kommt natürlich, wie es kommen musste und…
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Nun ist „Prometheus“ so voller Dummfug (welcher Betrachter hat nicht spätestens beim Abnehmen der Helme aufgehört, dem Film insgesamt seine Handlung abzunehmen?), dass es sich kaum lohnt, ins Detail zu gehen, aber als abschreckendes Beispiel dafür, wie man einen Film ins Lächerliche zieht, taugt unsere Alienkobra-Szene allemal.
Immer auf der Suche nach guten Filmen, grüßt Euch
Rabenfeder