„Columbo“

**Leila** · 26.01.2014, 20:14

Ja, der „Kottan“. – Jene Filme fand ich traurig (heute würde man sie „schräg“ oder sonstwie nennen). Sie sind jedoch fern jeglicher Realität. Witzlose Komödien.

Die Gestalt des „Columbo“ gefiel mir deshalb, weil mir viele Menschen begegneten, die sich genauso verhielten wie er.

Eine meiner Bekannten verlautbarte bei jeder Gelegenheit, die sich ihr darbot, mit wichtiger Miene, keine Zeitungsleserin zu sein. Einmal von mir beim Zeitungslesen ertappt, sprach sie zu mir: „Ich bin gerade beim Bündeln“ (beim Zusammenschnüren eines nicht vorhandenen Zeitungsstapels). Wäre ich Columba gewesen, dann hätte ich mit dem Nachdenken und Nachfragen angefangen. – Diese meine Liebe schlug jede meiner Einladungen aus, fehlte aber an keiner meiner Einladungen.

Ich kenne viele solche verschämt-unverschämte oder unverschämt-verschämte Menschen. Ihnen gilt meine ganze Zuneigung. Ich liebe sie von ganzem Herzen und weiß aus Erfahrung, daß ich auf sie zählen und mit ihnen rechnen kann, wenn meine vornehme Fassade wieder einmal abbröckelt. – Nicht daß ich Lebensfrohe schon heute um Trauergäste werben möchte …

Mein seliger Vater gab meinem Bruder eine kluge Anweisung, die auch ich bis zum heutigen Tag befolgte: „Setze Deinen Anker und überwinde Deinen Ekel!“

**Leila** · 13.08.2014, 01:43

Noch ein Wort von mir zu dieser TV-Serie.

Ich gucke sie heute noch mit großem Vergnügen und bin den Verantwortlichen der TV-Sender für deren Wiederholung dankbar.

Was ich an Columbo so sehr schätze, ist alles das, was mich vor ihm ekelt: Seine visuelle Erscheinung zum Beispiel, die auf meiner Ästhetikskala keinen Punkt bekommt. Ach, wie hasse ich solch verlotterte Gestalten, die unentwegt an den Mutterinstinkt appellieren! – Ich kannte eine Frau, die ihrem Gemahl, der ein liederlicher Gemeindepräsident war, auf der Dorfstraße hinterhereilte, um ihm seine Krawatte nachzureichen. – Einem solchen Typen würde ich, wenn er mich auf der Straße anbettelt, eine Münze zuwerfen und ansonsten wortlos an ihm vorübergehen, in der der Hoffnung, nicht weiterhin von ihm belästigt zu werden. Und würde er als Kriminalkommissar Einlaß in mein Haus verlangen (weil er mich für eine Mörderin hält), dann müßte er vor meiner Haustür stehenbleiben und nach kurzem Wortwechsel kehrt machen und dahin gehen, woher er gekommen ist. Denn einen, der meine Haustürglocke in den höchsten Tönen lobt, um alsbald etwas von seiner Frau zu erzählen, würde ich auf Anhieb für einen Verrückten halten, den es brüsk abzuwimmeln gilt. Mit aller Wucht würde ich ihm die Haustür vor der Nase zuschlagen.

**tommy3333** · 15.08.2014, 19:22

Genial finde ich an seiner Rolle, dass sein verlotteretes Äußeres selbst wieder "nur" Maskerade des Inspektors in ihm ist, um den Täter, den er schon frühzeitig in Verdacht hat, unvorsichtig und leichtsinnig werden zu lassen.