Im Fall des SPD-Politikers Sebastian Edathy wurde die Durchsicht der Kundenliste eines kanadischen Kinderporno-Rings abgebrochen, nachdem ein führender Mitarbeiter des Bundeskriminalamts in der Liste entdeckt worden war. Das erfuhr die „Bild“-Zeitung vom Donnerstag aus Ermittlerkreisen. Demnach blockierte die Spur des
BKA-Beamten Karl-Heinz D., dem der Erwerb von kinderpornografischem Material nachgewiesen wurde, monatelang weitere Ermittlungen.
Die Kundenliste war im November 2011 beim Bundeskriminalamt eingegangen. Im Februar 2012 übernahm die Staatsanwaltschaft Mainz die Ermittlungen zum BKA-Spitzenbeamten, der später einen Strafbefehl akzeptierte und daher nicht vor Gericht musste. Nach eigenen Angaben entdeckte das BKA den Namen Edathys auf der Liste erst im Sommer 2012.
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach, nannte das Vorgehen des Bundeskriminalamts „mehr als merkwürdig. Man sollte vom BKA erwarten, dass nach einem solchen Treffer erst recht weiter geforscht wird“.
BKA-Beamter kandidierte für SPDNach Informationen der „Bild“-Zeitung war der BKA-Mann D. Top-Fahnder für internationale Verfahren unter anderem in Sachen Drogen und Menschenhandel. 2009 soll der 58-Jährige für die
SPD als Kandidat im Gemeinderat seiner Heimatstadt Ingelheim angetreten sein.
Dem BKA zufolge sei nicht auszuschließen, so das Blatt, dass Sebastian Edathy bei einer Führung durch das BKA im Jahr 2009 auch dem Fahnder Karl-Heinz D. begegnet ist. Die Führung fand unter anderem auch in der BKA-Abteilung von D. statt.