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Gehirnnutzer
Ich habe nicht gewonnen. Und nun zu dem, worauf ich hinaus will.
Nun, das Jahr ist so oder so irrelevant, denn Lottogewinne sind nicht einkommenssteuerfrei, in keinster Weise. Einnahmen, die einkommenssteuerfrei sind, sind im Einkommenssteuergesetz klar definiert, nämlich in den §§ 3 und 3b des [Links nur für registrierte Nutzer]. Die Mühe, die Paragraphen durchzulesen, kannst du dir sparen und mir vertrauen wenn ich dir sage, du wirst weder den Begriff Lottogewinn noch den allgemeinen Begriff Glückspielgewinn finden.
Lottogewinne sind nicht einkommenssteuerpflichtig und das ist ein großer Unterschied zu einkommenssteuerfrei.
Den Unterschied erkläre ich dir gleich, aber sicherlich wirst du dich fragen, was das ganze mit unserem Thema zu tun hat. Nun unser Steuerrecht ist durch seine komplexen Ausnahmeregelungen etc. pp. sehr kompliziert, jedoch kann komischerweise die Anwendung und damit auch wie ein Gesetz funktioniert, jedem Ottonormalverbraucher den Umstand näher bringen, das ein Gesetz zwar klar definiert ist und klare Aussagen trifft, aber der Ottonormalverbraucher aber oft etwas anderes über das was das Gesetz meint und bewirkt wahrnimmt, als es tatsächlich der Fall ist.
Kleine Anmerkung nebenbei, was unser Steuerrecht kompliziert macht sind die Regelungen der Höhe.
So und nun zur Erklärung wie man bestimmt ob Einkommenssteuer zu zahlen ist:
1. Zunächst bestimmt man, ob eine Person überhaupt Einkommenssteuer zahlen muss. Rechtlich ausgedrückt ob er einkommenssteuerpflichtig ist. § 1 EStG besagt, wer einkommenssteuerpflichtig ist und wer nicht.
Es wird zunächst bestimmt ob jemand Einkommenssteuer zahlen muss, nicht ob er tatsächlich welche zu zahlen hat.
2. Jetzt wird überprüft ob die Einnahmen, die die steuerpflichtige Person hatte, einkommenssteuerfrei sind. §§ 3, 3b EStG. Wenn sie aufgeführt sind, ist hier Schluß.
3. Sind die Einnahmen gemäß den unter 2. genannten Paragraphen nicht einkommenssteuerfrei, so folgt die Zuordnung zu den 7 Einkunftsarten (§ 2 Absatz 1 EStG) und die Besteuerung.
Jetzt ist die Frage aber offen, warum bei Lottogewinnen keine Einkommenssteuer gezahlt, obwohl sie nicht einkommenssteuerfrei sind. Ganz einfach, Lottogewinne kann man nicht den 7 Einkommensarten zuordnen.
Nur Einnahmen, die den Einkunftsarten zuordnungsbar sind, sind einkommensteuerpflichtige Einnahmen, die besteuert werden.
Einkünfte, die weder einkommenssteuerfrei sind, noch den Einkunftsarten zuzuordnen, bezeichnet das Gesetz als nicht steuerbar, was bedeutet, diese Einnahmen unterliegen nicht der einkommenssteuerpflicht, jedoch könnte sich eine Steuerpflicht aus anderen Gesetzen ergeben oder Umstände eintreten, die eine Zuordnung zu den Einkunftsarten möglich macht.
Eine solche Möglichkeit der nachträglichen Zuordnung ergibt sich aus [Links nur für registrierte Nutzer].
Nun du könntest theoretisch versuchen durch Lotto-Spielen deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, damit wären die Nachhaltigkeit und die Gewinnabsicht nach diesem Paragraphen gegeben. Praktisch ist das so gut wie unmöglich, aber eine andere Art von Glücksspielgewinnen ist davon betroffen. Ein professioneller Pokerspieler muss seine Pokergewinne auf Grund § 15 Absatz 2 versteuern.
Trotz aller Klarheit bei den Gesetzen, stimmen unsere Vorstellungen als Ottonormalverbraucher über die Wirkung und die Bedeutung eines Gesetzes nicht immer mit der tatsächlichen Wirkung und Bedeutung eines Gesetzes überein, jedoch deuten wir die Gesetze nach unseren Vorstellungen.
Kommen wir noch mal auf die Deutungshoheit zurück, sie muss manchmal sein. Nehmen wir das Pokerspiel von eben. Das Gesetz sagt, Pokergewinne können bei professionellem Spiel einkommenssteuerpflichtig sein, aber es macht keine Aussage darüber, wann Pokerspiel professionelles Pokerspiel ist. Damit aber Rechtssicherheit darüber herrscht, muss das bestimmt werden. Der Gesetzgeber kann nicht für jeden eventuellen Fall und jede Kleinigkeit Gesetze schaffen, denn dann würde das Recht noch unübersichtlicher werden, als es jetzt schon ist. Jetzt kommt die Deutungshoheit der Richter ins Spiel, sie setzen dann durch ihre Rechtsprechung dann eine Bestimmung.
Steuerrecht gehört zur täglichen Arbeit eines Buchhalters und auch wenn ich nur Hobbyspieler bin, man beschäftigt sich mit den Fragen und sucht sich Informationsquellen.
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Das nur, damit du nicht glaubst, ich erzähle dir hier einen vom Pferd.