Über seine Einführung wurde im Stadtrat heftig gestritten: Heute, fast sieben Jahre später, ist der Frauenbadetag im Nürnberger Nordostbad nicht mehr wegzudenken.
Er wird vor allem von muslimischen Frauen genutzt, die nicht mit Männern schwimmen wollen. Sie wünschen sich mehr eigene Badetage.
(Moslemweib) sitzt mit hochgezogenen Knien auf der Bank. Sie trägt eine Hasema, schwarze Badekleidung. Ihre Haare stecken unter einer Kapuze, nur Gesicht, Füße und Hände sind nackt. Die 22-Jährige verhüllt sich vom Kopf bis zum Knöchel, obwohl die Frauen an diesem Nachmittag unter sich sind.
Sie fühle sich wohler so und besser vor neugierigen Blicken geschützt, sagt sie. Wenn es nach der Medizintechnik-Studentin ginge, würden die bodentiefen Fenster zur Straße hin mit Vorhängen verhängt. Damit auch wirklich niemand ins Bad schauen kann. „Ich fühle mich gestört, wenn mich Männer so sehen“. Draußen, auf der Straße, trägt sie Kopftuch.
Die Stadt wollte ausdrücklich keinen Badetag ausschließlich für Musliminnen schaffen. In der Praxis hat er sich jedoch fast dazu entwickelt. 90 Prozent der Besucherinnen seien muslimisch, schätzt der Schichtleiter im Schwimmbad.
(Moslemweiber) planschen im Schwimmerbecken. Manche im Bikini, andere ganz verhüllt oder mit Träger-Oberteilen und in Hosen, die wie Radlerhosen oder Leggins aussehen. „Wir gehen aus religiösen Gründen nicht dahin, wo Männer sind“, sagen sie unisono. Das ist für sie ein unumstößliches Gesetz. Viele wünschen sich auch in anderen Nürnberger Bädern einen Tag nur für Frauen. Sogar im Urlaub buchen viele Hotels mit getrennten Schwimmbecken für Männer und Frauen.
Es gehe schon „sehr speziell“ zu am Frauenbadetag, sagt eine Bademeisterin. „Wir sind die bösen Bademeister!“, ergänzt ihre Kollegin lachend. Manchmal müssen sie in die Rolle der Spielverderberinnen schlüpfen. Denn ohne kulturelle Konflikte gehen die Badetage nie über die Bühne.
Als es einmal nicht so rundlief im Nordostbad, mussten Dolmetscherinnen ran. Sie erklärten den Besucherinnen die Badeordnung. Dazu gehört auch, dass sie keine Picknickkörbe mitbringen dürfen.
Probleme gibt es gelegentlich, wenn Frauen mit Leggins schwimmen wollen. „Da sagen wir nein“, erklärt der Schichtleiter. „Denn das hat ja auch eine Wirkung auf andere. Die denken dann, die will hier ihre Wäsche waschen.“
Die Zahl der Besucherinnen, die offensichtlich keinen muslimischen Hintergrund haben, kann man an diesem Nachmittag an zwei Händen abzählen.
Zwei ältere Damen stecken am Beckenrand die Köpfe zusammen und mustern ihre Geschlechtsgenossinnen kritisch von oben bis unten. „Ganzkörper-Kondome“ nennen sie die Burkinis, die auf Türkisch „Hasema“ heißen. Wie man sich von Kopf bis Fuß verhüllen kann, obwohl keine Männer da sind, leuchtet ihnen nicht so recht ein. „Wenn das alles so rumbaumelt, das zieht doch runter“, vermuten sie. Ihre Sache wäre das nicht, nein, sagen sie und schütteln den Kopf.
Quelle: Nordbayern [Links nur für registrierte Nutzer]