Ein bißchen Spaß muß sein. Wenn man den geistigen Verfall des Landes und die vollkommene Verkommenheit der politischen Kaste und ihrer (oft) schlechtbezahlten Lohnschreiber ausblendet, kann man sich köstlich amüsieren: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Toleranteste im Land?
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[Das] offizielle Plakat zum 23. Lesbisch-Schwulen Stadtfest [sorgt] in der Community für Verärgerung und Distanzbekundungen.Wir geben zurück in die angeschlossenen Irrenhäuser.Auf dem Plakat sind zwei innig küssende Frauen skizziert, von denen die eine einen schwarzen und lichtdurchlässigen Körper- und Kopfschleier trägt. (...) Seit 1993 läutet das Lesbisch-Schwule Stadtfest in Schöneberg jeden Sommer die Aktionswoche mit Veranstaltungen und den Demonstrationen zum Christopher Street Day (CSD) ein (...) Bemängelt werden [auf dem Fest] regelmäßig das Fehlen lesbischer und transidenter Sichtbarkeit sowie eine Dominanz „weißer Szeneleute“, die Menschen mit nicht mehrheitsdeutschem Hintergrund strukturell ausschließe.
Ein integrativer Bezug auf Vielfalt sähe anders aus, meinen zumindest die VertreterInnen der lokalen queeren Organisationen von und für Menschen mit Migrations- und Rassismuserfahrung. Hier fühlt man sich alles andere als angesprochen. „Eine merkwürdige Logik“ erkennt Senami Zodehougan insbesondere in der Verbindung des Mottos, das „Ungleiche“ anspricht, und des aktuellen Plakatmotivs. „Es geht offensichtlich um den größtmöglichen Unterschied und das ist scheinbar dann das Kopftuch“, begründet die Netzwerkkoordinatorin von Diskriminierungsfreie Szenen für alle! bei der Beratungsstelle GLADT - Gays und Lesbians aus der Türkei e. V. ihr Unbehagen.
Hinsichtlich der Frage, inwiefern die Kombination „lesbisch“ und „Kopftuch“ überhaupt den Realitäten oder Bedürfnissen der avisierten Zielgruppe entspreche, weist Zodehougan die „oberflächliche und plakative“ Gleichsetzung von Muslima und Kopftuch als „nicht unproblematisch“ zurück.
Oberster Kritikpunkt für Netzwerk wie Verein, den Zodehougan in dieser Frage auch vertritt, sei jedoch, „dass die Vorstellung weißer Szeneleute da unglaublich oberflächlich und verkürzt ist. Man ist offenbar überhaupt nicht in Kontakt mit People of Colour, Muslimen oder MigrantInnen in dieser Szene.“
Auch LesMigraS sieht Grenze des Erträglichen erreicht - und sagt seine diesjährige Teilnahme am Stadtfest ab. In Ersterem erkennt der Antidiskriminierungsbereich der Berliner Lesbenberatung eine „Praxis, andere nach eigenen (stereotypen) Vorstellungen darzustellen, statt sie selbst zu Wort kommen zu lassen“, und verurteilt den Versuch, Menschen mit Migrationsgeschichte als „Vorführfiguren“ zu instrumentalisieren. Die Zeichnung ziele auf Lesben und Muslima als Publikum - die gemeldeten Realitäten sexistischer und rassistischer Vorfälle auf dem Fest (!) fänden aber nur unzureichend Eingang in die Planungen der Veranstalter, das Fest für alle sicher zu gestalten, so das Fazit von LesMigraS nach wiederholten Auseinandersetzungen mit den OrganisatorInnen.
Zuletzt war Mitte Mai das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo in der Community in die Kritik geraten. Weil dieses zum alljährlichen Kiss-in am Internationalen Tag gegen Homophobie nach Kreuzberg und Wedding aufgerufen hatte - ohne sich vorher mit lokalen, migrantisch organisierten LGBT-Organisationen abzusprechen, wie GLADT in einer via Facebook veröffentlichten Stellungnahme monierte. „Grundsätzlich macht man sowieso alles falsch für GLADT, gerade wenn man weiß, männlich und schwul ist, vor allem beim Thema Rassismus“, meint dagegen Veranstalter Sucka. Direkten Kontakt hatten beide Seiten vor circa sechs Jahren. Damals wurden Beschwerden laut, auf dem Stadtfest seien Rechte und Rassisten unterwegs gewesen.
Aufgabe: Zähle die im Text vorkommenden Organisationen, Beratungsgruppen etc. Leben alle von Deinem Geld und hacken sich gegenseitig die Augen aus.