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Thema: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von Rhino
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    ojehh Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Ich hab mich erst gefragt, ob ich es bei Philosophie reinstellen sollte, fand dann aber das es besser zu Geschichte passt, weil eben mehr geschichtliches angesprochen wird, als die abstrusen Theorien der Frankfurter Schule.

    "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Neues aus dem Nachlass von Herbert Marcuse zum 30. Todestag
    Von Peter Leusch
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    Der Philosoph Herbert Marcuse. (AP Archiv)
    Als Jude und Linksintellektueller aus Hitlerdeutschland in die USA emigriert, entschloss sich der Philosoph Herbert Marcuse, einen geistigen Beitrag zur Bekämpfung der nationalsozialistischen Herrschaft zu leisten. Für das "Office of Strategic Services" verfasste er Beiträge über die "neue deutsche Mentalität".
    "Der Nationalsozialismus hat die Denk- und Verhaltensmuster des deutschen Volkes dermaßen verändert, dass sich die traditionellen Methoden der Gegenpropaganda und Umerziehung als unzulänglich erweisen. Die Deutschen orientieren sich gegenwärtig an gänzlich anderen Werten und Maßstäben, und sie sprechen eine Sprache, die sich von den Ausdrucksformen der westlichen Zivilisation wie auch von denen der einstigen deutschen Kultur grundlegend unterscheidet."

    Mit dieser These über eine "neue deutsche Mentalität" beginnt der gleichnamige Aufsatz Herbert Marcuses aus dem Kriegsjahr 1942. Der Philosoph hat sich entschlossen, an der Seite der Alliierten einen geistigen Beitrag zur Bekämpfung der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland zu leisten, gegen ein Regime, das ihn als Juden und Linksintellektuellen 1934 aus der Heimat vertrieben hatte.

    "Herbert Marcuse war nach seiner Emigration in die USA zuerst in Kalifornien, musste dann von dort nach Washington und schloss sich da dem Office of Strategic Services an. Das war ein Forschungsunternehmen, das die amerikanische Regierung eingesetzt hatte, um herauszufinden, wie sich der Nationalsozialismus in diesem Maße in der deutschen Bevölkerung verankern konnte. Und im Rahmen dieser Organisation des OSS erarbeitete Marcuse zusammen mit anderen, über 400 Exilierten, die dort in den USA lebten, die sogenannten Deutschlandanalysen. Das waren Untersuchungen über die Zusammenführung der Bürokratie, der Ökonomie und der Politik. Das waren auch Mentalitätsuntersuchungen."

    Der Frankfurter Publizist Peter Erwin Jansen ist Herausgeber der Nachlassschriften Herbert Marcuses. Der erweiterte Band fünf "Feindanalysen. Über die Deutschen" enthält Marcuses Nationalsozialismusstudien. Der Nationalsozialismus, schreibt Marcuse wörtlich, "kann als typisch deutsche Form der Technokratie, das heißt, als nationalsozialistische Anpassung der Gesellschaft an die Erfordernisse der Großindustrie begriffen werden."

    Das klingt zunächst wie der gängige marxistische Erklärungsansatz, der Faschismus letztendlich auf Kapitalismus zurückführt. Aber was bei Marcuse konkret folgt, ist eine neuartige Kritik der Denkweise. Die unter dem Nationalsozialismus herrschende Mentalität hat die Vernunft eines Immanuel Kant gleichsam halbiert, nur ihre technische Seite, so Marcuse, wurde verwirklicht, als eiskalte Logik entlang der Frage: Mit welchen Mitteln kann ich Zwecke optimal erreichen? - Die moralische Seite der Vernunft jedoch wurde abgeschnitten.

    "So heißt zum Beispiel ein Kapitel 'Moral verschwindet in Technologie'. Das heißt, alles was an Werten und Normen im Zeitalter der Aufklärung entstanden ist und sich entwickelt hat, das wurde von den Nationalsozialisten kanalisiert, in eine pragmatische Richtung. Das heißt, alles, was an moralischer Instanz eine Gesellschaft zusammenhalten kann, hat sich verflüchtigt in das, was Marcuse 'Matter of factness' nennt, reine Tatsachen. Beispiel: Marcuse spricht davon, dass die Menschen im NS-Deutschland eher den Nazis glaubten, dass es ihnen materiell besser geht, und hinter diesem materiellen Bessergehen verschwand jede Art von moralischem Gefüge."

    Die Deutschen hätten die Idee der Freiheit und die Werte der christlichen Moral gegen materielle Sicherheit eingetauscht. Hatte Hitler, so glaubten die Zeitgenossen, sie nicht von der Arbeitslosigkeit befreit? Entstanden sei, so Marcuse, eine Geisteshaltung zynischer Sachlichkeit. Diese Diagnose lässt an Adolf Eichmann denken, von dessen mörderischem Wirken Marcuse freilich noch nichts wusste. Der Schreibtischtäter Eichmann hat die KZ-Vernichtungsmaschinerie des jüdischen Volkes entworfen und organisiert, ohne sich über die moralische Begründung jemals Gedanken zu machen.

    Marcuses These von der Herrschaft der Technokratie benennt allerdings eine allgemeine Fehlentwicklung der Moderne: Spezifisch für den Nationalsozialismus ist jedoch, dass er dieser gewissenlosen kalten Rationalität seine irrationalen Mythen, sprich seine Ideologie aufpfropft. Peter Erwin Jansen:

    "Er spricht davon, dass der Mythos, den die Nationalsozialisten versucht haben, den Menschen nahe zu bringen, dass dieser Mythos - die Blut- und Bodenideologie, das Völkische, das Arische, das Reine -, dass dieser Mythos alle anderen menschlichen Verhaltensweisen oder mentalen Strukturen vereinnahmt hat; und alle Werte und Normen, die in anderen Bereichen erkämpft wurden, und sich entwickelt haben, außen vor lässt."

    Die Arbeit Marcuses und der anderen blieben nicht nur Theorie. Sie mündeten in Empfehlungen für die Praxis. So entstanden sogenannte Guides, Handbücher für die Propagandafront während des Krieges und für die Politik im besetzten Deutschland danach.

    Die Gruppe um Marcuse gelangte zu überraschenden Schlussfolgerungen für eine Gegenpropaganda: Moralische Appelle und Demokratieversprechen seien wirkungslos, denn "die Sprache der Tatsachen sei das Einzige, was die Deutschen verstünden". Marcuse:

    "Zum Glück gibt es genügend Tatsachen, die der Realität des Nationalsozialismus entgegengehalten werden können. Die Produktionskapazität und das Kriegspotential der Alliierten, ihr Lebensstandard, ihre wirksame Kontrolle der Preise und Profite, die Art und Weise, in der sie die Arbeitslosigkeit besiegt und das Wirtschaftssystem ungestaltet haben, ohne die Arbeiterbewegung zu zerschlagen - all dies kann dem deutschen Volke auf eine Weise nahe gebracht werden, die die nationalsozialistischen Errungenschaften als das zeigt, was sie wirklich sind: Verbrechen."

    Der Einfluss der Wissenschaftler auf die amerikanische Regierung blieb freilich gering. Im aufziehenden Kalten Krieg ging sie insbesondere zum neomarxistischen Denker Marcuse auf Distanz. In einem späteren Interview meinte Marcuse, sie hätten praktisch umsonst gearbeitet.

    Aber sein eigenes Engagement und seine geistige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hatte sich mit Kriegsende keineswegs erledigt. 1946 unternahm er eine längere offizielle Reise nach Deutschland. Dabei besuchte er auch seinen ehemaligen Lehrer Martin Heidegger. Heidegger hatte sich 1933 in der berüchtigten [Links nur für registrierte Nutzer] zur nationalsozialistischen Bewegung bekannt, wohl in der verblendeten Annahme, er als Philosoph sei dazu berufen, wie es Habermas einmal ausdrückte, "den Führer zu führen".

    "Aus diesem Besuch ist ein Briefwechsel entstanden. Heidegger spricht von seinem Verhalten als einem Irrtum. Und Marcuse versucht ihm zu zeigen, dass ein Denker mit solch einem Anspruch in einer solchen Situation sich nicht einfach irren kann, und er versucht Heidegger dazu zu bewegen, wenigstens etwas zur Vernichtung der europäischen Juden zu sagen. Und Heidegger weicht aus, und sagt: Nun ja, was nach dem Krieg die Alliierten mit den Flüchtlingen gemacht haben, das sei im Prinzip dasselbe, wie das, was die Nazis mit den Juden gemacht hätten. Und darüber war Marcuse höchst empört, denn diese Art von unreflektierter Gleichsetzung konnte Marcuse nicht unwidersprochen stehenlassen und der Kontakt ist nach 1947 auch völlig abgebrochen."

    Marcuse ging für immer zurück in die USA und wurde zum Vordenker der Studentenrevolte, insbesondere mit seinem Buch "Der eindimensionale Mensch", wo er die These der Technokratie weiterentwickelt, nun mit kritischem Blick auf die moderne amerikanische Gesellschaft.

    Quelle: [Links nur für registrierte Nutzer]
    Da sieh mal einer an. Der Frankfurter Schulapostel Herbert Marcuse in den Diensten alliierter psychologischer Kriegfuehrung. Ich vermute da steckt noch einiges mehr dahinter! Auch die Umerziehung wurde von denen mit vorbereitet.

  2. #2
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Rhino Beitrag anzeigen
    Für das "Office of Strategic Services" verfasste er Beiträge über die "neue deutsche Mentalität"."Der Nationalsozialismus hat die Denk- und Verhaltensmuster des deutschen Volkes dermaßen verändert, dass sich die traditionellen Methoden der Gegenpropaganda und Umerziehung als unzulänglich erweisen. Die Deutschen orientieren sich gegenwärtig an gänzlich anderen Werten und Maßstäben, und sie sprechen eine Sprache, die sich von den Ausdrucksformen der westlichen Zivilisation wie auch von denen der einstigen deutschen Kultur grundlegend unterscheidet."
    Wenn das die Grundlage seiner Theorie bzw seines Wirkens darstellt, dann klingt das für mich sehr nach "hier müssen wir richtig heftige Dinge auffahren zur Umerziehung. Nicht kleckern - klotzen".
    Ohne Friedensvertrag und ohne Verfassung wird sich in Deutschland nichts ändern
    Das Volk steht auf, der Sturm bricht los. (Karl Theodor Körner - 1813)
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  3. #3
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Textor Beitrag anzeigen
    Wenn das die Grundlage seiner Theorie bzw seines Wirkens darstellt, dann klingt das für mich sehr nach "hier müssen wir richtig heftige Dinge auffahren zur Umerziehung. Nicht kleckern - klotzen".
    Indirekt wird das damit gesagt. Dem Marcuse seine lieben Freunde waren ja auch nicht nur beim OSS. Die waren auch sonst in der Propaganda und psychologischen Kriegsfuehrung taetig.
    Man denke an Billy Wilder, der fuer die Amerikaner in Buchenwald einen Hetzfilm drehte. Oder die "Kampfgruppe Rosenberg", die als Teil der "Psychological Warefare Division" Gefangene vernahm. Nicht zu vergessen was Thomas Dodd, seines Zeichens Hauptanklagevertreter bei den "Nuernberger Prozessen", an seine Frau ueber den ethnischen Hintergrund seiner Mitarbeiter dort schrieb.

  4. #4
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Rhino Beitrag anzeigen
    Indirekt wird das damit gesagt. Dem Marcuse seine lieben Freunde waren ja auch nicht nur beim OSS. Die waren auch sonst in der Propaganda und psychologischen Kriegsfuehrung taetig.
    Man denke an Billy Wilder, der fuer die Amerikaner in Buchenwald einen Hetzfilm drehte. Oder die "Kampfgruppe Rosenberg", die als Teil der "Psychological Warefare Division" Gefangene vernahm. Nicht zu vergessen was Thomas Dodd, seines Zeichens Hauptanklagevertreter bei den "Nuernberger Prozessen", an seine Frau ueber den ethnischen Hintergrund seiner Mitarbeiter dort schrieb.
    Du meinst das über 70% des gesamten IMT Juden waren? Etwas überrepräsentiert bei einer solchen Sache aber sicherlich die richtigen um "fair" einen Prozess gegen Deutschland zu führen.
    Ohne Friedensvertrag und ohne Verfassung wird sich in Deutschland nichts ändern
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  5. #5
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Rhino Beitrag anzeigen
    ...Quelle: [Links nur für registrierte Nutzer]
    Da sieh mal einer an. Der Frankfurter Schulapostel Herbert Marcuse in den Diensten alliierter psychologischer Kriegfuehrung. Ich vermute da steckt noch einiges mehr dahinter! Auch die Umerziehung wurde von denen mit vorbereitet.
    Diese Tatsache ist schon länger bekannt.

    1942, 1944

    ”Behemoth” (Franz Neumann, Marcuse etc.), London – New York

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    1969

    Robert Steigerwald: Herbert Marcuses "dritter Weg", 1. Auflage, Akademie Verlag Berlin

    -» Herbert Hörz: "Intellektuelle Krieger. Herbert Marcuse & Co. und die US-Geheimdienste" (Neues Deutschland vom 17. Februar 2011).

    -» Artikel "Die Suche nach der Lücke. Der linke Vordenker Herbert Marcuse arbeitete jahrelang für US-Geheimdienste und Regierung" (Neues Deutschland vom 28. Mai 2010).

    -» "Herbert Marcuse? Kenne ich nicht. 35 Jahre nach 1968 streiken die Studierenden primär für das eigene Leben. Was sollen sie auch sonst tun?" (Neues Deutschland vom 22. Dezember 2003

    1986

    Frankfurter Schule, Weil, Horckheimer, Adorno, Bert Brecht, Marcuse: Ziele und Kritik:

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  6. #6
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Rhino Beitrag anzeigen
    .......Da sieh mal einer an. Der Frankfurter Schulapostel Herbert Marcuse in den Diensten alliierter psychologischer Kriegfuehrung. Ich vermute da steckt noch einiges mehr dahinter! Auch die Umerziehung wurde von denen mit vorbereitet.
    Und hier eine Fortsetzung:
    Vorspruch und Einleitung aus Neumanns BEHEMOTH 1942:



    „BEHEMOTH – The Structure and Practice of National Socialism”, Franz Neumann, London Victor Gollancz LTD, 1942

    Die jüdischen Intellektuellen, „Marxisten ohne Arbeiterklasse“, die trotzkistischen Umerzieher von der „Frankfurter Schule“, im amerikanischen Geheimdienst für psychologische Kriegsführung:

    Die angloamerikanische Politik orientiert sich hauptsächlich an den Lehren von den letzten Dingen, der jüdischen Eschatologie.
    Hier ein kleiner Auszug aus dem Vorwort der Geheimdienstschrift für psychologische Kriegsführung Behemoth von 1942, London – New York.

    Bemerkung zum Namen Behemoth
    In der jüdischen Eschatologie – babylonischen Ursprungs – sind Behemoth und Leviathan die Namen zweier Ungeheuer. Behemoth beherrscht das Land (die Wüste), Leviathan die See, Behemoth ist männlichen, Leviathan weiblichen Geschlechts. Die Tiere des Landes verehren Behemoth, die Tiere der See Leviathan als ihre Herren. Beide sind Ungeheuer des Chaos. Nach den apokalyptischen Schriften kehren Behemoth und Leviathan kurz vor dem Ende der Welt wieder. Sie werden eine Schreckensherrschaft errichten – aber Gott vernichtet sie. Anderen Versionen zufolge bekämpfen sich Behemoth und Leviathan unablässig, und schließlich werden sie sich gegenseitig umbringen. Dann ist der Tag der Gerechtigkeit gekommen. Die Tiere verzehren das Fleisch beider Ungeheuer bei einem großen Festmahl, das die Ankunft des Reiches Gottes ankündigt. Die jüdische Eschatologie, das Buch Hiob, die Propheten, die apokryphen Schriften der Bibel sind voll von Hinweisen auf diesen Mythos, der häufig unterschiedlich gedeutet und oft den politischen Umständen angepaßt wird. Der heilige Augustinus sah in Behemoth den Satan.

    Hobbes war es, der beiden, Leviathan und Behemoth, zur Popularität verhalf. Sein Leviathan ist die Analyse eines Staates, das heißt eines politischen Zwangssystems, in dem Reste der Herrschaft des Gesetzes und von individuellen Rechten noch bewahrt sind. Sein Behemoth oder das lange Parlament, in dem er den englischen Bürgerkrieg des 17. Jahrhunderts behandelt, schildert dagegen einen Unstaat, ein Chaos, einen Zustand der Gesetzlosigkeit, des Aufruhrs und der Anarchie. Da wir glauben, daß der Nationalsozialismus ein Unstaat ist oder sich dazu entwickelt, ein Chaos, eine Herrschaft der Gesetzlosigkeit und Anarchie, welche die Rechte wie die Würde des Menschen »verschlungen« hat und dabei ist, die Welt durch die Obergewalt über riesige Landmassen in ein Chaos zu verwandeln, scheint uns dies der richtige Name für das nationalsozialistische System:
    DER BEHEMOTH

    Vorwort zur ersten Auflage (1942)
    Das Manuskript wurde abgeschlossen, als Deutschland die Sowjetunion angriff; das Buch wurde fertiggestellt, als Deutschland, um sein Gesicht zu wahren, den Vereinigten Staaten den Krieg erklärte. Da der Autor nie an die Möglichkeit einer russisch-deutschen Kollaboration glaubte, und da der Krieg mit den Vereinigten Staaten – erklärt oder nicht erklärt – seit 1939 ein Faktum war, hatten die beiden Ereignisse keinen Einfluß auf das Buch.

    Jedoch haben sie, sogar schon während dies geschrieben wird, die innenpolitische Situation Deutschlands sowohl in militärischer als auch in psychologischer Hinsicht tief beeinflußt.

    Im Ersten Weltkrieg hatte Deutschland an zwei Fronten zu kämpfen, nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern seit 1917 auch psychologisch: die beiden Feinde waren der Bolschewismus und der Wilsonianismus.

    Die Niederlage Deutschlands im Jahre 1918 bedeutete den Sieg dieser zwei Doktrinen über den Semiabsolutismus des Kaiserreiches, und im schließlichen Wettstreit zwischen Demokratie und Bolschewismus blieb Wilsons »Neuer Friede« siegreich. Die heutige Konstellation ist fast dieselbe. Der Nationalsozialismus ist wieder dabei, einen psychologischen Zwei-Fronten-Krieg zu führen. Für die ältere Generation des deutschen Volkes ist Amerika immer noch das Land der unbegrenzten industriellen Möglichkeiten; es repräsentiert eine Lebensweise, die einer manipulierten und terrorisierten Kultur unendlich überlegen ist. Für große Teile der Arbeiter, seien sie Kommunisten oder nicht, ist Sowjetrußland die Verwirklichung alter Träume – dieses Mal mit einer militärischen Leistungskraft verbunden, die genau so groß und vielleicht sogar größer als die des Nationalsozialismus ist.

    Eine militärische Niederlage Deutschlands ist notwendig. Ob der Nationalsozialismus ohne eine militärische Niederlage zerschlagen werden kann, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich sicher: eine militärische Niederlage wird ihn auslöschen. Die militärische Überlegenheit der Demokratien und Sowjetrußlands muß dem deutschen Volk bewiesen werden. Die Ideologie des Nationalsozialismus steht und fällt mit seiner angeblichen Leistungskraft. Diese muß widerlegt werden. Eine Dolchstoßlegende wie 1918 darf sich nicht wieder erheben können. Mehr und bessere Flugzeuge, Panzer und Gewehre sowie eine vollständige militärische Niederlage werden den Nationalsozialismus im Bewußtsein des deutschen Volkes vernichten.

    Aber das genügt nicht. Der Krieg muß durch die Spaltung Deutschlands, die Trennung der großen Massen des Volkes vom Nationalsozialismus, verkürzt werden. Dies ist Aufgabe der psychologischen Kriegführung, die nicht von der Innen- und Außenpolitik der Gegner Deutschlands zu trennen ist. Psychologische Kriegführung ist nicht Propaganda; sie ist Politik. Sie besteht darin, dem deutschen Volk zu beweisen, daß militärische Überlegenheit durch eine Demokratie errungen werden kann, die keinen Anspruch auf Vollkommenheit erhebt, sondern vielmehr ihre Mängel eingesteht und nicht vor der langwierigen und mühsamen Aufgabe zurückschreckt, sie zu überwinden. Das ganze Buch hindurch habe ich mich bemüht, nur originale deutsche Quellen für meine Analysen, die sich von den gängigen Interpretationen des Nationalsozialismus häufig stark unterscheiden, zu benutzen. Die Einleitung ist nicht als eine Geschichte oder vollständige kritische Analyse der Weimarer Republik gedacht; sie versucht lediglich, die strukturellen Mängel ihres Systems aufzuzeigen.

    Die Idee zu dem vorliegenden Buch entstand während meines Studiums an der London School of Economics and Political Science, wo ich das große Vergnügen hatte, für drei Jahre zu arbeiten. Für viele Anregungen meines Freundes Harold J. Laski und von Professor Morris Ginsberg bin ich zu tiefem Dank verpflichtet.
    Mein Dank gebührt vielen Freunden, vor allem meinen Kollegen am Institut für Sozialforschung und dessen Leitern Max Horkheimer und Frederick Pollock. Mein Freund Herbert Marcuse ging einige Teile des Manuskripts durch; Otto Kirchheimer gab mir wertvolle Anregungen zu Fragen des Strafrechts; A. R. L. Gurland machte mir seine umfassende Kenntnis der deutschen Industrie zugänglich. Mein Freund D. V. Glass half mir in dem Abschnitt über Bevölkerungsprobleme. Mein früherer Assistent, Ossip K. Flechtheim, nunmehr Dozent an der Atlanta University, verwandte viel Zeit auf das Studium der Geschichte der Weimarer Republik. Professor E. J. Gumbel, heute an der New School for Social Research, überließ mir seine zahlreichen Publikationen über die Rechtsprechung in der Weimarer Republik.

    The Honorable Thurman W. Arnold, Assistant Attorney General der USA, gestattete mir freundlicherweise die Benutzung einer Denkschrift, die ursprünglich für ihn und die Vorträge über das deutsche Kartellsystem verfaßt worden war, welche ich 1938 und 1939 vor den Mitgliedern der Anti-Trust-Kammer hielt.

    Das Research Institute an Peace and Post-War Problems des American Jewish Committee *) gestattete mir freundlicherweise, meine Denkschrift über Deutschlands »Neuordnung« in das Buch mit aufzunehmen. Prozessor Robert M. Maclver ging das Schlußkapitel durch und gab mir eine Reihe wertvoller Anregungen. Professor Alfred E. Cohn vom Rockefeller Institute for Medical Research war so freundlich, mir eine Geldsumme für die Druckkosten zur Verfügung zu stellen. Redigiert wurde das Buch von den Herren D. V. Glass, M. I. Finkelstein und Norbert Guterman, die mir zusammen mit Felix Weil auch beim Lesen der Korrekturbögen behilflich waren.
    (folgen Quellen, benutzte Literatur)
    23. Dezember 1941 FRANZ NEUMANN
    ---------------

    *) Damit dürfte klar sein, was der letzte Satz der US-Reeducation für die Deutschen in „What to do with Germany“ wirklich bedeutet:

    “Uns ist die Aufgabe zugefallen, Frieden und Freiheit zu retten; Jene Freiheit, die am Berg Sinai geboren, in Bethlehem in die Wiege gelegt, deren kränkliche Kindheit in Rom, deren frühe Jugend in England verbracht wurde, deren eiserner Schulmeister Frankreich war, die ihr junges Mannesalter in den Vereinigten Staaten erlebte und die, wenn wir unser Teil dazu tun, bestimmt ist zu leben – all over the world!”
    (siehe auch Bibel, AT Micha Kap. 4)
    Gehöre zu den Scharen, die zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, immer schon hier waren!

  7. #7
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Textor Beitrag anzeigen
    Wenn das die Grundlage seiner Theorie bzw seines Wirkens darstellt, dann klingt das für mich sehr nach "hier müssen wir richtig heftige Dinge auffahren zur Umerziehung. Nicht kleckern - klotzen".
    Eigentlich nicht.

  8. #8
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Textor Beitrag anzeigen
    Du meinst das über 70% des gesamten IMT Juden waren? Etwas überrepräsentiert bei einer solchen Sache aber sicherlich die richtigen um "fair" einen Prozess gegen Deutschland zu führen.
    Noch schlimmer diese 70% waren zu einem grossen Teil Neu Amerikaner.Übersetzungen bei dem IMT,aus dem deutschen in den Sprachen der Sieger wurden von Juden gemacht,und man kann sich vorstellen das sie ihre Übersetzungen frei interpretiert haben
    Der FC Bayern München halten sich nicht für etwas besseres, sie sind es!

  9. #9
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von herberger Beitrag anzeigen
    Noch schlimmer diese 70% waren zu einem grossen Teil Neu Amerikaner.Übersetzungen bei dem IMT,aus dem deutschen in den Sprachen der Sieger wurden von Juden gemacht,und man kann sich vorstellen das sie ihre Übersetzungen frei interpretiert haben
    um so besser. dann hast du eine menge arbeit. kontrolliere den englischen oder französischen (oder möchtest du lieber russisch) mit den deutschen.

    laß uns wissen wo du fehler fandest, welche es sind und wieviel.
    anti-extrem

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von herberger
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    Standard AW: Herbert Marcuse: "Feindanalysen. Über die Deutschen"

    Zitat Zitat von Nomen Nescio Beitrag anzeigen
    um so besser. dann hast du eine menge arbeit. kontrolliere den englischen oder französischen (oder möchtest du lieber russisch) mit den deutschen.

    laß uns wissen wo du fehler fandest, welche es sind und wieviel.
    Lese kluge Bücher,das haben schon andere für uns gemacht,zum Beispiel den US Amerikaner Arthur Butz ein genialer Mann,der schrieb eine kleine Minderheit von Amerikanern haben in Nürnberg unsere Ehre in den Schmutz gezogen.
    Der FC Bayern München halten sich nicht für etwas besseres, sie sind es!

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