Zitat von
Alter Stubentiger
Warst wohl schon lange nicht mehr in Deutschland.
"Willkommen im deutschen Jahrhundert", titelt die europäische Ausgabe des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" in Schwarz-Rot-Gold. Der WM-Sieg steht aus Sicht der Autorin für eine typisch deutsche Verhaltensweise: "Erkenne ein Problem, analysiere es, löse es".
Nach dem frühen Ausscheiden der "Rumpelfüßler"-Elf bei der EM 2000 habe der DFB viel Geld in die Hand genommen und systematisch in die Ausbildung des Nachwuchses investiert, um 14 Jahre später den WM-Titel zu ernten.
Dieses Denken findet "Newsweek" auch in anderen Bereichen: Von der Elternzeit, die Väter den Anreiz gebe, sich familiären Pflichten zu widmen (ein System, von dem US-amerikanische Frauen nur träumen könnten), über die Agenda 2010 und die gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften (während diese sich im stagnierenden Frankreich an die Gurgel gingen) bis hin zu der gezielten Stärkung des industriellen Sektors, insbesondere des Mittelstands (während es in Großbritannien so gut wie keine Fabriken mehr gebe) - die Deutschen hätten ein außergewöhnliches Geschick, Probleme konsequent anzugehen.
"Flüster es leise: Es ist okay, Deutschland zu mögen"
Nicht alle würden so weit gehen, deswegen gleich ein "deutsches Jahrhundert" auszurufen. "Newsweek" ist aber in einem Punkt nicht allein: Viele internationale, insbesondere englischsprache Medien nahmen den WM-Titel zum Anlass, Deutschland zum Vorbild zu ernennen.
So erklärte der - auch sonst sehr deutschfreundliche - britische "Guardian" seinen Lesern wenige Minuten nach dem Ende des WM-Finales, der Titelgewinn bestätige "Deutschlands Überlegenheit in fast allen Belangen". Der "kranke Mann Europas" des Jahres 2000 habe sich neu erfunden, und das zumindest in Bezug auf die Arbeitsmarktreformen auf eine sanfte Art und Weise, verglichen mit Großbritannien.
[Links nur für registrierte Nutzer]