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Thema: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

  1. #1
    ... Benutzerbild von Encolpius
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    Standard Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Werte Forengemeinde!


    Wie ich in meinem [Links nur für registrierte Nutzer] bereits dargelegt hatte, verstehe ich mich als „reaktionärer Anarchist“. Dabei muss ich natürlich darauf hinweisen, dass ich Zuordnungen jeglicher Art eigentlich ablehne. Sämtliche Kategorien, wie „links“, „rechts“, oben, unten, anders- und drumherum, sind letztlich Schmarrn, da eigentlich jeder sowieso für sich seinen Standpunkt definiert. Ich unternehme aber einmal den Versuch meine, freilig vollkommen flexible, derzeitige Position darzulegen.



    Nun bin ich kein Mensch, der „ gesellschaftliche Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit“* befürwortet – Soviel einmal dazu...
    Ich bezeichne mich ja auch nicht als „Anomist“ sondern, mehr oder weniger, als „Anarchist“.


    *) [Links nur für registrierte Nutzer]


    Das heißt also, dass ich ganz persönlich diese doch sehr ungenaue Selbstbezeichnung gewählt habe, weil ich prinzipiell die Herrschaft von Menschen über Menschen und Hierarchie ablehne. Soweit so gut...


    Für mich persönlich führen institutionalisierte Macht und Autorität – also Herrschaftstrukturen, immer dazu, dass individuelle Freiheit unangemessen eingeschränkt wird, also über den eigentlichen Zweck, nämlich der Organisation eines funktionierenden Zusammenlebens, hinaus.
    Dabei ist es mir eigentlich ganz gleich, wie sich diese Herrschaft legitimiert – ob als G*ttesgnadentum, Geburtsrecht, Gewaltherrschaft oder Mehrheitswille.


    Nun ist der Mensch aber ein soziales Geschöpf und gemeinschaftliches Zusammenleben bedarf einer gewissen Organisation und bestimmten Regeln – einer Struktur und ja auch Autorität. Kann man diesen Widerspruch auflösen? Ich zitiere dazu Bakunin:

    Folgt hieraus, daß ich jede Autorität verwerfe? Dieser Gedanke liegt mir fern. Wenn es sich um Stiefel handelt, wende ich mich an die Autorität des Schusters; handelt es sich um ein Haus, einen Kanal oder eine Eisenbahn, so befrage ich die Autorität des Architekten oder des Ingenieurs. […] Aber ich erkenne keine unfehlbare Autorität an, selbst nicht in ganz speziellen Fragen; folglich, welche Achtung ich auch immer für die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit einer Person habe, setze ich in niemanden unbedingten Glauben. Ein solcher Glaube wäre verhängnisvoll für meine Vernunft, meine Freiheit und den Erfolg meines Unternehmens, er würde mich sofort in einen dummen Sklaven und ein Werkzeug des Willens und der Interessen anderer verwandeln. Wenn ich mich vor der Autorität von Spezialisten beuge und bereit bin, ihren Angaben und selbst ihrer Leitung in gewissem Grade und, solange es mir notwendig erscheint, zu folgen, tue ich das, weil diese Autorität mir von niemand aufgezwungen ist […]
    Ich neige mich vor der Autorität von Spezialisten, weil sie mir von meiner eigenen Vernunft auferlegt wird. […] Ich empfange und ich gebe, so ist das menschliche Leben. Jeder ist abwechselnd leitende Autorität oder Geleiteter. Es gibt also keine stetige und feststehende Autorität, sondern einen beständigen Wechsel von gegenseitiger Autorität und Unterordnung, die vorübergehend und vor allem freiwillig ist.

    Michail Bakunin
    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Das Unterordnen unter einer gewissen Autorität schränkt also keineswegs meine persönliche Freiheit ein, so lange dies vernünftig begründet, zeitweise und freiwillig geschieht.


    Jede Form gesellschaftlicher Ordnung hat für mich nur folgende Berechtigungen:



    • Sicherstellen des Lebens der einzelnen Menschen, einschließlich sämtlicher Grundbedürfnisse, die dazu notwendig sind
    • Bereitstellung von Strukturen zur Weiterentwicklung
    • Zusammenarbeit, soziale Bindungen und natürliches Streben



    Ich lehne jeglichen Zwang ab, der nicht natürlich begründet werden kann und lediglich künstlich individuelle Freiheiten einschränkt. Es gibt so viele Notwendigkeiten, die sich natürlich begründen lassen, dass ich schlicht nicht einsehen will, dass es Menschen gibt, die das noch komplizierter machen. Soetwas kann nur bedeuten, dass diese Menschen meinen, auf Kosten der Freiheiten anderer, einen Nutzen für sich verbuchen zu können. Ich habe nicht vor jemanden zu übervorteilen und das erwarte ich somit auch von jedem anderen.


    Außerdem lehne ich persönlich jede Form von Gewalt ab – also jede staatliche oder institutionelle Gewalt, oder Gewalt von Menschen gegenüber anderen Menschen. Die einzige Notwendigkeit, die Gewalt gegenüber anderen Menschen rechtfertigt, ist die Abwehr von Gewalt. Dies aber auch nur in der unmittelbaren Form und mit geeigneten Mitteln, um diese unmittelbare Gewalt zu beenden, aber nicht darüber hinaus.


    Letztlich verstehe ich also unter „Anarchismus“ die Herrschaft der Vernunft, in Form der Einsicht in die Notwendigkeit, um als Individuen zu überleben und zu leben, als Menschen zusammenzuleben und uns weiterzuentwickeln.


    So nun zu den „reaktionären“ Anteilen meiner Weltsicht...


    Man versteht ja allgemein unter reaktionären Menschen, dass sie gegen den Fortschritt sind, rückwärtsgewandt und bestrebt „alte Ordnungen“ wieder herzustellen. Das trifft auf mich persönlich ganz und gar nicht zu, denn ich bin absolut für jeden Fortschritt, sofern es denn wirklich einer ist, nicht rückwärtsgewandt, solange keine nützlichen Dinge als „überwunden“ gelten, und „alte Ordnungen“, soweit diese Herrschaftsformen bezeichnen, möchte ich sicherlich nicht wieder haben – das versteht sich, denke ich, von selbst.


    Im allgemeinen bin ich für Tradition, solange sie, wie das Sprichwort besagt, nicht nur die Asche aufbewahrt, sondern das Feuer weitergibt. Nicht alles was als hergebracht gilt ist auch „überkommen“. Und nur weil etwas den Anspruch erhebt der Vernunft zu entsprechen, weil es natürlichen Prinzipien folgt, heißt das noch lange nicht, das dem auch so ist.


    Zu dieser Thematik schlage ich unbedingt die Lektüre von N. G. Dávila vor.


    [Links nur für registrierte Nutzer]


    In wirtschaftlichen Fragen neige ich großteils zu S. Gesell.


    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Im Großen und Ganzen gilt aber: Immer alles hinterfragen, besonders das, wovon man glaubt es nicht hinterfragen zu können, dürfen oder wollen. Keinem Dogma folgen und keine Autoritäten unhinterfragt anerkennen, vor allem nicht diejenigen, die dies allerdings verlangen. Den eigenen Weg finden, zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zum Schöpfer – diesem Weg dann folgen. Getreu meinem Motto:


    Das Notwendige erkennen, den Aufwand minimieren und nach ganzheitlicher Erfüllung streben!


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit...

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Captain_Spaulding
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Zitat Zitat von Encolpius Beitrag anzeigen
    Werte Forengemeinde!


    Wie ich in meinem [Links nur für registrierte Nutzer] bereits dargelegt hatte, verstehe ich mich als „reaktionärer Anarchist“. Dabei muss ich natürlich darauf hinweisen, dass ich Zuordnungen jeglicher Art eigentlich ablehne. Sämtliche Kategorien, wie „links“, „rechts“, oben, unten, anders- und drumherum, sind letztlich Schmarrn, da eigentlich jeder sowieso für sich seinen Standpunkt definiert. Ich unternehme aber einmal den Versuch meine, freilig vollkommen flexible, derzeitige Position darzulegen.



    Nun bin ich kein Mensch, der „ gesellschaftliche Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit“* befürwortet – Soviel einmal dazu...
    Ich bezeichne mich ja auch nicht als „Anomist“ sondern, mehr oder weniger, als „Anarchist“.


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    Das heißt also, dass ich ganz persönlich diese doch sehr ungenaue Selbstbezeichnung gewählt habe, weil ich prinzipiell die Herrschaft von Menschen über Menschen und Hierarchie ablehne. Soweit so gut...


    Für mich persönlich führen institutionalisierte Macht und Autorität – also Herrschaftstrukturen, immer dazu, dass individuelle Freiheit unangemessen eingeschränkt wird, also über den eigentlichen Zweck, nämlich der Organisation eines funktionierenden Zusammenlebens, hinaus.
    Dabei ist es mir eigentlich ganz gleich, wie sich diese Herrschaft legitimiert – ob als G*ttesgnadentum, Geburtsrecht, Gewaltherrschaft oder Mehrheitswille.


    Nun ist der Mensch aber ein soziales Geschöpf und gemeinschaftliches Zusammenleben bedarf einer gewissen Organisation und bestimmten Regeln – einer Struktur und ja auch Autorität. Kann man diesen Widerspruch auflösen? Ich zitiere dazu Bakunin:




    Michail Bakunin
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    Das Unterordnen unter einer gewissen Autorität schränkt also keineswegs meine persönliche Freiheit ein, so lange dies vernünftig begründet, zeitweise und freiwillig geschieht.


    Jede Form gesellschaftlicher Ordnung hat für mich nur folgende Berechtigungen:



    • Sicherstellen des Lebens der einzelnen Menschen, einschließlich sämtlicher Grundbedürfnisse, die dazu notwendig sind
    • Bereitstellung von Strukturen zur Weiterentwicklung
    • Zusammenarbeit, soziale Bindungen und natürliches Streben



    Ich lehne jeglichen Zwang ab, der nicht natürlich begründet werden kann und lediglich künstlich individuelle Freiheiten einschränkt. Es gibt so viele Notwendigkeiten, die sich natürlich begründen lassen, dass ich schlicht nicht einsehen will, dass es Menschen gibt, die das noch komplizierter machen. Soetwas kann nur bedeuten, dass diese Menschen meinen, auf Kosten der Freiheiten anderer, einen Nutzen für sich verbuchen zu können. Ich habe nicht vor jemanden zu übervorteilen und das erwarte ich somit auch von jedem anderen.


    Außerdem lehne ich persönlich jede Form von Gewalt ab – also jede staatliche oder institutionelle Gewalt, oder Gewalt von Menschen gegenüber anderen Menschen. Die einzige Notwendigkeit, die Gewalt gegenüber anderen Menschen rechtfertigt, ist die Abwehr von Gewalt. Dies aber auch nur in der unmittelbaren Form und mit geeigneten Mitteln, um diese unmittelbare Gewalt zu beenden, aber nicht darüber hinaus.


    Letztlich verstehe ich also unter „Anarchismus“ die Herrschaft der Vernunft, in Form der Einsicht in die Notwendigkeit, um als Individuen zu überleben und zu leben, als Menschen zusammenzuleben und uns weiterzuentwickeln.


    So nun zu den „reaktionären“ Anteilen meiner Weltsicht...


    Man versteht ja allgemein unter reaktionären Menschen, dass sie gegen den Fortschritt sind, rückwärtsgewandt und bestrebt „alte Ordnungen“ wieder herzustellen. Das trifft auf mich persönlich ganz und gar nicht zu, denn ich bin absolut für jeden Fortschritt, sofern es denn wirklich einer ist, nicht rückwärtsgewandt, solange keine nützlichen Dinge als „überwunden“ gelten, und „alte Ordnungen“, soweit diese Herrschaftsformen bezeichnen, möchte ich sicherlich nicht wieder haben – das versteht sich, denke ich, von selbst.


    Im allgemeinen bin ich für Tradition, solange sie, wie das Sprichwort besagt, nicht nur die Asche aufbewahrt, sondern das Feuer weitergibt. Nicht alles was als hergebracht gilt ist auch „überkommen“. Und nur weil etwas den Anspruch erhebt der Vernunft zu entsprechen, weil es natürlichen Prinzipien folgt, heißt das noch lange nicht, das dem auch so ist.


    Zu dieser Thematik schlage ich unbedingt die Lektüre von N. G. Dávila vor.


    [Links nur für registrierte Nutzer]


    In wirtschaftlichen Fragen neige ich großteils zu S. Gesell.


    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Im Großen und Ganzen gilt aber: Immer alles hinterfragen, besonders das, wovon man glaubt es nicht hinterfragen zu können, dürfen oder wollen. Keinem Dogma folgen und keine Autoritäten unhinterfragt anerkennen, vor allem nicht diejenigen, die dies allerdings verlangen. Den eigenen Weg finden, zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zum Schöpfer – diesem Weg dann folgen. Getreu meinem Motto:


    Das Notwendige erkennen, den Aufwand minimieren und nach ganzheitlicher Erfüllung streben!


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit...
    Wie ich mir gedacht habe , zur Hälfte recht aufgeklärt und zur anderen Hälfte kindisch-pubertärer Schmarn.

    Du machst wie alle Anarchisten den Fehler den Menschen zu verklären: Der Mensch ist kein heilliges Wesen ,sondern ein Raubtier, sogar das gefährlichste und beste Raubtier ,das diesen Planeten je bevölkerte.
    Es wird unter Menschen immer Neid, Hass und Missgunst aber auch Liebe geben. Und genau deswegen wird es auch immer individuelle Konflikte unter den Menschen geben.
    Anarchismus ist nicht anderes als die Rückkehr zum Gesetz des Dschungels, dh. der Große frisst den Kleineren.

    Verstehe mich nicht falsch, für mich als Darwinisten ist diese Vorstellung sehr interressant, das würde auf jeden Fall eine sehr nützliche darwinistische Selektion ergeben, aber was versprichst du dir davon?
    Ich will dir nun nicht zu nahe treten, aber meiner Erfahrung nach sind überzeugte Anarchisten meistens 50 kg schwere Nerds, also ausgerechnet jene Menschen, die in dem Dschungel , den sie sich herbei wünschen , überhaupt keine Überlebenschance hätten.

    Erklärt wird diese kindische Utopie meistens mit der These, dass alle Gewalt unserer heutigen Zeit auf die angebliche Falschheit der menschlichen Zivilisation zurückzuführen ist. Ein fataler Irrtum, denn das Gegenteil ist der Fall, unsere Zivilisation macht die Menschen mit ihren Gesetzen friedlicher , indem sie sie dazu zwingt sich nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, so wie es eigentlich in ihrer Natur liegen würde.

    Ich zB wäre als relativ kräftiger Kampfsportler mit moderaten Schützenkenntnissen und extrem hoher Intelligenz bestens geeignet in deinem Dschungel zu überleben und zu gedeihen. Ich hätte ein riesiges Ackerland, ein Anwesen, 5 Frauen, 20 Kinder und 60 Kindeskinder.
    Und dazu jede Menge Sklaven, damit ich nicht selbst arbeiten muss.

    Was wäre mit dir?... Ich befürchte du wärst einer meiner Sklaven....

    mfg
    Captain Spaulding

  3. #3
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Das heißt also, dass ich ganz persönlich diese doch sehr ungenaue Selbstbezeichnung gewählt habe, weil ich prinzipiell die Herrschaft von Menschen über Menschen und Hierarchie ablehne.

    Dir ist schon klar, dass die Hierarchie sich in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht nur durchgesetzt, sondern auch bewährt hat?(Von großen Maßstäben bis hin zu kleinen)

    Das was du gerne hättest, davon haben schon die Russen geträumt.
    Weißt ja wie das ausgegangen ist.

    Wie Captain_Spaulding schon richtig geschrieben hat, würde jegliche Art von Anarchie nur mehr Gewaltherrschaft hervorrufen. Du kannst es umschreiben wie du willst, aber am Ende bedeutet Anarchie trotzdem reine Herrschaftslosigkeit. Vielleicht weißt du einfach nicht, was das bedeutet.

  4. #4
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Hallo Captain!

    Danke zuerst einmal für Deine Reaktion auf meine Ausführungen.

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Wie ich mir gedacht habe , zur Hälfte recht aufgeklärt und zur anderen Hälfte kindisch-pubertärer Schmarn.
    Welche Hälfte Dir als aufgeklärt scheint, kann ich mir halbwegs denken... Aber warum nur "recht"?
    Ich gebe allerdings zu mir eine gewisse Jugendlichkeit im Geiste bewahrt zu haben...

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Du machst wie alle Anarchisten den Fehler den Menschen zu verklären: Der Mensch ist kein heilliges Wesen ,sondern ein Raubtier, sogar das gefährlichste und beste Raubtier ,das diesen Planeten je bevölkerte.
    Es wird unter Menschen immer Neid, Hass und Missgunst aber auch Liebe geben. Und genau deswegen wird es auch immer individuelle Konflikte unter den Menschen geben.
    Anarchismus ist nicht anderes als die Rückkehr zum Gesetz des Dschungels, dh. der Große frisst den Kleineren.
    Den Menschen verklären? Um Himmels Willen! Ich habe, denke ich, ein recht reelles Menschenbild. Ich bin zwar Humanist, aber nicht dämlich.
    Konflikte gab es immer, gibt es und wird es geben. Da gibt es nichts zu diskutieren oder zu lamentieren. Punkt!
    Ich bin auch keiner von der Sorte, der einen "neuen Menschen" züchten will, um mit ihm diese Welten zu bevölkern...
    Mich treibt lediglich der Gedanke um, die Zahl der Konflikte und die Tragweiten derselben zu reduzieren, um den Faktor den herrschaftsbedingte Vorgaben und Umstände hervorrufen, fördern und transportieren.
    Du machst den selben Fehler, den viele andere auch machen - Du verwechselst Herrschaftslosigkeit mit Anomie.
    Ich schlage die Lektüre von Bakunin und Kropotkin vor, um von dieser Fehleinschätzung des anarchistischen Gesellschaftsbildes abzurücken.
    Mich gelüset es nicht so sehr nach einer "Zombieapokalypse" ohne Zombies (obwohl beim heutigen Zivilisationshausschw.... äh Menschen... wohl doch schon mit Zombies... naja...). Wobei:

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Verstehe mich nicht falsch, für mich als Darwinisten ist diese Vorstellung sehr interressant, das würde auf jeden Fall eine sehr nützliche darwinistische Selektion ergeben, aber was versprichst du dir davon?
    Ich als großer Anhänger der Eugenik könnte mich schon auch dafür erwärmen... hm... Sei es drum...

    Auf den Nerdquatsch gehe ich jetzt einmal nicht näher ein...

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Erklärt wird diese kindische Utopie meistens mit der These, dass alle Gewalt unserer heutigen Zeit auf die angebliche Falschheit der menschlichen Zivilisation zurückzuführen ist. Ein fataler Irrtum, denn das Gegenteil ist der Fall, unsere Zivilisation macht die Menschen mit ihren Gesetzen friedlicher , indem sie sie dazu zwingt sich nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, so wie es eigentlich in ihrer Natur liegen würde.
    Wieder dieser fehlerhafte Schluss, der lediglich darauf hinzuweisen imstande ist, dass sich der Rezipient nicht mit Anarchismus, als gesellschaftliche Frage, auseinandergesetzt hat.

    Mir geht es keineswegs darum, die Abwesenheit von Zivilisation herbeiführen zu wollen, dazu weiß ich ihre Vorzüge viel zu sehr zu schätzen. Mir geht es vielmehr darum, die Abwesenheit von Herrschaft anzustreben, um diese Vorzüge noch zu multiplizeren, ja zu POTENZIEREN!

    Stell Dir doch einmal vor, alle bereits errungenen technischen Fortschritte könnten genutzt werden, weil keine Institution sie mehr zurückhält, um die eigene Herrschaft zu sichern.

    Ich habe mir schon als Kind oft vorgestellt, wie das wohl wäre, so als König oder anderweitiger Herrscher und so... Also ich bin irgendwann darauf gekommen, dass ich eine Mischung aus Richard III und Salazar wäre...

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Ich zB wäre als relativ kräftiger Kampfsportler mit moderaten Schützenkenntnissen und extrem hoher Intelligenz bestens geeignet in deinem Dschungel zu überleben und zu gedeihen. Ich hätte ein riesiges Ackerland, ein Anwesen, 5 Frauen, 20 Kinder und 60 Kindeskinder.
    Und dazu jede Menge Sklaven, damit ich nicht selbst arbeiten muss.
    Reines Wunschdenken... Mein Dschungel? Mein Gesetz! Ich als ausgesprochener Technikfreak und Waffennarr würde erkannte Gefahren schnell ausschalten, möglichst noch bevor sie mir gefährlich werden können.

    Zitat Zitat von Captain_Spaulding Beitrag anzeigen
    Was wäre mit dir?... Ich befürchte du wärst einer meiner Sklaven....
    Als Sklave eigne ich mich ganz mies...

    Ich fürchte solltest Du in eine solche Verlegenheit kommen wäre:

    ...ein riesiges Ackerland, ein Anwesen, 5 Frauen, 20 Kinder und 60 Kindeskinder...
    ... recht schnell nicht mehr Deins, sondern meins. Und unter "Dschungelprämissen" kannst Du Dir sicherlich denken, was mit den letzten beiden Positionen dann geschehen würde.

  5. #5
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Hallo Genosse!

    Dank auch Dir für Deine Ausführungen.

    Zitat Zitat von Towarish Beitrag anzeigen
    Dir ist schon klar, dass die Hierarchie sich in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht nur durchgesetzt, sondern auch bewährt hat?(Von großen Maßstäben bis hin zu kleinen)
    Die Herausbildung von Hierarchien ist eine vollkommen natürliche Entwicklung in der Gruppendynamik. Und das Abschaffen von natürlichen Gegebenheiten, die sich noch dazu bewährt haben, liegt ganz und gar nicht in meinem Interesse.

    Probleme ergeben sich eigentlich nur, wenn Hierarchie zum Selbstzweck wird...

    Zitat Zitat von Towarish Beitrag anzeigen
    Das was du gerne hättest, davon haben schon die Russen geträumt.
    Weißt ja wie das ausgegangen ist.
    Der große russische Versuch ist in der Beurteilung schon faszinierend und zeigt recht gut auf, worauf ich eigentlich hinauswill. Prinzipiell aber eher auf das genaue Gegenteil dessen, was dort so praktiziert wurde.

    Zitat Zitat von Towarish Beitrag anzeigen
    Wie Captain_Spaulding schon richtig geschrieben hat, würde jegliche Art von Anarchie nur mehr Gewaltherrschaft hervorrufen. Du kannst es umschreiben wie du willst, aber am Ende bedeutet Anarchie trotzdem reine Herrschaftslosigkeit. Vielleicht weißt du einfach nicht, was das bedeutet.
    Und genau wie der Captain, machst Du den selben Fehler in der Einschätzung... Also siehe in meiner Antwort dazu. Ferner ist es ja ganz genau die HerrschaftsLOSIGKEIT auf die ich hinaus will und ich weiß recht gut, was ich meine, was das bedeutet.

    Gewaltherrschaft
    bei Herrschaftslosigkeit

    P.S.: Nettes Signaturbild!

  6. #6
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Wie bei anderen Ideologien auch stellt sich hier folgende Frage: Da die Anarchisten in der Minderheit sind, die Idee aber nicht neu, ist die Mehrheit offensichtlich zu doof, den Vorteil der Anarchie zu erkennen. Wie aber funktioniert Anarchie mit einer doofen Mehrheit?
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  7. #7
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Wie bei anderen Ideologien auch stellt sich hier folgende Frage: Da die Anarchisten in der Minderheit sind, die Idee aber nicht neu, ist die Mehrheit offensichtlich zu doof, den Vorteil der Anarchie zu erkennen. Wie aber funktioniert Anarchie mit einer doofen Mehrheit?
    Da hat jemand aber einmal den Casus Knacktus böse auf den Punkt beschrieben...
    Nur so viel, da ich die Demokratie ablehne, gebe ich einen feuchten Kehricht auf (manipulierbare) Mehrheitsmeinungen.
    Meine persönlich favorisierte Lösung läßt sich ganz einfach zusammenfassen mit "suum cuique".

  8. #8
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Demokratie? Das ist zu politisch. Ich seh's eher sozial, kulturell, ökonomisch, nämlich, dass der Anarchie ihre Grundlage wegbräche.
    Was geschieht über kurz oder lang mit einem System, wenn eine Mehrheit damit mehr schlecht als recht zurandekommt und ihr unbewusst, ein Teil sogar bewusst, entgegenarbeitet?
    Dann stehste nämlich irgendwann vor dem Problem, eine politische Autorität zu brauchen, die das System per Zwangsgewalt gegen die Mehrheit (oder eine starke) Minderheit schützt.
    Dein oben genannter Anarchismus scheitert dann, er muss zum Archismus werden.

    Zitat Zitat von Encolpius Beitrag anzeigen
    Da hat jemand aber einmal den Casus Knacktus böse auf den Punkt beschrieben...
    Nur so viel, da ich die Demokratie ablehne, gebe ich einen feuchten Kehricht auf (manipulierbare) Mehrheitsmeinungen.
    Meine persönlich favorisierte Lösung läßt sich ganz einfach zusammenfassen mit "suum cuique".
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  9. #9
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Demokratie? Das ist zu politisch. Ich seh's eher sozial, kulturell, ökonomisch, nämlich, dass der Anarchie ihre Grundlage wegbräche.
    Was geschieht über kurz oder lang mit einem System, wenn eine Mehrheit damit mehr schlecht als recht zurandekommt und ihr unbewusst, ein Teil sogar bewusst, entgegenarbeitet?
    Dann stehste nämlich irgendwann vor dem Problem, eine politische Autorität zu brauchen, die das System per Zwangsgewalt gegen die Mehrheit (oder eine starke) Minderheit schützt.
    Dein oben genannter Anarchismus scheitert dann, er muss zum Archismus werden.
    Wie soll man denn gegen ein System arbeiten bzw. damit nicht "zurandekommen", wenn es ein solches gar nicht gibt...

  10. #10
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Betrachtungen: Anarchismus vs. Reaktion?

    Zitat Zitat von Encolpius Beitrag anzeigen
    Wie soll man denn gegen ein System arbeiten bzw. damit nicht "zurandekommen", wenn es ein solches gar nicht gibt...
    Es gibt immer ein soziales, kulturelles, ökonomisches und rechtliches System, d.h. irgendwelche Regeln, Gepflogenheiten, Ansichten, Ansprüche, Interessenkoordinierungsinstrumente usw., an die man sich besser hält, um einen Ärger zu bekommen.
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

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