Du verwechselst "Kindereien" mit historischen Tatsachen. Ich weiß, was du meinst, und genau das sind "Kindereien", die die Wirklichkeit verleugnen!
Nein, wollen Sie heute nicht; aber darum geht's auch gar nicht. Ich habe nirgendwo gefordert, dass die Österreicher und die anderen, die sich an einer Deutschsprachigen Gemeinschaft beteiligen sollen, wenn Sie wollen, ihre Selbständigkeit aufgeben sollen oder müssen. Du müsstest Dich halt schon ein bisschen genauer mit diesem Vorhaben beschäftigen, bevor Du es kritisierst und dabei etwas unterstellst, das gar nicht Gegenstand des Vorhabens ist!
Man kann sich mit Vorstellungen aus dem Wolkenkuckucksheim nicht "genauer ... beschäftigen"! Zu einer "Deutschsprachigen Gemeinschaft" gehören alle deutschsprachigen Regionen in Europa bereits, egal, wie diese oder ob diese irgendwie noch enger kulturell verklammert wird.
Damit aber auch Du noch auf den Trichter kommst, folgende Zusammenfassung:
Die heutigen Staaten und Gemeinschaften des geschlossenen deutschen Sprachraums in Mitteleuropa sollen zu einer Deutschsprachigen Gemeinschaft (DSG) zusammengeführt werden. Diese DSG soll eine zwischenstaatliche Gemeinschaft und als solche ein gemeinsames Dach sein, das nur über öffentliche Zuständigkeiten verfügt, soweit sie ihm von den Mitgliedsstaaten und -Gemeinschaften einstimmig und ausdrücklich zugestanden werden ("Katalogzuständigkeiten"; d.h., nur was im Katalog steht, fällt in die Zuständigkeit der Gemeinschaft). Für alles andere bleiben die Mitgliedsstaaten und -Gemeinschaften zuständig - also ein strenger Subsidiaritätsgrundsatz. Der Zuständigkeitskatalog kann ebenfalls nur einstimmig geändert oder erweitert werden. Die einzelnen Mitgliedsstaaten und -Gemeinschaften können und werden Zuständigkeiten auf die Gemeinschaftsebene nur nach ihren jeweiligen eigenen verfassungsrechtlichen Regelungen übertragen.
Unter Mitgliedsstaaten und -Gemeinschaften verstehe ich ausgehend vom heutigen Rat für Deutsche Rechtschreibung (RDR) dessen Mitglieder (Deutschland, Österreich, (deutschsprachige) Schweiz, Liechtenstein, autonome Provinz Bozen-Südtirol und die (in Belgien verfassungsrechtlich anerkannte) Deutschsprachige Gemeinschaft in Ost-Belgien.
Die Politik des RDR soll es sein,
1. das Elsass, Fränkisch-Lothringen und Luxemburg ebenfalls als Mitglieder zu gewinnen,
2. die bisherige bloße Empfehlungszuständigkeit gegenüber den Mitgliedern in eine Regelungszuständigkeit mit Bindungswirkung zu entwickeln,
3. den Zuständigkeitskatalog über die Rechtschreibung hinaus schrittweise auf Pflege und Verteidigung der deutschen Sprache insgesamt auszudehnen, im weiteren Verlauf auch auf "annexe", d.h. mit der Sprache verbundene Angelegenheiten wie Bildung.
Die Frage, wie sich Gebiete in die DSG einfügen sollen, die unter fremdsprachiger Staatshoheit stehen (Elsass, Fränkisch-Lothringen), wird folgendermaßen beantwortet: Diese Gebiete und ihre politischen Organe müssen selbstverständlich die jeweiligen Staatshoheit und deren Gesetze achten und sind insoweit auch keiner Bindungswirkung gegenüber den Regelungen der DSG unterworfen; sie wirken aber gemäß diesen Regelungen auf die jeweilige Staatshoheit ein in Richtung des schrittweisen Erreichens von Zugeständnissen hinsichtlich einer Autonomie ein, die ihnen eine vollständige Bindung an die DSG-Regelungen ermöglicht.
Entsprechendes gilt für deutschsprachige Minderheiten in den Randgebieten des geschlossenen deutschen Sprachraumes, was ja in der Regel das Selbe ist wie Vorstehendes.
(s.o.)
Auch wenn du deine Vorschläge ständig wiederholst und persönlich toll findest, was ich ja verstehen kann, so muss ich dich doch leider enttäuschen: sie sind in der Realität und im Hinblick auf die Entwicklung Europas im 21. Jh. vollkommen irrelevant, man könnte auch sagen, damit du es endlich begreifst: dummes Zeug. Kaum ein Mensch wird sich dafür interessieren mit Ausnahme derer, die deutsche Reichsträume des 19. Jh.s immer noch nicht ausgeträumt haben; kein Staat wird an ein institutionelles, "zwischenstaatliches" Gebilde, an ein deutsches "gemeinsames Dach" mit "Autonomie"-Status, wie du es dir vorstellst, irgendwelche "öffentlichen Zuständigkeiten" von Bedeutung abgeben. Wozu auch? Von Fall zu Fall, wenn es im gemeinsamen Interesse einer kulturellen Erscheinung der deutschsprachigen Regionen, z. B. der gemeinsamen Sprache und ihrer Grammatik oder Rechtschreibung, liegt, werden geeignete Kommissionen gebildet - oder man setzt sich auf andere Weise ins Benehmen. Auf Dauer gibt es nichts weiter zu institutionalisieren, und eine temporäre "Institution" für kulturelle Fragen wird auch keine selbständige "Politik", und sei es nur im Bereich der Bildung, treiben dürfen! Europa besteht schon aus genügend staatlichen Instanzen, man braucht keine neuen, die sich zwischen die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten, wenigstens die mit Deutschen oder deutschen Minderheiten, schieben. Warum willst du das nicht begreifen? Und wenn du mir nicht glauben willst, dann geh' in die Welt und versuche, die Menschen von deiner Idee zu überzeugen. Du wirst dir dafür mehr als die wenigen dürren Sätze, die du ins Forum eingestellt hast, einfallen lassen müssen. Doch schon bald wirst du sehen, welchen Erfolg du für dich verbuchen kannst: keinen.
Es ist richtig, dass vom Deutschen Reich von 1871 - 1911/18 und natürlich erst recht von 1940 - 1945 die Chance verspielt wurde, Elsässer und Lothringer gleichberechtigt mit den anderen deutschen Ländern zu behandeln. Aber das ist doch hier gar nicht das Thema: Es geht darum, ob Frankreich sich heute an die Mindeststandards der Europarat-Abkommen für Minderheiten und Regionalsprachen-Schutz hält, und dass es das nicht tut, dürfte Allgemeingut sein. Elsässer und Niederlothringer arbeiten auch zunehmend für eine Anerkennung ihrer Regionalsprachen in Frankreich. Dazu unter zahlreichen anderen nur zwei Belege zur Auswahl:
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Nun, wenn sich Frankreich nicht an die Abkommen hält und die Minderheiten diskriminiert, warum bemüht dann niemand von diesen Minderheiten den Klageweg nach Europa?
Was nun das angebliche "Allgemeingut" anWissen betrifft, entnehme ich dem zweiten deiner Links folgende erhellende Darstellung:
(...) 1968 wird die René Schickele-Gesellschaft gegründet, die für eine zweisprachige Erziehung eintritt. In den folgenden Jahren entstehen neue Organisationen und Zeitschriften, die sich für die Förderung der Regionalsprache einsetzen. Eine langsame Bewusstwerdung tritt ein: die Idee, das Elsässische sei ein wertvoller Teil des Kulturerbes, gewinnt an Boden. Die Frage, ob es sinnvoll ist, Hochdeutsch zu lernen, stellt sich nicht mehr.
In den 70er Jahren haben sich die Generalräte des Haut-Rhin und des Bas-Rhin beim französischen Bildungsministerium, der Education Nationale, dafür stark gemacht, das Fach Deutsch schon ab der Grundschule einzuführen. Als im Zuge der Dezentralisierung das neue Gremium der Regionalräte gegründet wird, engagiert sich der elsässische Regionalrat an der Seite der Generalräte. 1991 sprechen sich die drei elsässischen Gebietskörperschaften für eine bilinguale deutsch-französische Früherziehung aus und bekräftigen so die Bemühungen privater Initiativen. 1992 beginnt die Education Nationale mit der Einführung des bilingualen Unterrichts. 1993 beschließt der Generalrat die Gründung einer Institution für die Förderung der Zweisprachigkeit, das Regionalamt für Zweisprachigkeit, das 1994 mit der Unterstützung der Generalräte gegründet wird. 2001 wird diese Institution umbenannt und heißt nun „Amt für Sprache und Kultur im Elsass“ – oder auch „S‘Amt füer Sproch und Kültür im Elsass“. Darin zeigt sich der Wunsch, eine noch engere Verbindung zwischen Regionalsprache und Regionalkultur zu schaffen.
Was deine Vorwürfe gegen das heutige Frankreich angeht: offensichtlich gehört es nicht zu deinem "Allgemeingut", wenigstens das Wenige zu wissen, was du verlinkst!
Und weiter geht es darum, ob sie die Möglichkeit haben sollten, sich an einer DSG zu beteiligen, wenn sie es wollen (ich habe nirgendwo jemals etwas anderes geschrieben und gefordert!).
Bevor Du also mir vorwirfst, in der Vergangenheit zu denken, was überdies nicht stimmt, kehre also erst einmal selbst vor Deiner Haustür!
Vor meiner Haustür ist es blitzblank!